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BD-Review #10: Defiance (Unbeugsam)
14. Dezember 2009Als ich von diesem Film das erste Mal einen Trailer im Kino sah, wußte ich, daß ich ihn über kurz oder lang sehen muß. Und das nicht nur, weil ich Daniel Craig als Schauspieler sehr schätze. Jetzt ist die reichhaltig bestückte Blu-ray endlich in meinem mini gelandet.
„Barmherziger Gott [...] Wir können nicht mehr beten, nicht mehr weinen.
Unser Blut fließt nicht mehr. Erwähle Dir ein anderes Volk. [...]
Gewähre uns nur noch einen Segen: Nimm das Geschenk unserer Heiligkeit zurück.
Amen.“
Unser Blut fließt nicht mehr. Erwähle Dir ein anderes Volk. [...]
Gewähre uns nur noch einen Segen: Nimm das Geschenk unserer Heiligkeit zurück.
Amen.“
Rabbi Shamon Haretz beim Begräbnis zweier Freunde
Details:
Sprachen | Englisch (DTS-HD HR 5.1), Deutsch (DTS-HD HR 5.1) |
Untertitel | Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Bildformat | 1080p HD Widescreen 1.85:1 |
Altersfreigabe | ab 12 |
Länge | 136 Minuten |
Extramaterial |
|
Beiheft | Kapitelauswahl, Schauspielerinformationen, Übersicht BD (8 Seiten) |
Film (4,5/5):
Hier wird die wahre Geschichte von Juden erzählt, die sich während des Zweiten Weltkriegs nicht in ihre Opferrolle ergeben, sondern sich erfolgreich gewehrt hatten. Als die Deutschen 1941 auf ihrem Rußland-Feldzug auch in Weißrußland die jüdische Bevölkerung verfolgt und ermordet hatten, retten sich die Gebrüder Bielski nach dem Massaker in ihrem Dorf in die nahegelegenen Wälder. Weitere Überlebende gesellen sich zu ihnen, so daß schnell eine kleine Gemeinschaft entsteht, die sich im Wald verschanzt und gelegentliche Ausflüge in nahe Ortschaften unternimmt, um Nahrung und/oder Medikamente zu besorgen. Tuvia (Daniel Craig), der Älteste der Bielski-Brüder, übernimmt die Führung der immer größer werdenden Gruppe und versucht weitestgehend ohne Gewalt auszukommen. Er beschließt auch, den Juden aus einem von der Räumung bedrohten Ghetto in Baranowicze die Möglichkeit anzubieten, aus dem Ghetto zu fliehen und sich der Gruppe anzuschließen. Diese Einstellung und solche Aktionen führen immer wieder zu Konflikten mit Tuvias jüngerem hitzigeren Bruder Zus (Liev Schreiber), der an den Nazis Rache für den Mord an seinen Eltern üben will. Aber Tuvia verteidigt sich und seine Stellung als Anführer entschlossen auch gegen Zus, so daß dieser sich bald nahen Sowjettruppen anschließt, die militärisch gegen die deutschen Besatzer vorgehen.
Tuvia versucht weiterhin, seine mehrere hundert Leute große Partisanengruppe gegen alle Gefahren von innen und außen zu schützen. Gerade in dem überaus harten Winter 41/42 hängt das Überleben aber oftmals am seidenen Faden. Offene Konflikte brechen aus. Zudem können die Deutschen im Frühjahr die Bielski-Gruppe aufspüren und wollen sie ausgerechnet am Tage des Passahfestes (traditionelles jüdisches Opferfest) mit allen Mitteln vernichten...
Das Leben schreibt eben doch die besten Drehbücher. Mir wie sicher vielen anderen auch war diese bemerkenswerte Episode aus der Zeit der Judenvernichtung nicht bekannt und sie ist wichtig genug und wahrlich wert, erzählt zu werden. Im Mittelpunkt stehen zum einen die Bielski-Brüder, die sich danach nie gedrängt hatten, die Umstände führten einfach zu ihrer Rolle. Zum anderen aber auch die Gemeinschaft, die sich um Tuvia Bielski schart, und versucht, einen modus vivendi inmitten von Hunger, Verfolgung und Gewalt zu finden. Eine Gemeinschaft, die ganz eigene soziale Aspekte setzt, teils unwillkürlich (etwa zeitweilige Lebensgemeinschaften mit "Waldehefrauen"), teils bewußt, indem etwa Frauen eine völlig neue Rolle ausfüllen, weil auch sie bewaffnet werden und so helfen, die Gemeinschaft gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Oder auch, weil Schwangerschaften strikt verboten werden, da die Kinder nach Ansicht Tuvias nicht genügend versorgt werden können.
Viele derjenigen, die an diesem Film mitgewirkt haben, sind selbst jüdischen oder halbjüdischen Ursprungs. Ergebnis ist ein intensiv gespieltes und inszeniertes Drama, das dem Zuschauer die Ereignisse in den weißrussischen Wäldern überzeugend nahebringt und ein Zeugnis von Menschlichkeit und Wehrhaftigkeit gleichermaßen ablegt, auch in wirklich hoffnungslosen Situationen. Daniel Craig verkörpert Tuvia Bielski bravourös mit allem Heldenmut und inneren Zweifeln, die diesen Mann charakterisieren. Wer hier James Bond hinter Craig sieht oder das übliche Hollywoodsche Heldenpathos, verleugnet seine schauspielerische Leistung. Dazu kommt die bewegende Filmmusik von James Newton Howard, welche die Spielweise und Instrumente der osteuropäischen Juden aufgreift und sich vorzüglich in das Geschehen einpaßt.
Bild (5/5):
War ich schon von den Waldaufnahmen in Pans Labyrinth angetan, dann muß ich sagen, daß Defiance hier die Meßlatte noch ein Stück höher legt. Die vorhandene Schärfe läßt die schwierig darzustellenden Verhältnisse etwa im Laub und am erdigen Waldboden wunderbar ausdifferenzieren. Ich hatte nie den Eindruck, daß hier etwas verschwimmt, außer, es ist perspektivisch gewollt. Auch die Darstellung im Schwarzbereich ist außerordentlich nuanciert, mehr kann mein Monitor wohl nicht mehr anzeigen. Leichtes Filmkorn ist vorhanden, was aber sehr gut zum Charakter des Films paßt. Referenzniveau.
Ton (4/5):
Die Handlung gibt schon eine Steilvorlage, um surroundtechnisch kräftig hinzulangen. Und tatsächlich pfeifen einem die Geschosse um die Ohren und das Rufen und Lärmen einer mehrhundertköpfigen Menge hält die einzelnen Kanäle ganz schön beschäftigt. Dennoch hatte ich das Gefühl, daß die allerletzte Konsequenz fehlt. Auch hätten Dialogsituationen manchmal noch etwas klarer herüberkommen können. Das Mäkeln findet aber auf recht hohem Niveau statt; ich würde mit Defiance nur nicht als Tonreferenz hausieren gehen wollen.
Wie immer beziehe ich mich auf die Originaltonspur, in die deutsche habe ich diesmal nicht einmal reingehört.
Extras (5/5):
Endlich mal liegen wesentliche Teile des Extramaterials in HD-Qualität vor. Neben dem, was man üblicherweise erwarten darf, ein ordentliches Making Of, Interviews (hier überschneidet sich aber leider Material) und Trailer, gibt es auch noch eine Galerie mit Porträtfotos der echten Überlebenden sowie einen sehr interessanten Bericht über die Kinder der Bielski-Brüder, von denen etwa Tuvias Tochter anfing, per Video die Geschichte ihrer Eltern, die sich im Wald kennen und lieben gelernt hatten, aufzurollen. Der Bezug zur tatsächlich erlebten Geschichte bekommt durch solche Beiträge eine ganz neue Qualität. Ein ebenfalls sehr interessanter Bericht über die Entstehung der Filmmusik, die mit Akteuren von Weltrang eingespielt wurde (London Symphony Orchestra und Stargeiger Joshua Bell), sowie Informationen zu den Schauspielern und ein Audiokommentar des Regisseurs Edward Zwick vervollständigen das vorbildliche Material.
Zudem liegt noch ein achtseitiges Heft bei, in dem immerhin nur zwei Seiten für Werbung mißbraucht werden. Darin sind neben der Kapitelauswahl ebenfalls noch mal Informationen zu den Schauspielern abgedruckt.
BD-Kaufbewertung: (***/***)
Eine wichtige Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, sehr gut erzählt und mit viel Einsatz und Können von den Schauspielern dargestellt - der Film alleine rechtfertigt eine Drei-Sterne-Empfehlung. Das tolle Bild und das wirklich sehr gute Bonusmaterial nehmen wir natürlich gerne mit und bedanken uns für diese Form des Geschichtsunterrichts. Klasse!
Trailer (HD, deutsch):
Trailer (HD, deutsch):
BD-Review #9: Transporter I-III
12. Dezember 2009Seit ich vor einiger Zeit das Crank Double Feature genossen hatte, habe ich Jason Stathams hochaufgelöste Bartstoppel richtig lieb gewonnen. Deswegen war die virusbedingte Auszeit vor kurzem die Gelegenheit, nun ein Transporter Triple Feature folgen zu lassen. Endlich kann ich dieser Darstellung des modernen Transportwesens im 21. Jahrhundert die gebührende Aufmerksamkeit widmen und sie hier Review, äh Revue passieren lassen...
Details:
Filme (4/5):
Frank Martin (Jason Statham), Ex-Elitesoldat im Ruhestand, ist Privatier auf seinem kleinen Chateau bei Nizza in Südfrankreich. Ordnung, Ruhe und Prinzipientreue sind die Eckpfeiler seines Daseins. Seine Adrenalinstöße holt er sich durch die Beschäftigung als professioneller Kurier - ein Geschäft, das er mit Präzision, Pünktlichkeit, Diskretion, korrekt sitzendem Anzug, formidablem Auto aus deutscher Produktion und dem strikten Einhalten von Regeln zuverlässig betreibt, weswegen er auch von eher halbseidenen Geschäftspartnern außerordentlich geschätzt wird.
Wir dürfen Frank bei der routinierten Abwicklung eines Transports von Bankräubern von Punkt A (die Bank) zu Punkt B (Übergabepunkt an zweites Fluchtauto) begleiten: 254 kg Transportgewicht, also drei Personen, waren der Deal. Aber nicht vier Personen, die sich am vorgesehenen Treffpunkt in sein Auto zwängten. Rule #1: "Never change the deal." Es fahren dann doch nur vereinbarte drei Personen mit und wir erleben gelassenes Hochgeschwindigkeitsfahren durch engste Gassen, kombiniert mit originellen Spritspartips wie das Wahrnehmen von Mitfahrgelegenheiten auf Autotransportern.
Der nächste Auftrag von Herrn, ja, wie heißt er denn?, oh ich vergaß, Rule #2: "No names." Also der nächste Auftrag, eine Tasche, 1,50m x 0,50m, 50 kg. Eine Reifenpanne führt zu unerwarteten und weitreichenden Folgen, denn beim Herausholen des Reserverads aus dem Kofferraum zeigt die Tasche ein außerordentliches Eigenleben. Rule #3: "Never open a package."
Da Frank aber im Grunde friedliebend und humanistisch gesinnt ist, bricht er zum ersten Mal eine Regel und versorgt den hübschen chinesischen Engel aus der Tasche mit Luft, Limonade und der Gelegenheit zur Pinkelpause. Das löst zahlreiche Verwicklungen aus, mit ebenso zahlreichen Explosionen von diversem Material und Behinderungen durch schießwütige und rauflustige böse Gesellen. Unterstützt wird er dabei vom lokalen Inspektor Tarkoni (François Berléand), im ersten Film klammheimlich, später offen und freundschaftlich verbunden.
Als großer Bösewicht im ersten Teil entpuppt sich der Vater unseres chinesischen Engels Lai (Shu Qi), der Menschenschmuggel im großen Stil betreibt. Man verrät nicht wirklich etwas, wenn man andeutet, daß dieser Schmuggelhandel am Ende nicht nach Plan abläuft, oder?!
Im zweiten Film "The Mission" läuft eigentlich dasselbe Schema ab. Wir lernen weitere Regeln kennen (Rule in the car #3: "Fasten seat belts", daran halten sich bei Franks Fahrweise selbst die Bösen). Die Handlung spielt aber in Miami, das Mädchen ist diesmal Ehefrau und heißt Audrey und der Bösewicht setzt biologische Waffen ein, um eine globale Konferenz zur Bekämpfung der organisierten Drogenkartelle viral zu sprengen. Franks Fahrkünste haben wahrlich ein höheres Niveau erreicht, die passende Überschrift lautet hier wohl: Über den Dächern von Nizza, nein, Miami... Es gibt noch etliche Explosionen, Verfolgungsjagden und wieder reichlich Gelegenheit für Frank, seine Martial Arts-Kenntnisse gegen zahlreiche Kämpfer anzuwenden. Auch Genießer der so ästhetischen rhythmischen Sportgymnastik kommen auf ihre Kosten, wenn Frank den virtuosen Umgang mit Feuerwehrschlauch statt Band zelebriert und dabei nicht nur Schleifen und Loopings in die Luft zaubert, sondern mit jedem Schwung effektiv Gegner um Gegner ausschaltet. James Bond dürfte neidisch sein.
Im dritten Film sind wir anfangs wieder zurück in Südfrankreich, Tarkoni spielt eine bedeutendere Rolle als noch im zweiten Film. Diesmal ist Valentina (Natalia Rudakowa) die weibliche Protagonistin, Kind aus begütertem ukrainischen Hause. Frank wird gegen seinen Willen zu einem neuen Auftrag gezwungen. Die Treue zu seinem Auftraggeber wird durch ein Armband mit Flüssigsprengstoff hergestellt, das explodiert, wenn er sich mehr als einige Dutzend Meter von seinem Fahrzeug entfernt. Das führt natürlich zu gewissen rasanten Entwicklungen. Ob die vertragliche legale Absicherung zur Entsorgung von höchst illegalen, hochgiftigen Abfällen durch Erpressung des zuständigen Ministers mit dem Leben seiner Tochter Valentina letztendlich klappt, laß ich hier mal offen
Produzent Luc Besson ("Der Profi", "Das fünfte Element") hat die Rolle von Frank dem guten Jason Statham wahrlich auf den Leib geschrieben. Eine Paraderolle für ihn, in der die Kunst des Autofahrens und fernöstliche Varianten des Nahkampfs perfekt und modern inszeniert sind. Wann ist das Steuern eines Fahrzeugs schon mal so dynamisch gezeigt worden? Nur bei den vielen Kampfszenen, in denen Frank von vielen Gegnern umringt/umzingelt ist, hatte ich doch ein déjà vu. Aber gut, Frank Martin, he is the One in der Kurierszene.
Es mag der Verdacht aufkommen, ich fände die Filme langweilig, da sie alle nach ähnlichem Strickmuster gemacht sind. Das muß ich aber entschieden zurückweisen, nein, prima unterhalten fühlte ich mich, der Actionfilm mit dem legitimen Nachfolger von Bruce Willis ist im 21. Jahrhundert endgültig angekommen und das lustvolle Brechen von Regeln hat nie so viel Spaß gemacht wie in dieser Filmreihe.
Bild (5/5):
Ich sprach eingangs von Jasons Bartstoppeln, sie sind wieder mal rasiermesserscharf geraten. Das Bild ist auf Referenzniveau, wir kennen jetzt die genaue Beschaffenheit des Straßenbelags in Südfrankreich, konnten aus großer Distanz alle Boote im Hafen zählen, wenn auch die Auflösung nicht mehr zum Entziffern der Bootsnamen reicht. Ich sehe die Qualität ähnlich wie bei Crank, nur absolute Überreferenzen wie Baraka können hier noch durchgängig ein besseres Bild zaubern. Herrlich, ich liebe Blu-ray, so sollten alle neuen Titel daherkommen.
Ton (5/5):
Spätestens für die Transporter-Filme wäre man auf die Idee für Surroundklang gekommen: es scheppert, kracht und explodiert auf allen Kanälen, die tonale Begleitung bei zahlreichen Autofahrten unterstützt bestens Bild und Inszenierung. Bemängeln könnte man hier höchstens, daß der erste Film im komprimierten Format daherkommt und die beiden anderen bei 5.1 stehen geblieben sind. Eine 7.1-Repräsentation würde sicher mancher mit entsprechender Anlage hier zu schätzen wissen.
Ansonsten sind Sprachen und Untertitel aufs Notwendigste beschränkt und mein kurzer Ausflug in die deutsche Synchronisation führt nur zur ausdrücklichen Empfehlung, diese zu meiden und das Rules Business im Original zu verfolgen. (Und ich frage mich auch, warum der deutsche Verleih sich nicht getraut hat, die Filmreihe "Der Kurier" zu nennen? Glauben die, das Wort kennt kein Deutscher?!)
Extras (4/5):
Soweit ich gesehen habe, sind die Extras alle mal wieder in SD-Qualität. Das jeweilige Making Of ist aber durchaus sehenswert, es gibt keine Überschneidungen im Material. Außer den Interviews mit den Protagonisten gibt es auch entfernte Szenen zu sehen, Trailer natürlich, einen interessanten Vergleich zwischen Storyboardzeichnungen und fertig geschnittenem Film sowie eher Unnötiges wie Musikclips.
BD-Kaufbewertung: (***/***)
Eine Trilogie, die man sicher auch mehrfach gucken kann. Nicht nur für den Herrenabend geeignet; auch das hinreichend jugendliche Publikum darf und wird daran seinen Spaß haben. Nicht zuletzt die Qualität von Ton und Bild, die dem Medium Blu-ray angemessen ist, überzeugt und führt trotz leichter inhaltlicher Schwächen und Dopplungen zu einer Drei-Sterne-Bewertung.
BD-Review #8: Flickan som lekte med elden (Verdammnis)
8. Dezember 2009Während in Deutschland mit Verblendung der erste Teil von Stieg Larssons Millenium-Trilogie ja immerhin schon am 05.02.2010 herauskommen soll, ist in Schweden vor einigen Tagen bereits der zweite, "Flickan som lekte med elden" ("Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte"; deutscher Titel "Verdammnis") gleichzeitig auf DVD und Blu-ray veröffentlicht worden. Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen, denn die Kinorezensionen in den schwedischen Gazetten waren nicht so dolle.
Details:
Film (3/5):
Lisbeth Salander (Noomi Rapace) wird für den Mord an drei Personen gesucht, unter anderem ihrem Vormund Nils Bjurman (Peter Andersson), der sie früher vergewaltigte und an dem sie sich bereits vorher auf sehr eigene Weise rächte. Es gibt Indizien wie ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, die sie naturgemäß schwer belasten, aber der befreundete Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) glaubt nicht daran und gräbt auf eigene Faust. Die beiden anderen Mordopfer hatten eine Dissertation und ausgedehnte Recherchen zum Thema Mädchenhandel und Prostitution (in Schweden verboten) verfaßt und ihre Ergebnisse Blomkvists Millenium-Zeitschrift angeboten. Es zeigt sich, daß es Zusammenhänge gibt, die ihren Ursprung in Salanders Vergangenheit haben. Eine geheimnisvolle Person, die Zala genannt wird, taucht auf und die Jagd nach der Wahrheit mündet in ein blutiges Finale.
Larssons Vorlage ist genauso hochklassig wie der erste Teil "Män som hatar kvinnor" (Verblendung), aber für die Verfilmung läßt sich das leider nicht sagen. Der erste Film, vom dänischen Regisseur Oplev gedreht, sorgte für zweieinhalb Stunden Hochspannung. Dieser zweite allerdings enttäuscht hier. Der schwedische Regisseur Daniel Alfredson (übrigens Sohn von Schwedens Komikerurgestein Hasse Alfredson, der wiederum im dritten Teil den Evert Gullberg spielt) hat in der Vergangenheit meist Fernsehproduktionen übernommen, genauso wie Drehbuchschreiber Jonas Frykberg. Tatsächlich wirkt der Film ein bißchen wie die Beck-Krimis, die Alfredson gedreht hat, und die spannungsgeladene Atmosphäre des ersten Teils stellt sich nie richtig ein. Die Kenntnis der Vorlage war im ersten Teil kein Problem, hier war dies eher eine Stütze, denn ich bezweifle, daß man ohne Vorkenntnisse die Handlung wirklich nachvollziehen kann. Zumindest der erste Teil sollte gesehen worden sein. Die Beziehung zwischen Lisbeths vorigem Vormund und Mentor Holger Palmgren etwa kommt nur sehr indirekt heraus. Warum man zudem auf die Festsetzung Niedermanns durch Blomkvist am Ende verzichtet hat, obwohl damit die problematische Rolle der Polizei gut verdeutlicht wird, habe ich ebenfalls nicht nachvollziehen können.
Trotzdem steht der Film leicht oberhalb gängiger schwedischer Fernsehkrimis, denn das höhere Budget, ermöglicht von einigen Sponsoren wie auch dem ZDF, erlaubt eine adäquate kinogerechte Umsetzung in Bild und Ton. Und nicht zu vergessen: Noomi Rapace verkörpert wiederum brillant Lisbeth Salander und rettet damit den Film, andere Schauspieler aber verblassen - Michael Nyqvist als Journalist Blomkvist scheint erlerntes Minenspiel dagegen irgendwie vergessen oder verdrängt zu haben und daß der Boxer Paolo Roberto sich selbst spielen durfte, kann auch nicht gerade als Glücksfall bezeichnet werden. Rezensenten wie Janne Ahlgren haben die schauspielerische Gesamtleistung deswegen auch recht treffend eine "One-Woman Show" genannt.
Bild (3,5/5):
Die Bildqualität entspricht schon eher dem Kinoanspruch, überwiegend von ordentlicher Schärfe mit lebendiger Farbgebung. Da kommt Lisbeths grandioses Rückentatoo schon prima zur Geltung:-) Allerdings gibt es auch durchaus deutliches Filmkorn, wo man das Gefühl hat, daß es dramaturgisch nicht unbedingt angezeigt ist.
Ton (4/5):
Der Ton ist sauber aufgenommen und es kracht ordentlich in allen Ecken der Surround-Anlage. Auch die Dialoge sind jederzeit klar und gut verständlich. Hier ist das Niveau erreicht, was man auch dem Film als Ganzes gönnt.
Wie leider oft bei nordischen Ausgaben üblich ist die nur die originale schwedische Sprachspur vorhanden plus Untertitel für die normalweise immer unterstützten Sprachen Schwedisch, Dänisch, Norwegisch und Finnisch.
Extras (1/5):
Wie auch beim ersten Teil, eine Frechheit. Lediglich die Trailer für alle drei Teile werden angeboten (der dritte läuft seit dem 27.11. im schwedischen Kino). Für das Geld muß einfach mehr geboten werden, aber dies ist bei schwedischen Produktionen leider einfach die Regel.
BD-Kaufbewertung: (*/***)
Diesmal ist ganz klar nur ein Stern gerechtfertigt. Zwar habe ich mich nicht gelangweilt, aber ich wurde nie gefesselt wie vom ersten Teil. Deswegen empfehle ich denjenigen, die auch den ersten schon gesehen haben, die Ausleihe. Kaufen kann man dann die irgendwann vielleicht erscheinende Box mit allen drei Filmen, wann auch immer das in Deutschland geschehen wird. (Der letzte Teil kommt in Schweden voraussichtlich am 17.03.2010 heraus.) Und vielleicht gibt es dann ja sogar Extras.
Trailer:
Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
Details:
Sprachen | Schwedisch (DTS HD MA 5.1, Dolby Digital 5.1) |
Untertitel | Schwedisch für Hörgeschädigte, Norwegisch, Dänisch, Finnisch |
Bildformat | 1080p HD Widescreen 1.77:1 |
Altersfreigabe Schweden/D |
empfohlen ab 15 / ab 16 |
Länge | 129 Minuten |
Extramaterial |
|
Film (3/5):
Lisbeth Salander (Noomi Rapace) wird für den Mord an drei Personen gesucht, unter anderem ihrem Vormund Nils Bjurman (Peter Andersson), der sie früher vergewaltigte und an dem sie sich bereits vorher auf sehr eigene Weise rächte. Es gibt Indizien wie ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, die sie naturgemäß schwer belasten, aber der befreundete Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) glaubt nicht daran und gräbt auf eigene Faust. Die beiden anderen Mordopfer hatten eine Dissertation und ausgedehnte Recherchen zum Thema Mädchenhandel und Prostitution (in Schweden verboten) verfaßt und ihre Ergebnisse Blomkvists Millenium-Zeitschrift angeboten. Es zeigt sich, daß es Zusammenhänge gibt, die ihren Ursprung in Salanders Vergangenheit haben. Eine geheimnisvolle Person, die Zala genannt wird, taucht auf und die Jagd nach der Wahrheit mündet in ein blutiges Finale.
Larssons Vorlage ist genauso hochklassig wie der erste Teil "Män som hatar kvinnor" (Verblendung), aber für die Verfilmung läßt sich das leider nicht sagen. Der erste Film, vom dänischen Regisseur Oplev gedreht, sorgte für zweieinhalb Stunden Hochspannung. Dieser zweite allerdings enttäuscht hier. Der schwedische Regisseur Daniel Alfredson (übrigens Sohn von Schwedens Komikerurgestein Hasse Alfredson, der wiederum im dritten Teil den Evert Gullberg spielt) hat in der Vergangenheit meist Fernsehproduktionen übernommen, genauso wie Drehbuchschreiber Jonas Frykberg. Tatsächlich wirkt der Film ein bißchen wie die Beck-Krimis, die Alfredson gedreht hat, und die spannungsgeladene Atmosphäre des ersten Teils stellt sich nie richtig ein. Die Kenntnis der Vorlage war im ersten Teil kein Problem, hier war dies eher eine Stütze, denn ich bezweifle, daß man ohne Vorkenntnisse die Handlung wirklich nachvollziehen kann. Zumindest der erste Teil sollte gesehen worden sein. Die Beziehung zwischen Lisbeths vorigem Vormund und Mentor Holger Palmgren etwa kommt nur sehr indirekt heraus. Warum man zudem auf die Festsetzung Niedermanns durch Blomkvist am Ende verzichtet hat, obwohl damit die problematische Rolle der Polizei gut verdeutlicht wird, habe ich ebenfalls nicht nachvollziehen können.
Trotzdem steht der Film leicht oberhalb gängiger schwedischer Fernsehkrimis, denn das höhere Budget, ermöglicht von einigen Sponsoren wie auch dem ZDF, erlaubt eine adäquate kinogerechte Umsetzung in Bild und Ton. Und nicht zu vergessen: Noomi Rapace verkörpert wiederum brillant Lisbeth Salander und rettet damit den Film, andere Schauspieler aber verblassen - Michael Nyqvist als Journalist Blomkvist scheint erlerntes Minenspiel dagegen irgendwie vergessen oder verdrängt zu haben und daß der Boxer Paolo Roberto sich selbst spielen durfte, kann auch nicht gerade als Glücksfall bezeichnet werden. Rezensenten wie Janne Ahlgren haben die schauspielerische Gesamtleistung deswegen auch recht treffend eine "One-Woman Show" genannt.
Bild (3,5/5):
Die Bildqualität entspricht schon eher dem Kinoanspruch, überwiegend von ordentlicher Schärfe mit lebendiger Farbgebung. Da kommt Lisbeths grandioses Rückentatoo schon prima zur Geltung:-) Allerdings gibt es auch durchaus deutliches Filmkorn, wo man das Gefühl hat, daß es dramaturgisch nicht unbedingt angezeigt ist.
Ton (4/5):
Der Ton ist sauber aufgenommen und es kracht ordentlich in allen Ecken der Surround-Anlage. Auch die Dialoge sind jederzeit klar und gut verständlich. Hier ist das Niveau erreicht, was man auch dem Film als Ganzes gönnt.
Wie leider oft bei nordischen Ausgaben üblich ist die nur die originale schwedische Sprachspur vorhanden plus Untertitel für die normalweise immer unterstützten Sprachen Schwedisch, Dänisch, Norwegisch und Finnisch.
Extras (1/5):
Wie auch beim ersten Teil, eine Frechheit. Lediglich die Trailer für alle drei Teile werden angeboten (der dritte läuft seit dem 27.11. im schwedischen Kino). Für das Geld muß einfach mehr geboten werden, aber dies ist bei schwedischen Produktionen leider einfach die Regel.
BD-Kaufbewertung: (*/***)
Diesmal ist ganz klar nur ein Stern gerechtfertigt. Zwar habe ich mich nicht gelangweilt, aber ich wurde nie gefesselt wie vom ersten Teil. Deswegen empfehle ich denjenigen, die auch den ersten schon gesehen haben, die Ausleihe. Kaufen kann man dann die irgendwann vielleicht erscheinende Box mit allen drei Filmen, wann auch immer das in Deutschland geschehen wird. (Der letzte Teil kommt in Schweden voraussichtlich am 17.03.2010 heraus.) Und vielleicht gibt es dann ja sogar Extras.
Trailer:
Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
BD-Review #7: Pans Labyrinth
6. Dezember 2009Jetzt, in der Adventszeit könnte man mal einen eher besinnlichen Film einlegen, denkt man. Aber Pans Labyrinth vom Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro stellt sich eher als interessanter Gegensatz zwischen sinnlich und brutal heraus...
Details:
Originaltitel | El Laberinto del Fauno |
Sprachen | Spanisch (DTS-HD MA 5.1, PCM 5.1), Deutsch (DTS-HD MA 6.1, PCM 6.1) |
Untertitel | Deutsch |
Bildformat | 1080p 1.85:1 |
Altersfreigabe | ab 16 |
Länge | 119 Minuten |
Extramaterial |
|
Film (5/5):
In der Nachkriegszeit des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 sind die Truppen des Generals Franco immer noch damit beschäftigt, die in unübersichtlichen Regionen Nordspaniens versteckten Partisanengruppen aufzuspüren und zu vernichten. Das Mädchen Ofélia (wunderbar von der elfjährigen Ivana Baquero gespielt) zieht mit seiner hochschwangeren Mutter Carmen (Ariadna Gil) zu ihrem Stiefvater, dem genauso brutalen wie scharfsinnigen Hauptmann Vidal (Sergi López) von Francos Armee. Erschreckt von dessen Unbarmherzigkeit flüchtet Ofélia in eine Phantasiewelt, in der der mystische Waldgott Faun (Doug Jones) in ihr die sterblich gewordene Prinzessin Moana erkennt. Er stellt ihr mehrere Aufgaben, damit sie wieder als Unsterbliche in das unterirdische Reich ihres Vaters eingehen kann, die aber Ofélia mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontieren. Dabei wird die Distanz zwischen Wirklichkeit und Phantasiewelt immer größer. Während der Kampf zwischen den Francotreuen um den Hauptmann und den Rebellen sich weiter zuspitzt, muß sich auch Ofélia ihrer letzten schwersten Aufgabe stellen und das Blut eines Unschuldigen vergießen.
Del Toro hat nach eigenem Drehbuch einen wunderschönen Film geschaffen, der mit opulenten Bildern die Mystik des Waldes und seiner phantastischen Bewohner heraufbeschwört. Dies wirkt um so intensiver im Gegensatz zur rücksichtslosen Brutalität des Hauptmanns, der auch vor Folter und Mord von eigener Hand nicht zurückschreckt. Gleichzeitig sind die Bezüge und Wechselwirkungen zwischen Wirklichkeit und Ofélias Phantasiewelt immer deutlich erkennbar, wie etwa in der Szene, als Ofélia bei ihrer zweiten Aufgabe von den Früchten einer reichhaltigen Tafel nascht, was ihr vom Faun ausdrücklich verboten wurde. Ihr Hunger war aber nur deswegen so groß, weil sie zur Strafe, daß sie ihr neues Kleid im Wald vollkommen eingesaut hatte, ohne Abendessen ins Bett geschickt wurde.
Für sechs Oscars nominiert, u.a. als bester ausländischer Film, ist Pans Labyrinth 2007 in drei Kategorien ausgezeichnet worden: beste Kamera, beste Austattung und beste Maske. Er lief zuerst im offiziellen Wettbewerb von Cannes 2006 und hat außerdem zahlreiche weitere Auszeichnungen eingeheimst. Zu Recht, diese Fantasiewelt del Toros ist vollständig in großartiger Weise durch Kulisse und Make-up eigens hergestellt worden, Computeranimationen sind nur dort zum Einsatz gekommen, wo es unumgänglich ist.
Bild (4,5/5):
Der 2006 produzierte Film ist wunderbar fotografiert worden: die meist sehr erdigen Farben treten sehr akzentuiert auf, die Schärfe läßt etwa die Tiefe des Schachts, der zum Reich des Fauns führt, richtig erfühlen. Auch die Szenen, in denen Vidals Männer die Partisanen im Wald verfolgen, gewinnen durch den präzisen Transfer auf Blu-ray. Das wird auch unterstützt duch die voyeuristische Kameraführung, bei der sich die Kamera oft um die handelnden Personen herum bewegt. Allerdings erreicht die Qualität nicht ganz das absolute Referenzniveau, weswegen ich auch einen halben Punkt abziehe.
Ton (4/5):
Ähnlich verhält es sich mit der Tonqualität: sauber abgemischt, läßt einen der Surroundcharakter viele Tonquellen entsprechend verorten. So ist das Fahrgeräusch eines links unten ins Bild kommenden Autos auch anfangs hinten links zu vernehmen, bis es in der Bildmitte angekommen und der Sound entsprechend mitgewandert ist. So macht Surround Spaß, auch wenn es man bei diesem Film nicht in dem Maße erwarten würde. Wie fast immer habe ich aber den Film mit der Original-Tonspur gesehen, diesmal also den spanischen 5.1-Sound. Die deutsche Synchronfassung ist als 6.1 abgemischt, Kommentare hierzu von anderen erwünscht...
Untertitel sind leider nur in Deutsch verfügbar. Hier hätte ich mir auch spanische Untertitel gewünscht, obwohl man zur Ehrenrettung der Schauspieler sagen muß, daß sie allesamt sehr deutlich gesprochen haben und ich nur aufgrund meiner nur rudimentär vorhandenen Spanischkenntnisse (auch) auf deutsche Untertitel zwingend angewiesen bin.
Extras (3,5/5):
Neben dem obligatorischen Trailer ist ein 45-minütiges Making Of beigepackt, das gut strukturiert in Interviews nicht nur den Regisseur und die wichtigen Schauspieler zu Wort kommen läßt, sondern auch die Verantwortlichen der Abteilungen, die einen Löwenanteil an der optischen Wirkung dieses Films haben: Kulissen und Make-up. Für die Vorbereitung des gesichtslosen Mannes, der wie auch der Faun von Doug Jones gespielt wird, müssen sich vier Leute fünf Stunden ins Zeug legen. Auch die Ganzkörperkostümierung des Faun, bei der keine einzige Stelle des Körpers sichtbar ist - nicht einmal die Augen! - stellte ganz neue Anforderungen. Ein sehr kurzweiliger wie informativer Blick hinter die Kulissen dieses herrlichen Films. Zwar wieder mal in Standardqualität sind aber hier auch Untertitel verfügbar.
BD-Kaufbewertung: (***/***)
Ein Film, für den del Toro sehr lange Anlauf genommen hat und der als wirklich großer Wurf daherkommt. Optisch überaus beeindruckend (manchmal an Peter Greenaway erinnernd) taugt er auch zum mehrmaligen Gucken. Die Altersfreigabe ist übrigens absolut gerechtfertigt, beide Welten kommen mit sehr starken, teils brutalen Szenen, die eine Freigabe ab 12 auf jeden Fall zu Recht ausschließen.
Trailer (englisch):
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BD-Review #15: The Fountain
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