Blog von tanqueray

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In meiner Review zum Film habe ich es schon angedroht: es gibt Filme mit einem derartig guten Soundtrack, daß man diesen einfach gesondert betrachten muß.  Darren Aronofskys angestammter Musiklieferant Clint Mansell hat auch bei dessen dritten Film "The Fountain"  mitgewirkt. Heraus kam Musik, die auch ohne Film in hohem Maße genießbar ist...


Details:

Komponist Clint Mansell
Interpreten Kronos Quartet & Mogwai
Länge 46 Minuten
Label / Katalognr. Nonesuch (Warner) 7559-79901-2
SPARS Code DDD
Auszeichnungen 2006 Best Original Score (Chicago Film Critics Association)
2006 Best Original Soundtrack of the Year (World Soundtrack Academy)
2006 nominiert für Golden Globe Award for Best Original Score (Hollywood Foreign Press Association)
Tracks The Last Man (6:48)
Holy Dread! (3:52)
Tree of Life (3:45)
Stay With Me (3:36)
Death is a Disease (2:34)
Xibalba (5:23)
First Snow (3:09)
Finish It (4:25)
Death is the Road to Awe (8:26)
Together We Will Live Forever (5:00)






Musik (5/5):

Die Blu-ray-Ausgabe von "The Fountain" bietet im Extramaterial knapp 29 Minuten des Soundtracks an, zusammen mit dem originalen Filmmaterial in HD-Auflösung. Dadurch erhält man die seltene Gelegenheit, die Musik gleich mit der entsprechenden Szene zu erleben, für die sie eigentlich geschrieben wurde. Dabei läßt sich zunächst ein auf den ersten Blick erstaunlicher Umstand feststellen: Im Film treten Personen in drei Zeitaltern auf, die insgesamt 1000 Jahre auseinanderliegen.  Ein naheliegender Ansatz wäre gewesen, für jedes Zeitalter eine eigene Musik zu schreiben, zumal auch so gedreht wurde: Erst wurde ein Zeitalter komplett abgedreht, bevor man zum chronologisch nächsten übergeht. Wer sich Hugh Jackmans Frisuren in der jeweiligen Zeit vergegenwärtigt, versteht auch sofort warum so verfahren wurde.

 

Im fertigen Film erlebt man aber immer wieder Vor- und Rückblenden sowie Überblendungen selbst partieller Bildinhalte, die von einem Zeitalter ins andere führen. Eine Musik, die solche Wechsel konsequent begleiten würde, müßte zwangsläufig in einer Kakophonie enden, auch wenn thematisch Verbindungen bestünden.

Statt dessen aber gibt es einige Motive wie das oben wiedergegebene "Memory Theme" aus dem großartigen Stück "Together We Will Live Forever", die sich durch den ganzen Film in entsprechenden Variationen ziehen. Die Musik wirkt also als ein kohärent Ganzes, das alle Zeitalter umschließt. Daß dies letztendlich auch stimmig mit der Filmaussage ist, merkt der Zuschauer aber erst gegen Ende. (Vielleicht nicht gleich beim ersten Mal, aber der Film kann und sollte öfter geschaut werden...)

Greifen wir exemplarisch zwei Stücke heraus. (ACHTUNG: Spoilergefahr. Ansonsten die eingerückten Absätze überspringen.)

  • First Snow
    Die Musik zum ersten Schneefall in der Gegenwart. Als das Thema einsetzt, sieht man Izzi in der Badewanne, Tommy kniet am Rand.  Izzy bittet um heißes Wasser, obwohl man schon den Dampf heraufziehen sieht. Es sind Taubheitsgefühle, das Entsetzen der beiden findet seine Entsprechung in der Musik: Das Thema wird mit mehr Intensität gespielt, das Cello fängt die Verzweiflung der beiden ein und steigert sich noch weiter, als Tommy in die Wanne gezogen wird und sie leidenschaftliche Küsse angesichts Izzis drohendem Schicksal austauschen.


     
  • Death is the Road to Awe
    Eines der Kernstücke, das Sterben und Tod im Sinne nach dem mythischen Verständnis der Mayas thematisiert und durch alle Zeitalter läuft.  Das Klavier spielt solo eine Melodie zu einer Szene der Gegenwart: Tommy schlägt die Bitte Izzis aus, einen Spaziergang in den ersten Schnee zu unternehmen und läuft stattdessen ins Labor. Das Thema setzt mit Streichern ein, während in die Zukunft überblendet wird, in der Tom am Baum des Lebens entlang nach oben schwebt und sich in einer eigenen Sphäre buddhahaft in den Lotussitz begibt. Die Musik wird beschleunigt, mehr Instrumente setzen ein und wir sehen den gottgleichen Tom, wie er schwebend dem Maya-Häuptling erscheint und dieser in ihm den Ersten Vater der Schöpfung erkennt. Der Häuptling bietet seinen Hals an und Konquistador Thomas schneidet ihm die Kehle durch. Daraufhin verstummt die Musik fast, Thomas geht durch den nun nicht mehr bewachten Durchgang hindurch zum Baum des Lebens, sticht mit dem Dolch hinein, sieht die Wirkung des herauslaufenden Safts, während die Musik das Thema wieder verstärkt aufgreift. Als Thomas den Saft trinkt, steigert sich die Musik durch hinzutretende Trommeln und Glocken. Die Maya-Legende erfüllt sich und aus Thomas sprießen Pflanzen heraus, aus ihm wächst der Lebensbaum. Wieder setzt die Musik fast aus, zusammen mit einer weiteren Überblendung in die Zukunft. Dann erstrahlt alles, die Musik bekommt einen hoheitlichen feierlichen Charakter, während Tom nach oben getragen wird, Bläser und Chor setzen ein, als er in Xibalba eingeht, der Baum des Lebens aus ihm hervorbricht und somit die Ehrfurcht (awe) musikalisch versinnbildlicht ist.

 

Im Gegensatz zu den meisten Soundtracks entstand dieser nicht erst nach der Produktion des Films, sondern begleitend. Schon bei den ersten beiden Filmen Aronofskys, Pi (1998) und Requiem for a Dream (2000) etablierte sich diese Arbeitsweise, bei der Aronofsky und Mansell immer wieder neu geschriebenes Material anhörten und daraufhin überprüften, ob es die Stimmung des Films einfängt, selbst wenn es anfangs nichts anderes als ein Drehbuch gab! Da sich die Arbeiten an The Fountain über sechs Jahre hinzogen, kam auch bei Mansell im Laufe der Zeit sehr viel Musik zusammen.  Daraufhin setzte er mit einem Kollegen einen Prozeß in Gang, den man eigentlich nur als musikalisches Destillieren bezeichnen kann: sie brachen alles bis auf die bloßen Sequenzen und Melodien herunter und bestimmten dann eine Tonart,  bei der jede Melodie mit jeder Sequenz harmonisch zusammenwirkt. Anschließend setzten sie die Sequenzen zu einzelnen Tracks passend zu Szenen des Films zusammen. Auch dieser Prozeß ist ein Indiz, warum ein gleichermaßen dichter wie thematisch einheitlicher Soundtrack entstanden ist.

 

Fazit:

Dieser emotionale Soundtrack hat eine Bandbreite von fast minimalistischer Klaviermusik bis hin zu groß angelegter Musik in Orchesterstärke. Er paßt zur Liebesgeschichte von Tommy und Izzi genauso wie er die großen Themen um Tod und Sterben illustriert. Intensive Musik, in den meist eher leisen wie auch lauten Passagen,  durch das weltberühmte Kronos Quartet  (2 Geigen, 1 Bratsche, 1 Cello) meisterhaft intoniert und vortrefflich begleitet durch die schottische Postrock-Band Mogwai.
Auch in technischer Hinsicht gibt es nichts zu mäkeln: eine saubere, durchgängig digitale Aufnahme mit großem Dynamikumfang.


Kaufempfehlung (***/***):

Daraus leitet sich eine dicke Kaufempfehlung ab. Man muß den Film dazu nicht  wirklich verstehen oder mögen, weil die Musik auch sehr gut für sich stehen kann. Aber im Kontext des Films transportiert sie enorm viel Gefühl und sorgt durch ihre Kohärenz unterschwellig auch für ein besseres Verständnis dieses genauso kryptischen wie visuell herausragenden Films. Dank an die Herren Aronofsky und Mansell. Da capo!

Dieser Text ist eine leicht überarbeitete Fassung meines Beitrags zum Review Contest 2010.


“Death is a disease” – “Death is the road to awe”

Wer will schon gerne sterben? In “The Fountain” zeigt Regisseur Darren Aronofsky erstaunlich unterschiedliche Ansätze, wie man sich dieser Frage stellen kann, obwohl doch alle auf der gleichen mythischen Grundlage beruhen.


Details:

Sprachen Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DTS HD MA 5.1)
Untertitel Deutsch
Bildformat 1080p HD-Widescreen, 1.85:1
Altersfreigabe ab 12 Jahren
Länge 97 Minuten
Extramaterial
  • Making of The Fountain: Tod und Wiedergeburt (64 Min., SD)
  • Behind The Story (Interview von H. Jackman durch R. Weisz, 13 Min., SD)
  • Interviews mit H. Jackman, R. Weisz, E. Burstyn und D. Aronofsky (10 Min., SD)
  • Storyboard-Film-Vergleich (15 Min., SD)
  • Special Effects (8 Min., SD)
  • Life in Space (5 Min., SD)
  • Filmmusik (10 Tracks, unterlegt mit originalem Bildmaterial in HD)
  • Kinotrailer (in HD)
  • TV-Spots (in SD)
  • Bildschirmschoner Makrophotographie
  • Fotogalerie
  • Trailershow (u.a. für die Aronofsky-Filme "Pi" und "The Wrestler")



Film (5/5):

16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.

21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu besiegen.

26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach Antworten auf die letzten Fragen.

Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen Zeitwechseln - keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet, auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). In der Überzeugung, daß der Tod letztlich auch nur eine Krankheit sei, forscht Tommy fieberhaft nach Mitteln, um seine Frau vom Tumor zu befreien und darüber hinaus auch den Tod zu besiegen. Izzi begegnet ihrem Schicksal anders: Durch ihre Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um die Welt zu erschaffen und aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den Maya.

Genau diesen Baum sucht Konquistador Thomas fünf Jahrhunderte früher und begegnet auf seiner Suche dem Bewahrer eines großen Geheimnisses. Antworten auf die Fragen, die sich um dieses Geheimnis ranken, sucht auch der zukünftige Tom, der sich in einem durchsichtigen, "ökosphärischen" Raumschiff auf der Reise nach Xibalba befindet, ein Nebel um einen sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird naturgemäß nicht beantwortet.

Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden, denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben) begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein typisches Stilmittel dieses Regisseurs.

Die schauspielerischen Leistungen sind zudem exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr gut gelungen ist.


Bild (3,5/5):

Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen Charakter mancher Szenen paßt. Das wird deutlich etwa in den Einstellungen, in denen Konquistador Tomas sich aus dem dunkleren Säulengang des Palastes heraus auf seine Königin zubewegt, die in hellem Licht und glänzender Kleidung erscheint. Auch in vielen Szenen aus der Zukunft läßt sich dies beobachten, wenn Toms Raumschiff dem Nebel entgegenstrebt. Nur in den dunkleren Passagen des Films, so zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die Mayas, vermißt man wirklich ein schärferes Bild, hier gehen Details wie etwa das Gehölz am Boden verloren, was auch den eher schlechten Schwarzwert illustriert. Hier ein entsprechender nicht-skalierter Bildausschnitt:




Ton (3,5/5):

In diesem nicht gerade actionlastigen Film wird an Surroundeffekten gespart, alle Dialoge sind allerdings sehr gut aufgelöst und verständlich. Zudem fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint Mansell komponiert) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei beim Vorgänger „Requiem for a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente, diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band Mogwai.

Die deutsche Synchronisation klingt etwas flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt. Schade, denn bei diesem eher kryptischen Machwerk hätte man den Beteiligten gerne zugehört.


Extras (4/5):

Umfangreiches Material erwartet alle Neugierigen. In mehreren Interviews und dem Making of erfährt man etwa mehr darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor Aronofskys Haus campiert hätte. Spezielle Erwähnung findet auch das Wie und Warum der verwendeten Lichttechnik. Ein viertelstündiger Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein, sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen, unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten beschränkt sich das Bonusmaterial mit Ausnahme des Kinotrailers wieder mal auf die Standardauflösung. Aber selbst mit den zahlreichen Extras werden die offenen Fragen des Zuschauers nicht gelöst. Das lag jedoch auch wohl kaum in der Absicht Aronofskys.
Eigentlich keine Erwähnung finden sollte das "Angebot" von Kinowelt via BD-Live. Das ist nicht wirklich deren Ernst, oder? Siehe hier:




BD-Kaufbewertung (***/***):

Eigentlich ein eher "europäischer" Film, mit dem sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen Betrachtungen. Die Altersfreigabe ist hingegen Augenwischerei: Selbst mit 16 Jahren ist nicht jeder soweit, diesen Film erfassen zu können.
Diese Ausgabe auf Blu-ray ist insgesamt ein gutes reichhaltiges Paket, auch wenn man bei Sprachen und Untertitel eher geknausert hat. Bild- und Tonqualität gehen in Ordnung, denn dies ist kein Blockbuster und viele visuelle Effekte sind gewollt.


Trailer (HD):





Therefore, the Lord God banished Adam and Eve from the Garden of Eden and placed a flaming sword to protect the tree of life.

Genesis 3,24

 

Woran Aronofskys Weltbild mich erinnerte...

 

 

 

 

 

 

 



Nach langer Zeit ist nun endlich ein Konzert auf Blu-ray erschienen, das auch in den heimischen vier Wänden echte Live-Atmosphäre aufkommen läßt. Porcupine Tree sorgen für dieses ungewohnte wie beglückende Erlebnis und lassen einen verschmerzen, wenn man nicht selbst dabei sein konnte.
 

Das aus einem Soloprojekt des jungen Autodidakten Steven Wilson entstandene Projekt "Stachelschweinbaum" hat sich seit seiner Entstehung 1987 zu einem der ersten Adressen   des Progressive Rock entwickelt. Hauptsächlich ist dafür Vordenker Wilson verantwortlich, der im Laufe der Jahre eine Reihe exzellenter Musiker um sich versammelt hat, mit denen er nicht nur im Studio Alben in hervorragender Qualität einspielt. Auch live sorgt Perfektionist Wilson für beeindruckenden Sound und eine entsprechende Show...



Details

Bildformat 1920x1080 (1,85:1)
Altersfreigabe ab 0 Jahren
Länge 130 Minuten
Set List Intro
Fear of a Blank Planet
My Ashes
Anesthetize
Sentimental
Way Out of Here
Sleep Together
What Happens Now?
Normal
Dark Matter
Drown With Me
Cheating The Polygraph
Half-Light
Sever
Wedding Nails
Strip The Soul / Dot Three
Sleep of No Dreaming
Halo
Outro
Extramaterial (nur Blu-ray) Videoprojektionen:
Way Out of Here
My Ashes
Strip The Soul / Dot Three
Nil Recurring





Konzert (5/5):

Die Band gastierte im Oktober 2008 zwei Tage im niederländischen Tilburg. Das dortige 013 ist gut gewählt: Eine nicht zu große Halle, bei der Band und Publikum eben nicht meilenweit voneinander entfernt sind und der Funke gut überspringen kann. Die Fans sorgten dann auch kräftig für Stimmung, was sicher leicht fiel angesichts dessen, was sie zu sehen und hören bekamen.

Porcupine Tree spielen hier das komplette Album "Fear of a Blank Planet". Im Jahr zuvor erschienen, hat dieses hochgelobte Werk viele Freunde gefunden und ist in dieser Live-Darbietung wahrlich ein Fest für die Sinne. Garniert wird dies mit einigen Stücken aus früheren Zeiten - auch wenn der Klassiker aus der Anfangszeit, "Radioactive Toy", mittlerweile von den Setlisten gestrichen ist.

Ohne Frage gehen alle Musiker hochkonzentriert zur Sache, wobei die Spielfreude allerdings nicht leidet. Das gilt nicht nur für Frontmann Steven Wilson, dem ich an dieser Stelle mal die langweiligste Frisur der letzten 30 Jahre Rockgeschichte attestieren muß, der aber trotzdem durch seinen Haarvorhang besten Überblick hat. Bassist Colin Edwin sorgt wie viele seiner Zunft für die coolen Momente, wenn er still grinsend vor sich hinklampft.

 

 


Ausnahmedrummer Gavin Harrison thront über seinem umfangreichen Drumkit: virtuos und druckvoll kommt sein Spiel auch zu Hause an und macht ein entspanntes Betrachten von der Couch fast unmöglich. Die Batterie von Keyboards wird souverän von Richard Barbieri bearbeitet und mit dabei ist auch wieder Gastmusiker John Wesley, der seit Jahren die Band live mit Gesang und zweiter Gitarre unterstützt.

 


Zum perfekt abgestimmten Sound kommen die von Lasse Hoile gedrehten Videos, die auf gleich drei Leinwände projiziert werden. Auf der Blu-ray sind sie als Extramaterial beigefügt. Sehr gute Idee, als Zuschauer zu Hause ist man ja von der Bildregie abhängig und kann naturgemäß nicht die ganze Zeit auf die Videowände schauen - außer, man hätte nur eine fest installierte Kamera. Hier aber sorgen gleich neun Kameras für eine Unmittelbarkeit des Konzertgeschehens, wie ich das nur selten gesehen habe. Dazu kommt die Sicht von oben, was gerade bei Harrisons Schlagzeug für interessante Einblicke sorgt. Auch sehr dynamische Passagen werden durch abwechlungsreiche Bildführung bestens unterstützt. Wer meint, Konzertaufzeichnungen seien per se langweilig, sollte zwei Stunden mit dieser Scheibe eingeschlossen werden. Sieht man von den Inszenierungen einiger Überbands wie etwa den seelenverwandten aber stetig wegsterbenden Pink Floyd ab, kann man hier nur größtes Lob zollen und dankbar für ganze 130 Minuten Spielzeit sein.

 

Bild (4/5):

Nicht nur die Bildregie war vorbildlich, auch das Bild selbst kann sich sehen lassen. Die bei Konzerten schon mal schwierigen Lichtverhältnisse sind gut gemeistert. Soweit sich das bei mir beurteilen läßt, ist auch der Schwarzwert befriedigend, eine gute Durchzeichnung in den dunklen Bereich erlaubt jederzeit eine recht genaue Wahrnehmung  etwa der Gerätschaften am Boden der Bühne oder im Publikumsbereich. Leichte Schwächen sind in der Schärfe auszumachen. Während Harrisons Drumkit oft gut akzentuiert heraussticht, hapert es hier schon mal, auch wenn gerade kein Vordergrundmotiv auszumachen ist. Zudem ist über die gesamte Dauer Filmkorn wahrzunehmen, das ich aber nur manchmal als etwas störend empfand.

 

Ton (5/5):

Hier läßt Steven Wilson einfach nichts anbrennen. Klanglich ist diese Scheibe ganz am oberen Ende angesiedelt. Ich habe bisher einfach noch keine so gute 5.1-Abmischung eines Live-Konzerts gehört. Die Instrumente sind alle klar herauszuhören, gut zu orten und das Publikum ist nicht im Vordergrund zu hören. Der Sound im DTS HD-Master-Format ist einfach so überzeugend, daß ich es bislang nicht geschafft habe, mir die 2-Kanal-Version anzutun. Für mich eindeutig Referenz auf diesem Gebiet.

 

Extras (3/5):

Wie schon erwähnt, sind der Blu-ray die Videoprojektionen beigefügt, wenn auch leider nicht in HD.  Allerdings muß die DVD darauf verzichten, eigentlich schade.

 

BD-Kaufbewertung: (***/****)

Eine ganz dicke Empfehlung, nicht nur für eingefleischte Fans von Porcupine Tree. Anesthetize setzt neue Maßstäbe bei Konzertaufzeichungen und sollte auch abseits der Liebhaber des Progressive Rock viele Freunde finden. Schon um einmal zu sehen und zu hören, wenn wirklich alles zusammenpaßt.

Freigegeben ist dieses Werk ab 0 Jahren. Das mag nicht unbedingt adäquat klingen, aber der schlechteste Beitrag zur musikalischen Früherziehung ist das jedenfalls nicht!


Trailer (720p HD):


Obwohl ich die Bücher gelesen und die Filme bereits auf DVD und HD-DVD gesehen hatte, dachte ich mir, wenn ich sie tatsächlich noch ein weiteres Mal auf Blu-ray anschaffe, dann nur als "Ultimate Edition". Und keine günstigen Steels oder massiv heruntergesetzte Normalausgaben haben das (glücklicherweise) verhindern können.


Details:
 
Originaltitel Harry Potter and the Philosopher's Stone
Sprachen Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DD 5.1), Französisch (DD 5.1), Italienisch (DD 5.1), Spanisch (DD 5.1), Niederländisch (DD 5.1), Flämisch (DD 5.1)
Untertitel Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte, Französisch, Italienisch, Italienisch für Hörgeschädigte, Spanisch, Niederländisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 2.40:1
Altersfreigabe ab 12
Länge
  • 152 Minuten (Kinofassung)
  • 159 Minuten (erweiterte Fassung)
Extramaterial
Disc 1
  • "In-Movie Experience" der Kinofassung mit Regisseur Chris Columbus
  • BD-Live
Disc 2
  • Einleitung von Daniel Radcliffe
  • Die Entstehung von Harry Potters Welt, Teil 1: Der Zauber beginnt (62 Minuten)
  • Harry Potters Welt (TV-Sendung 2001)
  • 7 gelöschte Szenen (in der erweiterten Fassung einmontiert)
  • Teaser, zwei Trailer und 15 TV-Spots
Disc 3 (DVD)
  • Tour durch Hogwarts
Beilagen
  • 48-seitiger Fotoband "Die Entstehung von Harry Potters Welt" (Hardcover)
  • Umschlag mit zwei großformatigen Sammelkarten und eine holographischen Karte im Scheckkartenformat


Film (4,5/5):
 
Der Waisenjunge Harry Potter (Daniel Radcliffe), der bei ungeliebten Verwandten aufwächst, erfährt an seinem elften Geburtstag, daß er ein Zauberer ist. Weil er als Baby einem Angriff von dem größten bösen Zauberer Lord Voldemort als bislang einziger bis auf eine blitzförmige Narbe an der Stirn überlebte, ist er in der Welt der Zauberer überall bekannt. Er tritt ein in die renommierte "Hogwarts School of Witchcraft und Wizardry" und erlebt dort mit seinen neuen Freunden Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermione Granger (Emma Watson) magische Abenteuer, bis Harry seinem Todfeind gegenüber steht.
 
Aber was erzähle ich nur allzu Bekanntes? Der Film ist jedenfalls eine wirklich wunderbare Umsetzung des ersten von sieben Harry Potter-Büchern von Joanne Rowling, die Besetzung ist durch die Bank weg hervorragend. Nicht nur die drei Protagonisten verkörpern trotz ihrer Unkenntnisse ihre Figuren überzeugend, auch viele aus der ersten Reihe britischer Schauspieler wie John Hurt als Zauberstabverkäufer Ollivander oder gerade auch Alan Rickman als Professor Snape brillieren. Dazu kommen die hervorragenden Kulissen nicht nur des Schlosses Hogwarts mit seinen vielen Türmen, beweglichen Treppen und der Großen Halle, sondern auch etwa der Diagon Alley (Winkelgasse), die Einkaufsmeile schlechthin im magischen London, auf der jedes Geschäft die Geschichte aus vielen Jahrhunderten atmet (Ollivander etwa verkauft schon seit 382 v.Chr. seine Zauberstäbe).
 
Die Buchtreue war zentrales Motiv bei der Erstellung des Drehbuchs und nur selten weicht man mehr als unbedingt nötig von der Vorlage ab. Bei den letzten Prüfungen in den Katakomben von Hogwarts sind z.B. zwei ausgelassen worden, die auch in der erweiterten Fassung nicht vorkommen. Aber wer die Bücher wie ich vorher gelesen hat, ist beeindruckt von der Genauigkeit und Detailversessenheit, mit der Regisseur Chris Columbus und seine Crew diese magische Welt erschaffen haben. Eine Welt, die uns Muggels (Nicht-Magier) ein ums andere Mal verblüfft und die Lust macht auf die kommenden sieben Filme über weitere sechs Schuljahre Harrys in Hogwarts.
 
 
Bild (3,5/5):
 
Insgesamt ein sehr ordentliches Bild, wenn es auch nie auf Referenzniveau ist. Andere Rezensenten haben im Vergleich zu früheren Blu-ray-Ausgaben ganz leichte Verbesserungen erkennen können, etwa in der Farbnuancierung und dem Schwarzwert. Ich dagegen müßte lügen, wenn ich behaupten würde, selbst zur Fassung auf HD-DVD wirklich nennenswerte Unterschiede sehen zu können. 
 
 
Ton (4/5):
 
Ich fand den Originalton in der 5.1-HD-Abmischung recht gut, auch wenn ich mir manchmal etwas mehr Trennschärfe zwischen den Kanälen gewünscht hätte. Leider sind die anderen Tonspuren nur in Dolby Digital 5.1, was ich bei dieser ultimativen Ausgabe wirklich etwas schade finde. Gucken ja schließlich nicht alle im Original... 
 
 
Extras (5/5):
 
Das herausragende Merkmal dieser Ausgabe sind sowohl die ansprechende Verpackung als auch das Bonusmaterial, das einer "ultimativen" Fassung würdig ist.
 
Auf der ersten Disc kann man neben der Kinofassung und der um sieben Minuten erweiterten Version auch die "In-Movie Experience" abrufen. Während ich normalerweise keine reine Audiokommentierung eines Films ertragen kann, macht diese Art des Kommentars dagegen richtig Spaß: Mit Hilfe des PiP-Merkmals (Bild in Bild) werden punktuell der Kommentar des Regisseurs Chris Columbus, Bildergalerien oder die jeweilige Storyboardvorlage eingeblendet. Positiv vor allem, daß man mit der rechten Pfeiltaste gleich zum nächsten Kommentar vorgehen kann und nicht gezwungen ist, den ganzen Film deswegen nochmal zu sehen.
 
Die zweite Disc ist voll mit Hintergrundmaterial, von denen einiges aber schon auf anderen Blu-ray-Ausgaben zu sehen war. Neu ist jedenfalls eine kurze Einleitung von Daniel Radcliffe zur Ultimate Edition und der gut einstündige Film "Die Entstehung von Harry Potters Welt". Konzipiert ist dieser als erster von sieben (oder acht?) Teilen, die unterschiedliche Aspekte der gesamten Serie beleuchten. Im ersten Teil (Untertitel "Der Zauber beginnt") entspricht es jedoch mehr einem gut gemachten Making Of, denn es geht um die Erschaffung der magischen Welt von Harry Potter, mit Beiträgen nicht nur zur sicher sehr anspruchsvollen Regiearbeit mit bis zu 300 Kindern (allein die Vorstellung...!), sondern auch zum Bau der großartigen Kulissen und dem Bestreben, möglichst wenig auf Computeranimation zurückgreifen zu wollen. Die Briefflut am Anfang des Films ist demnach real: mit einer speziellen Vorrichtung wurden die vielen Dutzend Briefe durch den Kamin geschossen. Oder die Hunderte von Kerzen in der Großen Halle von Hogwarts, die tatsächlich alle an einzelnen unsichtbaren Drähten aufgehangen wurden! Auch die Teufelsschnüre gegen Ende wurden manuell bewegt und sind real. Dagegen sind etwa der dreiköpfige Fluffy oder der Troll notgedrungen animiert.
 
Die gelöschten sieben Szenen sind genau die, welche in der erweiterten Fassung im Unterschied zur Kinofassung einmontiert wurden. Auf schnittberichte.com lassen sich die Szenen im einzelnen nachlesen.
 
Die dritte Disc ist im DVD-Format und enthält in altmodischer Weise eine Tour zu verschiedenen Plätzen auf Hogwarts. Man kann ein wenig virtuell durch die Winkelgasse schlendern oder die verschiedenen Klassenräume wandern. Bei Prof. Snape kann man bei entsprechenden Kenntnissen über diverse Tränke sich zum letzten Ort der Handlung durchkämpfen, als "Belohnung" winken dann einige Filmausschnitte. Die altmodische Machart kommt nicht zuletzt daher, daß genau dieses Material bereits als Bonus bei der ursprünglichen DVD-Ausgabe vorhanden war.
 
Außerdem gibt es einen BD-Live-Bereich, der allerdings außer einem Gruß des Darstellers von Draco Malfoy (Tom Felton) als einzige Attraktion den Zugang zum "Community Screening" von Teilen des siebten Films beinhaltet, was an zwei Terminen im Dezember gezeigt wurde. Ansonsten herrscht große Ödnis bei Warner BD-Live.
 
Verpackt ist das Ganze in einem überaus ansehnlichen ausklappbaren Schuber mit zusätzlicher Schutzhülle mit Reliefprägung. Ein Büchlein im Querformat (Hardcover!) enthält viele Fotos zum Thema "Die Entstehung von Harry Potters Welt" sowie Portraitkarten runden das außergewöhnliche und hochwertige Angebot ab.
 
Bis auf den Lapsus mit dem alten DVD-Bonusmaterial, worauf man auch hätte verzichten können oder es sonst mit Blu-ray-Mitteln (ist ja 'ne Java-Plattform) hätte richtig aufpeppen sollen, ist das Extramaterial satte 6 von 5 Punkten wert...
 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Natürlich, wer Harry Potter schon auf Blu-ray stehen hat, wird nicht notwendigerweise zu dieser Ausgabe greifen wollen. Auch das tolle Extramaterial rechtfertigt diese, äh, Viertverwertung des Materials meiner Meinung nicht. Wer aber noch keine Blu-ray-Version hat, der sollte diese und nur diese kaufen (oder eine 8er-Box nur mit den Filmen, wenn diese dereinst rauskommt).
 
 
Trailer (deutsch, HD):

 
 
Als ich von diesem Film das erste Mal einen Trailer im Kino sah, wußte ich, daß ich ihn über kurz oder lang sehen muß. Und das nicht nur, weil ich Daniel Craig als Schauspieler sehr schätze. Jetzt ist die reichhaltig bestückte Blu-ray endlich in meinem mini gelandet.
 
 
 
Barmherziger Gott [...] Wir können nicht mehr beten, nicht mehr weinen.
Unser Blut fließt nicht mehr. Erwähle Dir ein anderes Volk. [...]
Gewähre uns nur noch einen Segen: Nimm das Geschenk unserer Heiligkeit zurück.
Amen.“
Rabbi Shamon Haretz beim Begräbnis zweier Freunde
 
 

 
 
Details:
 
Sprachen Englisch (DTS-HD HR 5.1), Deutsch (DTS-HD HR 5.1)
Untertitel Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.85:1
Altersfreigabe ab 12
Länge 136 Minuten
Extramaterial
  • Audiokommentar des Regisseurs Edward Zwick
  • Making Of (25 Minuten)
  • Blick hinter die Kulissen (5 Minuten)
  • Interviews (10 Minuten)
  • Die Kinder der Partisanengruppe (13 Minuten)
  • Die Überlebenden der Bielski-Partisanen (Fotogalerie)
  • Schauspielerinformationen
Beiheft Kapitelauswahl, Schauspielerinformationen, Übersicht BD (8 Seiten)


 
Film (4,5/5):
 
Hier wird die wahre Geschichte von Juden erzählt, die sich während des Zweiten Weltkriegs nicht in ihre Opferrolle ergeben, sondern sich erfolgreich gewehrt hatten. Als die Deutschen 1941 auf ihrem Rußland-Feldzug auch in Weißrußland die jüdische Bevölkerung verfolgt und ermordet hatten, retten sich die Gebrüder Bielski nach dem Massaker in ihrem Dorf in die nahegelegenen Wälder. Weitere Überlebende gesellen sich zu ihnen, so daß schnell eine kleine Gemeinschaft entsteht, die sich im Wald verschanzt und gelegentliche Ausflüge in nahe Ortschaften unternimmt, um Nahrung und/oder Medikamente zu besorgen. Tuvia (Daniel Craig), der Älteste der Bielski-Brüder, übernimmt die Führung der immer größer werdenden Gruppe und versucht weitestgehend ohne Gewalt auszukommen. Er beschließt auch, den Juden aus einem von der Räumung bedrohten Ghetto in Baranowicze die Möglichkeit anzubieten, aus dem Ghetto zu fliehen und sich der Gruppe anzuschließen. Diese Einstellung und solche Aktionen führen immer wieder zu Konflikten mit Tuvias jüngerem hitzigeren Bruder Zus (Liev Schreiber), der an den Nazis Rache für den Mord an seinen Eltern üben will. Aber Tuvia verteidigt sich und seine Stellung als Anführer entschlossen auch gegen Zus, so daß dieser sich bald nahen Sowjettruppen anschließt, die militärisch gegen die deutschen Besatzer vorgehen.
Tuvia versucht weiterhin, seine mehrere hundert Leute große Partisanengruppe gegen alle Gefahren von innen und außen zu schützen. Gerade in dem überaus harten Winter 41/42 hängt das Überleben aber oftmals am seidenen Faden. Offene Konflikte brechen aus. Zudem können die Deutschen im Frühjahr die Bielski-Gruppe aufspüren und wollen sie ausgerechnet am Tage des Passahfestes (traditionelles jüdisches Opferfest) mit allen Mitteln vernichten...
 
Das Leben schreibt eben doch die besten Drehbücher. Mir wie sicher vielen anderen auch war diese bemerkenswerte Episode aus der Zeit der Judenvernichtung nicht bekannt und sie ist wichtig genug und wahrlich wert, erzählt zu werden. Im Mittelpunkt stehen zum einen die Bielski-Brüder, die sich danach nie gedrängt hatten, die Umstände führten einfach zu ihrer Rolle. Zum anderen aber auch die Gemeinschaft, die sich um Tuvia Bielski schart, und versucht, einen modus vivendi inmitten von Hunger, Verfolgung und Gewalt zu finden. Eine Gemeinschaft, die ganz eigene soziale Aspekte setzt, teils unwillkürlich (etwa zeitweilige Lebensgemeinschaften mit "Waldehefrauen"), teils bewußt, indem etwa Frauen eine völlig neue Rolle ausfüllen, weil auch sie bewaffnet werden und so helfen, die Gemeinschaft gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Oder auch, weil Schwangerschaften strikt verboten werden, da die Kinder nach Ansicht Tuvias nicht genügend versorgt werden können.
 
Viele derjenigen, die an diesem Film mitgewirkt haben, sind selbst jüdischen oder halbjüdischen Ursprungs. Ergebnis ist ein intensiv gespieltes und inszeniertes Drama, das dem Zuschauer die Ereignisse in den weißrussischen Wäldern überzeugend nahebringt und ein Zeugnis von Menschlichkeit und Wehrhaftigkeit gleichermaßen ablegt, auch in wirklich hoffnungslosen Situationen. Daniel Craig verkörpert Tuvia Bielski bravourös mit allem Heldenmut und inneren Zweifeln, die diesen Mann charakterisieren. Wer hier James Bond hinter Craig sieht oder das übliche Hollywoodsche Heldenpathos, verleugnet seine schauspielerische Leistung. Dazu kommt die bewegende Filmmusik von James Newton Howard, welche die Spielweise und Instrumente der osteuropäischen Juden aufgreift und sich vorzüglich in das Geschehen einpaßt.
 
 
Bild (5/5):
 
War ich schon von den Waldaufnahmen in Pans Labyrinth angetan, dann muß ich sagen, daß Defiance hier die Meßlatte noch ein Stück höher legt. Die vorhandene Schärfe läßt die schwierig darzustellenden Verhältnisse etwa im Laub und am erdigen Waldboden wunderbar ausdifferenzieren. Ich hatte nie den Eindruck, daß hier etwas verschwimmt, außer, es ist perspektivisch gewollt. Auch die Darstellung im Schwarzbereich ist außerordentlich nuanciert, mehr kann mein Monitor wohl nicht mehr anzeigen. Leichtes Filmkorn ist vorhanden, was aber sehr gut zum Charakter des Films paßt. Referenzniveau.
 
 
Ton (4/5):
 
Die Handlung gibt schon eine Steilvorlage, um surroundtechnisch kräftig hinzulangen. Und tatsächlich pfeifen einem die Geschosse um die Ohren und das Rufen und Lärmen einer mehrhundertköpfigen Menge hält die einzelnen Kanäle ganz schön beschäftigt. Dennoch hatte ich das Gefühl, daß die allerletzte Konsequenz fehlt. Auch hätten Dialogsituationen manchmal noch etwas klarer herüberkommen können. Das Mäkeln findet aber auf recht hohem Niveau statt; ich würde mit Defiance nur nicht als Tonreferenz hausieren gehen wollen.
Wie immer beziehe ich mich auf die Originaltonspur, in die deutsche habe ich diesmal nicht einmal reingehört.
 
 
Extras (5/5):
 
Endlich mal liegen wesentliche Teile des Extramaterials in HD-Qualität vor. Neben dem, was man üblicherweise erwarten darf, ein ordentliches Making Of, Interviews (hier überschneidet sich aber leider Material) und Trailer, gibt es auch noch eine Galerie mit Porträtfotos der echten Überlebenden sowie einen sehr interessanten Bericht über die Kinder der Bielski-Brüder, von denen etwa Tuvias Tochter anfing, per Video die Geschichte ihrer Eltern, die sich im Wald kennen und lieben gelernt hatten, aufzurollen. Der Bezug zur tatsächlich erlebten Geschichte bekommt durch solche Beiträge eine ganz neue Qualität. Ein ebenfalls sehr interessanter Bericht über die Entstehung der Filmmusik, die mit Akteuren von Weltrang eingespielt wurde (London Symphony Orchestra und Stargeiger Joshua Bell), sowie Informationen zu den Schauspielern und ein Audiokommentar des Regisseurs Edward Zwick vervollständigen das vorbildliche Material. 
 
Zudem liegt noch ein achtseitiges Heft bei, in dem immerhin nur zwei Seiten für Werbung mißbraucht werden. Darin sind neben der Kapitelauswahl ebenfalls noch mal Informationen zu den Schauspielern abgedruckt.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Eine wichtige Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, sehr gut erzählt und mit viel Einsatz und Können von den Schauspielern dargestellt - der Film alleine rechtfertigt eine Drei-Sterne-Empfehlung. Das tolle Bild und das wirklich sehr gute Bonusmaterial nehmen wir natürlich gerne mit und bedanken uns für diese Form des Geschichtsunterrichts. Klasse!


Trailer (HD, deutsch):


Seit ich vor einiger Zeit das Crank Double Feature genossen hatte, habe ich Jason Stathams hochaufgelöste Bartstoppel richtig lieb gewonnen. Deswegen war die virusbedingte Auszeit vor kurzem die Gelegenheit, nun ein Transporter Triple Feature folgen zu lassen. Endlich kann ich dieser Darstellung des modernen Transportwesens im 21. Jahrhundert die gebührende Aufmerksamkeit widmen und sie hier Review, äh Revue passieren lassen...
 



Details:

Originaltitel The Transporter Transporter - The Mission (Extended Director's Cut) Transporter III
Regie Louis Leterrier,
Corey Yuen
Louis Leterrier Olivier Megaton
Sprachen Englisch (DTS-HD HR 6.1), 
Deutsch (DTS-HD HR 6.1)
Englisch (DTS-HD MA 5.1),
Deutsch (DTS-HD MA 5.1) 
     
Untertitel Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Altersfreigabe ab 16 ab 16 ab 12
Länge 94 Minuten 92 Minuten 104 Minuten
Extramaterial
  • Audiokommentar
  • Making Of
  • B-Roll
  • Entfernte Szenen
  • Film/Storyboard Vergleich
  • Interviews
  • Trailer, TV-Spots
  • 2 Making Ofs
  • Entfernte und verpatzte Szenen
  • Hinter den Kulissen
  • Trailer und TV-Spots
  • Audiokommentar
  • Making Of
  • 4 Featurettes
  • Trailer und Teaser (in HD)
Trailer
(HD, deutsch)


Filme (4/5):
 
Frank Martin (Jason Statham), Ex-Elitesoldat im Ruhestand, ist Privatier auf seinem kleinen Chateau bei Nizza in Südfrankreich. Ordnung, Ruhe und Prinzipientreue sind die Eckpfeiler seines Daseins. Seine Adrenalinstöße holt er sich durch die Beschäftigung als professioneller Kurier - ein Geschäft, das er mit Präzision, Pünktlichkeit, Diskretion, korrekt sitzendem Anzug, formidablem Auto aus deutscher Produktion und dem strikten Einhalten von Regeln zuverlässig betreibt, weswegen er auch von eher halbseidenen Geschäftspartnern außerordentlich geschätzt wird.
 
Wir dürfen Frank bei der routinierten Abwicklung eines Transports von Bankräubern von Punkt A (die Bank) zu Punkt B (Übergabepunkt an zweites Fluchtauto) begleiten: 254 kg Transportgewicht, also drei Personen, waren der Deal. Aber nicht vier Personen, die sich am vorgesehenen Treffpunkt in sein Auto zwängten. Rule #1: "Never change the deal." Es fahren dann doch nur vereinbarte drei Personen mit und wir erleben gelassenes Hochgeschwindigkeitsfahren durch engste Gassen, kombiniert mit originellen Spritspartips wie das Wahrnehmen von Mitfahrgelegenheiten auf Autotransportern.
 
Der nächste Auftrag von Herrn, ja, wie heißt er denn?, oh ich vergaß, Rule #2: "No names." Also der nächste Auftrag, eine Tasche, 1,50m x 0,50m, 50 kg. Eine Reifenpanne führt zu unerwarteten und weitreichenden Folgen, denn beim Herausholen des Reserverads aus dem Kofferraum zeigt die Tasche ein außerordentliches Eigenleben. Rule #3: "Never open a package."
Da Frank aber im Grunde friedliebend und humanistisch gesinnt ist, bricht er zum ersten Mal eine Regel und versorgt den hübschen chinesischen Engel aus der Tasche mit Luft, Limonade und der Gelegenheit zur Pinkelpause. Das löst zahlreiche Verwicklungen aus, mit ebenso zahlreichen Explosionen von diversem Material und Behinderungen durch schießwütige und rauflustige böse Gesellen. Unterstützt wird er dabei vom lokalen Inspektor Tarkoni (François Berléand), im ersten Film klammheimlich, später offen und freundschaftlich verbunden.
Als großer Bösewicht im ersten Teil entpuppt sich der Vater unseres chinesischen Engels Lai (Shu Qi), der Menschenschmuggel im großen Stil betreibt. Man verrät nicht wirklich etwas, wenn man andeutet, daß dieser Schmuggelhandel am Ende nicht nach Plan abläuft, oder?!
 
Im zweiten Film "The Mission" läuft eigentlich dasselbe Schema ab. Wir lernen weitere Regeln kennen (Rule in the car #3: "Fasten seat belts", daran halten sich bei Franks Fahrweise selbst die Bösen). Die Handlung spielt aber in Miami, das Mädchen ist diesmal Ehefrau und heißt Audrey und der Bösewicht setzt biologische Waffen ein, um eine globale Konferenz zur Bekämpfung der organisierten Drogenkartelle viral zu sprengen. Franks Fahrkünste haben wahrlich ein höheres Niveau erreicht, die passende Überschrift lautet hier wohl: Über den Dächern von Nizza, nein, Miami... Es gibt noch etliche Explosionen, Verfolgungsjagden und wieder reichlich Gelegenheit für Frank, seine Martial Arts-Kenntnisse gegen zahlreiche Kämpfer anzuwenden. Auch Genießer der so ästhetischen rhythmischen Sportgymnastik kommen auf ihre Kosten, wenn Frank den virtuosen Umgang mit Feuerwehrschlauch statt Band zelebriert und dabei nicht nur Schleifen und Loopings in die Luft zaubert, sondern mit jedem Schwung effektiv Gegner um Gegner ausschaltet. James Bond dürfte neidisch sein.
 
Im dritten Film sind wir anfangs wieder zurück in Südfrankreich, Tarkoni spielt eine bedeutendere Rolle als noch im zweiten Film. Diesmal ist Valentina (Natalia Rudakowa) die weibliche Protagonistin, Kind aus begütertem ukrainischen Hause. Frank wird gegen seinen Willen zu einem neuen Auftrag gezwungen. Die Treue zu seinem Auftraggeber wird durch ein Armband mit Flüssigsprengstoff hergestellt, das explodiert, wenn er sich mehr als einige Dutzend Meter von seinem Fahrzeug entfernt. Das führt natürlich zu gewissen rasanten Entwicklungen. Ob die vertragliche legale Absicherung zur Entsorgung von höchst illegalen, hochgiftigen Abfällen durch Erpressung des zuständigen Ministers mit dem Leben seiner Tochter Valentina letztendlich klappt, laß ich hier mal offen
 
Produzent Luc Besson ("Der Profi", "Das fünfte Element") hat die Rolle von Frank dem guten Jason Statham wahrlich auf den Leib geschrieben. Eine Paraderolle für ihn, in der die Kunst des Autofahrens und fernöstliche Varianten des Nahkampfs perfekt und modern inszeniert sind. Wann ist das Steuern eines Fahrzeugs schon mal so dynamisch gezeigt worden? Nur bei den vielen Kampfszenen, in denen Frank von vielen Gegnern umringt/umzingelt ist, hatte ich doch ein déjà vu. Aber gut, Frank Martin, he is the One in der Kurierszene.
 
Es mag der Verdacht aufkommen, ich fände die Filme langweilig, da sie alle nach ähnlichem Strickmuster gemacht sind. Das muß ich aber entschieden zurückweisen, nein, prima unterhalten fühlte ich mich, der Actionfilm mit dem legitimen Nachfolger von Bruce Willis ist im 21. Jahrhundert endgültig angekommen und das lustvolle Brechen von Regeln hat nie so viel Spaß gemacht wie in dieser Filmreihe. 
 
 
Bild (5/5):
 
Ich sprach eingangs von Jasons Bartstoppeln, sie sind wieder mal rasiermesserscharf geraten. Das Bild ist auf Referenzniveau, wir kennen jetzt die genaue Beschaffenheit des Straßenbelags in Südfrankreich, konnten aus großer Distanz alle Boote im Hafen zählen, wenn auch die Auflösung nicht mehr zum Entziffern der Bootsnamen reicht. Ich sehe die Qualität ähnlich wie bei Crank, nur absolute Überreferenzen wie Baraka können hier noch durchgängig ein besseres Bild zaubern. Herrlich, ich liebe Blu-ray, so sollten alle neuen Titel daherkommen.
 
 
Ton (5/5):
 
Spätestens für die Transporter-Filme wäre man auf die Idee für Surroundklang gekommen: es scheppert, kracht und explodiert auf allen Kanälen, die tonale Begleitung bei zahlreichen Autofahrten unterstützt bestens Bild und Inszenierung. Bemängeln könnte man hier höchstens, daß der erste Film im komprimierten Format daherkommt und die beiden anderen bei 5.1 stehen geblieben sind. Eine 7.1-Repräsentation würde sicher mancher mit entsprechender Anlage hier zu schätzen wissen.
 
Ansonsten sind Sprachen und Untertitel aufs Notwendigste beschränkt und mein kurzer Ausflug in die deutsche Synchronisation führt nur zur ausdrücklichen Empfehlung, diese zu meiden und das Rules Business im Original zu verfolgen. (Und ich frage mich auch, warum der deutsche Verleih sich nicht getraut hat, die Filmreihe "Der Kurier" zu nennen? Glauben die, das Wort kennt kein Deutscher?!)
 
 
Extras (4/5):
 
Soweit ich gesehen habe, sind die Extras alle mal wieder in SD-Qualität. Das jeweilige Making Of ist aber durchaus sehenswert, es gibt keine Überschneidungen im Material. Außer den Interviews mit den Protagonisten gibt es auch entfernte Szenen zu sehen, Trailer natürlich, einen interessanten Vergleich zwischen Storyboardzeichnungen und fertig geschnittenem Film sowie eher Unnötiges wie Musikclips.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Eine Trilogie, die man sicher auch mehrfach gucken kann. Nicht nur für den Herrenabend geeignet; auch das hinreichend jugendliche Publikum darf und wird daran seinen Spaß haben. Nicht zuletzt die Qualität von Ton und Bild, die dem Medium Blu-ray angemessen ist, überzeugt und führt trotz leichter inhaltlicher Schwächen und Dopplungen zu einer Drei-Sterne-Bewertung.
 

BD-Review #7: Pans Labyrinth

6. Dezember 2009
Jetzt, in der Adventszeit könnte man mal einen eher besinnlichen Film einlegen, denkt man. Aber Pans Labyrinth vom Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro stellt sich eher als interessanter Gegensatz zwischen sinnlich und brutal heraus...
 
 
 

Details:
 
Originaltitel El Laberinto del Fauno
Sprachen Spanisch (DTS-HD MA 5.1, PCM 5.1), Deutsch (DTS-HD MA 6.1, PCM 6.1)
Untertitel Deutsch
Bildformat 1080p 1.85:1
Altersfreigabe ab 16
Länge 119 Minuten
Extramaterial
  • Making Of (45 Minuten)
  • Trailer

 

Film (5/5):
 
In der Nachkriegszeit des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 sind die Truppen des Generals Franco immer noch damit beschäftigt, die in unübersichtlichen Regionen Nordspaniens versteckten Partisanengruppen aufzuspüren und zu vernichten. Das Mädchen Ofélia (wunderbar von der elfjährigen Ivana Baquero gespielt) zieht mit seiner hochschwangeren Mutter Carmen (Ariadna Gil) zu ihrem Stiefvater, dem genauso brutalen wie scharfsinnigen Hauptmann Vidal (Sergi López) von Francos Armee. Erschreckt von dessen Unbarmherzigkeit flüchtet Ofélia in eine Phantasiewelt, in der der mystische Waldgott Faun (Doug Jones) in ihr die sterblich gewordene Prinzessin Moana erkennt. Er stellt ihr mehrere Aufgaben, damit sie wieder als Unsterbliche in das unterirdische Reich ihres Vaters eingehen kann, die aber Ofélia mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontieren. Dabei wird die Distanz zwischen Wirklichkeit und Phantasiewelt immer größer. Während der Kampf zwischen den Francotreuen um den Hauptmann und den Rebellen sich weiter zuspitzt, muß sich auch Ofélia ihrer letzten schwersten Aufgabe stellen und das Blut eines Unschuldigen vergießen.
 
Del Toro hat nach eigenem Drehbuch einen wunderschönen Film geschaffen, der mit opulenten Bildern die Mystik des Waldes und seiner phantastischen Bewohner heraufbeschwört. Dies wirkt um so intensiver im Gegensatz zur rücksichtslosen Brutalität des Hauptmanns, der auch vor Folter und Mord von eigener Hand nicht zurückschreckt. Gleichzeitig sind die Bezüge und Wechselwirkungen zwischen Wirklichkeit und Ofélias Phantasiewelt immer deutlich erkennbar, wie etwa in der Szene, als Ofélia bei ihrer zweiten Aufgabe von den Früchten einer reichhaltigen Tafel nascht, was ihr vom Faun ausdrücklich verboten wurde. Ihr Hunger war aber nur deswegen so groß, weil sie zur Strafe, daß sie ihr neues Kleid im Wald vollkommen eingesaut hatte, ohne Abendessen ins Bett geschickt wurde. 
 
Für sechs Oscars nominiert, u.a. als bester ausländischer Film, ist Pans Labyrinth 2007 in drei Kategorien ausgezeichnet worden: beste Kamera, beste Austattung und beste Maske. Er lief zuerst im offiziellen Wettbewerb von Cannes 2006 und hat außerdem zahlreiche weitere Auszeichnungen eingeheimst. Zu Recht, diese Fantasiewelt del Toros ist vollständig in großartiger Weise durch Kulisse und Make-up eigens hergestellt worden, Computeranimationen sind nur dort zum Einsatz gekommen, wo es unumgänglich ist.
 
 
Bild (4,5/5):
 
Der 2006 produzierte Film ist wunderbar fotografiert worden: die meist sehr erdigen Farben treten sehr akzentuiert auf, die Schärfe läßt etwa die Tiefe des Schachts, der zum Reich des Fauns führt, richtig erfühlen. Auch die Szenen, in denen Vidals Männer die Partisanen im Wald verfolgen, gewinnen durch den präzisen Transfer auf Blu-ray. Das wird auch unterstützt duch die voyeuristische Kameraführung, bei der sich die Kamera oft um die handelnden Personen herum bewegt. Allerdings erreicht die Qualität nicht ganz das absolute Referenzniveau, weswegen ich auch einen halben Punkt abziehe.
 
 
Ton (4/5):
 
Ähnlich verhält es sich mit der Tonqualität: sauber abgemischt, läßt einen der Surroundcharakter viele Tonquellen entsprechend verorten. So ist das Fahrgeräusch eines links unten ins Bild kommenden Autos auch anfangs hinten links zu vernehmen, bis es in der Bildmitte angekommen und der Sound entsprechend mitgewandert ist. So macht Surround Spaß, auch wenn es man bei diesem Film nicht in dem Maße erwarten würde. Wie fast immer habe ich aber den Film mit der Original-Tonspur gesehen, diesmal also den spanischen 5.1-Sound. Die deutsche Synchronfassung ist als 6.1 abgemischt, Kommentare hierzu von anderen erwünscht...
 
Untertitel sind leider nur in Deutsch verfügbar. Hier hätte ich mir auch spanische Untertitel gewünscht, obwohl man zur Ehrenrettung der Schauspieler sagen muß, daß sie allesamt sehr deutlich gesprochen haben und ich nur aufgrund meiner nur rudimentär vorhandenen Spanischkenntnisse (auch) auf deutsche Untertitel zwingend angewiesen bin. 
 
 
Extras (3,5/5):
 
Neben dem obligatorischen Trailer ist ein 45-minütiges Making Of beigepackt, das gut strukturiert in Interviews nicht nur den Regisseur und die wichtigen Schauspieler zu Wort kommen läßt, sondern auch die Verantwortlichen der Abteilungen, die einen Löwenanteil an der optischen Wirkung dieses Films haben: Kulissen und Make-up. Für die Vorbereitung des gesichtslosen Mannes, der wie auch der Faun von Doug Jones gespielt wird, müssen sich vier Leute fünf Stunden ins Zeug legen. Auch die Ganzkörperkostümierung des Faun, bei der keine einzige Stelle des Körpers sichtbar ist - nicht einmal die Augen! - stellte ganz neue Anforderungen. Ein sehr kurzweiliger wie informativer Blick hinter die Kulissen dieses herrlichen Films. Zwar wieder mal in Standardqualität sind aber hier auch Untertitel verfügbar. 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Ein Film, für den del Toro sehr lange Anlauf genommen hat und der als wirklich großer Wurf daherkommt. Optisch überaus beeindruckend (manchmal an Peter Greenaway erinnernd) taugt er auch zum mehrmaligen Gucken. Die Altersfreigabe ist übrigens absolut gerechtfertigt, beide Welten kommen mit sehr starken, teils brutalen Szenen, die eine Freigabe ab 12 auf jeden Fall zu Recht ausschließen.


 
Trailer (englisch):
 

 
 
Es gilt, mal wieder einen Importtitel näher zu begutachten, diesmal aus den USA. Der späte Abend ist für Filme wie diesen gemacht, auf daß sie einen noch in die Nacht (und darüber hinaus) begleiten können.

"They held each other and kissed
and pushed each others' darkness into the corner,
believing in each others' light, each others' dream."
Hubert Selby, jr.
 



Details:
 
Sprachen Englisch (DTS-HD MA 7.1)
Untertitel Englisch, Spanisch, Englisch für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD-Widescreen, 1,85:1
Altersfreigabe Unrated (FSK ab 16)
Länge 102 Minuten
Extramaterial
  • Making Of (35 Minuten)
  • Entfallene Szenen
  • Audiokommentare von Darren Aronofsky und Matthew Libatique
  • "Memories, Dreams and Addictions": Ellen Burstyn im Gespräch mit Hubert Selby jr. (20 Minuten)
  • Trailer und TV-Werbung
 


Film (5/5):

Sara Goldfarb (großartig gespielt von Ellen Burstyn) ist eine einsame alte Witwe, die nur noch vorm Fernseher abhängt und lediglich Süßigkeiten als Gesellschaft hat. Ein Telefonanruf aber gibt ihr ein neues Ziel: sie sei ausgewählt, in einer Fernsehsendung als Kandidatin auftreten zu können. Sie beschließt, sich in ihr altes Traumkleid zu hungern, um darin auftreten zu können. Die normale Diät-Tour ist zu hart, sie greift zu wirksamen, aber abhängig machenden Appetitzüglern.
Derweil versucht ihr Sohn Harry (Jared Leto), effektiv zu Geld zu kommen, um für seine Freundin Marion (Jennifer Connelly) ihren Traum als selbständig arbeitende Modedesignerin zu erfüllen und um seiner Mutter einen neuen Fernseher anzuschaffen. Harry, Marion und deren bester Freund Ty (Marlon Wayans) koksen alle, Harry und Ty fangen an zu dealen, aber die Nachschubwege vertrocknen.

Alle vier hängen ihren Träumen nach, aber alle können sie nicht von den Drogen lassen. Ihre Wege führen unweigerlich in die Katastrophe, mehr und mehr begleitet von Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Bis zum Schluß glauben sie immer noch an die Erfüllung all ihrer Träume, obwohl sie schon geistig und körperlich verfallen.
 
Der Film enstand auf der Basis des gleichnamigen Buches von Hubert Selby jr aus dem Jahr 1978, in dem der Autor seine eigene Drogenvergangenheit aufarbeitete. Sein bekanntestes Werk ist sicher "Last Exit Brooklyn" (1957) - hier hat er bei der Verfilmung mitgewirkt, schrieb das Drehbuch und spielte auch selbst in einer Nebenrolle mit.
 
Die Bildsprache in Aronofskys zweitem Film von 2000 (nach seinem Erstling Pi) ist modern, innovativ und überwältigend. Techniken wie split screen werden massiv eingesetzt, wenn etwa Harry und Marion ihre Liebe zueinander erklären, aber durch den Bildschnitt selbst hier schon voneinander getrennt sind, oder aber der distanzierte Blick durch ein aufgesetztes Objektiv auf die drogengeschwängerte Ekstase der feiernden jungen Leute. Nicht zuletzt die immer hektischer werdenden Schnittfolgen bei der stetig unkontrollierter werdenden Drogeneinnahme bis hin zum Zusammenbruch. Auch mit der Geschwindigkeit spielt Aronofsky, Bildfolgen werden verlangsamt und manchmal fast gleichzeitig beschleunigt (Sarahs Besuch beim Arzt (Minute 54) ist ein herrliches Beispiel). Zum Vergleich: ein "normaler" 100-minütiger Film hat so um die 600 bis 700 Schnitte, "Requiem for a Dream" aber um die 2000.
 
Hier gibt es kein Happy End, der Film wird in seiner Handlung konsequent zu Ende getrieben, mit allen bösen Nebenwirkungen, die fortgesetzter und immer härterer Drogenkonsum nun mal leider mit sich bringt. Als Zuschauer kann man sich dem nicht entziehen, wird auf diesem verstörenden Trip mitgenommen, erleichternde Pinkelpausen gibt es nicht. 
Eine überzeugendere Botschaft gegen Drogen habe ich seit Christiane F. nicht wieder gesehen, Aronofskys Film ist für das 21. Jahrhundert geschnitten (obwohl die Vorlage aus der gleichen Zeit wie das Buch über Christiane F. stammt).
 
 
Bild (4/5):
 
Das Bild wechselt zwischen guter Schärfe und sanftem Filmkorn, abhängig auch von der Szenerie. Saras Wohnzimmer zeigt sich mit leichtem Korn, schafft so die gewünschte Behaglichkeit. Aber die Schnittsequenzen bei der Drogeneinnahme sind gnadenlos scharf, wie auch etwa die peinlich genau fotografierte Papierstruktur von Saras Diätbuch ("no sugar", "no meat", "no no"...).  Die Farben sind satt, aber nicht überbetont, nur der Schwarzwert scheint mir nicht immer optimal zu sein, manchmal sind Differenzierungen in dunklen Bildbereichen nur schwer auszumachen.
 
 
Ton (4/5):
 
Der Ton ist gut abgemischt. An vielen Stellen ist er eher leise, aber an manchen geht es richtig zur Sache, die Bässe krachen und räumen auch im hinteren Bereich ordentlich auf. Außerdem hat man das seltene Vergnügen, Filmmusik vom weltberühmten Kronos Quartett präsentiert zu bekommen. Allerdings wird die normalerweise eher warme Musik von Geigen hier scharf, pointiert und mit kurzem Strich gespielt, keine Linderung auch hier. Leider kann ich nur 5.1-Sound hören, ob die 7.1 DTS-MA Version noch mehr Details offenbart, müssen also andere beurteilen.
 
Es gibt nur die eine Original-Tonspur auf dieser US-amerikanischen Ausgabe, unterstützt durch die dort üblichen englischen und spanischen Untertitel.
 
 
Extras (3/5):
 
Das Bonusmaterial kommt eher lieblos daher, alles ohne Untertitel und in SD-Qualität, die oft aber auch diesen Anspruch nicht einlösen kann. Das 35-minütige Making Of hätte man durchaus noch etwas zusammenschneiden können, Aronofsky kommentiert dieses Material ad hoc. Schade, hier hätte man mehr draus machen können. Die Kommentierung des Films von Aronofsky und von Matthew Libatique, verantwortlich fürs Bild, habe ich mir gespart, das tue ich mir dann doch nicht an.
Ein Gespräch zwischen Ellen Burstyn, die für ihre Darstellung von Sara Goldfarb übrigens für den Oscar nominiert wurde, und Hubert Selby hätte auch kürzer ausfallen können. Wir wollten nicht wirklich wissen, daß Mr. Selby seine zeitlebens anhaltenden gesundheitlichen Probleme schon auf die Tatsache zurückführte, daß sich vor der Geburt die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hat. Selby wirkt viel älter als die 72 Jahre, die er zu dem Zeitpunkt ist; er starb dann vier Jahre später.
Eine Reihe entfallener Szenen sowie Trailer und TV-Spots vervollständigen das Angebot.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Ein absolut eindringlicher (Anti-)Drogenfilm moderner Machart, ganz klar eine Kaufempfehlung. Wer nach diesem Film noch freiwillig was einwirft, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Eine Mahnung an das sorglose jugendliche Publikum, sofern es denn wenigstens reif genug ist, um diesen Film zu verstehen und zu ertragen. In deutsch ist "Requiem for a dream" bislang leider nur auf DVD unter dem Originaltitel erschienen, das sollte man ändern. Aber dann bitte genauso ungeschnitten wie diese Ausgabe.
 
 
Trailer:
 

 
 
 
 
Ungewohnterweise hatte mich in der vergangenen Woche ein Virus niedergestreckt, was aber die Chance bot, den einen oder anderen Film endlich mal zu gucken. Unter anderem wollte ich nach einigen verpaßten Gelegenheiten Frankreichs erfolgreichste Komödie selbst in Augenschein nehmen. Bei solchen Erfolgen, wie etwa auch damals bei „Der Schuh des Manitu“ bin ich doch immer erst recht skeptisch, aber ich bin wirklich aufs Angenehmste unterhalten worden...

„Wer zu uns kommt, der weint zweimal: wenn er ankommt und wenn er geht.“
Sprichwort im Norden Frankreichs
 
 



Details:
 
Sprachen Französisch (DTS-HD MA 5.1), Deutsch (DTS-HD MA 5.1)
Untertitel Deutsch, Schwitzerhochdütsch
Bildformat 1080p HD-Widescreen, 2.35:1
Altersfreigabe ab 0
Länge 106 Minuten
Extramaterial
  • Making of (77 Minuten)
  • Interview mit Dany Boon (38 Minuten)
  • Interview mit Chr. M. Herbst (12 Minuten)
  • Reportage: "Bergues - eine Stadt im Ausnahmezustand" (5 Minuten)
Beiheft Das kleine Sch'ti-Wörterbuch (20 Seiten)



Film (5/5):

Für den südfranzösischen Postbeamten Philippe Abrams (Kad Merad) ist die Zeit gekommen, um durch eine Versetzung an die Côte d'Azur endgültig auf die Sonnenseite des Lebens zu gelangen. Zur Beschleunigung des Verfahrens verfällt er auf die Idee, den Antrag als Behinderter einzureichen, da diese bei den besonders begehrten Plätzen bevorzugt werden. Der Plan mißlingt und ihn erwartet eine schlimmere Bestrafung als die Entlassung: die Versetzung für zwei Jahre in den Norden, das kleine Städtchen Bergues im Nord-Pas-de-Calais. Grauenhaftes wird ihm vorab berichtet, und er beschließt, sein Martyrium in der Hölle des Nordens zunächst alleine zu durchleiden und seine eher depressiv veranlagte Frau plus Sohn im warmen Süden zu belassen.
Philippe taucht notgedrungen ein in diese völlig fremde Welt, in der die Eingeborenen zudem noch das Ch'ti sprechen, was mit dem normalen Französisch erstmal nicht viel zu tun zu haben scheint. Er akklimatisiert sich aber erstaunlich schnell und freundet sich bald mit dem Postboten Antoine (Dany Boon) an. Das birgt Konfliktstoff für die Fernbeziehung mit seiner Frau, die sich irgendwann entschließt, ihrem Mann beizustehen und mit Sack und Pack in den Norden nachzukommen...
 
Ich habe den Film nicht nur in die Kategorie Komödie einsortiert, sondern auch bei den Autorenfilmen. Denn der im Norden aufgewachsene Dany Boon spielt nicht nur hinreißend eine der Hauptrollen, sondern schrieb auch das Drehbuch und führte die Regie. Tatsächlich ist "Willkommen bei den Sch'tis" seine ganz persönliche Liebeserklärung an die Region Nord-Pas-de-Calais und überzeichnet dabei in schönster Manier die Vorurteile und Klischees über Land und Leute. Im Mittelpunkt steht dabei das Ch'ti, eine Variante des in der Region verbreiteten Dialekts Picard, das im Film stark stilisiert ist. Zentral sind neben dialekteigenen Wörtern die Lautverschiebungen gerade bei den Zischlauten, was zu haarsträubenden Dialogen führt, die man beim ersten Mal eigentlich kaum verstehen kann, selbst wenn man sich gerade nicht vor Lachen kugelt. In der deutschen Fassung ist dies künstlich mit ähnlichen Mechanismen nachgestellt worden, was aber vorzüglich gelungen ist (Beispiele: sicher → tschisser, regnen → pischen).

Ja, diese Komödie ist tatsächlich eine besondere ihrer Art und hat es sogar geschafft, in Frankreich das ramponierte Ansehen des Nordens gehörig aufzumöbeln. Dies liegt zum großen Teil an Dany Boon, der die Eigenheiten so liebenswürdig aufs Korn nimmt, daß auch die echten Bewohner nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden, sondern eben vielmehr Protagonisten einer Region sind, mit all ihren typischen Besonderheiten, vom garstigen Wetter über den Maroilles, den Käse, der so stinkt, daß man ihn besser auf Brot in den Kaffee tunkt, bis hin eben zum Ch'ti.


Bild (3/5):

Bei einer Produktion dieser Art erwartet man jetzt nicht gerade ein Bild von Blockbuster-Qualität, und das ist auch hier der Fall. Das Bild ist sauber, ohne durch Tiefenschärfe groß glänzen zu können. 
 


Ton (3,5/5):

Ähnliches gilt auch für den Ton. Eine nennenswerte Ausnutzung des Surround-Formats ist mir während des Films nicht aufgefallen. In gewisser Weise ist es aber auch hilfreich, bei den im Original extrem schwer verständlichen Dialogen gleichmäßig beschallt zu werden und nicht aus einer einzelnen Ecke mit einem Wortschwall Ch'ti konfrontiert zu werden.

Nach dem Interview mit Christoph Maria Herbst habe ich ausnahmsweise auch in die deutsche Fassung reingehört. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen und sogar ich kann mir vorstellen, daß diese Synchronisation nichts von dem Reiz des Originals nimmt. 
 
Extras (4,5/5):

Das Bonusmaterial ist sehr reichhaltig und ergänzt den Film hervorragend.
Das Interview mit Dany Boon ist sehr aufschlußreich und man erfährt viel über seinen persönlichen Hintergrund und die Motivation, diesen Film zu machen. Seit 17 Jahren lebt er mittlerweile in Paris, aber dieser Film bot ihm auch die Gelegenheit, für circa ein Jahr wieder in seine alte Heimat zurückzukehren, in der als Sohn einer Arbeiterfamilie großgeworden ist. Auch nach diesem Wahnsinnerfolg ist er, das spürt man doch deutlich, nicht abgehoben und kann die Situation auch hinsichtlich seiner weiteren Arbeit gut einschätzen.
Das lange Making Of unterstreicht auch, was man schon im Interview merkt. Seine Art kommt auch bei der Arbeit am Set bei allen Kollegen und Mitarbeitern sehr gut an. Er ist unheimlich locker, fühlt sich wohl und macht jede Menge Späße am Rande, was einfach zu seinem Naturell gehört, ist aber auf den Punkt konzentriert, wenn es gilt, eine Szene zu drehen und gut umzusetzen. Zudem kommt man nebenbei in den Genuß einiger Szenen, die es nicht in den Film geschafft haben.
Das Interview mit Christoph Maria Herbst, der seine Stimme gerade dem durch Dany Boon verkörperten Briefträger Antoine leiht, ist weniger interessant wegen Herbsts Problemen, den Fünf-Tage-Synchronmarathon durchzustehen, sondern vielmehr hinsichtlich der Eigenheiten der deutschen Umsetzung.
Eine kurze Reportage über das Städtchen Bergues und den Hype, der dort nach dem Film eingesetzt hat, rundet dieses vielfältige Extraangebot ab. Nur die Tatsache, daß es wie oft üblich nur in SD-Qualität vorliegt, verhindert hier die volle Punktzahl.

Besonders erwähnenswert ist das 20-seitige Beiheft. Wenn überhaupt eins beigelegt wird, dann beschränkt es sich eher auf Werbung oder bestenfalls eine Kapitelübersicht. Aber nein, hier wird erstaunlich detailliert auf das Ch'ti eingegangen und wie es im Deutschen umgesetzt wurde. Absolut empfehlenswert, könnte den Synchronguckern die Motivation geben, es beim zweiten Mal auch mit dem Original zu probieren. Außerdem gibt es noch weitere Informationen zu Land und Leute. Großes Lob, sowas würde ich gerne auch woanders sehen!

BD-Kaufbewertung: (***/***)

Unter den französischen Komödien hat diese das Zeug, Kultcharakter zu entwickeln. Auch bei wiederholtem Gucken wird man sich nicht langweilen, sondern eher versuchen, nach und nach das Ch'ti noch besser zu verstehen, ganz ohne Schmerzen im Kiefer. Keine alberne Pierre-Richard-Klamotte, sondern erfrischend sympathisch, liebenswert und authentisch-komisch.


Trailer (deutsch):




...und hier liegt Bergues:
 
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.'); function CreateGMap20091029153132() { if(!GBrowserIsCompatible()) return; var allMapTypes = [G_NORMAL_MAP, G_SATELLITE_MAP, G_HYBRID_MAP, G_PHYSICAL_MAP] ; var map = new GMap2(document.getElementById("gmap20091029153132"), {mapTypes:allMapTypes}); map.setCenter(new GLatLng(50.03327,3.70571), 7); map.setMapType( allMapTypes[ 0 ] ); map.addControl(new GSmallMapControl()); map.addControl(new GMapTypeControl()); AddMarkers( map, [{lat:50.03327, lon:3.70571, text:'Bergues, Frankreich'}, {lat:50.03327, lon:3.70571, text:'Bergues, Frankreich'}] ) ; }





 
// FCK googlemapsEnd v1.97 function AddMarkers( map, aPoints ) { for (var i=0; i

BD-Review #4: Caché (Hidden)

14. November 2009
Und wieder wurde neulich ein UK-Import bei mir blau abgelasert, diesmal der französischsprachige Film Caché des deutsch-österreichischen Regisseurs Michael Haneke, der eine wichtige Rolle im zeitgenössischen europäischen Autorenkino spielt. 1974 hatte er mit Fernsehfilmen begonnen, wechselte 1989 zum ersten Mal zum Kinofilm und ist mittlerweile mit seiner Art des Filmemachens stilbildend geworden. Kennzeichnend für seine Filme sind das oft offene Ende, der überaus spärliche Einsatz von Musik (nur dann, wenn sie in der Geschichte funktional ist), und die konsequente Ablehnung aller Kennzeichen eines "Industriefilms", der nur um der Unterhaltung willen gemacht wird.
 
"Alle Filme, die mich in meinem Leben betroffen haben und die mir wirklich etwas bedeutet haben, waren Autorenfilme. [...] Die sind nicht unter der Voraussetzung angetreten, Geld einzuspielen."
Michael Haneke, 1994
 


Details:
 
Sprachen Französisch (DTS HD MA, Dolby Digital 5.1)
Untertitel Englisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.78:1
Altersfreigabe ab 12
Länge 109 Minuten (der FSK-Eintrag spricht von 119 Minuten!?)
Extramaterial
  • Making Of
  • Interview
  • Trailer


Film (5/5):

Georges, bravourös gespielt von Daniel Auteuil, moderiert eine Literatursendung im Fernsehen, seine Frau Anne (Juliette Binoche) ist in der Verlagsbranche tätig. Ein erfolgreiches, gut situiertes Intellektuellenpaar, das mit seinem zwöfjährigen Sohn Pierrot mitten in Paris lebt. Das Ehepaar erhält Videobänder, die ihr Haus zwei Stunden lang von außen zeigt, gefilmt irgendwo von der gegenüberliegenden Straßenseite. Das zweite Band zusammen mit einer kindlich gehaltenen Zeichnung, die ein Kind zeigt, aus dessen Mund Blut fließt. Weitere Bänder tauchen auf, es gibt anonyme Anrufe, Georges wird zunehmend gereizter, es wird ein Zusammenhang mit einer Episode aus seiner Kindheit erkennbar, in der seine Eltern in der Zeit des Algerienkriegs den Jungen Majid eigentlich adoptieren wollten. Dessen Eltern, algerische Immigranten, waren für Georges Eltern tätig und sind vermutlich bei dem Pariser Massaker 1961 umgebracht worden.
Georges ist auf der Suche nach dem Absender der Videobänder, während seine Ehe gleichzeitig in die Brüche zu gehen droht. Er macht Majid ausfindig, der aber jede Schuld ruhig und sachlich von sich weist, als ihn der hektische Georges mit diesen Vorwürfen konfrontiert. Es ist die Schuld, die Georges sich als Kind aufgeladen hat und dafür damals sorgte, daß seine Eltern Majid doch nicht adoptierten. Von dieser Schuld erlöst ihn Majid nach all den Jahren aber nicht, ganz im Gegenteil...

Dieser Thriller funktioniert ganz anders als herkömmliche Vertreter des Genres: je weiter er andauert, desto mehr wird das Tempo zurückgenommen. Der vermeintliche Bösewicht ist ruhig, gelassen, ganz im Gegenteil zu demjenigen, der doch anfangs so subtil und unheimlich bedroht wird, Der Film findet keine Auflösung, nie wird klar, wer die Videobänder wirklich geschickt hat. Ganz am Ende eine Einstellung, mit der man als Zuschauer eher vor neue Rätsel gestellt wird, unabhängig davon, ob man zwei Protagonisten des Films dort entdeckt oder nicht. Aber der Film funktioniert hervorragend, jede Szene ist sorgsam durchdacht, die Handschrift Hanekes ist überall sichtbar, und der Zuschauer wird mit in diesen unheimlichen beklemmenden Sog gezogen, nur um hinterher alleingelassen zu werden, gezwungen, sich selber ein Urteil zu bilden.

Dies gilt nicht nur für das große Thema von Moral und Schuld, sondern auch in kleinen Details, etwa die Szene, in der Anne ihren Sohn zur Rede stellen will, als der unerlaubt bei einem Freund übernachtet hatte und dessen Mutter ihn am nächsten Tag wieder zu Hause abliefert. Pierrot macht eine Andeutung über die Art der Beziehung, die seine Mutter zum gemeinsamen Freund der Eltern, Pierre hat. Daß Pierrot mit Pierre mehr als nur phonetisch verwandt ist, wird einfach dem Zuschauer hingeworfen, ohne je aufgeklärt zu werden. Aber es funktioniert natürlich auch prächtig, um das schon rissig gewordene Bild vom Zusammenhalt zwischen den Eheleuten weiter zu untergraben. 
 
Wirklich großes Kino, zurecht mehrfach ausgezeichnet, ein Film, der aufwühlt, und den Zuschauer noch länger nach dem Abspann beschäftigt, ganz im Gegensatz zu Thrillern aus dem Reich des "Industriefilms". Trotzdem wirkt er nicht intellektuell überladen, sondern er nimmt einen sehr schnell gefangen und läßt ihn bis zum merkwürdigen Ende nicht mehr los.
 
Ich muß an dieser Stelle allerdings wieder vor dem diesbezüglichen Wikipedia-Artikel warnen, der eindeutig zuviel vorweg nimmt.
 

Bild (4/5):

Das Bild ist nicht auf Referenzniveau, aber es ist immer genau durchkomponiert, jede Szene ist hervorragend photographiert und läßt ein scharfes, detailreiches Bild immer dann zu, wenn es auch paßt. Dies ist insbesondere der Fall, wenn aus recht großer Entfernung stehend eine Szene gefilmt wird, bei der der Zuschauer aufgrund der Entfernung gar nicht alles genau mitbekommt, was dort passiert. Aber es ist detailreich und brennt sich dadurch genauso dem Zuschauer ein, wie es das beim Protagonisten getan hat.
Verwirrung schafft der Regisseur aber auch durch andere Mittel: in der allerersten Einstellung des Films etwa sieht man eine Straße mitten im Pariser Wohnviertel, bevor nach einiger Zeit das typische Bildrollen beim Zurückspulen in VHS-Rekordern sichtbar wird.

 
Ton (3/5):

Der Ton kommt sauber, präzise herüber, funktioniert aber eher als Kammerspiel und verteilt nicht soviel etwa explizit auf den hinteren Bereich. Insofern genauso unauffällig wie passend.


Extras (4/5):

Die jeweils etwa halbstündigen Extras liefern manchem verwirrten Zuschauer etwas mehr Erklärung: das Making Of beleuchtet sehr schön die kompromißlose Arbeitsweise von Haneke, der "seinen" Film zielstrebig umgesetzt sehen möchte und von Schauspielern, Technikern und anderen Beteiligten einiges bei der Arbeit abverlangt. Eingebettete kleine Interviews etwa mit den Hauptdarstellern Auteuil und Binoche, aber auch Akteuren jenseits der Kamera geben manchen Aufschluß über die Art von Haneke und die Motivation und Wirkung seiner Filme.
Im Einzelinterview mit Haneke wird der Film genauer besprochen, auch, was Haneke beim Filmemachen antreibt und warum er gerade solche Filme inszeniert, die absichtlich eher mehr Fragen offenlassen als lösen. Witzig ist dabei sein stark wienerisch gefärbtes Französisch, das er aber wirklich sehr passabel spricht.
 

BD-Kaufbewertung: (***/***)

Für mich eine klare Kaufempfehlung, da man den Film auch mehrmals sehen kann und immer wieder was Neues entdeckt. Der Transfer nach HD ist aufgrund der Art des Films aber nicht überragend, so daß der Streifen auf Blu-ray sicher nicht zur Demoscheibe wird. Das hat Caché aber auch gar nicht nötig, er wirkt allein schon durch die Handschrift seines Regisseurs. Er ist aber auch ganz klar kein Kandidat für Unterhaltungskino, man will danach einfach diskutieren...


Trailer:

 

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