Neuer Mac mini - Apple lernt HDMI (2)
15. Juni 2010Update: HDMI-Dokumentation von Apple (25.06.2010)
Da hatte ich doch vor nicht mal vier Wochen an gleicher Stelle gefordert, daß Apple im Zuge seiner Lernfortschritte mit HDMI doch bitte auch den Mac mini entsprechend aufrüsten möge. Und heute ist es tatsächlich passiert. Apple hat ihren Minirechner aktualisiert und ihn damit noch etwas attraktiver für den Einsatz im heimatlichen Wohnzimmer gemacht, wenn auch das absolute Sahnehäubchen (wie befürchtet) fehlt.
Neu ist das Gehäuse, das nicht nur im "Unibody"-Verfahren wie auch schon alle zuletzt aktualisierten Rechner gefertigt wird, sondern zudem deutlich niedriger geworden ist (von 5,1 cm auf 3,6 cm) - allerdings ist das quadratische Grundmaß jetzt größer (von 16,5 qcm auf 19,7 qcm). Damit läßt er sich nicht mehr in gleicher Weise beliebig auf Geräte der drei Vorgängergenerationen stapeln, sondern würde sich eher unten seinen Platz suchen.
An der Gehäuserückseite sieht man die größten Änderungen. Abgesehen davon, daß alle Anschlüsse nun auf schwarzem statt vormals weißem Grund angebracht sind, gibt es zwei Neuzugänge und einen Abgang zu verzeichnen. Zum einen ist, wie schon bei einigen Notebook-Modellen, ein SD-Kartenschacht hinzugekommen. Dadurch wurde es aber etwas eng und somit fiel eine von den fünf USB-Buchsen weg. Zum anderen aber mußte die bisherige DVI-Buchse einem HDMI-Anschluß weichen (yes, they can!). Der MiniDisplay Port existiert weiterhin unverändert und liefert maximal 2560x1600 Pixel:
Somit kann man also den neuen Mini nun direkt per HDMI-Kabel mit seinem Full-HD-Fernseher verbinden, denn auch hier wird die Multikanal-Audioausgabe jetzt unterstützt. Wer bislang die zweite DVI-Buchse zum Anschluß an einen Zweitmonitor genutzt hatte, kann dies auch weiterhin tun, denn Apple legt einen HDMI-DVI-Adapter kostenfrei zum Mini dazu.
Außerdem fällt auf, daß das Netzteil nun ins Gehäuse integriert worden ist. Bisherige Mini-Besitzer wissen das ganz besonders zu schätzen, ist doch der Netzteilblock nicht gerade zierlich. Diese erfreuliche Änderung ist sicher der Grund für den neuen Lüftungsschlitz direkt unterhalb der Anschlüsse. Damit ist der neue Mini noch besser fürs Wohnzimmer gerüstet als seine Vorgänger.
Natürlich hat man auch die Taktrate des Prozessors angehoben: immer noch mit dem Intel Core 2 Duo-Chip ausgestattet, jetzt aber mit 2,4 oder 2,66 GHz getaktet (zuletzt 2,26 bzw. 2,53 GHz). Es wird, wenig überraschend, weiterhin Chipsatzgraphik verwendet, bei der sich der Graphikprozessor den Hauptspeicher mit der CPU teilt. Der bisherige Graphikprozessor (NVidia GeForce 9400M) ist durch den neuen GeForce 320M abgelöst worden, der laut Apple bis zu 1,8mal schneller sein soll.
Der Hauptspeicher ist jetzt kundenfreundlich an der Gehäuseunterseite untergebracht, so daß man nicht wie früher erst das ganze Gehäuse aufspachteln muß - wie auch zuletzt kann man bis zu 8 GB RAM verbauen. Dies läßt sich gut an der Bilderreihe mit der ersten dokumentierten Auspackzeremonie bei Engadget verfolgen.
Um nochmal auf das fehlende Sahnehäubchen zu sprechen zu kommen. Auch weiterhin läßt sich kein Blu-ray-Laufwerk zum Mini bestellen (auch als Build-To-Order-Option nicht). Denn dann wäre das Kistchen perfekt. Ob man aufgrund der veränderten Gehäusemaße überhaupt ein Blu-ray-Laufwerk einbauen kann, die es ja nur mit 12 mm Bauhöhe gibt, ist jetzt noch nicht klar. Update: Mittlerweile haben die Jungs bei iFixit den neuen Mini in der Tat schon zerlegt (siehe Teardown). Apple hat ein neues optisches Laufwerk verbaut, zu dem es noch keinerlei Informationen im Netz gibt. Leider verraten uns Text und Bilder nichts über dessen Bauhöhe... (17.06.2010)
Alles in allem ist der neue Mini das Ergebnis eines vollständig neuen Designs - nach der Modellpflege über fünf Jahre hinweg wurde das auch mal Zeit. Mit der standardmäßig verbauten HDMI-Schnittstelle und der neuen Benutzerfreundlichkeit auch in Sachen Hardware ist der Mini als Schaltzentrale im Wohnzimmer geradezu prädestiniert. Kritisch sehe ich aber neben dem weiterhin nicht angebotenen Blu-ray-Laufwerk allerdings auch den Preis: 809 Euro für eine solche Konfiguration halte ich für wirklich grenzwertig. Ich bin auf qualifizierte Rezensionen gespannt, in denen sicher eine Bewertung vorgenommen wird, ob dieser satte Preisaufschlag gerechtfertigt ist.
Dokumentation
BD-Review #14: Porcupine Tree - Anesthetize
31. Juli 2010
Nach langer Zeit ist nun endlich ein Konzert auf Blu-ray erschienen, das auch in den heimischen vier Wänden echte Live-Atmosphäre aufkommen läßt. Porcupine Tree sorgen für dieses ungewohnte wie beglückende Erlebnis und lassen einen verschmerzen, wenn man nicht selbst dabei sein konnte.
Das aus einem Soloprojekt des jungen Autodidakten Steven Wilson entstandene Projekt "Stachelschweinbaum" hat sich seit seiner Entstehung 1987 zu einem der ersten Adressen des Progressive Rock entwickelt. Hauptsächlich ist dafür Vordenker Wilson verantwortlich, der im Laufe der Jahre eine Reihe exzellenter Musiker um sich versammelt hat, mit denen er nicht nur im Studio Alben in hervorragender Qualität einspielt. Auch live sorgt Perfektionist Wilson für beeindruckenden Sound und eine entsprechende Show...
Details
Bildformat | 1920x1080 (1,85:1) |
Altersfreigabe | ab 0 Jahren |
Länge | 130 Minuten |
Set List | Intro Fear of a Blank Planet My Ashes Anesthetize Sentimental Way Out of Here Sleep Together What Happens Now? Normal Dark Matter Drown With Me Cheating The Polygraph Half-Light Sever Wedding Nails Strip The Soul / Dot Three Sleep of No Dreaming Halo Outro |
Extramaterial (nur Blu-ray) | Videoprojektionen: Way Out of Here My Ashes Strip The Soul / Dot Three Nil Recurring |
Konzert (5/5):
Die Band gastierte im Oktober 2008 zwei Tage im niederländischen Tilburg. Das dortige 013 ist gut gewählt: Eine nicht zu große Halle, bei der Band und Publikum eben nicht meilenweit voneinander entfernt sind und der Funke gut überspringen kann. Die Fans sorgten dann auch kräftig für Stimmung, was sicher leicht fiel angesichts dessen, was sie zu sehen und hören bekamen.
Porcupine Tree spielen hier das komplette Album "Fear of a Blank Planet". Im Jahr zuvor erschienen, hat dieses hochgelobte Werk viele Freunde gefunden und ist in dieser Live-Darbietung wahrlich ein Fest für die Sinne. Garniert wird dies mit einigen Stücken aus früheren Zeiten - auch wenn der Klassiker aus der Anfangszeit, "Radioactive Toy", mittlerweile von den Setlisten gestrichen ist.
Ohne Frage gehen alle Musiker hochkonzentriert zur Sache, wobei die Spielfreude allerdings nicht leidet. Das gilt nicht nur für Frontmann Steven Wilson, dem ich an dieser Stelle mal die langweiligste Frisur der letzten 30 Jahre Rockgeschichte attestieren muß, der aber trotzdem durch seinen Haarvorhang besten Überblick hat. Bassist Colin Edwin sorgt wie viele seiner Zunft für die coolen Momente, wenn er still grinsend vor sich hinklampft. |
Ausnahmedrummer Gavin Harrison thront über seinem umfangreichen Drumkit: virtuos und druckvoll kommt sein Spiel auch zu Hause an und macht ein entspanntes Betrachten von der Couch fast unmöglich. Die Batterie von Keyboards wird souverän von Richard Barbieri bearbeitet und mit dabei ist auch wieder Gastmusiker John Wesley, der seit Jahren die Band live mit Gesang und zweiter Gitarre unterstützt.
Zum perfekt abgestimmten Sound kommen die von Lasse Hoile gedrehten Videos, die auf gleich drei Leinwände projiziert werden. Auf der Blu-ray sind sie als Extramaterial beigefügt. Sehr gute Idee, als Zuschauer zu Hause ist man ja von der Bildregie abhängig und kann naturgemäß nicht die ganze Zeit auf die Videowände schauen - außer, man hätte nur eine fest installierte Kamera. Hier aber sorgen gleich neun Kameras für eine Unmittelbarkeit des Konzertgeschehens, wie ich das nur selten gesehen habe. Dazu kommt die Sicht von oben, was gerade bei Harrisons Schlagzeug für interessante Einblicke sorgt. Auch sehr dynamische Passagen werden durch abwechlungsreiche Bildführung bestens unterstützt. Wer meint, Konzertaufzeichnungen seien per se langweilig, sollte zwei Stunden mit dieser Scheibe eingeschlossen werden. Sieht man von den Inszenierungen einiger Überbands wie etwa den seelenverwandten aber stetig wegsterbenden Pink Floyd ab, kann man hier nur größtes Lob zollen und dankbar für ganze 130 Minuten Spielzeit sein.
Bild (4/5):
Nicht nur die Bildregie war vorbildlich, auch das Bild selbst kann sich sehen lassen. Die bei Konzerten schon mal schwierigen Lichtverhältnisse sind gut gemeistert. Soweit sich das bei mir beurteilen läßt, ist auch der Schwarzwert befriedigend, eine gute Durchzeichnung in den dunklen Bereich erlaubt jederzeit eine recht genaue Wahrnehmung etwa der Gerätschaften am Boden der Bühne oder im Publikumsbereich. Leichte Schwächen sind in der Schärfe auszumachen. Während Harrisons Drumkit oft gut akzentuiert heraussticht, hapert es hier schon mal, auch wenn gerade kein Vordergrundmotiv auszumachen ist. Zudem ist über die gesamte Dauer Filmkorn wahrzunehmen, das ich aber nur manchmal als etwas störend empfand.
Ton (5/5):
Hier läßt Steven Wilson einfach nichts anbrennen. Klanglich ist diese Scheibe ganz am oberen Ende angesiedelt. Ich habe bisher einfach noch keine so gute 5.1-Abmischung eines Live-Konzerts gehört. Die Instrumente sind alle klar herauszuhören, gut zu orten und das Publikum ist nicht im Vordergrund zu hören. Der Sound im DTS HD-Master-Format ist einfach so überzeugend, daß ich es bislang nicht geschafft habe, mir die 2-Kanal-Version anzutun. Für mich eindeutig Referenz auf diesem Gebiet.
Extras (3/5):
Wie schon erwähnt, sind der Blu-ray die Videoprojektionen beigefügt, wenn auch leider nicht in HD. Allerdings muß die DVD darauf verzichten, eigentlich schade.
BD-Kaufbewertung: (***/****)
Eine ganz dicke Empfehlung, nicht nur für eingefleischte Fans von Porcupine Tree. Anesthetize setzt neue Maßstäbe bei Konzertaufzeichungen und sollte auch abseits der Liebhaber des Progressive Rock viele Freunde finden. Schon um einmal zu sehen und zu hören, wenn wirklich alles zusammenpaßt.
Freigegeben ist dieses Werk ab 0 Jahren. Das mag nicht unbedingt adäquat klingen, aber der schlechteste Beitrag zur musikalischen Früherziehung ist das jedenfalls nicht!
Trailer (720p HD):
BD-Review #15: The Fountain
6. August 2010Wer will schon gerne sterben? In “The Fountain” zeigt Regisseur Darren Aronofsky erstaunlich unterschiedliche Ansätze, wie man sich dieser Frage stellen kann, obwohl doch alle auf der gleichen mythischen Grundlage beruhen.
Details:
Sprachen | Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DTS HD MA 5.1) |
Untertitel | Deutsch |
Bildformat | 1080p HD-Widescreen, 1.85:1 |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Länge | 97 Minuten |
Extramaterial |
|
Film (5/5):
16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.
21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu besiegen.
26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach Antworten auf die letzten Fragen.
Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen Zeitwechseln - keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet, auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). In der Überzeugung, daß der Tod letztlich auch nur eine Krankheit sei, forscht Tommy fieberhaft nach Mitteln, um seine Frau vom Tumor zu befreien und darüber hinaus auch den Tod zu besiegen. Izzi begegnet ihrem Schicksal anders: Durch ihre Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um die Welt zu erschaffen und aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den Maya.
Genau diesen Baum sucht Konquistador Thomas fünf Jahrhunderte früher und begegnet auf seiner Suche dem Bewahrer eines großen Geheimnisses. Antworten auf die Fragen, die sich um dieses Geheimnis ranken, sucht auch der zukünftige Tom, der sich in einem durchsichtigen, "ökosphärischen" Raumschiff auf der Reise nach Xibalba befindet, ein Nebel um einen sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird naturgemäß nicht beantwortet.
Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden, denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben) begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein typisches Stilmittel dieses Regisseurs.
Die schauspielerischen Leistungen sind zudem exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr gut gelungen ist.
Bild (3,5/5):
Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen Charakter mancher Szenen paßt. Das wird deutlich etwa in den Einstellungen, in denen Konquistador Tomas sich aus dem dunkleren Säulengang des Palastes heraus auf seine Königin zubewegt, die in hellem Licht und glänzender Kleidung erscheint. Auch in vielen Szenen aus der Zukunft läßt sich dies beobachten, wenn Toms Raumschiff dem Nebel entgegenstrebt. Nur in den dunkleren Passagen des Films, so zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die Mayas, vermißt man wirklich ein schärferes Bild, hier gehen Details wie etwa das Gehölz am Boden verloren, was auch den eher schlechten Schwarzwert illustriert. Hier ein entsprechender nicht-skalierter Bildausschnitt:
Ton (3,5/5):
In diesem nicht gerade actionlastigen Film wird an Surroundeffekten gespart, alle Dialoge sind allerdings sehr gut aufgelöst und verständlich. Zudem fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint Mansell komponiert) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei beim Vorgänger „Requiem for a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente, diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band Mogwai.
Die deutsche Synchronisation klingt etwas flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt. Schade, denn bei diesem eher kryptischen Machwerk hätte man den Beteiligten gerne zugehört.
Extras (4/5):
Umfangreiches Material erwartet alle Neugierigen. In mehreren Interviews und dem Making of erfährt man etwa mehr darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor Aronofskys Haus campiert hätte. Spezielle Erwähnung findet auch das Wie und Warum der verwendeten Lichttechnik. Ein viertelstündiger Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein, sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen, unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten beschränkt sich das Bonusmaterial mit Ausnahme des Kinotrailers wieder mal auf die Standardauflösung. Aber selbst mit den zahlreichen Extras werden die offenen Fragen des Zuschauers nicht gelöst. Das lag jedoch auch wohl kaum in der Absicht Aronofskys.
Eigentlich keine Erwähnung finden sollte das "Angebot" von Kinowelt via BD-Live. Das ist nicht wirklich deren Ernst, oder? Siehe hier:
BD-Kaufbewertung (***/***):
Eigentlich ein eher "europäischer" Film, mit dem sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen Betrachtungen. Die Altersfreigabe ist hingegen Augenwischerei: Selbst mit 16 Jahren ist nicht jeder soweit, diesen Film erfassen zu können.
Diese Ausgabe auf Blu-ray ist insgesamt ein gutes reichhaltiges Paket, auch wenn man bei Sprachen und Untertitel eher geknausert hat. Bild- und Tonqualität gehen in Ordnung, denn dies ist kein Blockbuster und viele visuelle Effekte sind gewollt.
Trailer (HD):
Therefore, the Lord God banished Adam and Eve from the Garden of Eden and placed a flaming sword to protect the tree of life.
Genesis 3,24
Soundtrack Review #1: The Fountain
7. August 2010In meiner Review zum Film habe ich es schon angedroht: es gibt Filme mit einem derartig guten Soundtrack, daß man diesen einfach gesondert betrachten muß. Darren Aronofskys angestammter Musiklieferant Clint Mansell hat auch bei dessen dritten Film "The Fountain" mitgewirkt. Heraus kam Musik, die auch ohne Film in hohem Maße genießbar ist...
Details:
Komponist | Clint Mansell |
Interpreten | Kronos Quartet & Mogwai |
Länge | 46 Minuten |
Label / Katalognr. | Nonesuch (Warner) 7559-79901-2 |
SPARS Code | DDD |
Auszeichnungen | 2006 Best Original Score (Chicago Film Critics Association) 2006 Best Original Soundtrack of the Year (World Soundtrack Academy) 2006 nominiert für Golden Globe Award for Best Original Score (Hollywood Foreign Press Association) |
Tracks | The Last Man (6:48) Holy Dread! (3:52) Tree of Life (3:45) Stay With Me (3:36) Death is a Disease (2:34) Xibalba (5:23) First Snow (3:09) Finish It (4:25) Death is the Road to Awe (8:26) Together We Will Live Forever (5:00) |
Musik (5/5):
Die Blu-ray-Ausgabe von "The Fountain" bietet im Extramaterial knapp 29 Minuten des Soundtracks an, zusammen mit dem originalen Filmmaterial in HD-Auflösung. Dadurch erhält man die seltene Gelegenheit, die Musik gleich mit der entsprechenden Szene zu erleben, für die sie eigentlich geschrieben wurde. Dabei läßt sich zunächst ein auf den ersten Blick erstaunlicher Umstand feststellen: Im Film treten Personen in drei Zeitaltern auf, die insgesamt 1000 Jahre auseinanderliegen. Ein naheliegender Ansatz wäre gewesen, für jedes Zeitalter eine eigene Musik zu schreiben, zumal auch so gedreht wurde: Erst wurde ein Zeitalter komplett abgedreht, bevor man zum chronologisch nächsten übergeht. Wer sich Hugh Jackmans Frisuren in der jeweiligen Zeit vergegenwärtigt, versteht auch sofort warum so verfahren wurde.
Im fertigen Film erlebt man aber immer wieder Vor- und Rückblenden sowie Überblendungen selbst partieller Bildinhalte, die von einem Zeitalter ins andere führen. Eine Musik, die solche Wechsel konsequent begleiten würde, müßte zwangsläufig in einer Kakophonie enden, auch wenn thematisch Verbindungen bestünden. |
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Statt dessen aber gibt es einige Motive wie das oben wiedergegebene "Memory Theme" aus dem großartigen Stück "Together We Will Live Forever", die sich durch den ganzen Film in entsprechenden Variationen ziehen. Die Musik wirkt also als ein kohärent Ganzes, das alle Zeitalter umschließt. Daß dies letztendlich auch stimmig mit der Filmaussage ist, merkt der Zuschauer aber erst gegen Ende. (Vielleicht nicht gleich beim ersten Mal, aber der Film kann und sollte öfter geschaut werden...) |
Greifen wir exemplarisch zwei Stücke heraus. (ACHTUNG: Spoilergefahr. Ansonsten die eingerückten Absätze überspringen.)
- First Snow
Die Musik zum ersten Schneefall in der Gegenwart. Als das Thema einsetzt, sieht man Izzi in der Badewanne, Tommy kniet am Rand. Izzy bittet um heißes Wasser, obwohl man schon den Dampf heraufziehen sieht. Es sind Taubheitsgefühle, das Entsetzen der beiden findet seine Entsprechung in der Musik: Das Thema wird mit mehr Intensität gespielt, das Cello fängt die Verzweiflung der beiden ein und steigert sich noch weiter, als Tommy in die Wanne gezogen wird und sie leidenschaftliche Küsse angesichts Izzis drohendem Schicksal austauschen.
- Death is the Road to Awe
Eines der Kernstücke, das Sterben und Tod im Sinne nach dem mythischen Verständnis der Mayas thematisiert und durch alle Zeitalter läuft. Das Klavier spielt solo eine Melodie zu einer Szene der Gegenwart: Tommy schlägt die Bitte Izzis aus, einen Spaziergang in den ersten Schnee zu unternehmen und läuft stattdessen ins Labor. Das Thema setzt mit Streichern ein, während in die Zukunft überblendet wird, in der Tom am Baum des Lebens entlang nach oben schwebt und sich in einer eigenen Sphäre buddhahaft in den Lotussitz begibt. Die Musik wird beschleunigt, mehr Instrumente setzen ein und wir sehen den gottgleichen Tom, wie er schwebend dem Maya-Häuptling erscheint und dieser in ihm den Ersten Vater der Schöpfung erkennt. Der Häuptling bietet seinen Hals an und Konquistador Thomas schneidet ihm die Kehle durch. Daraufhin verstummt die Musik fast, Thomas geht durch den nun nicht mehr bewachten Durchgang hindurch zum Baum des Lebens, sticht mit dem Dolch hinein, sieht die Wirkung des herauslaufenden Safts, während die Musik das Thema wieder verstärkt aufgreift. Als Thomas den Saft trinkt, steigert sich die Musik durch hinzutretende Trommeln und Glocken. Die Maya-Legende erfüllt sich und aus Thomas sprießen Pflanzen heraus, aus ihm wächst der Lebensbaum. Wieder setzt die Musik fast aus, zusammen mit einer weiteren Überblendung in die Zukunft. Dann erstrahlt alles, die Musik bekommt einen hoheitlichen feierlichen Charakter, während Tom nach oben getragen wird, Bläser und Chor setzen ein, als er in Xibalba eingeht, der Baum des Lebens aus ihm hervorbricht und somit die Ehrfurcht (awe) musikalisch versinnbildlicht ist.
Im Gegensatz zu den meisten Soundtracks entstand dieser nicht erst nach der Produktion des Films, sondern begleitend. Schon bei den ersten beiden Filmen Aronofskys, Pi (1998) und Requiem for a Dream (2000) etablierte sich diese Arbeitsweise, bei der Aronofsky und Mansell immer wieder neu geschriebenes Material anhörten und daraufhin überprüften, ob es die Stimmung des Films einfängt, selbst wenn es anfangs nichts anderes als ein Drehbuch gab! Da sich die Arbeiten an The Fountain über sechs Jahre hinzogen, kam auch bei Mansell im Laufe der Zeit sehr viel Musik zusammen. Daraufhin setzte er mit einem Kollegen einen Prozeß in Gang, den man eigentlich nur als musikalisches Destillieren bezeichnen kann: sie brachen alles bis auf die bloßen Sequenzen und Melodien herunter und bestimmten dann eine Tonart, bei der jede Melodie mit jeder Sequenz harmonisch zusammenwirkt. Anschließend setzten sie die Sequenzen zu einzelnen Tracks passend zu Szenen des Films zusammen. Auch dieser Prozeß ist ein Indiz, warum ein gleichermaßen dichter wie thematisch einheitlicher Soundtrack entstanden ist.
Fazit:
Dieser emotionale Soundtrack hat eine Bandbreite von fast minimalistischer Klaviermusik bis hin zu groß angelegter Musik in Orchesterstärke. Er paßt zur Liebesgeschichte von Tommy und Izzi genauso wie er die großen Themen um Tod und Sterben illustriert. Intensive Musik, in den meist eher leisen wie auch lauten Passagen, durch das weltberühmte Kronos Quartet (2 Geigen, 1 Bratsche, 1 Cello) meisterhaft intoniert und vortrefflich begleitet durch die schottische Postrock-Band Mogwai.
Auch in technischer Hinsicht gibt es nichts zu mäkeln: eine saubere, durchgängig digitale Aufnahme mit großem Dynamikumfang.
Kaufempfehlung (***/***):
Daraus leitet sich eine dicke Kaufempfehlung ab. Man muß den Film dazu nicht wirklich verstehen oder mögen, weil die Musik auch sehr gut für sich stehen kann. Aber im Kontext des Films transportiert sie enorm viel Gefühl und sorgt durch ihre Kohärenz unterschwellig auch für ein besseres Verständnis dieses genauso kryptischen wie visuell herausragenden Films. Dank an die Herren Aronofsky und Mansell. Da capo!
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