Belgien sehen, und sterben?
Vor einiger Zeit habe ich mit meiner Frau mal Urlaub im Ausland gemacht. Na ja, Belgien, ist nicht wirklich exotisch, aber immerhin. Sonst fahre ich immer nur in den Westerwald, da gibt es gutes Essen, gutes Bier, und man spricht meine Sprache. Außerdem weiß ich, was ein Anruf zuhause kostet.
Aber dann sind wir über Rewe-Reisen auf ein Angebot gestoßen, da konnte man gar nicht Nein sagen.
4 Tage, 3 Nächte in einer Centerpark-ähnlichen Ferienanlage, inklusive Frühstücksbuffet und Schwimmbadnutzung, 99 Euro pro Person, wobei man pro Buchung einen 50 Euro Einkaufsgutschein für Rewe, macht einen Grundpreis von gerade mal 49 Euro pro Person.
Die Schwimmbadnutzung kostete regulär um die 10 Euro Eintritt, das Frühstücksbuffet pro Person 12 Euro, da war der Urlaub nicht nur umsonst, man bekam noch was geschenkt!
Klingt zu schön um wahr zu sein, nicht wahr? War es auch.
Abgesehen davon, dass man in der Parkanlage außer spazieren gehen nicht viel machen konnte, außer man hatte einen ganzen Sack voller Geld dabei, stelle ich mal dahin. Im Westerwald ist es auch nicht anders.
Und dass das Schwimmbad von kleinen, kreischenden Kindern überrannt wurde, war irgendwie auch klar.
Nicht klar war, dass die Hotelanlage, in der wir einquartiert waren, mehr als renovierungsbedürftig war.
Wir hatten den Fehler gemacht, uns kurz vor der Abreise im Internet Bewertungen von der Anlage anzusehen. Hätten wir besser mal vor der Buchung gemacht. Aber da war es schon zu spät. Na gut, dachten wir uns, wie schlimm kann es schon werden?
Es wurde sehr schlimm.
Der Teppich hatte sicher mal eine ganz annehmbare Farbe, und möglicherweise auch ein schönes Muster, nur war von beidem nichts mehr zu erkennen. Dort, wo der Teppich nicht komplett durchgelaufen war, war er so verdreckt, dass man weder Farbe noch Muster erkennen konnte. Die Zimmer waren in einem ähnlichen Zustand. Das Bett fraß Menschen. Im Ernst! Kaum hatte man sich auf die Matratze gesetzt oder gelegt – schwupps, weg war man.
Überall blätterte die Farbe ab, das Personal sprach kein Deutsch, aber ich dachte mir, na gut, es hat nicht viel gekostet, also erwartete ich nicht viel. Allerdings: Für den regulären Preis von 380 Euro, die der Kurztrip normalerweise gekostet hätte, da wäre ich echt angepisst gewesen.
Aber jetzt kommt das Schlimmste!
In Belgien gibt es kein Bier!
Nein, im Ernst. Das, was die da Bier nennen, kann man keinem Esel ins Ohr kippen. Vermutlich hat es deshalb einen so hohen Alkoholgehalt, da ist einem der Geschmack nach der dritten Flasche egal. Falls nicht, wird das Zeug mit allem möglichen gepanscht: Mit Orangenlimonade, mit Ingwer, mit verschiedenen Säften... macht man hier in Deutschland mittlerweile auch, und auch hier finde ich es einen unverzeihlichen Stilbruch. Wofür gibt es eigentlich das deutsche Reinheitsgebot?
Jedenfalls habe ich, als wir wieder daheim waren, den Film BRÜGGE SEHEN, UND STERBEN? Besser verstanden. Auch ich liebäugelte während meines Aufenthalts mit dem Suizid.
Demnächst fahren wir wieder in den Westerwald, und da trinken wir wieder richtiges Bier.
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