Rocky Balboa

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17. Oktober 2010

Rocky Balboa
(Rocky Balboa)

Veröffentlichung: 2006
Regie: Sylvester Stallone
Produzent: u.a. William Chartoff
Drehbuch: Sylvester Stallone
Musik: Bill Conti
Darsteller: Sylvester Stallone, Burt Young, Milo Ventimiglia, Antonio Tarver
Laufzeit: 98 Minuten

Die Spannung und Neugier war groß. 16 Jahre war es her, dass Sylvester Stallone zuletzt als Rocky Balboa auf der Kinoleinwand zusehen war. Damals mit einem sowohl finanziellen als auch cineastischen Flop. Doch Sly wusste um seinen Faux-Pax und wollte SEINER Rolle nun endlich das Ende geben, das sie immer verdient hatte. Die Presse machte sich lustig über Stallone, dass dieser mit knapp 60 Jahren noch einen Profisportler darstellen wollte. Genau darum geht es auch im schlicht betitelten „Rocky Balboa“. Es geht ums Älter werden, es geht um die Vergangenheit, um Dämone, die es abzulegen gilt, aber es geht auch um die Zukunft. Die Gegenwart sieht trist und langweilig für Rocky aus. Er führt ein Restaurent unter dem Namen seiner verstorbenen Frau Adrienne. Sein Sohn versucht sich als Geschäftsmann durchzuschlagen. Beide haben kein sonderliches Verhältnis. Freundschaften hat Rocky immer noch nicht wirklich, mit Ausnahme von seinem Spezi und Schwiegervater Paulie, der sich immer noch im Schlachthaus abschuftet. Zur selben Zeit dominiert ein farbiger Boxer namens Mason Dixon die Boxwelt. Doch das Publikum mag ihn nicht. Er boxe nur gegen Fallobst, so heißt es. Der Boxsport langweilt die Leute nur noch. Im Fernsehen wird ein Simulationskampf gezeigt, zwischen dem zweimaligen Ex-Champ Rocky und dem aktuellen Weltmeister Dixon. Die Prognosen ergeben, dass bei einem realen Kampf der Rocky in Bestform gewinnen würde, durch K.O.! Dieses Ergebnis heizt die beiden Boxlager an. Dixons Manager wittert die Chance viel Geld zu scheffeln, aber auch Dixons Image aufzubohren. Rocky, der schon lange ein Comeback im kleinen plant, nimmt die Chance an und will sich tatsächlich in einem Schaukampf mit dem Weltmeister messen. In Las Vegas kommt es zum großen Showdown…

So typisch die Story auch klingen mag, in ihr steckt viel mehr. Stallone hat hier sowohl als Autor und Regiesseur, als auch als Darsteller einen fulminanten Film abgeliefert. Der Film schildert eine knappe Stunde lang das Milieu in dem sich Rocky befindet, mit allem was dazugehört. Das erinnert ganz fest an den vielfach ausgezeichneten ersten Teil der Saga. Diese Szenen gelingen dem Film sehr gut. Denn sie sind greifbar und real. Dazwischen erzählt Rocky alte Geschichte von vergangenen Kämpfen, er erinnert sich in kleinen Rückblicken an seine Frau Adrienne, an seinen Mentor, Trainer und Förderer Mickey, ja erinnert uns an unser eigenes Erwachsenwerden, an unsere Kindheit an unsere eigenen Probleme. Niemand hat den wehleidigen Blick besser drauf als Stallone, trotz einiger Botoxbehandlungen. Ebenfalls auf einfache Weise wird der Leidensweg von Rockys Sohn Robert dargestellt. Er fühlt sich erdrückt von der Last die die Karriere seines Vaters mit sich bringt. Die beiden haben kein gutes Verhältnis, das bringt der Film plausibel und realistisch nahe. Rock ist daran natürlich nicht ganz unschuldig. Er lebt seit Ewigkeiten nur noch in der Vergangenheit. Paulie fasst es in einer Szene gut zusammen: „Ich bin kein quatschendes Gebäude“. Aber der Film schwebt nicht nur in der Melancholie des Alltags. Es gibt einige humorvolle typische Rocky Dialoge, als seine alte Bekannte Mary Rocky von ihrem Sohn erzählt. „Sein Vater kommt aus Jamaika“ und Rocky entgegnet: „Ah, aus Europa ja?“. Das sind typische und sympathische Rocky Quotes, die einfach vorhanden sein müssen. Ebenso wunderbar sind die kleinen Monologe die Balboa führt, im Schlachthaus unter Tränen oder auf der Straße vor seinem Sohn.

„Wenn du nicht anfängst an dich zu glauben, dann hast du kein Leben!“ Genau diese Sätze zeichnen die Magie der Rocky-Reihe aus. Deswegen lieben wir diese Filme. Sie schaffen Mut, Selbstvertrauen und Glaube an sich selbst. Der Film zeigt Respekt dem Original gegenüber. Immer wieder werden Feinheiten der ersten fünf Teile genutzt um den Film zu verstärken. Da darf zum Beispiel die obligatorische Trainingsmontage nicht fehlen. Rocky trägt sogar seinen markanten grauen Jogginganzug. Fantastisch sind dabei die Aufnahmen im Schnee auf der Treppe des Museum Of Art in Philadelphia. Ein weiteres Revival feiern die Selbstzitate. Ein Beispiel? Vor dem Kampf in Vegas – Rocky: „Es ist erst dann vorbei, wenn es vorbei ist!“ Dixon: „Ist das ein Spruch aus den 80ern man?“ Rocky: „Wohl eher aus den 70ern“. Der finale Kampf in Las Vegas wurde furios in Szene gesetzt. Die beiden Kämpfer zelebrieren eine wunderbare Choreografie. Sie wirkt hart, brutal und zumindest im Ansatz realistisch. Denn Rocky-Kämpfe waren nie realistisch. Wer erinnert sich nicht an die Prügelorgien gegen Ivan Drago und Co.? Und auch im letzten Rocky Teil wird ohne Deckung geboxt und pausenlos geprügelt ohne Taktik. Aber genau das wollen wir auch sehen. Lustige Szene: Rocky läuft unter den Klängen von Sinatra in den Ring, während sein junger Gegner Dixon mit aktueller Hip Hop Musik einläuft.

Die Musik im Film ist grandios wie eh und je. Bill Contis fantastischer Score ist kaum zu überbieten. Selten wurden Melodien eines Filmes so berühmt, wie die der Rocky-Reihe. Einfach fantastisch. Auch die gezeigten Bilder sind toll. Viele schöne Aufnahmen von Philadelphia in realistischen Farben. Und der Boxkampf ist exzellent gelungen. Die Schnitte sind nicht zu hektisch und immer angemessen. Es gibt keinen Grund zur Beschwerde. Die Darsteller können überzeugen. Stallone spielt die Rolle seines Lebens. Rocky und Stallone sind im Laufe der Jahrzehnte miteinander verwachsen. Es kommt nicht von ungefähr, dass ihn immer noch Leute mit „Rocky“ auf der Straße ansprechen. Dieser Mann lebt für diese Rollen und das macht er wirklich ungemein gut. Milo Ventimiglia als Sohn überzeugt ebenso wie die bekannten alten Rollen von Burt Young oder Tony Burton.

Alles was Rocky-Fans sehen wollen, bekommen sie auch zusehen. „Rocky Balboa“ entschuldigt sich quasi für den ursprünglichen miserablen Abschluss der Reihe 1990. Das ist das ende, dass sich diese Rolle, diese Saga, dieser Teil des Lebens immer verdient hat. Wunderbar!

Bewertung des Films
Handlung: ****1/2
Darsteller: *****
Musik: *****
Kameraarbeit/Schnitt: ****

Bewertung der Blu Ray
Bild: ****
Ton: ****
Extras: *****

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Kommentare

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Sehr schöner Review! Ja vielleicht sollte ich dem Film doch mal einen Chance geben? Bei ersten anschauen, hab ich nicht wirklich hingesehen und daher wohl die ganze Sache falsch eingeordnet. Oder es lag auch einfach an Teil 4 und 5 gar keinen Anklang bei mir hervorgeruft haben. Na Deinem Review scheint mir jedoch, das Rocky Balboa eine neue Chance verdient hat. Danke ^_^ LG Dirk
Olorin
17.10.2010 um 16:50
von Olorin
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