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[Movie Spotlight Review # 6: Batman v Superman - Dawn of Justice]



In dieser neuen Ausgabe der Movie Spotlight Review werfen einen detaillierten Blick auf den Blockbuster "Batman v Superman". 

~ Eine Frage des Auftritts ~

Bevor ich mich daran mache, den Film selber zu bewerten, werfe ich noch einmal kurz einen Blick zurück, verbunden mit einem kleinen Hinweis: Wer sich nicht spoilern lassen möchte, sollte die hier vorliegende 6. Movie Spotlight Review Ausgabe vielleicht erst NACH dem Kinobesuch lesen. Ich schaue grundsätzlich keine Trailer vor dem Filmgenuss, versuche mir noch immer im Kino Augen und (!) Ohren zuzuhalten (schon mal versucht ?) und versuche auch sonst Zwangstrailern/Zwangs-3D aus dem Weg zu gehen, was sich immer schwieriger gestaltet. Naürlich muss jeder selber wissen, welches Verhalten er/sie an den Tag legt. Auch hier werde ich erneut kein "Blatt vor den Mund" nehmen und meine Kino-Eindrücke von "Batman v Superman" zum Besten geben. Im Heimkinobereich wird Zack Snyder`s ("Watchmen") Film zum Ende des Jahres im Heimkinobereich als "Batman v Superman: Ultimate Edition" veröffentlicht werden, inkl. mindestens 30 Minuten mehr Laufzeit und einigen härteren Szenen. 

Mit Bryan Singer's "Superman Returns" hatte Warner im Jahre 2006 zwar keinen Flop produziert, aber das immens hohe Budget (Insider sprechen von 200 Mio. $) des Blockbusters schmerzte und der Film konnte insbesondere auf dem amerikanischen Markt nicht in die schwarzen Zahlen kommen. Trotzdem wird leider verstärkt in den letzten Jahren bei "Superman Returns" von einem Flop gesprochen, was definitiv nicht der Wahrheit entspricht. Singer's Neuinterpretation war zugleich auch Sequel der beiden Filme "Superman" (1978) und "Superman 2" (Jahreszahl) und ignorierte wohl wissentlich den eher zwiespältig aufgenommenen Supi-Abenteuer "Superman 3-Der Stählerne Blitz" (1983) sowie den Totalausfall "Superman 4-Die Welt am Abgrund" (1987). Dann sollte es die Comicverfilmung "Green Lantern" (2011) richten. Aber zumindest in finanzieller Hinsicht konnte Warner auch hier nicht zufrieden sein: Ein sehr hohes Budget, aber unbefriedigende Zahlen beim Box Office waren alles andere als sowas wie ein Neustart für Warner's sämtliche, hauseigene DC-Comichelden, worauf das Studio abzielte. Nachdem das Studio schon in den 1990ern erfolglos versucht hatte, eine Rückkehr von Superman zu realisieren (mit Tim Burton als Regisseur und Nicolas Cage als Mann aus Stahl), musste noch einmal von vorne begonnnen werden. In den letzten Jahrzehnten hatten sich der Comicmarkt und Hollywoods Umgang mit seinen bebilderten Helden stark verändert. Wobei die Filmmetropole zu oft die Comicvorlagen lediglich benutzte ohne die Bedürfnisse der Fans zu befriedigen oder gar ein Verständnis für die Vorlagen selbst mitzubringen. Ein letztes mal zeigte sich das in hohen Maße in den 1990ern, als Hollywood verschiedene Comicvorlagen zumeist lieblos umsetzte ("Judge Dredd", " Tank Girl") und oftmals in den Sand setzte. Als sich die MARVEL STUDIOS zu Anfang des neuen Jahrtausends neu gründeten und die Ausrichtung ihrer hauseigenen Comichelden selber in die Hand nahmen, wurde das Mini-Studio nicht sonderlich ernst genommen. Erst als sich mit Paramount ein großer Verleiher fand und der Mini-Major mit "Iron Man" erfolgreich die Kinos stürmte, begann ein Umdenken. Wurden bei den Majors bisher Comicverfilmungen ohne Betreuung angegangen, zeigte die Comicschmiede ein anderes Bild: Mit Kevin Feige und einem Konsortium an Beteiligten fokussierte man sich liebevoll und vollständig auf die Ausrichtung der Filme, was aus einem Mix aus Solo-/Prequel-Filmen ("Iron Man", "Der unglaubliche Hulk", "Iron Man 2", "Thor", "Captain America") und sich dem anschliessenden Gruppenfilmen ("The Avengers", " Guardians of the Galaxy", "The Avengers 2") bestand. So konnte sich das Publikum zuvor mit den Figuren in Solo-Filmen vertraut machen und sie später beim großen Zusammentreffen aller Helden in den Gruppenfilmen besser einordnen. Besonders "Iron Man" (2008) war hier quasi der Startschuss für ein neues, erfolgreiches Verständnis von Comicverfilmungen. Nicht nur für die MARVEL STUDIOS, sondern generell für den Umgang mit solchen. 
Nicht alle Majors besitzen Rechte an Comicstoffen. Die "Big 4" sind hier in Hollywood sicherlich Warner (mit einem quasi unerschöpflichen Fundus an DC-Comicrechten), SONY (Rechte an Spider-Man sowie Nebenfiguren des Spider-Man Universums), 20th Century Fox (hier hält man MARVEL-Rechte an "The Fantastic Four" sowie dem lukrativen"X-Men"-Franchise) und natürlich die MARVEL STUDIOS selbst, welche durch das noch junge Filmstudio einen Großteil ihrer eigenen Comicvorlagen nun selber umsetzen können. Genau das stärkt dem Mini-Major im hart umkämpften Markt der (Sommer-)Blockbuster den Rücken, während viele andere Studios wie LIONSGATE hier das Nachsehen haben, besitzt man doch fast keinerlei kinotaugliche Comicrechte. Denn die MARVEL STUDIOS haben mit ihren bisherigen 2 Wellen an Comicverfilmungen ganze Schichten an neuen Kinofans angesprochen. So setzte man bei LIONSGATE in den letzten Jahren als Gegenentwurf eher auf Young Adult-Buchumsetzungen. Comicverfilmungen, so meine Meinung, profitieren von einer über Jahrzehnte gepflegten und zumeist schon in Kindertagen durch Comichefte/-Bücher gelebte Fan-Liebe, welche nun im Kino ihre bildliche Vollendung erfahren. 

~ DC vs. MARVEL ~

Aber auch ein Mega-Studio wie DISNEY war gefordert. Sicher, der Mäusekonzern verfügt über die Rechte an Animationsfilmen/-figuren und diese bilden auch weiter das Aushängeschild für das Studio, die wenig vorhandenen Comicrechte wurden zumeist aber schon zu Filmen verarbeitet (Beispiel: "The Rocketeer") und floppten in der Regel stark. Das Mäusestudio entschloss sich daher zu einem teuren und radikalen Schritt: Da Comicverfilmungen längst vom Publikum angenommen und akzeptiert werden, kaufte der Disney-Konzern für eine unvorstellbar hohe Summe die MARVEL STUDIOS auf. Gab es zuvor viel anerkennendes Lob für das Comicstudio, regten sich nun Zweifel, ob der Mäusekonzern nicht zukünftig zu sehr Einfluß in die Produktion der beliebten Comicstoffe haben könnte. Aber anstatt MARVEL-Boss Kevin Feige mehr Steine in den Weg zu legen, erleichterte man seine Arbeit und stärkte Feige's Rechte. Zuvor musste der MARVEL-Verantwortliche Entscheidungen (auch beim Cast) mit einem internen Konsortium absprechen. Durch den Disney-Deal wurden die Befugnisse nun neu geordnet: Kevin Feige muss nun nicht mehr Entscheidungen durch das Marvel-Konsortium boxen, sondern geniesst alleinige Rechte als Chef der MARCEL STUDIOS. Das bedeutet auch, dass er nun direkt nur noch Bob Iger, dem CEO von Disney, untersteht. 

Für Warner geht es um viel. "Batman v Superman" wird darüber entscheiden, wie sich das Studio zukünftig bei seinen DC-Comicverfilmungen ausrichten wird. Auch steht die Frage im Raum, ob das Publikum diesen Weg ebenfalls folgen wird. Denn mit den MARVEL STUDIOS und 20th Century Fox winkt harte Konkurrenz. Zwar hatte man 2013 mit "Man of Steel" einen Neuanfang gewagt, kritiklos ging aber auch die Rückkehr des Mannes aus Stahl nicht über die Bühne. Dabei wurde vor allem bemängelt, das Superman zum Ende des Films ein Chaos aus Zerstörung und Toten hinterlässt, was in meinen Augen absolut berechtigt erschien. Superman dient als göttliches Wesen (Er ist kein Mensch) der Menschheit - aber er zerstört sie nicht. In meinen Augen war Snyder's Film auch viel zu laut und wurde der Figur Superman kaum gerecht. Das Blockbuster wirkte wie ein Mash-up aus Richard Donner's "Superman" (1978) und dem Sequel "Superman 2", jedoch ohne das Herz der beiden Filme zu besitzen. Dazu kam die Filmmusik von Hans Zimmer, auf welche ich später in Zusammenhang mit "Batman v Superman" noch einmal gesondert eingehen werde. Das laute Schlachtengemälde hatte mit Henry Cavill, jeder Menge an Stars in Nebenrollen fast verschwenderisch viel zu bieten, aber erstaunlich wenig zu sagen. Sollte das die Rückkehr von Superman sein ? Während Richard Donner ("Superman") und der Donner's Inszenierungsstil geradezu nacheifernde "Superman Returns" von Bryan Singer -der mir sehr gefiel- das Wesen des Mannes von Krypton unterstrichen, dass sich in seinem Alter Ego Clark Kent und in einer ungeschickten, jedoch (menschen)freundlichen und liebevollen Art manifestiert, zeichnete Snyder den Helden Superman eher als den Menschen Clark Kent und reduzierte die heroischen Momente. Dabei ist Superman zwar ein ausserirdisches, göttliches Wesen, in seiner Persönlichkeit aber von Menschen stark beeinflusst (Smallville). Er wurde geschaffen um der Menschheit zu dienen. "Man of Steel" war jedoch, insbesondere gegen Ende, eine überlaute Zerstörungsorgie. "Batman v Superman" greift diese bemängelten Kritikpunkte auf, allerdings in einem anderen Kontext. Das "Man of Steel"-Ende wird geschickt eingebunden um die Figur Superman neu auszurichten bzw. um die Figur Bruce Wayne/Batman einzuführen. Der Film nimmt sich eine ganze Menge vor. Auf der einen Seite will (und muss) er Fans von Superman -insbesondere nach dem schlechten Ende von "Man of Steel"- zufrieden stellen und die Figur weiter entwickeln. Auf der anderen Seite soll der ursprünglich in Gotham City eingebundene Batman genug (neue) Eigenständigkeit mitbringen um neben Superman zu bestehen und auch weitere, zukünftige (Solo-)Filme alleine tragen zu können. Geschickt löst der Film zunächst die geographische Problematik und stellt Metropolis als Nachbarstadt von Gotham City da. Während Metropolis für ein helles, freundliches New York steht, verkörpert Gotham City -ebenso wie im Umkehrschluss seine Helden- die dunkle Seite von New York. Superman als mit Superkräften ausgestattetes, göttliches Wesen vom Planeten Krypton, im Gegenzug der "erdgebundene" dunkle Ritter Batman, der über keinerlei Superkräfte verfügt. "Batman v Superman" ist hier auf der Höhe der Zeit und Snyder legt beide Metropolen auch in der Kameraarbeit unterschiedlich aus. 
Die ca. ersten 17-20 Minuten des Films waren in meinen Augen dann auch besonders schwierig: Mit wenigen Pinselstrichen wird von Zack Snyder noch einmal während des laufenden Vorspanns die Kindheit von Bruce Wayne, der Todesfall seiner Eltern und der Unfall eingeblendet, was in mir starke Assoziationen zu Christopher Nolan's noch garnicht so lange zurückliegender "Dark Knight"-Trilogie bei mir hervorrief. Man ist fast geneigt zu sagen: "Nicht schon wieder !", wenn man die Vorgesichte (erneut) sieht. Doch diese kurzen Abrisse sind wichtig um speziell die Figur Batman für den späteren Verlauf der Handlung abzurunden. Trotzdem drängt sich schon hier das Gefühl auf, als müsse sich der Film beeilen alles, was er sich vorgenommen hat, auch schnell abarbeiten zu müssen. Mit knapp 2 Stunden und 30 Minuten steht dem Film in seiner Kinoversion auch nicht soviel Zeit zu, wie man zunächst vielleicht glauben könnte. Da die Figur Clark Kent/Superman schon in "Man of Steel" eingeführt wurde, konzentriert sich Snyder daher goldrichtig zunächst auf Batman/Bruce Wayne. Die Wahl, die Figur Batman neu auszurichten, ist dabei eine der Stärken von "Batman v Superman". Snyder tut dies auch, um Vergleichen mit Nolan`s "Dark Knight"-Trilogie gleich entgegen zu wirken. Ben Affleck verkörpert einen gesetzteren Superhelden und einen in der Mitte des Lebens stehenden Multimillionär, der bereits einige Kämpfe hinter sich hat. Das schafft einen interessanten Gegenentwurf zu der erneut von Henry Cavill verkörperten Figur Kent/Superman, aber insbesondere zu Christopher Nolan's "The Dark Knight"-Batman, der in der Verkörperung durch Christian Bale eher jünger und auch technisch ausgelegter erschien. Erst im Abschluss der Trilogie ("The Dark Knight Rises") fügte Nolan seiner Figur seinerzeit körperliche Einschränkungen hinzu. Ben Affleck bringt diese zwar nicht mit, lässt aber die inneren Wunden als auch das Alter erkennen. Sein Batman ist gesetzter, das Batman-Kostüm schwer und von Gebrauchsspuren gezeichnet. Affleck`s dunkler Ritter ist erfahren und auch isoliert (wo ist Ltd. Gordon ?), was Affleck in einer langsamen und teilweise auch leicht müden Sprechweise noch kongenial unterstreicht. Auch der von Nolan angelegte "Vater-Ersatz" durch den Butler Alfred (zuvor Michael Caine, jetzt hier verkörpert durch Jeremy Irons) wird revidiert und Alfred bekommt eher das Wesen eines vertrauten Freundes und Partners. Auch Irons' Ausrichtung ist jederzeit anzumerken, dass er mit Bruce Wayne schon einen langen, gemeinsamen Weg gegangen ist. Erfahren bedient Alfred das Batmobile und kennt seinen "Ziehsohn" und "Partner" wie kein anderer.

Nach einer halben Stunde hat der Film dann auch tatsächlich seinen Erzählstrang gefunden und wurde mit zunehmender Laufzeit tatsächlich besser - so mein Eindruck. Der aus vielen MARVEL-Comicverfilmungen bekannte Buddy-Humor ist hier nicht anzutreffen. Das gefiel mir in diesem Fall sehr. Ich mag zwar auch gerne MARVEL-Filme und bewundere die Arbeit des Studios (In meinen Augen ist "Captain America 2" mein Lieblingsfilm des Majors und der bisher beste und ambitionierteste Film gewesen), aber "Batman v Superman" sieht man an, das er etwas aufbauen möchte. Der Film richtet sich gleich als Ensemble-Film aus und vereint Superman, Batman, Wonder Woman (wobei das Fehlen eines Hintergrunds besonders deutlich hervor tritt) sowie in coolen Comic-Cameos auch Aquaman und The Flash. Erst später, nach dem ebenfalls als Gruppenfilm ausgelegten "Suicide Squad" (Kinostart: Sommer 2016), sollen sich Einzelfilme anschliessen. Ob Warner/DC mit dieser Methode Erfolg beim Publikum haben kann, wird die Zukunft zeigen. Die Zeit, aber auch Konkurrent MARVEL, sitzen Warner/DC zumindest jetzt schon im Nacken. Gleichwohl geht es in "Batman v Superman" aber nicht nur um Konkurrenzdenken, sondern viel mehr um die gesamte Neuausrichtung der hauseigenen DC-Comicverfilmungen. Als wenn das nicht schon schwer genug wäre, kommen in diesem verfrühten Blockbuster-Sommer 2016 auch noch zwei weitere, gefährliche Konkurrenz-Projekte in die Kinos: Zun einen mit "Captain America 3: Civil War" der wohl gefährlichste Gegner aus den MARVEL Schmiede, zum anderen der von Fox' releaste Abschluss der "X-Men"-Prequel-Trilogie mit "X-Men: Apocalypse", der sich im Mai 2016 auch noch ein dickes Stück vom Comic-Kuchen sichern will und quasi den Kino-Sommer 2016 eröffnet. "Batman v Superman" sowie "Captain America: Civil War" versuchen den "X-Men" zu entkommen und die in den letzten Jahren durch "Captain America 2" sowie "Fifty Shades of Grey"  immer weiter vorgezogenen Sommer-Monate zu umgehen. 
Einzelfilme wie "Wonder Woman" (Kinostart: Sommer 2017), "Aquaman" (Kinostart: Herbst 2017), der als Zweiteiler ausgelegte "Justice League" (2018/2019) sowie der erste Teil einer neuen "The Batman"-Trilogie sollen es richten. Ich bin sehr gespannt. Gleichzeitig bedienen DC/Warner ("Arrow", "Gotham") und MARVEL ("Marvel`s Daredevil") auch noch den Markt mit eigenen Comic-TV- bzw. Comic-Streaming-Serien. Mir hat "Batman v Superman" gut gefallen und Snyder bei mir nach dem enttäuschenden "Man of Steel" wieder Boden gut gemacht. Allerdings konnte ich im Kino immer wieder Sätze wie "Ist ja wie bei MARVEL !" hören. Diesen Eindruck kann ich so garnicht teilen - im Gegenteil. Es fehlen typische MARVEL-Trademarks wie eine Post-Credit-Sequence ebenso wie der bereits oben angesprochene Humor oder der insbesondere von MARVEL genutzte Buddy-Charme der "Avengers"-Filme. Natürlich hat "Batman v Superman" auch Schwächen. Aber er ist deutlich ernsthafter und bemühter als "Man of Steel" ausgelegt und legt bereits alle Pfade für die zukünftigen DC-Filme aus. Snyder und Warner haben definitiv die "Man of Steel"-Kritikpunkte ernst genommen. 

Einen Kritikpunkt kann ich jedoch nicht aussparen. Er betrifft den Score von Hans Zimmer und Junkie XL. Letztgenannter hatte erst vor kurzem den Score für George Miller's überragenden "Mad Max: Fury Road" (2015) komponiert und ist derzeit in Hollywood "heiss". So heiss, das er dem hollywood`schen Grundsatz folgend nun mit "Man of Steel"-Filmkomponist Hans Zimmer zusammen den Score verfasste. Es klingt aber wie ein reinrassiger Zimmer-Score - und ist es wohl auch. Wer sich etwas mit Zimmer's Vergangenheit auskennt, weiss natürlich, wie sehr sich der Filmkomponist im Laufe der Zeit verändert hat. Ich bemängele aber nicht nur Zimmer's Ausrichtung zum Haus-und-Hof-Komponist sämtlicher, teurer Hollywood-Blockbuster, sondern auch seine Arbeiten. Hatte sich Zimmer mit ersten US-Arbeiten ("Rain Man", "Black Rain", "Codename: Nina") einen Namen gemacht, fokussierte er sich zu Anfang des neuen Jahrtausends in meinen Augen zu stark auf seine 1990er-Actionfilm-Scores wie "The Rock" und schaltete oftmals gelangweilt auf Auto-Pilot. Das heisst: Zimmer kopiert Zimmer. Wenn du gut bist, so meine Meinung, ist es cool zumindest einige Zeit von sich selber zu "klauen". So auch bei "Batman v Superman". Zimmer MIT Junkie XL liest sich in den Pre-Title-Sequenzen toll, ist aber nichts weiter als "Ärsche küssen". Auch der James Newton Howard-Einfluss in der "The Dark Knight"-Trilogie wurde geradezu von Zimmer`scher Musik erdrückt und war letztendlich eine reine Mogelpackung. Kurz: Ich bemängele, das Hans Zimmer seit der "Fluch der Karibik"-Quadrilogie nicht mehr der Selbe ist. Ebenfalls sehr grenzwertig finde ich die Tatsache, dass Hans Zimmer's Scores in den letzten Jahren keine Ausbremsung erfahren: Nicht nur, das der/die Score(s) fast pausenlos zu hören ist/sind und (zumindest bei mir) Ermüdungserscheinungen hervorruft. Nein, Zimmer`s Filmmusiken dringen auch ständig in das Filmgeschehen ein. Hier würde ich erwarten, das sich mal ein Regisseur mit Eiern findet, der Hans Zimmer's Score ausbremst oder zumindest von Zeit zu Zeit mal pausiert. Stattdessen greift die Musik selbstständig und immer mutwilliger in Szenen ein. Selbst Christopher Nolan gelang es nicht, Zimmer bei "The Dark Knight Rises" wenigstens ein paar Minuten zu stoppen. In fast jeder Szene schwingt sich der Score zu noch höheren, noch bombastiascheren Höhen hoch ohne dem Zuschauer Ruhepausen zu gönnen.
Meine Meinung dazu ist:
 Immer weniger Regisseure kennen sich (scheinbar) mit Musik (Scores/Songs) aus und überlassen manchen Filmkomponisten fast gänzlich die musikalische Auslegung vieler, mancher sogar aller (!) Szenen. Das geht mir persönlich einfach zu weit. Musik, insbesondere Scores, sollten die Handlung unterstützen durch musikalische Unterstreichung wichtiger (hauptsächlich emotionaler) Augenblicke. Zimmer jedoch greift nach meinem Verständnis nach der Regie und überlagert zu viele Szenen mit seinem pompösen, natürlich keine Sekunde verschnaufenden Action-Score-Bombast, das einem neben dem Hören auch bald fast das Sehen vergeht. Das war super, goldrichtig und auch noch frisch bei "The Rock". Heute aber Zimmer ohne Auflagen einfach herumtoben zu lassen, ist geradezu 90er und einfach nicht im Sinne der Filme. So verklebt Hans Zimmer weiterhin manche gute Szene mit Action-Scores ohne auch nur einmal Momente der schönsten Filmmusik -der Stille- zu schaffen. Grauenhaft ! "Batman v Superman" ist kein perfekter Film, aber er gefiel mir sehr gut. Etwas befremdlich war für mich lediglich Gal Gadot`s Part als Wonder Woman. Auch wenn die Vorgeschichte der Amazone mit dem goldenen Lasso erst im nächsten Jahr durch Regisseurin Patty Jenkins ("Monster") in einem eigenen Solo-Abenteuer erfolgt, wirkt sie neben den beiden männlichen Superhelden-Kollegen etwas....verloren.

Wie hat euch "Batman v Superman" gefallen ? Was kritisiert ihr an dem Film ?
 Über eure Kommentare würde ich mich sehr freuen, natürlich auch bezüglich der Review. Da ich, wie bereit oben erwähnt, kein Frreund von modernen Trailern bin, habe ich es unterlassen die hier vorliegende Review mit YouTube-Trailern und anderen Extras "auszuschmücken". :-)

~ Pressestimmen ~

"Besser als "Man Of Steel", aber unter der Bestmarke, die Christopher Nolans "The Dark Knight" gesetzt hat. "Dawn Of Justice" ist immer noch ein Koloss, der Stoff, aus dem DC-Comic-Träume sind [...]"

(Peter Travers, ROLLING STONE)

"[...] Zack Synder hat sich selbst eine Sisyphos-Arbeit auferlegt: Dass dieses sehr lange, sehr grüblerische, oft aufregende und manchmal unrunde Epos überzeugt, muss als Leistung anerkannt werden. 

(Andrew Barker, VARIETY)





Quellverweis des Bildes:
Warner Bros. Germany





Movie Spotlight Review # 3

17. November 2013
[Movie Spotlight Review # 3: "Only God Forgives"]

Willkommen zu einer neuen, frischen Ausgabe der "MSR", welche sich in der 3. Ausgabe Nicolas Winding Refn`s Film "Only God Forgives" widmen möchte. Kann das neue Werk -welches bei den Filmfestspielen von Cannes auf Ablehnung und Empörung stiess- des dänischen Ausnahme-Regisseurs überzeugen ? Gelingt Winding Refn nach seinem gefeierten Edel-Actionfilm "Drive" ein neues Meisterwerk ? Wir schauen uns den Film hier genauer an.




Kein Steelbook ? SUNFILM wagt etwas "Neues"...

Bevor wir uns dem Film aber genauer widmen, schauen wir uns zunächst für den deutschen BD-Start am 18.11.2013 die Blu-ray-VÖ an. Das deutsche Label SUNFILM veröffentlicht "Only God Forgives" in drei unterschiedlichen Editionen: Neben einer normalen Blu-ray (2D) reicht das Label auch noch eine Blu-ray 3D (inkl. 2D-Fassung) sowie ein AMAZON-exklusives Mediabook mit Dragon-Artwork, Poster, Buchteil sowie Bonus-BD an. Das limitierte und durchnummierte Mediabook wird es nur bei Amazon.de geben und es ist auf 3.333 Stück limitiert. Zusätzlich bietet das AMZON-exklusive Mediabook auch noch eine Bonus-BD mit der Dokumentation "NWR" an, die sich ausführlich mit dem Werk des dänischen Regisseurs auseinandersetzt. Wer die Mehrkosten des Mediabooks scheut, kann die Dokumentation "NWR" auch EINZELN auf Blu-ray erwerben, aber auch dieses Release wird lediglich limitiert und exklusiv über Amazon.de beziehbar sein.

Man Höre und Staune: Endlich traut sich ein deutsches Label mal wieder an etwas anderes als ein Steelbook als Sonderverpackung heran und setzt auf ein Mediabook. Manchen fällt es ja schon schwer sich überhaupt noch eine andere Verpackungsart als ein kratzempfindliches Steelbook vorzustellen *gähn*. Das schöne, auf 3.333 Stück limitierte Mediabook ist sehr schön geworden und glänz mit einem schönen Dragon-Artwork auf der Vorderseite. Mein Dank geht also an SUNFILM, auch für den Mut mal etwas anderes zu wagen als billige Blechverpackungen.
Fast hat man als Cineast schon das Gefühl, das ewig von Vorurteilen (warum eigentlich ?) gebeutelte Mediabook sei NUR NOCH als AT-Import vorstellbar und in Deutschland quasi ausgestorben. 
Man kann sagen, dass das Mediabook quasi schon als Sonderverpackung aus dem deutschen Einzelhandel verschwunden ist. Auch deutsche Niederlassungen amerikanischer Majors haben das Mediabook fast gänzlich als Verpackungsform aus ihrem Sortiment für den DEUTSCHEN Markt herausgenommen. Nur noch wenige deutsche Labels -an dieser Stelle sei z.B. CAPLIGHT zu nennen und zu loben- setzten auf die schöne Verpackungsform, die zumeist Blu-ray, DVD und Buchteil in sich vereint. Der Hauptkritikpunkt bezieht sich zumeist auf den Preis, der meistens um die 30 Euro liegt und die Tatsache, das man einen Film in zwei Varianten (Blu-ray und DVD) gleichzeitig gereicht bekommt.

Only God Forgives: Über die Macht un die Magie des Kinos

Mein Gott, was haben sie alle gelästert: Buh-Rufe in Cannes, als brutale Fantasie "für Jungs" (!) ruck-zuck im ARD-Magazin "ttt-Titel, Thesen, Temperamemte" ab- und verurteilt und selbst bei unserem Kinobesuch Menschen, welche die Vorstellung während (!) des Films verliessen. "Only God Forgives" wird wohl erst in vielen Jahren seine verdiente Würdigung erfahren. Dieser Film wird sein Publikum spalten, aber nicht weil er es darauf anlegt (es sei denn, man schlägt sich auf die Seite der nie enden wollenden "Gewalt im Film"-Debatte), sondern weil er den Zuschauer fordert. In Zeiten von hektischen Schnittstakatos, medialer Dauerberieselung und weltweiter Vernetzung hat man keine Zeit für ein Werk wie Nicolas Winding Refn's "Only God Forgives", in der vielen das eigene Smartphone schon wichtiger ist als alles andere. Man ist ständig erreichbar und präsent, man ist ständig "unter Strom". Daher würde ich an dieser Stelle gerne eine Empfehlung für die meisten Interessenten aussprechen: Schaut euch diesen Film bitte NICHT an ! Ich werdet hoffnungslos enttäuscht werden. 
"Only God Forgives' macht dem wissenshungrigen Cineasten schlagartig (!) wieder klar, wozu Kino eigentlich gemacht wird und welche Kraft es entfalten kann. Kino ist NICHT dazu da um uns mit Dialogen und Dauer-Filmmusik nieder zu prügeln, bis auch dem Letzten die Ohren klingeln, nein, Kino lebt von der Magie der Bilder. Der verschwenderische Gebrauch von Dialog und Filmmusik (...und dazu nicht mal gute) hat einfach dermaßen Überhand genommen, das man sich manchmal wie erschlagen fühlt, aber eben selten wirklich emotional berührt. "Only God Forgives" vertraut seinen Bildern, taucht das Geschehen in blutrote Farbe und ist in ästhetischer Hinsicht ein Genuss wie man ihn nur selten zu sehen bekommt. Aber das ist eben NICHT alles, denn es geht noch tiefer...sehr viel tiefer. Das den Film durchziehende Motiv der familiären Vendetta stellt im Grunde nur den Rahmen da, wesentlich stärker wird der Fokus auf Hände gelegt, welche -auch beballt zur Faust- für den von Hauptdarsteller Ryan Gosling ("Drive") verkörperten Charakter die Wahrnehmung des Lebens darstellen. Sei es beim Essen, beim Sex oder im Faustkampf. Man könnte auch sagen, das die eine Hand für das Gute und die andere für das Schlechte im Menschen steht. Hände durchziehen den Film fast durchgängig als ein geradezu religiöses Element.


Ruhe vor dem Sturm: Ryan Gosling



Nicolas Winding Refn: Konsequenter Bilderrausch

Für Nicolas Winding Refn und Ryan Gosling stellt "Only God Forgives" eine Weiterentwicklung nach ihrem exzellenten Meisterwerk "Drive" da. Aber anstatt das Publikum mit einer simplen Rache-Story abzuspeisen -was aber sicherlich auch viele nun schwer enttäuschen wird, die auf genau diese Fortführung hofften- geht Winding Refn sowohl visuell als auch inhaltlich noch zwei Schritte weiter. Ich denke, das ich hier nicht zu weit gehe, wenn ich mal sage, das dieser Film für Winding Refn sein persönlicher "El Topo" geworden ist, seine Hommage an Regisseure wie Alejandro Jodorowsky. Und wenn wir ehrlich sind: "Only God Forgives" ist nichts für das Mainstream-Publikum, und nein, auch nicht für die selbsterklärten Euro-Arthouse-Anhänger (Verdammt, feiert doch weiter jeden Lars von Trier-Film als neues Meisterwerk artig ab, schliesslich steht "Nymphomaniac" schon in den Startlöchern), er ist stellenweise wie ein Stummfilm. Scheiss auf den Dialog, es geht um das Bild. Und genau darum sollte es doch verdammt nochmal im Kino gehen...

Aus heutiger Sicht mutet das für viele Kinobsucher wie eine Bestrafung an: Fast nur Bilder, kein Dialog ? Sparsamer Einsatz von Filmmusik ? Und dann soll ich noch der Handlung folgen ? Man ist fast geneigt zu sagen, das es manche Kinogänger als geradezu unverschämt berachten, wenn sie ihr eigenes Hirn benutzen sollen. Damit sehen sich viele heute schon überfordert. Aber wurde Chaplin der König der Komik im Stummfilm, WEIL es bei ihm Dialog gab ? Lebt Murnau's "Nosferatu" etwa von Sound oder nicht doch eher von Atmosphäre ? Wohl kaum ! Wahrscheinlich wird man "Only God Forgives" daher jetzt auch erst als "sperriges" Midnight Movie und viele Jahre später als waschechten "Aber Hallo"-Kultfilm wahrnehmen und verstehen. Dieser Film benötigt keine 3D-Blu-ray, er strahlt auch so. 

Only God Forgives: Ein Fazit

Der bisher beste Film des Jahres 2013, auch wenn ein anderer Film mit Hauptdarsteller Ryan Gosling (Nämlich der überragende "The Place beyond the Pines") diesen Titel eigentlich auch verdient hätte. "Only God Forgives" ist Kino FÜR das Kino. Eine geradezu brutale und zugleich sinnliche Erfahrung.

Pressestimmen & Filmkritiken zu "Only God Forgives"

"Brutales Meisterwerk. Einer der sehenswertesten Filme des Jahres"
(SPIEGEL Online)

"Mit wenigen Worten erzählt, dafür sitzt jede Silbe wie ein Hieb"
(Süddeutsche Zeitung)

"Atemberaubend emotional, ästhetisch brillant und schokierend hart"
(The Guardian)



"Only God Forgives" im Heimkino

Der in Deutschland mit einer FSK 16 bewertete Film ist sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray erhältlich. Egal, ob in SD oder HD: "Only God Forgives" wird in seiner ungeschnittenen Fassung -wie schon im Kino- released. Neben einer Blu-ray nur mit dem Film, erscheint der Film auch noch als Blu-ray 3D (inkl. 2D-Fassung) sowie für Sammler und Cineasten in einem AMAZON-exklusiven, jedoch streng auf nur 3.333 Stück limitierten und durchnummerierten Mediabook. Das Mediabook bietet zusäzlich auf einer Bonus-BD die sehenswerte Dokumentation "NWR", welche sich mit den bisherigen Filmen Winding Refn`s auseinandersetzt. Dazu glänzt das Mediabook mit einem Dragon-Artwork auf dem Cover, einem ausführlichen Buchteil sowie einen Filmposter. Wer Mediabooks kategorisch ablehnt, kann sich die Dokumentation auch als Einzel-BD (ohne den Film) bei Amazon.de zulegen. Auch diese Blu-ray wird exklusiv NUR bei Amazon.de verfügbar sein und ist ebenfalls limitiert. 
Noch ein paar Worte zu 3D: Bei der 3D-Fassung des Films handelt es sich um eine nachkonvertierte 3D-Fassung, denn der Film wurde in Thailand in herkömmlichen 2D gedreht. Preislich liegt die 3D-Variante sehr günstig mit nur 1 Euro mehr über der 2D-Fassung von SUNFILM. Trotzdem ist von dieser Fassung abzuraten, da Winding Refn sein Werk nicht als 3D-Film versteht, sondern als 2D-Film.


Cinefacts zu "Only God Forgivest"

Studio/Label: Tiberius Film
Poduktionsjahr: 2012/2013
Produktionsland: Dänemark/Frankreich/Thailand/USA
Länge: 91 Minuten
FSK: 16
US-Kinostart: 19.07.2013
Deutscher Kinostart: 18.07.2013
Deutscher DVD-Start: 18.11.2013
Deutscher Blu-ray-Start: 18.11.2013
Blu-ray 2D: Ja
Blu-ray 3D: Ja
DVD: Ja


[Movie Spotlight Review # 2: "Helden der Nacht-We own the Night"]

Willkommen zu einer frischen, neuen Ausgabe der MOVIE SPOTLIGHT REVIEW ! In dieser neuen Reihe will ich mich ganz den Reviews zu Filmen widmen und diesesmal werfen wir einen Blick auf den Thriller "Helden der Nacht-We own the Night", von James Gray. Über eure Kommentare, Verbesserungsvorschläge, aber auch Kritik würde ich mich sehr freuen. Für eine optimale Darstellung empfielt sich Flash.

Helden der Nacht

Storyline zu "Helden der Nacht-We own the Night"

Für den Nachtclubbesitzer Bobby Green (Stark: Joaquin Phoenix) gibt es nur ein unverbindliches Leben mit Drogen, Sex, Alkohol und Partys. Zu seiner leiblichen Familie, bestehend aus dem hoch dekorierten Vater (Robert Duvall) und seinem Bruder Joseph (Mark Wahlberg), die beide im Polizeidienst arbeiten, fühlt er sich nicht wirklich zugehörig. Wesentlich näher steht ihm dagegen seine Freundin Amanda (So gut wie noch nie: Eva Mendes) sowie eine russische Familie, welche Bobby als seine "wahre" Familie erachtet und welche ihn mit der Leitung des Clubs beauftragt hat, paralel dazu kriminelle Verbindungen zur russischen Mafia unterhält. Bobby träumt davon sich selbstständig zu machen und zusammen mit seiner Freundin einen eigenen Club zu eröffnen. Bei Geschäften der russischen Mafia in Bobby`s Club, drückt er dann auch beide Augen zu, um seiner "Wahlfamilie" zu gefallen. Nach einer Razzia und einem Mordanschlag auf Joseph steht Bobby plötzlich zwischen den Fronten: Kann und will er mit seinem Vater die Attentäter zur Strecke bringen oder hängt seine Loyalität doch an seinen Geschäftsverbindungen zum russischen Familienclan ? 

Zwischen den Fronten...

James Gray`s Millieustudien, die oftmals stark den Atem des großen Vorbilds Martin Scorsese`s ("Mean Streets") erkennen lassen, tauchen tief in den Mikrokosmos des Big Apple ein und erkunden die Familienschichten von Emigranten. Bobby`s Club fungiert dabei als eine Art Vakuum zwischen diesen beiden Paralellwelten, in welchen zum einen der pflichterfüllende Polizeiapparat mit seinem entfremdeten Vater und seinem Bruder sowie traditionellen, festen Werten steht, zum anderen die Verbindung zu dem russischen Millieu, das Bobby als "seine" eigene Familie betrachtet. Nur hier kann sich Bobby entfalten. Doch dieses Gerüst kann jederzeit in sich zusammenbrechen. Joaquin Phoenix`Charakter wird gezwungen sich zu entscheiden wo er hingehören will. Strenge, traditionelle Familienwerte und Verantwortungsbewußtsein auf der einen, undurchsichtige, mafiöse Machenschaften mit Koks und Partys auf der anderen Seite. Joaquin Phoenix gelingt es dabei hervorragend in seiner Performance, die Zerrissenheit seines Charakters zu vermitteln, der sich eigentlich nur nach Liebe sehnt. Es ist auch ihm zu verdanken, das man die leichten Schwächen -die sich zum Ende des Films auftun- gerne verzeiht, denn seine Darstellung ist wahrlich als fesselnd zu bezeichnen.


 

James Gray`s Film ähnelt damit ein wenig dem thematisch ähnlich gelagerten "Eastern Promises-Tödliche Versprechen" von Regisseur David Cronenberg, ohne jedoch dabei vollends dessen immense Kraft zu erreichen, die der Film teilweise auch durch die grandiose Performance von Hauptdarsteller Viggo Mortensen erreichte. Das heißt aber nicht, das "Helden der Nacht" kein sehenswerter Film ist oder dem ähnlichen Cronenberg-Film unterliegt. Vielmehr steht in "Helden der Nacht" -wie schon in Gray`s Debütfilm "Little Odessa" (1994)- die Bindung der Familie im Vordergrund. Man könnte "Helden der Nacht" auch als den Abschluß einer Familien-Trilogie von James Gray betrachten, zieht man "Little Odessa" als ersten Film und den hervorragenden "The Yards" als Mittelstück noch hinzu.

Ein Glücksgriff in "Helden der Nacht" sind zweifellos die beiden Hauptdarsteller Joaquin Phoenix ("Gladiator", "The Master") und Mark Wahlberg ("The Departed-Unter Feinden"), die hier erneut nach dem Film "The Yards-Im Hinterhof der Macht" (2000) mit Regisseur James Gray zusammenarbeiten, dieses mal das Projekt zeitgleich auch hinter der Kamera als Produzenten unterstüzten. Wahlberg und Phoenix -welche auch privat befreundet sind-  harmonieren erneut perfekt miteinander, wobei man fast auch von einem Wechsel sprechen kann, den die Rolle des Bobby Green -die perfekt ausbalanciert zwischen Übermut, Freude, Angst, Zorn und Trauer von Joaquin Phoenix dargestellt wird- wäre auch ein glasklarer Fall für Mark Wahlberg`s Rollenverständnis. Dieser darf hier ungewöhnlich zurückhaltend agieren und eine emotional verletzliche Seite zeigen. Robert Duvall`s Part als Vater der beiden und hoch angesehener Polizist, verleiht dem Cast zusätzliche Stabilität, was man aber auch bei einem Weltschauspieler diesen Formats erwartet. Eine große Überraschung war für mich seinerzeit Eva Mendes ("The Spirit"), welche als Amada nicht nur hübsch ist, sondern auch hier erstmals einige Facetten ihres Talents entfalten darf, die man ihr zuvor in anderen Rollen niemals zugestanden hätte. Eva Mendes und Mark Wahlberg traten dann 2010 auch nochmal zusammen vor die Kameras: In der Action-Komödie "Die etwas anderen Cops".

Sex, Drugs, Party on...Und Kritik ?

Die schon zuvor angesprochenen leichten Schwächen des Films (siehe oben), die sich der Film insbesondere zum Ende erlaubt, werden durch die exzellente Performance von Joaquin Phoenix aufgefangen, jedoch nicht beseitigt. Wer sich nicht gerne spoilern lassen möche, der sollte an dieser Stelle bitte den nun folgenden Absatz überspringen und mit dem kommenden Abschnitt "Oh man. This shit is making me feel light as a feather ! -Helden der Nacht-We own the Night im Heimkino" fortfahren.


Der Schluß des Films (u.a. in der Maisfeld-Szene) hat einen geradezu versöhnlichen Charakter, der sich nicht so ganz mit dem grandiosen Anfang und der fiebrigen Dynamik der beispielsweise spannenden, angsteinflößenden Autoverfolgungsjagd im Regen (die in technischer Hinsicht übrigens mit einem sehr guten Schnitt aufwartet) des Films vertragen will. Das Phoenix mit erhobenem Haupt und Waffe aus dem Maisfeld schreitet, lässt mich immer daran denken, wie gut der Film letztendlich wohl geworden wäre, hatte er den Zuschauer eben NICHT mit diesem Bild, sondern vielleicht einem (weiteren ?) Familienverlust entlassen. Kurzum: Mit einem unangenehmen Gefühl im Magen, mit Trauer, mit Hoffnungslosigkeit oder gar einem radikalen Ende wie jenem in dem Thriller "Arlington Road" (siehe "Movie Spotlight Review" # 1), das einen völlig unerwartet trifft. Vielleicht so, das sogar ein Gefühl von Angst zurückbleibt. Doch hier schwächelt der Film ein wenig. Diese leise Kritik wendet sich insbesondere an James Gray`s Drehbuch, welches gegen Ende mit zuviel Emotionen und einem Hauch an Pathos aufwartet. Aber dies ist letztendlich "Trauern auf hohem Niveau", denn schlußendlich überwiegen in "Helden der Nacht-We own the Night" EINDEUTIG die positiven Seiten, insbesondere natürlich die schauspielerischen Leistungen (...Und jetzt alle zusammen: Joaquin Phoenix) und Gray`s sichere Regie-Hand. Es ist aber Joaquin Phoenix, der hier im gesamten Film das Herz, das Zentrum als auch die Seele ist.

 

Sinnliches Opening: Eva Mendes


Oh man. This shit is making me feel light as a feather !-
"Helden der Nacht-We own the Night" im Heimkino


In Deutschland wurde seinerzeit -nach der Kinoauswertung im späten Februar 2008- am 26.06.2008 eine DVD aus dem Hause UNIVERSAL PICTURES veröffentlicht, welche zusätzlich zum Film noch einen Blick hinter die Kulissen, animierte Menüs und einige Interview-Fetzen bot. Außerdem bekommt man auf der DVD deutsche, englische und spanische Untertitel geboten. Für die deutsche Blu-ray-Auswertung wurde das gleiche Cover verwendet. Leider wurde für die deutsche HD-Ausgabe nicht auf das Gesamte, verfügbare Bonusmaterial zurückgegriffen, was sehr ärgerlich ist. Man hat die ganze Zeit als Fan das Gefühl, das UNIVERSAL diese Blu-ray wie einen typischen Backkatalog-Titel vertreibt, was bei dem Major automatisch sehr oft das Fehlen von Bonusmaterial impliziert. Die Bildqualität ist auf Blu-ray einen Hauch besser als auf DVD, so daß das Upgrade auf HD tatsächlich einen Mehrwert mitbringt, wenn gleich auch nur einen sehr kleinen. Die deutsche Blu-ray (UNIVERSAL) gibt es vielerorts schon für ca. 8-10 Euro.



f*** the police, join the party-Die Highlights in "Helden der Nacht"

Natürlich ist "Helden der Nacht" vorrangig kein Actionkino -im Gegenteil- sondern eine Millieu-und Charakterstudie, die aber mit vereinzelten, wenigen Actionmomenten aufwartet...Und die haben es in sich !
Generell sind Actionmomente in "Helden der Nacht" eher rar gesät, aber wenn sie kommen, dan meistens unerwartet und schnell. Highlight ist hier zweifellos die Autoverfolgungsjagd bei strömenden Regen, in der selbst der Zuschauer sich mitreißen lässt. Es ist fast unmöglich an diese Szene NICHT zu denken, wenn man den Film reviewt. Sie ist packend, mitreissend, ja, geradezu fiebrig und angsteinflößend. Wie im Wahn (Phoenix) erlebt man diese Szenen, in der alle Gesetzte von logischen Denken komplett versagen, es ist eine Szene von geradezu klaustrophobischer Beklemmung. Übrigens: Die Szene wurde ursprünglich bei strahlenden Sonnenschein gedreht. Bei dem Regen handelt es sich um reinen CGI-Regen, der später digital eingefügt wurde. Auch die Szene, in welcher Phoenix eine Drogenküche besucht, lässt den Zuschauer mitfiebern. Jedes Wort, ach was...jede Regung der Augen kann hier -Nein, ich werde nicht spoilern- alles gefährden. Man könnte hier zudem noch die gemeinsamen Szenen zwischen Wahlberg, Phoenix und Duvall hervorheben (Ja, die Policestation-Szene), aber das erklärt sich bei einem solchen Cast ja von selbst.



Pressestimmen & Filmkritiken zu "Helden der Nacht"

Prädikat: Wertvoll
(Filmbewertungsstelle Wiesbaden)

[...] Bis zur Mitte ungefähr funk­tio­niert das ganz gut – wenn auch etwas zu sehr von Posen bestimmt, und etwas zu sehr aus zweiter Hand, Coppola für Arme. Aber eben mit einzelnen großar­tigen Szenen, wie einer Auto-Verfol­gungs­jagd durch peit­schenden Regen, die in ihrer Schönheit und Origi­na­lität mit den größten Vorbilder "The French Connection" und "Bullitt" mithalten könnte, wäre sie nicht dann wieder derart gnadenlos über­trieben, und suchte sich Ausflüchte in Unsicht­bar­keit: Man kann kaum erkennen, was eigent­lich passiert, und man muss überdies fürchten, dass Gray das alles am Ende meta­pho­risch meint: Wasser ist gleich Sintflut und Taufe. Dann könnte er seinen Helden aller­dings auch durch eine Auto­wasch­an­lage fahren lassen. [...]
(artechock.de Filmkritik)

[...] Grays Schauspieler-Duo Joaquin Phoenix und Mark Wahlberg, dem damals als ungleiches Freundesgespann in The Yards der künstlerische Durchbruch gelang, vermag es jedoch mit seinem vorzüglichen Spiel über solch inszenatorische Schwachstellen hinweg zu helfen. [...]
(Critic.de)


[...] Aber im Großen und Ganzen kann Grays Milieustudie gefallen, da sie eine stimmige Schmuddelatmosphäre kreiert und mit einer fulminanten Autoverfolgungsjagd aufwarten kann. Für Nervenkitzel im Publikum wird jedenfalls reichlich gesorgt.


Quelle:
Helden der Nacht DVD - Kritik - Trailer - Film von www.digitalvd.de

Aber im Großen und Ganzen kann Grays Milieustudie gefallen, da sie eine stimmige Schmuddelatmosphäre kreiert und mit einer fulminanten Autoverfolgungsjagd aufwarten kann. Für Nervenkitzel im Publikum wird jedenfalls reichlich gesorgt.


Quelle:
Helden der Nacht DVD - Kritik - Trailer - Film von www.digitalvd.de

Aber im Großen und Ganzen kann Grays Millieustudie gefallen, da sie eine stimmige Schmuddelatmosphäre kreiert und mit einer fulminanten Autoverfolgungsjagd aufwarten kann. Für Nervenkitzel im Publikum wird jedenfalls reichlich gesorgt.
(Frank Brenner, digitalvd.de)




Cinefacts zu "Helden der Nacht-We own the Night"

Studio/Label: UNIVERSAL PICTURES
Poduktionsjahr: 2007
Länge: 117 Minuten
FSK: 16
US-Kinostart: 12.10.2007
Deutscher Kinostart: 21.02.2008
Deutscher DVD-Start: 26.06.2008
Deutscher Blu-ray-Start: 05.08.2010





Copyright aller Bilder by UNIVERSAL PICTURES Deutschland

[Movie Spotlight Review # 1: "Arlington Road"]

Willkommen zur ersten MOVIE SPOTLIGHT REVIEW ! In dieser neuen Reihe will ich mich ganz den Reviews zu Filmen widmen und den Anfang macht der Thriller "Arlington Road". Über eure Kommentare, Verbesserungsvorschläge, aber auch Kritik würde ich mich sehr freuen. Die Reihe wird natürlich fortgesetzt.
 



 

Storyline zu "Arlington Road"

Michael Faraday (Jeff Bridges) ist Professor an der George Washington University. Bei einem tragischen Unfall verlor er vor wenigen Jahren seine Frau. Nun lebt er zusammen mit seinem Sohn in einer ruhigen Gegend- Der Arlington Road. Eines Tages zieht neben ihm ein neuer Nachbar (Tim Robbins) mit seiner Frau (Joan Cusak) ein. Das zunächst recht freundschaftliche Verhältnis der beiden bekommt jedoch langsam Risse, als Faraday bemerkt, das mit seinem neuen Nachbar etwas nicht stimmt...

"Nichts ist, wie es scheint"...

Der Arlington-Friedhof in Washington, auf welchem zahlreiche Soldaten beerdigt sind, stand Pate für den Filmtitel, die Straße "Arlington Road" für eine Wohngegend, die der gefallenen Soldaten gedenkt, gleichzeitig aber auch die Normalität eines mittelständischen amerikanischen Vororts mit ihren Nachbarn, Vorgärten und Kombis treffend charakterisiert. Besser könnte ein Filmtitel eigentlich nicht lauten, verrät doch der Titel nichts über die Handlung. Ehren Krueger war 1998 in Hollywood als Drehbuchautor noch nicht so heiß, wie er es mit seinem Script zu "Scream 3" später werden sollte. Seine Storyline besitzt ein realistisches Setting, angefangen vom Filmtitel bis hin zu den Drehorten einer normalen, mittelständischen Wohngegend in Washington. Professor Faraday, hervorragend verkörpert von Schauspieler Jeff Bridges ("Tron: Legacy", "Spurlos"), unterrichtet die Geschichte des Terrorismus in den USA. Schon bald wird sein theoretisches Unterrichtsfach für ihn selber jedoch bittere Praxis - In der Realität !

Angefangen bei den ungewöhnlichen Anfangsminuten des Films bis zu dem bis heute geradezu beispiellos guten Filmschluß, bietet "Arlington Road" spannendes Kino und hervorragende, schauspielerische Leistungen. Das Thema Terrorismus wird ebenso eingefangen wie Anonymität in der Nachbarschaft und auch die Hilflosigkeit des Individuums gegen staatliche Willkür. Es ist Jeff Bridges`Verdienst diese Emotionen an den Zuschauer gekonnt zu transportieren. Genau wie der von ihm dargestellte Charakter fühlt man sich auch als Zuschauer geradezu hilflos.

Fazit:

Wie konnte dieser Film nur an vielen Kinogängern vorbeigehen ? Ein hochspannendes Thema, exzellent verkörperte Charaktere (Bridges, Robbins, Cusack) und ein hervorragendes Script von Ehren Krueger ("Transformers-Die Rache") runden den perfekten, mitreissenden Thriller ab.


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