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Diesmal ist mein Thema das schlagfertigste Duo aller Zeiten: Bud Spencer und Terence Hill. Aber nur indirekt, denn die beiden haben die letzte Welle des Western in Italien ausgelöst, die komödiantisch angehauchten Hau-drauf-Schinken. Natürlich blieb es nicht nur bei "Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Vier Fäuste für ein Halleluja".

 

Nein, es schwammen Anfang der 70er viele mit auf der Erfolgswelle von Carlo Pedersoli und Mario Girotti. Einige Filme waren ganz unterhaltsam und hatten durchaus kreative Ideen, andere waren im eigentlichen Sinne fast schon Plagiate. Im folgenden Stelle ich zwei Beispiele vor. Als erstes wären da Butch und Toby (Paul L. Smith und Michael Coby), die in insgesamt 5 Filmen als 4-Fäuste-Team agieren. Die Filme hießen:

 

- Vier Fäuste schlagen wieder zu - Western (auf DVD erschienen)

- Vier Fäuste und ein heißer Ofen - Western (auf DVD erschienen)

- Zwei irre Typen in ihrem tollen Brummi - kein Western (bisher nur auf VHS)

- Vier Fäuste - hart wie Diamanten - Fortsetzung von ...Brummi (auf DVD erschienen)

- Wir sind die Stärksten - spielt Anfang des 20. Jahrhundert (nur auf VHS)

 

Die Filme, welche in den Jahren 1974 bis 1976 produziert wurden, waren allesamt zwar ähnlich aufgebaut, man hatte aber nie das Gefühl, dass die beiden genauso agieren würden wie das Original. Dies mag hauptsächlich daran liegen, dass sie einem nicht wie so ein perfektes Team vorkamen und nicht so selbstlos handeln wie die Originale. Leider kommt dazu noch, dass die Geschichten ziemlich hirnlos sind. In "Vier Fäuste und ein heißer Ofen" geht es einzig und allein darum, dass sie ein Motorrad vom Militär geklaut haben und verschiedene Banden dieses nun haben wollen. Keine Mormonen oder Weisenkinder, denen geholfen werden muss. Dazu kam noch, dass die Filme teilweise viel zu albern waren.

 

Die Synchronisation stand ganz und gar im Zeichen der ersten beiden Prügelwestern mit Hill und Spencer. Wie bei der Vorlage war Horst Sommer dafür verantwortlich. Auch die Sprecher waren die selben: Wolfgang Hess auf Bud Spencer/ Paul L. Smith und Hartmut Reck auf Terence Hill/ Michael Coby. Leider waren die Vertonungen wirklich lahm, nur Wolfgang Hess konnte mich überzeugen. Eine Rainer Brandt Vertonung hätte wohl wahre Wunder bewirkt. Außerdem sind alle Filme im deutschen stark geschnitten.

 

Das beste an diesen Filmen waren die wunderbaren Filmscores von  Franco Bixio, Fabio Frizzi und Vincenzo Tempera (genannt Dreambags). Auch sie ähneln den Sounds der Vorlage, von Oliver Onions, jedoch machen diese Lieder wirklich Spaß und wissen zu begeistern.

 

Fazit: Die Western fand ich persönlich nur nervig, "Vier Fäuste - hart wie Diamanten" war aber ein wirklich netter Streifen mit sehr kultigem Titellied.

 

Die beiden nächsten Filme, die ich vorstellen möchte, sind "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blüh'n" und "Dicke Luft in Sacramento". Wieder geht es um ein Duo zwischen einen charismatischen Revolverhelden à la Terence Hill und seinen dicken Kumpel, also George Hilton als Tresette und Cris Huerta als Bambi (heißt sogar wie Spencer in den Trinity Streifen)

 

Jedoch ist dieses Mal ein anderer Faktor dem deutschen Zuschauer hold, bei beiden Filmen ging die deutsche Vertonung an Rainer Brandt und dieser hat in bester Manier mit Kalauern und Sprüchen nur so um sich geworfen. Wer seine Art des Synchronisieren mag, der wird mit diesem Film seine Freude haben. Als wenn das nicht genug wäre, sind diese Werke so voll von plattem Humor und grotesken Witzen, dass sie einem Großteil des Publikums bestimmt nach einer Weile zu dämlich wird. "Dicke Luft in Sacramento" spielt nämlich zur Hälfte in einer Klapsmühle und als wenn das nicht genug wäre, tauchen die "Geister" vom KKK auch noch auf. Außerdem sieht man einen alten bekannten aus den Originalwestern wieder, sogar in so ziemlich der gleichen Rolle. Wer das ist, das muss jeder für sich selbst raus finden.

 

Wer also auf dumme Prügeleien und Kalauer abfährt, dazu viel dämlichen 70er Jahre Humor ertragen kann, der wird hier gut bedient. Leider ist nur der zweite Teil "Dicke Luft in Sacramento" bisher auf DVD erschienen, den ersten muss man, wenn man ihn sich antun will, auf VHS ertragen.

 

Was lernt man nun aus meinem kleinen Beitrag hier? Zu allererst lernt man die wahren Helden des Prügelwestern Buddy und Terence noch viel mehr zu schätzen und erkennt, dass ihre Filme gar nicht so hirnrissig sind, wie von mancher bösen Zunge behauptet wird. Zum anderen wird man feststellen, dass der Humor dieser Zeit ein ganz anderer war. Trotz vieler Gewalt, harmlos und unbeholfen.

 

Die Welle an "Hommagen" an das Blauauge und den Dampfhammer brachte jedoch noch viele weitere solcher Werke ans Tageslicht, wie "Fäuste, Bohnen und Karate", in dem zwei Hau-drauf-Brüder gegen Karate ankämpfen mussten...

 

Als wenn das nicht genug wäre, machte diese Welle nicht einmal vor den USA halt. Selbst Clint Eastwood, Ikone des ernsten Western, war in den beiden San-Fernando-Filmen in einer ähnlich angelehnten Rolle zu sehen. Heute wissen wir zum Glück, niemand kann mit dem Original mithalten.

In der ersten Ausgabe meines kleinen Italo-Western-Blogs möchte ich euch oder Sie einem epochalen und bildgewaltigen Meisterwerk etwas näher bringen. Ich spreche vom letzten wahren Meisterwerk des Spaghettiwestern: Keoma

 

Leider bekam dieses Spätwerk nie die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich zugestanden hätte, viele sehen im Italo-Western leider bloß die Leone-Filme, der Rest sei nur Kopie.

 

In der Hauptrolle kann man Franco Nero in bestechender Form erleben. Viele halten ja Clint Eastwood für einen der wichtigsten Schauspieler im europäischen Westerngenre, andere glauben, Terence Hill hat diese Filme am meisten geprägt. Ich halte Franco Nero für die Identifikationsfigur des Genres. Er war nämlich mitten drin. Zunächst war er als Django eine Figur, die wie ein stark überzeichneter Clint Eastwood aus den Dollar-Streifen wirkt, Ende der 60er gelang es ihm als "Mercenario" und in "Zwei Companeros" die zweite Erfolgswelle auszulösen. Auf den Prügel-Zug, den Spencer und Hill auslösten, sprang er jedoch nicht sofort mit auf, erst 1975 war er als "Zwiebel-Jack" in einem typischen Klamaukwestern zu sehen. Ein Jahr später folgte einer der letzten ernsten Italo-Western: Keoma. Enzo G. Castellari zeichnete sich als Regisseur für diesen Streifen verantwortlich. und die De Angelis Brüder schrieben die Musik. Eine ganz typische Formation. Doch dieser Film war anders als seine Vorgänger in den Jahren zuvor, er wollte nichts neu erfinden sondern ist durch und durch voll mit Ideen aus anderen Western und sogar der Bibel, aber dazu später mehr.

(Kleine Spoiler sind enthalten)

Der Inhalt ist nicht so schnell erzählt wie bei den meisten anderen Western, denn es geht dabei auch um die Hintergründe des Protagonisten, der hier untypischerweise eine eigene Geschichte mit sich bringt. Keoma, ein Halbblut verliert seine Eltern und wird von William Shannon großgezogen, jedoch hassen Shannons leibliche Kinder Keoma dafür, weil sie sich benachteiligt fühlen. Dieser Konflikt reicht dann bis in die Gegenwart, denn die 3 Shannon-Söhne haben sich Caldwell angeschlossen, der die eine Stadt unter seine Kontrolle gebracht hat. Außerdem grassieren die Pocken in der Stadt und Caldwell lässt alle Infizierten in ein Lager bringen, wo sie höchstwahrscheinlich sterben werden. Keoma will die schwangere Lisa davor bewahren und rettet sie, bevor sie ins Lager kommt.

Ein anderer wichtiger Darsteller ist Woody Strode, der einen Säufer miemt, welcher mit seiner durch den Bürgerkrieg errungenen Freiheit nichts anzufangen weiß. Für mich war dies seine beste Rolle in einem Western.

 

Doch neben dem soliden Plot sind vor allem die gestalterischen Mittel das Aushängeschild dieses Streifens. Castellari hat sich bei ganz verschiedenen Filmen bedient, so waren lange Szenen ohne Schnitt, Drehungen um Darsteller, die von einer Situation zur nächsten leiten und Rückblenden in denen man den erwachsenen Keoma sein junges Ebenbild beobachten sieht ein wichtiges Merkmal dieses Films.

Der erwachsene Keoma sieht sich als Kind

Das einzige visuelle Mittel, dass man wirklich nicht beherrschte, waren Zeitlupenaufnahmen. Diese wirkten fast immer unbeholfen und schlecht getimt. Ansonsten hat die Kameraführung in diesem Film mehr als Topniveau, denn auch das Spiel mit dem Breitbildformat wird hier perfekt beherrscht. Damit ist der Film ein toller Beweis dafür, dass dieses Format durchgesetzt hat und besser ist.

 typische Leone-Perspektive

Man findet sogar starke Ähnlichkeiten zwischen Keoma und Jesus Christus, beide agieren selbstlos. Keoma wird im Film sogar an einem Wagenrad gekreuzigt. Ein weiteres Stilmittel ist eine alte Frau, die immer dann auftaucht (manchmal als Rück- oder Vorausblende), wenn gerade jemand stirbt, sie ist also stellvertretend für den Tod.

 

Auch audiovisuell weiß Keoma zu gefallen, Guido & Maurizio De Angelis schrieben die Noten und Susan Duncan-Smith und Cesare De Natale sangen dazu. Doch es war nicht einfach nur irgendein Lied, sondern es wurde ein für jede Szene passender Kommentar gesungen. Dieser Soundtrack steht bei einigen Fans auf der Most Wanted Liste, es gab mal eine Vinylscheibe mit einem kleinen Teil der Stücke, der Rest soll bei einem Brand in einem Archiv in Rom vernichtet worden sein.

 

Das Thema Synchronisation wird meist vergessen, doch hier schöpft Keoma aus den vollen und bietet einige Größen. Franco Nero wird von Klaus Kindler (u.a. Clint Eastwood) und Woody Strode von Wolfgang Hess (meist Bud Spencer) gesprochen. Sie ist professionell gemacht und nicht auf witzig, wie von Rainer Brandt und Konsorten gewöhnt, getrimmt.

 

Das Gesamtpaket macht aus Keoma den letzten großen Spaghettiwestern, denn der Film ist nicht perfekt, er hat Ecken und Kanten, die musikalische Begleitung trifft nicht jeden Ton perfekt, der Jesus-Vergleich und die Personalisierung des Todes wirken überzeichnet, doch gerade all dies macht den Film so einmalig. Solch ein Streifen wäre in Hollywood in den 70ern niemals entstanden. Auch dieses unverwechselbare Gesicht des Italowestern als Provisorium konnte noch ein letztes mal geschaffen werden.

Jeder sollte Werk einmal gesehen haben, für mich zusammen mit den Leone-Streifen das stärkste, was man in Italien geschaffen hat.

 

1993 traten Castellari und Nero noch einmal zusammen und versuchten einen Nachfolger zu drehen. Mit "Jonathan of the bears" oder "Die Rache des weißen Indianers" kam also Keoma 2. Jedoch war dies keine Fortsetzung, sondern eine reine Kopie. Alle wichtigen Merkmale wurden übernommen. Die Musik, die Rückblenden, die Kameraführung, sogar die Kreuzigung hat man wieder eingebaut. Jedoch kam in dieser italienisch-russischen Co-Produktion kein richtiges Western-Flair auf, Franco Nero war 15 Jahre zu alt für seine Rolle und die restlichen Akteure waren extrem untalentiert. Alles war eine Nummer schlechter als beim Vorbild. Der Film wirkte einfach uninspiriert und hilflos.




Viele wollten ja in den 90ern noch einmal in ihre alten Rollen schlüpfen (z.B. Bud Spencer und Terence Hill), doch in fast keinem Fall war dieses Comeback gelungen. Für Franco Nero war das schon das dritte mal, dass neben Zwei wilde Companeros und Djangos Rückkehr, eine Art Fortsetzung ziemlich floppte.

 

Mit Keoma - Melodie des Sterbens, bzw. Keoma - ein Mann wie ein Tornado konnte das Ende des Genres nicht aufgehalten werden, der Italowestern verschwand. Was dann kam war fast immer nur peinlich und hatte wenig mit den ursprünglichen Motiven zutun. Ein glückliches Beispiel war Bud Spencers Comeback im wilden Westen (Eine Faust geht nach Westen).

 

Von nun an waren Western weltweit nur noch Stückwerk. Der einzige, der alle Jahre wieder einen neuen Western herausgebracht hat, war Clint Eastwood. Nun ist dieser aber auch schon 82 und hat sich als Schauspieler zurückgezogen. Tarantino versucht sich nun auch im Genre, was mich nicht gerade in Freudentaumel versetzt, da die Schauspieler allesamt unpassend sind für einen waschechten Django-Streifen. (Den Django-Blogeintrag hebe ich mir aber noch bis zur Kinopremiere auf). Bleibt nur zu hoffen, dass Clint Eastwood sich noch mal ein Herz fasst und noch ein letztes Mal Sporen und Revolver verteilt an neue, unverbrauchte Schauspieler aus aller Welt. Er müsste sich doch noch an seine Anfänge in Europa unter Leone erinnern können.

 

Zurück zu Keoma: in Deutschland erschien eine wirklich gute Uncut-DVD von Kinowelt. Bei den Amerikanern gibt's dem Streifen auch schon auf Blu-Ray, in Deutschland ist jedoch noch keine Blu-Ray in Sicht. Und so zaghaft, wie man hier Western veröffentlicht, wird das ganze auch noch einige Zeit dauern.

Die Bilder sind natürlich Eigentum des Rechtinhabers dieses Filmes


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