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Mein Blog ist seit einiger Zeit fast eingefroren, jedoch nicht euretwegen, sondern wegen Zeitmangel. Mit Erschrecken musste ich nun aber feststellen, wie schwach frequentiert diese, unsere Funktion dieser eigentlich genialen Seite doch ist. Fast kein Mensch hat sich den letzten Beitrag dieser Reihe angesehen und auch die die anderen Schreiber sind zu einem kleinen versprengten Aufgebot von Poeten geworden, die leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie bräuchten (einige Blogs im Magazin würden sicherlich Wunder wirken). Eigentlich zu schade so viel Zeit in Texte und passende Bilder zu stecken, deshalb folgt nun erst einmal der vorläufige Abschluss meines Italowestern-Blogs in Form eines Showdowns, mit dem ich in den nächsten Wochen noch ein riesiges Themenfeld abgrase, von Klaus Kinski bis zu Bud Spencer und Terence Hill, hier steckt noch einmal alles drin, was mir an meinem Lieblingsgenre so viel Freude bereitet: 

 

Immer wenn von Italowestern die Rede ist, erscheinen unweigerlich einige Namen, Sergio Leone, Franco Nero, Clint Eastwood, Lee Van Cleef... und natürlich Sergio Corbucci. Wer seine Filmographie nicht so genau ansieht, wird sich unweigerlich fragen, was an ihm so besonders sein soll, "Der Supercop" oder "Zwei sind nicht zu bremsen" hätten andere Regisseure doch ähnlich gut drehen können.

 

Doch den Liebhabern der Filme der "Vier Fäuste" muss erklärt werden, dass Corbucci vorher, in den blutigen 60ern, noch auf Innovation setzte und nicht bloß darauf, dass Spencer und Hill sowieso geguckt werden, egal wie gut die Filme sind.

 

Neben seinem berühmtesten und besten Werk "Django" war sein innovativster und gewagtester Western "Leichen pflastern seinen Weg".

 

1968 war das Jahr des Umbruchs für die wirklich guten Regisseure des Genres, Leone hatte seine Dollar-Trilogie abgeschlossen, Eastwood war wieder in Amerika und kehrte Europa nach nur 3 Filmen endgültig den Rücken, Corbucci feierte mit "Django" seine deutlich düsterere Umsetzung des klassischen Rachethemas, doch nun mussten andere Themen her. Während andere weniger begnadigte Filmemacher weiter nur so mit Django-Adaptionen und ähnlichem um sich schossen, machte sich Leone an einen viel komplexeren und undurchschaubareren Film: "Spiel mir das Lied vom Tod". Doch auch Corbucci schaffte es, mit gleich zwei genialen Klassikern aufzuwarten, "Mercenario" und natürlich "Leichen pflastern seinen Weg".

 

Endlich war er da, ein Film, der das vertraute, fast schon in Routine verfallende Rachewestern-Thema mit neuen Impulsen neu zusammensetzt. Wieder ritt ein wortkarger, namenloser Fremder durch die Pampa, der schneller zieht, als alle anderen. Doch Corbucci entwickelte diese Figur weiter, so wurde "Silence" der stillste aller Revolverhelden, denn er war tatsächlich stumm. Nach dem großen Erfolg mit "Django" hatte der Regisseur nun freie Auswahl auf dem europäischen Schauspielermarkt und entschied sich für diese Rolle für eine nicht gerade typische Italowestern-Besetzung: Jean-Louis Trintignant, der Franzose, der sonst in keinem anderen Wildwest-Streifen zu sehen war und eher in romantischen Filmen auftrat.

 

Ihm gegenüber stand ein Mann, der sich bereits einen Namen im Genre geschaffen hat. In Leones "Für ein paar Dollar mehr" sorgte er als Buckeliger für zwei  spannende Auseinandersetzungen mit Lee Van Cleef und in "Töte Amigo" war er im Auftrag Gottes außer Kontrolle. Klaus Kinski übernahm also die Rolle des Bösewichts in diesem Film, er war der Kopfgeldjäger Loco, der jeden über den Haufen schoss, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war.

 

Zwischen den Fronten stand Frank Wolff als neuer Sheriff des Städtchens und war gewillt, dem willkürlichen, aber legalen Töten der Kopfgeldjäger ein Ende zu setzen. Vonetta McGee war Pauline, die Frau eines Mannes, der ebenfalls von Loco gejagt und erledigt wurde. So war ihr einziges Bedürfnis das, Rache am Mörder ihres Mannes zu üben. Als dann der Stumme in die Stadt trat, ersuchte sie ihn, damit er Loco erledigt.

 

Der Stumme verlangt 1000 Dollar, so versucht sie dafür ihr Haus zu verkaufen, jedoch war der Kaufmann gleichzeitig Friedensrichter, sodass er an jedem Mord des Kopfgeldjägers ein paar Prozente mitverdiente. Er durchschaute ihren Plan und gab ihr keinen Kredit, allerdings wollte er eine Nacht mit ihr. Natürlich lehnte sie ab und bot dafür dem Stummen das selbe, aber auch einzige an, was ihr blieb: ihren Körper.

 

So war es dann also ein außergewöhnlicher Film, nicht nur inhaltlich, sondern auch das Set war ein anderes, statt Almeria, der spanischen Wüste, die die Grenzregion zwischen den Staaten und Mexiko fast schon unfassbar oft simulierte, war das Schneethema eine willkommene Abwechslung zum Western-Einheitsbrei jener Tage. Diese Abwechslung brachte allerdings auch einen anderen positiven Aspekt mit sich, so passte man das Thema an die Umgebung an: Kinski alias Loco konnte seine Opfer einfach im Schnee liegen lassen, ohne dass diese anfingen zu gammeln.

 

Das zentrale Thema des Filmes hätte jedoch auch in jeder anderen Umgebung funktioniert: Die Frage, ob ein Mord, sofern er nicht gegen das Gesetz verstößt, falsch, bzw. böse sein kann. Alle Figuren handeln nach dem Gesetz, welches vor allem durch den Friedensrichter Schrägstrich Kaufmann stark gedehnt wird. Jener zwielichtige Typ kann sogar als eine Kritik am Kapitalismus gewertet werden.

 

Corbucci verzichtete auf eine eindringliche oder auffällig-ohrwurmhafte Musik, da sie den Film und dessen beklemmende Winterstimmung wahrscheinlich nicht besser gemacht hätte. Wieso Ennio Morricone diese komponierte, ist mir ein Rätsel. Dies hätte man auch anderen überlassen können. Bei der deutschen Synchronfassung hat man jedoch alles richtig gemacht: Martin Hirthe passt perfekt zu Frank Wolff und Gerd Martienzen ist die beste Lösung um Kinski zu besetzen, bzw. die zweitbeste, er selbst stellt hier wohl das Optimum dar.

 

Wie schon bei "Django", der Teile der Handlung von "Für eine Handvoll Dollar" wiederkäut, könnte man Corbucci auch hier ankreiden, er habe sich von Leone inspirieren lassen. Denn auch "Spiel mir das Lied vom Tod" hat in seiner Mitte eine starke Frau, einen ganz besonderen Bösewicht und einen Helden der die Mundharmonika, statt Worte sprechen lässt. Da beide jedoch zeitlich sehr dicht bei einander erschienen, wäre diese Anschuldigung nicht unbedingt gerechtfertigt. Doch eines unterschied beide Filme dann doch so sehr, dass sich der letzte Absatz getrost vergessen lässt: das Ende. Leone setzte auf bewährtes und lies Bronson gewinnen, Corbucci war hingegen dabei, einen ganz anderen Weg zu beschreiten:

 

Er schuf den Vorreiter für alle Filme in denen die Guten über den Haufen geschossen werden und die Fieslinge obsiegen. Zudem wird in diesen Film eigentlich nie so genau klar, wer eigentlich der Schurke ist: Ist es Kinski, der mit dem Gesetz seine Morde begeht, ist es der krumme Kaufmann oder doch die vermurkste Justiz selbst? Auch der eigentliche Held ist nicht mehr so selbstlos wie Django seinerseits, er hilft der verzweifelten Pauline nicht ohne Entlohnung...Für Kinski war der listige Loco damit eine fantastische Italowesternrolle, endlich. Zwar konnte sich der Deutsche zuvor bereits mit kleinen Rollen rühmen, jedoch waren diese bis dahin noch nicht wirklich als zentrale Zugpferde der Filme anzusehen, was sich ab jetzt ändern sollte, Kinski wurde vom kleinen "Hilfsbösewicht" z.B. in "Für ein paar Dollar mehr" zum vielseitigen Charakterdarsteller, ohne jedoch jemals qualitativ über mehrere Filme ein Spitzenniveau halten zu können. Im Gegenteil, bei einem Film mit Klaus Kinski sollte man sich vorher nie sicher sein, ob er was taugt.

 

Filme mit Klaus Kinski, die man sonst noch gesehen haben sollte, finden sich in Kürze in meinem nächsten Blog, der ganz allein ihm gewidmet ist.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

 

 


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