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Kaum ein Genre ist auf dem Medium, um welches sich diese Seite dreht, so schlecht vertreten, wie der Spaghetti-Western. Nur eine Handvoll Filme (eine ganz schwache Anspielung) hat es bisher auf die Blu-Ray-Scheiben geschafft.

 

Eigentlich hätte ich gedacht, es gäbe als Vorreiter standesgemäß zuerst die Leone-Klassiker im Handel, aber weit gefehlt. "Zwei glorreiche Halunken" wurde mit Tonhöhenfehler von Fox in den Handel gelassen. Ich hätte mir mehr darunter vorgestellt als einfach nur die Specials von den DVDs auf die Scheibe zu pressen. Zumindest findet sich eine 5.1 Tonspur auf der Disk wieder, bei den meisten Clint Eastwood Filmen, die übrigens alle von Warner vertrieben werden gibt's gerade mal Mono oder Stereo. Die anderen beiden Filme der Trilogie wurden in Deutschland bislang noch nicht veröffentlicht, obwohl sowohl das italienische, als auch das US-Master restauriert wurden und auf Blu-Ray im Ausland erschienen sind. Auch von Nobody fehlt jede Spur, obwohl auch hier eine wunderbare Blu-Ray in Italien bereits existiert.

                                  

Einen Lichtblick stellte die Veröffentlichung von "Spiel mir das Lied vom Tod" dar. Paramount hat eine wirklich gute Scheibe abgeliefert, obwohl der deutsche Mono-Ton hätte restauriert werden können.

 

Franco Nero Klassiker gibt es im Heimatland des Western auch schon zu kaufen. Django und Keoma haben zwei durchschnittliche Blu-Ray's spendiert bekommen, wobei die Bildqualität bei Keoma deutlich besser ist, man beiden den Mehrwert durch HD an. Letzteren Film gibt's aber nur im Doppelpack mit "Drei Vaterunser für vier Halunken".

                

Es kam sogar eine Veröffentlichung aus unseren eigenen Reihen. Der deutsche Publisher EMS hat sich an die Arbeit gemacht und "Vier Fäuste für ein Halleluja" aufwendig restauriert. EMS ging Pleite und 3L übernahm... Lange Rede kurzer Sinn: Die HD-Szenen wurden einfach mit altem SD-Material gemischt und ohne die kultige Fernsehsynchronisation von Rainer Brandt veröffentlicht. Einfach nur peinlich, wie fast alles was 3L im Zusammenhang mit den beiden Haudegen so veröffentlicht hat. Der Nachfolger dieses Filmes aber wird es höchstwahrscheinlich bald auch nach Deutschland auf Blu-Ray schaffen. "Verflucht, Verdammt und Halleluja" mit Terence Hill heißt dieser tolle Film. Die Blu-Ray hat jedoch nicht den Namen verdient und hat kaum mehr Schärfe und Details als die DVD. Ein Upgrade würde also kaum bis gar nicht lohnen.

 

"Silbersattel" mit Giuliano Gemma kam ganz heimlich in Deutschland auf den Markt. Ich selbst habe die Blu-Ray noch nicht gesehen, möchte deshalb auch nicht so viel dazu sagen. Die Bildqualität soll jedenfalls eigenartig gefiltert aussehen.

 

Meine große Hoffnung, sowohl national als auch weltweit, liegt ja in "Django Unchained" von Quentin Tarantino. So wenig ich von ihm als Regisseur halte, so groß ist doch meine Hoffnung, dass durch seinen Streifen die Aufmerksamkeit für Italowestern zurückkehrt und in Deutschland die Klassiker (allen voran die Dollar-Filme und "Django") veröffentlicht werden und dass international endlich einige Filme neu abgetastet werden.

 

So z.B. "Leichen pflastern seinen Weg", der ursprünglich 2010/11 erscheinen sollte, aber wegen zu schlechtem Ausgangsmaterial wurde das Projekt eingestellt.

 

Einen hab ich noch: "Töte Django" bekam eine US-Blu-Ray, die ein wirklich tolles Bild haben soll. Übrigens haben sowohl der Original-Django als auch dieser nur Regionalcode 1, für uns also unbrauchbar. Bei uns sind dagegen keinerlei Veröffentlichungen angekündigt.


Ich hoffe, mein kleiner Exkurs in die Welt der Blu-Ray ist nicht all zu ernüchternd ausgefallen. Wir müssen einfach hoffen, eines Tages eine Handvoll Blu-Rays mehr (und damit schließt sich der Kreis der schlechten Anspielungen) im deutschen Handel finden zu können...

 Bildquellen: Bild 1-3 Amazon.com
                   Bild 4 Screenshot von DVD



Zweimal hat sich dieser Blog schon mit den Filmen befasst, die auf der Bud Spencer und Terence Hill Erfolgswelle mit schwammen. Ein Großteil war schlichtweg gesagt für die Tonne, einfach einfallslos und voller Klamauk.

 

Doch es gab auch gute Beispiele für Western der Siebziger, die durchaus zu gefallen wussten, obwohl sie nicht gerade vor Innovationen sprudelten, dafür war der gesamte Italowestern sowieso nicht sonderlich bekannt (Ausnahmen bestätigen die Regel).

 

Neben den vielen Filmen mit eher unbekannten und schlechten Schauspielern gab es auch namhaft besetzte Streifen im Haudrauf-Stil. Einer davon war "Providenza – Mausefalle für zwei schräge Vögel" mit Tomas Milian (Der Superbulle, Töte Django, Bud, der Ganovenschreck). Dieser spielt den Protagonisten Providenza, der äußerlich eine Hommage an Charly Chaplin bildet. Diesem wird natürlich auch wieder ein dicker Kamerad an die Seite gestellt. Providenza weiß, in bester Inspector Gadget Manier, mit einigen Spielzeugen und einer merkwürdig anmutenden Kutsche seine Gegner auszutricksen. Dies führt leider zu viel Klamauk und wenig erbaulichem. Die Geschichte ist ebenfalls sehr flach. Providenza kassiert Kopfgeld für seinen fülligen Freund, befreit ihn wieder und zieht weiter zur nächsten Stadt. Dazu kam dann natürlich noch eine typische Gaunergeschichte und eine frisch erbaute Mormonensiedlung wird zum Schluss natürlich mit Dollars beglückt. Alles wie immer.

 

Der Soundtrack bietet nichts besonderes, typische Kost dieser Zeit. Nun jedoch zu einem anderen für mich persönlich sehr wichtigen Punkt, der Synchronisierung. Karlheinz Brunnemann soll die deutsche Fassung erstellt haben (laut synchronkartei.de), jedoch wartet man auf die von ihm gewohnten Kalauer und Gassenhauer vergeblich. Die Sprecherriege kann meine Ansprüche hingegen vollends befriedigen. Wolfgang Hess spricht den Dicken (Greg Palmer) und Providenza bekommt seine Stimme von Harry Wüstenhagen. Viele weitere bekannte Sprecher besetzen Nebenrollen (Hirthe, Grothe, Ott, Danneberg...).

 

Es gab auch eine Fortsetzung, die es jedoch nie nach Deutschland geschafft hat. Auch der erste Teil ist kein nicht der beste Vertreter seiner Zunft, es fehlt ihm einfach an Substanz. Interessant ist die Wandlung, die der Italowestern in wenigen Jahren hingelegt hat. In den ersten ca. fünf Jahren war es wohl das gewalttätigste Genre der ganzen Welt zu diesem Zeitpunkt. In den 70er Jahren kam man dann plötzlich ab vom vielen Töten und es kamen harmlosere Filme heraus. Was blieb war die Gewaltverherrlichung, wobei sich diese ja auch grundlegend verändert hat. Bei vielen italienischen Western-Komödien war auch ein Problem, dass sie sich nicht wirklich eindeutig einordnen lassen, die Zielgruppe ist teilweise nicht genau erkennbar.

 

So auch bei Providenza, er beginnt als recht witziger und lockerer Western auf Spencer/Hill Niveau, rutscht aber allmählich ab zu einem Kinderfilm. Diese Entwicklung gipfelt dann darin, dass Providenza die Bösewichte mit Torten bewirft, die seine Kutsche verschießen kann. Dieses Clownspiel passt zwar ganz gut zur Charlie Chaplin Hommage, ist aber im wilden Westen vollkommen Fehl am Platze.

 

Es gab jedoch auch ganz wenige italienische Westernkomödien, die Komödie blieben und durchweg mit beklopptem 70er Humor auftrumpften. "Zwiebel-Jack räumt auf" ist ein solcher. Einmal mehr muss Franco Nero beweisen, wie es funktioniert. 1976, als das Kultduo Italiens schon längst keine Western mehr zusammen dreht, sondern in Miami eine neue Heimat gefunden hat, machte Enzo G. Castellari mit "Django" in der Hauptrolle diesen Streifen, gibt sich aber komplett dem Anspruch Komödie zu sein hin - und es gelingt ihm!

 

Zwiebel-Jack kauft die Foster Farm, weiß aber noch nicht, dass der Öl-Magnat  Lamb (Martin Balsam), der schon alles Land der Gegend besitzt und überall nach Öl bohrt, dieses Grundstück unbedingt haben will, um jeden Widerstand gegen sein Imperium ausgeschaltet zu haben. Wie könnte es auch anders sein, die Zwiebel bezieht das Grundstück und will es bewirtschaften - mit Zwiebeln - versteht sich.

 

Der Film bietet eine tolle Kulisse. Es gibt einfach eine perfekte Stimmung wenn man im Hintergrund unzählige Bohrtürme sieht. Anders als in amerikanischen Western richtet sich dieser hier gegen Umweltverschmutzung und Profitgier, zwei der Hauptmerkmale des Kapitalismus. In den USA wäre so etwas in den 1970er Jahren wohl kaum entstanden.

 

Leider kommt die Moral des Films durch den vielen Klamauk nicht zur Geltung, für Fans von zotigem und etwas schwarzem Humor ist dieser Film genau richtig. Es gibt einen Hitler-Verschnitt (ähnlich wie im "Wixxer"), zwei Schwule Bösewichte, Lamb hat eine Metallhand, die zur Waffe wird, Zwiebel-Jacks sprechendes Pferd, ein rauchendes Kind... dazu noch eine Menge "Zwiebel-Witze" und fertig ist ein Kultfilm.

 

Besonders wichtig für uns deutsche: Die Rainer Brandt Synchronfassung. Weil Thomas Danneberg, der auch Hill synchronisierte, auch Nero seine Stimme verlieh, brauchte dieser, der ja auch blaue Augen hatte und in diesem Film Hill sehr ähnlich sah, ein eigenes kleines Wörtchen, dass ihn von Hill unterschied. So sagt Zwiebel-Jack nicht, wie Terence Hill "gelle", an den unmöglichsten Stelle, sondern "nicht wahr". Brandts beste Sprüche wurden hier verwurstet, sodass das Gesamtbild ein rundes ist. Endlich mal ein Film, für den diese Art der Synchronisierung wie geschaffen ist.

 

Der Soundtrack ist für mich ein weiterer Ohrenschmaus, Oliver Onions machten einige schöne Klänge, diese kamen jedoch nie auf CD. Wahrscheinlich sind sie mit den Keoma-Bändern bei einem Archivbrand in Rom vernichtet worden - sehr schade.


Der große Unterschied zwischen Leuten wie Nero bzw. Milian und Spencer bzw. Hill ist wohl der optische Faktor. Bud Spencer bspw. sah in jedem seiner Filme gleich aus. Mit Bart und dunklem Haar, die größte Veränderung war das manchmal gelockte und manchmal glatte Haar. Nero und Milian hingegen wechselten ihr Aussehen doch relativ oft. In mancher Rolle glaubte man gar nicht, es handle sich um ein und denselben Schauspieler (vgl. Milian in "Töte Django", als "Superbulle" oder in "Bud der Ganovenschreck").

 

Aus heutiger Sicht schien der Zwiebel-Film wie ein ungeschliffener Edelstein zu sein, der zudem das Gespann Franco Nero, Enzo G. Castellari und Guido/Maurizio de Angelis etablierte, sodass das nötige Selbstvertrauen gefasst werden konnte, um einen monumentalen Western zu schaffen, nämlich "Keoma".

 

Es bleibt festzuhalten: Western und Komödie sind schwer unter einen Hut zu bringen, zu groß sind doch die Fesseln, die einem das Genre durch Stereotypen und Klischees ans Bein bindet. Man muss sich schon sehr weit davon entfernen, so wie das bei "Zwiebel-Jack" der Fall war, um einen Film zu produzieren, der auch wirklich komisch ist.

 

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