Zwei Subs einmessen/-stellen – wie geht’s und was muss man beachten?

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20. Februar 2013

Hallo Cineasten,

 

ihr fragt euch bestimmt nun warum ich diesen Blog schreibe, obwohl es schon massig Infos dazu gibt?

Letztendlich kam der Anstoß durch ein Thema in einem anderen Forum, in dem der TE fragte, wie er seine zwei Sub an seinem AVR einstellen muss.

Es folgten einige Antworten und die meisten beschrieben, dass er einfach die Phase am Sub anpassen soll. Stimmt das nun oder nicht? Kann man oder wie soll man es besser machen?

 

Ich versuche in diesem Blog ein paar Info in passender Reihenfolge und verständlich zu belegen, damit ihr den Durchblick erhaltet.

 

        I.            Worauf muss ich überhaupt achten?

Als eine der wichtigsten Voraussetzungen sollten identische Sub sein, sofern sie den kompletten LFE-Bereich (0-120hz) wiedergeben sollen. Möchtet ihr einen Sub für den Oberbass und einen für den Subsonic-Bereich nutzen, ist dieser Blog nicht 1:1 anwendbar. Hierzu bedarf noch weiteren Erklärungen, welche in diesem Blog nicht folgen.

 

     II.            Kann ich im Lautsprecher-Setup beide Subs in der Entfernung und Pegel anpassen?

Das können leider nur die wenigsten AVRs. Hat man ein Gerät mit Audyssey so muss es Sub EQ HT fähig sein. Meine Onkyo PR-SC5507 war es zum Beispiel. Eine Denon AVP-A1HD kann das erst nach dem 3D-Upgrade. Davor waren ihre 3 LFE-Ausgänge nur ein 3facher Splitter, wie auch bei meiner aktuellen Rotel RSP-1572.

Solltet ihr einen AVR mit doppelten Sub-Setup haben, habt ihr weniger Probleme bei der Einstellung und viele Angaben in diesem Blog sind nicht relevant.

 

   III.            Wie weit stehen die beiden Subs vom Hörplatz entfernt?

a) Sollten beide Subs in gleicher Entfernung zum Hörplatz stehen, besteht auch kaum Handlungsbedarf, da der von den Subs zum Hörplatz wiedergegebene Schall zeitgleich ankommt. Eine doppelte Entfernungsanpassung ist nicht notwendig.

 

b) Stehen die Subs unterschiedlich entfernt vom Hörplatz, so müssen die Entfernungen angepasst werden. Bei einem doppelten Sub-Setup im AVR treten hier keine Probleme auf. Einfach die Subs wie die anderen Lautsprecher in Entfernung und Pegel einstellen und schon sollte alles richtig funktionieren.

 

c) Stehen aber beide Subs in unterschiedlicher Entfernung zum Hörplatz und kann man im AVR nur einen Subwoofer anpassen, wird es etwas komplizierter. Wie oben geschrieben muss der Schall vom Sub zeitgleich am Hörplatz eintreffen. Bei meinen Entfernungen von 5,1m und 3,4m ist der Abstand zu unterschiedlich, dass man darüber hinweg schauen kann.

 

  IV.            Aber kann man nicht die Phasen-Einstellung vom Sub dafür nutzen?

Leider nein, wäre auch zu einfach gewesen. Das ist auch der Punkt, welcher oft als richtig angenommen wird und auch so vielfach im Internet zu lesen ist.

 

Daher hier kurz noch einmal der Zweck der Phasen-Einstellung am Sub:

Wie in jeder AVR-Anleitung oder auch FAQS im Netz zu lesen ist, soll man erst die Entfernung und Pegel aller Lautsprecher und des Subs einstellen. Danach soll oder kann man bei schwachem Bass die Phase am Sub verändern. Dieser schwache Bass kann entstehen, wenn die Bass-Chassis/Membranen der Lautsprecher und des Subs nicht gemeinsam ein- und ausschwingen. Schwingt also der Lautsprecher-Bass ein und der Sub aus, hat man ein Bass-Defizit und kann dieses durch verändern der Phase ausgleichen – in dem Fall, dass die Bässe komplett „gegeneinander“ spielen müsste man die Phase um 180 Grad verstellen.

Somit sollte eigentlich jetzt jedem klar sein, dass ein unterschiedlicher Abstand nicht mit einer einfachen Phasen-Einstellung kompensiert werden kann.

 

Obwohl ich mit der PR-SC5507 oder mit den späteren param. EQs Behringer DCX2496 oder 2x4 miniDSP nie von diesem Problem betroffen war, hatte ich mich der Sache mal mit vielen Messungen per REW mit dem Mikro Behringer ECM8000 an meiner USB-Soundkarte Alesis IO2 gewidmet.

Bedeutet genau, dass ich ohne Entfernungsanpassung sondern mit der Phasen-Einstellung der Subs diese einstellen wollte. Dazu habe ich beide Subs mit Setup gleich weit entfernt eingestellt und von 0 bis 180 Grad Messungen im 5 Grad-Schritten durchgeführt.

Das Ergebnis war natürlich, dass der Frequenzgang sich veränderte bzw. teilweise sogar linearer wurde. Als ich jedoch auf meinem Hörplatz selbst saß, war das Ergebnis ernüchtern:

Der Bass hatte zwar keine Überhöhungen/Löcher mehr, jedoch fehlte ganz klar der Kick/Punch, welcher vorhanden ist, wenn die Entfernungen genau angepasst sind.

Die Subs klangen irgendwie diffus. Ein guter Vergleich stellt der Diffus-Test des THX-Optimizers dar.

Klar wird es nun Nutzer von zwei oder mehr Subs geben, die hier nun widersprechen würden. Doch frage ich einfach mal, wer denn auch so viel im Vergleich gemessen hat und warum Audyssey dann z.B. Sub EQ HT entwickelt hat oder in ein SVS-AS EQ1, Antimode 2.0 oder verschiedensten anderen EQs bzw. neueren AVR-Setups die doppelte Sub-Anpassung integriert wird, anstatt einfach in der Anleitung zu beschreiben, dass man zwei Sub mit unterschiedlichen Entfernungen durch einfaches Anpassen der Phase einstellen kann.

 

     V.            Was soll ich also machen?

Es gibt zwei Alternativen:

1. Sub in gleicher Entfernung zum Hörplatz aufstellen – so hat man keine Probleme mit dem Lautsprecher-Setup und kann auch problemlos z.B. ein Antimode 8033 einschleifen

2. Sofern eine gleiche Entfernung nicht möglich ist, muss man etwas Geld investieren für ein externes Gerät mit Delay/Entfernungs-Anpassung ("Kiste"). Als einfaches für die Entfernung ist der t.racks DL 2/918 Delay Line Controller zu nennen, welchen ich persönlich auch nicht kenne. Alternative und ggf. sogar günstiger zu erhalten ist ein 2x4 miniDSP. Mit dem kann man nicht nur das Delay anpassen, sondern hat auch noch einen guten param. EQ.

Hat man sich nun die neue Kiste“ gekauft, sollte man wie folgt vorgehen:

a) Zur Feststellung der besten Entfernung beider Subs benötigt man Testsignale in 5er/10er Hz-Schritten im Bass Bereich von 0-120hz. Entweder irgendwo runter laden oder den Generator des Room EQ Wizard nutzen.

Dazu wird zumindest ein dB-Messgerät benötigt und eine Tabelle mit Spalten für die Entfernungen und Zeilen mit den Hz-Schritten.

Folglich müssen erst mal die Subs im AVR und in der „Kiste“ eingestellt werden. Am besten lässt man im AVR den Sub auf 0m stehen. In der „Kiste“ lässt man den näheren Sub nun auf 0m stehen und bei dem weiter entfernten Sub stellt man nur die Differenz der beiden Sub-Abstände ein. In meinem Fall waren das 1,7m (5,1-3,4=1,7m). Somit weiß die "Kiste", dass ein Sub wesentlich weiter entfernt steht und passt die Wiedergabe so ab, dass der Schall zeitgleich am Hörplatz eintrift. Nun noch beide Subs im Pegel anpassen und die 5er Hz-Schritte nur über die Subs wiedergeben bzw messen. Die dB-Ergebnisse der Hz-Schritte trägt man dann in die Tabelle ein.

Damit man jede Verzögerung der Schallankunft am Hörplatz  durch sonstige unbekannte technische Unterschiede oder extreme Unterschiede der Kabellängen auschließen kann, sollte man auch noch die Entfernungen bis zu 20cm mehr oder weniger wie oben beschrieben in 5cm-Schritten (1,50; 1,55; 1,60; 1,65; 1,75; 1,80; 1,85; 1,90m) per Tabelle messen und vergleichen. Die Entfernung, welche die geringsten Pegelschwankungen aufweist ist die Beste. Da beide Subs aber identische Modelle sind gehe ich davon aus, dass die Differenz eurer real gemessenen Abstände die beste Einstellung in der Kiste darstellen.

b) Anschließend sollte diese tabellarische Mess-Prozedur auch bei der Anpassung der Subs auf die anderen Lautsprecher durchgeführt werden. Dazu die Testtöne nicht nur über den Sub sondern im Team von Sub und Fronts wiedergeben.

Hier ist bei der Entfernung des Subs im AVR-Setup zu beachten, dass nun erst mal nun nur noch die Entfernung des näheren Subs (bei mir 3,4m) eingestellt wird. Die Differenz zum weiter entfernten Sub (bei mir 5,1m) wird durch die „Kiste“ gewährleistet.

Damit ist nun aber nicht genug, denn jedes weitere Gerät im Signalweg verursacht eine weitere Verzögerung. Zum Beispiel soll man bei einem Antimode 8033 ca. 90cm im AVR-Setup extra eingeben. Bei einem Behringer DCX sollten es etwa 30cm sein.

Also bedarf es hier etwas mehr Aufwand in Form eines tabellarischen Vergleichs. Somit sollten auch mehrere Messdurchgänge mit verschiedenen Entfernungen-Einstellungen im AVR durchgeführt werden - analog vorgehen wie unter V. a).
Nur so kann man sicher gehen, dass das beste Zusammenspiel von Subs und Fronts hat.

Da ich keine Angaben über die miniDSP-verursachte Verzögerung finden konnte, blieb mir auch nur der Weg mehrerer Messungen mit unterschiedlichen Entfernungen im Rotel-Setup. Durch den Room EQ Wizard aber recht einfach und schnell.
Letztendlich kam heraus, dass mein miniDSP wie ein AM8033 auch ein Delay von eta 90cm hat.

So musste ich in der Rotel zu dem Abstand des näheren Subs von 3,4m auch noch die 90cm addieren.
So stellt die Einstellung auf 4,3m das beste Ergebnis dar und durch das perfekte Zusammenspiel der Fronts mit den Subs wooft es richtig knackig.
 

 

 

  VI.            Fazit

Ich hoffe dieser Blog ist für jedermann verständlich und nachvollziehbar. Jedoch denke ich, dass jeder Nutzer von zwei oder mehrerer Subs Gründe für den Kauf hatte. Jedoch ist es unter gewissen Umständen nicht nur mit einem Kauf getan, besonders sobald die Subs unterschiedlich weit entfernt zum Hörplatz stehen und man in AVR nur einen Sub anpassen.

Sollte man jedoch über ein Mess-Mirko und den passenden Programmen verfügen stellt sich die Ermittlung der exakten Entfernung wesentlich einfacher dar. Durch die optische Darstellung des Frequenzganges als Graph wirkt es wesentlich verständlicher.

Weiterer Vorteil des Mess-Equipment ist zweifelsfrei später z. B. nach dem Kauf eines miniDSPs die mögliche Nutzung der parametrischen EQs. So kann man noch etwas mehr aus den Subs/Raum raus holen.


Kommentare

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Schöner Blog mit tollen Infos zum Sub einpegeln. Ich hatte da auch so meine Probleme.
Ich habe zwei unterschiedliche Subs integriert und diese nach einihen Versuchen letztendlich nur nach Gehör eingepegelt, da mein AVR zwar zwei Subs ausgeben kann, jedoch beide gleichwertig behandelt. Dadurch, das der vordere Sub direkt auf die Frontwand zielt und den Schall hierüber in den Raum zurückwirft und der zweite hinter dem Sofa steht, ergibt sich so auch ein weitestgehend homogenes Klangbild. Das Gerät(2x4 mini DSP) werde ich mir einmal etwas näher ansehen.
Charlys Tante
28.05.2013 um 11:08
#3
Ein technisch sehr fordernder Beitrag, daher auf alle Fälle vielen Dank.
tantron
20.02.2013 um 23:01
#2
Toller Blog, vielen Dank. Aber für mich böhmische Dörfer.
docharry2005
20.02.2013 um 20:01
#1

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