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Auf zum Casting!
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Nein, ich rede hier nicht von DSDS, Popstars oder sonstigen Castingshows, bei denen sich alljährlich Leute zum Vollidioten machen. Ich rede von einem Filmcasting, zu dem ich spontanerweise hingefahren bin.
Bevor ihr hier ein Highlight erwartet: Es wurden Statisten gecastet, keine neuen Hollywoodstars und - nein, ich bin nicht genommen worden :(
Aber dennoch möchte ich euch hier davon erzählen. Also: Film ab!
Donnerstag Morgen. 7:30 Uhr. Frühstück, bevor ich zur Schule fahre. Es ist der 21. Oktober 2010. Ich schlage die Zeitung auf und was sehe ich da? Es findet ein Filmcasting statt - und das in meiner Heimatstadt. Das ist irgendwie cool. Ich wohne übrigens in Mönchengladbach, ihr wisst schon, die Stadt mit dem wahnsinnig erfolgreichen Fußballteam.
Michael Bully Herbig dreht einen neuen Film, "Hotel Lux" soll er heißen. "Er erzählt die Geschichte des Komikers und Parodisten Hans Zeisig (Bully). Er muss 1938 aus Berlin fliehen, weil er einen Witz zu viel über Hitler gemacht hat und landet in Moskau im Exilantenhotel Lux. Der Entertainer gerät in Stalins Machtapparat zwischen die Fronten, trifft seinen früheren Bühnenpartner Siggi Meyer (Jürgen Vogel) und die Untergrundkämpferin Frida (Thekla Reuten). Für die Freunde beginnt ein Abenteuer auf Leben und Tod."
Jo, klingt schonmal nicht schlecht. Und was suchen die hier so in Gladbach? Die Zeitung hat die Antwort: "Wir suchen mehr als 1000 Leute", erzählt Agenturleiter Gregor Weber. Hauptsächlich Erwachsene, aber auch ein paar Kinder aus der Region könnten eine Rolle in der historischen Tragikomödie "Hotel Lux" mit Schauspielern wie Michael "Bully" Herbig, Jürgen Vogel und Thekla Reuten ergattern.
Das Casting sollte stattfinden am Sonntag, den 24. Oktober, also drei Tage später. Tja, dachte ich mir, gehste mal hin und schaust mal, was passiert. Wenn du genommen wirst, bist du halt ein Statist in einem Kinofilm, was an sich schon cool ist, aber der Drehtag selbst würde wahrscheinlich auch wahnsinnig aufregend werden. Ich meine, so ein Tag am Filmset ist doch ganz nett, oder?
Gesagt, getan. Noch schnell nachgeguckt, wann man da sein muss (zwischen 11 und 15 Uhr, aha!) und dann am Sonntag Morgen ins Auto gesetzt. Vorher hab ich mich natürlich im Bad ein wenig hübsch gemacht... Tja und dann gings los zum Gladbacher Hockey- und Tennis Club (GHTC), denn der hat seine Sporthalle im Sportpark West dafür freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Erstmal habe ichs natürlich nicht gefunden. Ok, ich weiß, wo der Sportpark West ist, aber die Sporthalle des GHTC? Erstmal geparkt und ausgestiegen. An diesem Tag war es natürlich besonders windig, sodass ich meine Haare gleich in die Tonne hätte kloppen können. Aber gut, ich bin also rumgelaufen wie ein Bescheuerter und habe nach der Sporthalle gesucht. Vorher waren zwei Damen an mir vorbeigelaufen, die eine vielleicht 35-40 Jahre alt, die andere so 50-55. Wollen die auch zum Casting? Ich gehe mal weiter und sehe mehrere große Gebäude. Aus einem kommen gerade viele Jungen heraus in Sportkleidung, die haben wahrscheinlich gerade trainiert. Sind die zwei Frauen doch nur Mütter, die ihre Jungen abholen? Ich frag sie mal. "Ähm, wissen Sie vielleicht..."
"Ach, wollen Sie auch zum Casting?". "Ja, genau." "Na, dann kommen Sie mal mit." Mitgegangen. Nebenher gewatschelt. Die beiden unterhielten sich über irgendeinen Kram, ich hab nicht zugehört. Und auf einmal standen wir vor der Sporthalle. Draußen hing ein Zettel, der uns den weiteren Weg wies. Davor standen Menschen, die andere Menschen filmten, es stellte sich heraus, dass das unser lokaler Fernsehsender "City Vision Mönchengladbach" war. Schnell verdrückt ins Innere.
Dort hing ein großer Zettel: "Drehtage: 27. Oktober, 17. November und 20. November". 27. Oktober? Jo mei, des is in drei Tagen! Wo gedreht werden sollte, wurde übrigens nicht verraten, aber man sagte uns "die Komparsen aus der Gegend werden keine ewig langen Anfahrten zum Set haben". Naja, das kann ja vieles heißen.
Um die Ecke gebogen - umpf! Eine ziemlich lange Menschenschlange. Ein gehetzt wirkender Mann drückte uns Zettel und Stifte in die Hand und meinte, wir sollten das bitte ausfüllen. In der Sporthalle war ein riesengroßer Vorhang in der Mitte heruntergelassen, auf unserer Seite die Menschenschlange und dahinter wahrscheinlich das eigentliche Casting. Also hingesetzt und Zettel ausgefüllt. Man wollte Name und die üblichen Daten wissen. Dann aber auch Schuhgröße und Farbe des Autos. Ja, die wollten die Farbe des Autos wissen! Egal, alles ausgefüllt, Stift wieder abgegeben. Mit den beiden in die Reihe gestellt.
Ich drehe mich nun zu den beiden um, da ist die eine, die ältere, plötzlich weg. Ihren Zettel hat sie der jüngeren in die Hand gedrückt. "Ist sie zur Toilette gegangen?" "Keine Ahnung. Vielleicht will sie ja nicht mehr... Komische Frau." Achso, die zwei kannten sich also gar nicht...
Wir standen dann hinter einem Mann (ui, ein Reim...). Der drehte sich irgendwann um, weil ihm scheinbar langweilig war. Er war einer dieser typischen Rocker, Mitte 40 (ob das ein typisches Kriterium ist, muss jeder für sich selbst entscheiden), lange Haare, Schnäuzer, Motorradjacke, Helm, tiefe Stimme, usw. Ein richtiger Rocker halt. Er fing direkt an mit der jüngeren der beiden Frauen (die ältere kam übrigens nie wieder) zu flirten. Die beiden dutzten sich auch direkt. Er erzählte, wie oft er schon bei irgendwas mitgespielt hat. Barbara Salesch, zum Beispiel. Da war er Angeklagter, der wieder irgendwen umgebracht hatte. Er wurde auch nachher verurteilt.
Seine Meinung dazu: "Jo, die Salesch ist ganz nett, nich wahr? Aber die anderen Typen, eh, so'n Mist, echt. Wir drehen und ich komm langsam in den Saal rein. Sacht der Typ: 'Stopp!' und unterbricht den Dreh. Ich frag: 'Was los?', er darauf: 'Das ist zu langsam, Sie müssen viel schneller herein kommen.'. Ich sach zu dem: 'Hör mal, im Drehbuch steht cool. Langsam ist cool'. Da hat er nix mehr gesagt." - Ja, ne is klar.
Er umwarb mich dann, dass ich doch als Zivi zu ihm kommen sollte. Er arbeitet in einer Werkstatt zusammen mit behinderten Kindern, da kann man super ein Zivijahr machen. Ich dachte mir, dass ich das ja mal behalten könnte, für den Fall...
Aber zurück zum Casting:
Nach einer guten Stunde des Wartens konnten wir rein. Es wurden immer so 10-15 Leute gleichzeitig hinter den Vorhang gelassen (Natürlich stoppte der Schub direkt vor uns, sodass wir die ersten vor dem Vorhang waren und nochmal warten mussten...).
Hinter dem Vorhang die große Überraschung: Noch eine Warteschlange. What the...? Aber gut.
Da war dann ein Tisch aufgebaut. Da musste man dann irgendetwas absprechen, danach kriegte man einen Zettel in die Hand gedrückt und wurde fotografiert. Ich muss zugeben - auf der einen Seite war es wahnsinnig lustig, den Menschen zuzugucken, wie sie es einer nach dem anderen nicht richtig hinbekamen, auf dem X zu stehen, oder sie hielten das Schild falsch oder ihr Lächeln sah einfach richtig dämlich aus. Aber auf der anderen Seite: Mist, da stehe ich auch gleich und dann gucken mir alle zu... Und dann kommt man sich auch noch wie in so nem Gefängnis vor, mit der Nummer in der Hand...
Nach weiterem Warten kam ich zu dem Tisch. Vielleicht sollte ich vorher noch sagen, welche Leute von der Casting-Agentur so gesucht wurden: "Wir suchen unter anderem nach besonders schlanken Männern, die bereit sind, sich eine Glatze schneiden zu lassen", erzählt Gregor Weber. "Wir besetzen aber auch ein großes Varieté-Publikum, Hotelpersonal und Sicherheitsleute." Gern gesehen seien auch Frauen mit Haarlängen bis zum Kinn. Die Komparsen müssten bereit sein, sich gegebenenfalls einen historischen Haarschnitt machen zu lassen."
Ich dachte mir: Glatze - NEIN!!! Aber historischer Haarschnitt vielleicht. Ich kam also zum Tisch. Ich musste den Zettel abgeben, dann machte der Mann sich Notizen darauf, nachdem er mich genau beäugt hatte. Aha. Gleichzeitig schrieb die Frau neben ihm meine Nummer auf meinen Foto-Zettel und noch zwei, drei andere Sachen. Dann wurde ich gefragt: "Wären Sie denn bereit, sich eine Glatze schneiden zu lassen?". Und ich direkt, lachend: "Oh, nein. Das lassen wir mal lieber." In dem Moment kam die Casting-Agentur-Chefin. Sie sah mich und frug mich mehr als verwundert: "Warum das denn nicht? Denken Sie doch mal darüber nach. Die Haare würden doch schnell wieder nachwachsen. Das erhöht Ihre Chancen enorm!" Ich sagte aber bestimmt: "Nein, das will ich aber nicht". Daraufhin schrieb der Mann auf den Zettel, dass ich zu einer Glatze nicht bereit bin und legte ihn auf den kleinen der beiden Stapel - den sehr kleinen Stapel. Was hatte das zu bedeuten?
Die Chefin schien aber dennoch irgendwie begeistert von mir zu sein. "Sie haben ein richtig gutes Gesicht. Das würde wahnsinnig gut in den Film passen. Es wäre echt schade drum." Aber ich beharrte auf "keine Glatze". Sie sah meine Chancen für den Film also auch bei Null. Daher sagte sie zu mir: "Dann kommen Sie mal mit, ich habe eine Idee". Oha, eine Idee also... Ich nahm den Foto-Zettel und ging hinter ihr her. Sie blieb plötzlich stehen und meinte, ich solle vorher noch schnell mein Foto machen. Ich - ganz gehetzt - lege die Jacke ab, stelle mich hin, grinse (wahrscheinlich ziemlich blöde) und schon war das Foto im Kasten. Die Frau war weg. Ich Jacke an, gesucht. Gefunden.
"Ja, pass mal auf," (aha, da war sie zum Dutzen übergegangen...) "ich habe Gregor nicht gefunden, aber ich kann das auch selbst klären. Also, da gibts demnächt zwei Sachen. Einmal ein Doppelgängerevent" Doppelgängerevent? Sie erklärte es mir, aber ich habs bis heute leider vergessen.
"Zweitens ein Film mit Heino Ferch. Er soll 'Ruhm' heißen. Ich wüsste da die perfekte Rolle für dich. Gedreht wird in Argentinien, Ukraine und der Schweiz..." Ähm - WAS?
"...Das Casting war zwar schon, aber ich kann da sicher noch was machen. Ach, es wird übrigens auch in Frechen gedreht." Puh. Nummern ausgetauscht, sie meldet sich. Na, das klingt doch spannend.
Danach traf ich die Frau und den Rocker wieder, beide wurden fotografiert. Er hatte wohl gesagt, dass er sich eher von irgendetwas hinunterstürzen würde, ehe er sich die Haare abschneidet. Gut, verständlich. Wir sind also wieder raus. So spannend wars also gar nicht. Gut, dass Bully nicht persönlich auftauchen würde war klar und dass man nur Fotos macht auch, aber irgendwie - wars nicht so der Hit.
Tja, verabschiedet, nach Hause gefahren. Zwei Monate später gemerkt: Aha, Frau Chefin hat mich nicht angerufen. Wie nett.
Aber ich hoffe da auf etwas: "Diesen Sommer und Herbst haben wir hier schon sehr erfolgreich für einen Kostümfilm und einen Kinofilm gecastet, über 400 Leute konnten eingesetzt werden", sagt Gregor Weber. "In der Region gibt es eine Menge sehr sympathischer Menschen mit natürlich-interessanten Gesichtern", ergänzt er – deshalb sucht seine Agentur jetzt wieder in Mönchengladbach." Und wohl auch in Zukunft. Vielleicht wirds ja demnächst mal was...
Tja, das wars dann mal wieder. Ich weiß, dass das Casting leider nicht so spannend war und ich hätte auch viel lieber einen Blog über einen Tag am Set geschrieben, aber was solls. Ist ja auch ganz nett. Kommentare übrigens auch
Liebste Grüße!
Bevor ihr hier ein Highlight erwartet: Es wurden Statisten gecastet, keine neuen Hollywoodstars und - nein, ich bin nicht genommen worden :(
Aber dennoch möchte ich euch hier davon erzählen. Also: Film ab!
Donnerstag Morgen. 7:30 Uhr. Frühstück, bevor ich zur Schule fahre. Es ist der 21. Oktober 2010. Ich schlage die Zeitung auf und was sehe ich da? Es findet ein Filmcasting statt - und das in meiner Heimatstadt. Das ist irgendwie cool. Ich wohne übrigens in Mönchengladbach, ihr wisst schon, die Stadt mit dem wahnsinnig erfolgreichen Fußballteam.
Michael Bully Herbig dreht einen neuen Film, "Hotel Lux" soll er heißen. "Er erzählt die Geschichte des Komikers und Parodisten Hans Zeisig (Bully). Er muss 1938 aus Berlin fliehen, weil er einen Witz zu viel über Hitler gemacht hat und landet in Moskau im Exilantenhotel Lux. Der Entertainer gerät in Stalins Machtapparat zwischen die Fronten, trifft seinen früheren Bühnenpartner Siggi Meyer (Jürgen Vogel) und die Untergrundkämpferin Frida (Thekla Reuten). Für die Freunde beginnt ein Abenteuer auf Leben und Tod."
Jo, klingt schonmal nicht schlecht. Und was suchen die hier so in Gladbach? Die Zeitung hat die Antwort: "Wir suchen mehr als 1000 Leute", erzählt Agenturleiter Gregor Weber. Hauptsächlich Erwachsene, aber auch ein paar Kinder aus der Region könnten eine Rolle in der historischen Tragikomödie "Hotel Lux" mit Schauspielern wie Michael "Bully" Herbig, Jürgen Vogel und Thekla Reuten ergattern.
Das Casting sollte stattfinden am Sonntag, den 24. Oktober, also drei Tage später. Tja, dachte ich mir, gehste mal hin und schaust mal, was passiert. Wenn du genommen wirst, bist du halt ein Statist in einem Kinofilm, was an sich schon cool ist, aber der Drehtag selbst würde wahrscheinlich auch wahnsinnig aufregend werden. Ich meine, so ein Tag am Filmset ist doch ganz nett, oder?
Gesagt, getan. Noch schnell nachgeguckt, wann man da sein muss (zwischen 11 und 15 Uhr, aha!) und dann am Sonntag Morgen ins Auto gesetzt. Vorher hab ich mich natürlich im Bad ein wenig hübsch gemacht... Tja und dann gings los zum Gladbacher Hockey- und Tennis Club (GHTC), denn der hat seine Sporthalle im Sportpark West dafür freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Erstmal habe ichs natürlich nicht gefunden. Ok, ich weiß, wo der Sportpark West ist, aber die Sporthalle des GHTC? Erstmal geparkt und ausgestiegen. An diesem Tag war es natürlich besonders windig, sodass ich meine Haare gleich in die Tonne hätte kloppen können. Aber gut, ich bin also rumgelaufen wie ein Bescheuerter und habe nach der Sporthalle gesucht. Vorher waren zwei Damen an mir vorbeigelaufen, die eine vielleicht 35-40 Jahre alt, die andere so 50-55. Wollen die auch zum Casting? Ich gehe mal weiter und sehe mehrere große Gebäude. Aus einem kommen gerade viele Jungen heraus in Sportkleidung, die haben wahrscheinlich gerade trainiert. Sind die zwei Frauen doch nur Mütter, die ihre Jungen abholen? Ich frag sie mal. "Ähm, wissen Sie vielleicht..."
"Ach, wollen Sie auch zum Casting?". "Ja, genau." "Na, dann kommen Sie mal mit." Mitgegangen. Nebenher gewatschelt. Die beiden unterhielten sich über irgendeinen Kram, ich hab nicht zugehört. Und auf einmal standen wir vor der Sporthalle. Draußen hing ein Zettel, der uns den weiteren Weg wies. Davor standen Menschen, die andere Menschen filmten, es stellte sich heraus, dass das unser lokaler Fernsehsender "City Vision Mönchengladbach" war. Schnell verdrückt ins Innere.
Dort hing ein großer Zettel: "Drehtage: 27. Oktober, 17. November und 20. November". 27. Oktober? Jo mei, des is in drei Tagen! Wo gedreht werden sollte, wurde übrigens nicht verraten, aber man sagte uns "die Komparsen aus der Gegend werden keine ewig langen Anfahrten zum Set haben". Naja, das kann ja vieles heißen.
Um die Ecke gebogen - umpf! Eine ziemlich lange Menschenschlange. Ein gehetzt wirkender Mann drückte uns Zettel und Stifte in die Hand und meinte, wir sollten das bitte ausfüllen. In der Sporthalle war ein riesengroßer Vorhang in der Mitte heruntergelassen, auf unserer Seite die Menschenschlange und dahinter wahrscheinlich das eigentliche Casting. Also hingesetzt und Zettel ausgefüllt. Man wollte Name und die üblichen Daten wissen. Dann aber auch Schuhgröße und Farbe des Autos. Ja, die wollten die Farbe des Autos wissen! Egal, alles ausgefüllt, Stift wieder abgegeben. Mit den beiden in die Reihe gestellt.
Ich drehe mich nun zu den beiden um, da ist die eine, die ältere, plötzlich weg. Ihren Zettel hat sie der jüngeren in die Hand gedrückt. "Ist sie zur Toilette gegangen?" "Keine Ahnung. Vielleicht will sie ja nicht mehr... Komische Frau." Achso, die zwei kannten sich also gar nicht...
Wir standen dann hinter einem Mann (ui, ein Reim...). Der drehte sich irgendwann um, weil ihm scheinbar langweilig war. Er war einer dieser typischen Rocker, Mitte 40 (ob das ein typisches Kriterium ist, muss jeder für sich selbst entscheiden), lange Haare, Schnäuzer, Motorradjacke, Helm, tiefe Stimme, usw. Ein richtiger Rocker halt. Er fing direkt an mit der jüngeren der beiden Frauen (die ältere kam übrigens nie wieder) zu flirten. Die beiden dutzten sich auch direkt. Er erzählte, wie oft er schon bei irgendwas mitgespielt hat. Barbara Salesch, zum Beispiel. Da war er Angeklagter, der wieder irgendwen umgebracht hatte. Er wurde auch nachher verurteilt.
Seine Meinung dazu: "Jo, die Salesch ist ganz nett, nich wahr? Aber die anderen Typen, eh, so'n Mist, echt. Wir drehen und ich komm langsam in den Saal rein. Sacht der Typ: 'Stopp!' und unterbricht den Dreh. Ich frag: 'Was los?', er darauf: 'Das ist zu langsam, Sie müssen viel schneller herein kommen.'. Ich sach zu dem: 'Hör mal, im Drehbuch steht cool. Langsam ist cool'. Da hat er nix mehr gesagt." - Ja, ne is klar.
Er umwarb mich dann, dass ich doch als Zivi zu ihm kommen sollte. Er arbeitet in einer Werkstatt zusammen mit behinderten Kindern, da kann man super ein Zivijahr machen. Ich dachte mir, dass ich das ja mal behalten könnte, für den Fall...
Aber zurück zum Casting:
Nach einer guten Stunde des Wartens konnten wir rein. Es wurden immer so 10-15 Leute gleichzeitig hinter den Vorhang gelassen (Natürlich stoppte der Schub direkt vor uns, sodass wir die ersten vor dem Vorhang waren und nochmal warten mussten...).
Hinter dem Vorhang die große Überraschung: Noch eine Warteschlange. What the...? Aber gut.
Da war dann ein Tisch aufgebaut. Da musste man dann irgendetwas absprechen, danach kriegte man einen Zettel in die Hand gedrückt und wurde fotografiert. Ich muss zugeben - auf der einen Seite war es wahnsinnig lustig, den Menschen zuzugucken, wie sie es einer nach dem anderen nicht richtig hinbekamen, auf dem X zu stehen, oder sie hielten das Schild falsch oder ihr Lächeln sah einfach richtig dämlich aus. Aber auf der anderen Seite: Mist, da stehe ich auch gleich und dann gucken mir alle zu... Und dann kommt man sich auch noch wie in so nem Gefängnis vor, mit der Nummer in der Hand...
Nach weiterem Warten kam ich zu dem Tisch. Vielleicht sollte ich vorher noch sagen, welche Leute von der Casting-Agentur so gesucht wurden: "Wir suchen unter anderem nach besonders schlanken Männern, die bereit sind, sich eine Glatze schneiden zu lassen", erzählt Gregor Weber. "Wir besetzen aber auch ein großes Varieté-Publikum, Hotelpersonal und Sicherheitsleute." Gern gesehen seien auch Frauen mit Haarlängen bis zum Kinn. Die Komparsen müssten bereit sein, sich gegebenenfalls einen historischen Haarschnitt machen zu lassen."
Ich dachte mir: Glatze - NEIN!!! Aber historischer Haarschnitt vielleicht. Ich kam also zum Tisch. Ich musste den Zettel abgeben, dann machte der Mann sich Notizen darauf, nachdem er mich genau beäugt hatte. Aha. Gleichzeitig schrieb die Frau neben ihm meine Nummer auf meinen Foto-Zettel und noch zwei, drei andere Sachen. Dann wurde ich gefragt: "Wären Sie denn bereit, sich eine Glatze schneiden zu lassen?". Und ich direkt, lachend: "Oh, nein. Das lassen wir mal lieber." In dem Moment kam die Casting-Agentur-Chefin. Sie sah mich und frug mich mehr als verwundert: "Warum das denn nicht? Denken Sie doch mal darüber nach. Die Haare würden doch schnell wieder nachwachsen. Das erhöht Ihre Chancen enorm!" Ich sagte aber bestimmt: "Nein, das will ich aber nicht". Daraufhin schrieb der Mann auf den Zettel, dass ich zu einer Glatze nicht bereit bin und legte ihn auf den kleinen der beiden Stapel - den sehr kleinen Stapel. Was hatte das zu bedeuten?
Die Chefin schien aber dennoch irgendwie begeistert von mir zu sein. "Sie haben ein richtig gutes Gesicht. Das würde wahnsinnig gut in den Film passen. Es wäre echt schade drum." Aber ich beharrte auf "keine Glatze". Sie sah meine Chancen für den Film also auch bei Null. Daher sagte sie zu mir: "Dann kommen Sie mal mit, ich habe eine Idee". Oha, eine Idee also... Ich nahm den Foto-Zettel und ging hinter ihr her. Sie blieb plötzlich stehen und meinte, ich solle vorher noch schnell mein Foto machen. Ich - ganz gehetzt - lege die Jacke ab, stelle mich hin, grinse (wahrscheinlich ziemlich blöde) und schon war das Foto im Kasten. Die Frau war weg. Ich Jacke an, gesucht. Gefunden.
"Ja, pass mal auf," (aha, da war sie zum Dutzen übergegangen...) "ich habe Gregor nicht gefunden, aber ich kann das auch selbst klären. Also, da gibts demnächt zwei Sachen. Einmal ein Doppelgängerevent" Doppelgängerevent? Sie erklärte es mir, aber ich habs bis heute leider vergessen.
"Zweitens ein Film mit Heino Ferch. Er soll 'Ruhm' heißen. Ich wüsste da die perfekte Rolle für dich. Gedreht wird in Argentinien, Ukraine und der Schweiz..." Ähm - WAS?
"...Das Casting war zwar schon, aber ich kann da sicher noch was machen. Ach, es wird übrigens auch in Frechen gedreht." Puh. Nummern ausgetauscht, sie meldet sich. Na, das klingt doch spannend.
Danach traf ich die Frau und den Rocker wieder, beide wurden fotografiert. Er hatte wohl gesagt, dass er sich eher von irgendetwas hinunterstürzen würde, ehe er sich die Haare abschneidet. Gut, verständlich. Wir sind also wieder raus. So spannend wars also gar nicht. Gut, dass Bully nicht persönlich auftauchen würde war klar und dass man nur Fotos macht auch, aber irgendwie - wars nicht so der Hit.
Tja, verabschiedet, nach Hause gefahren. Zwei Monate später gemerkt: Aha, Frau Chefin hat mich nicht angerufen. Wie nett.
Aber ich hoffe da auf etwas: "Diesen Sommer und Herbst haben wir hier schon sehr erfolgreich für einen Kostümfilm und einen Kinofilm gecastet, über 400 Leute konnten eingesetzt werden", sagt Gregor Weber. "In der Region gibt es eine Menge sehr sympathischer Menschen mit natürlich-interessanten Gesichtern", ergänzt er – deshalb sucht seine Agentur jetzt wieder in Mönchengladbach." Und wohl auch in Zukunft. Vielleicht wirds ja demnächst mal was...
Tja, das wars dann mal wieder. Ich weiß, dass das Casting leider nicht so spannend war und ich hätte auch viel lieber einen Blog über einen Tag am Set geschrieben, aber was solls. Ist ja auch ganz nett. Kommentare übrigens auch
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Kommentare
Klasse Blog und sehr unterhaltsam!
Eine Glatze hätte ich mir mit Sicherheit auch nicht schneiden lassen, habe da die gleiche Einstellung wie der Rocker.;)
Mit einer Glatze hätte ich auch so meine Probleme gehabt. :D
MfG.
Oder nur einen feuchten Händedruck?
"Wir suchen unter anderem nach besonders schlanken Männern, die bereit sind, sich eine Glatze schneiden zu lassen."
Klingt nach KZ-Szene ...