Mit Sicherheit haben viele Paare nach der Veröffentlichung von „Ghost – Nachricht von Sam“ ihren Weg in einen Volkshochschul-Töpferkurs gefunden. Der Einfluss der ikonischen „Töpfer“-Szene war zweifellos enorm, nicht nur kulturell sondern auch filmhistorisch. Die visuelle Inszenierung dieser Szene verstärkt durch den emotionalen Song „Unchained Melody“ (von den Righteous Brothers) hat nicht nur Kinogeschichte geschrieben, sondern auch Hollywoods zukünftige Darstellung von Romantik geprägt. „Ghost – Nachricht von Sam“ gehört zweifellos zu den bedeutendsten Filmen seiner Zeit. Der Film brilliert mit einem herausragenden Cast (bestehend aus Patrick Swayze, Demi Moore und Whoopi Goldberg), einem ausgezeichneten Drehbuch und einer tiefgründigen Geschichte. Nun erscheint „Ghost“ erstmals in überarbeiteter 4K-Fassung. Lohnt sich das Upgrade? Dem gehen wir in der folgenden Rezension nach.
Story
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Sam Wheat (P. Swayze) führt mit der hübschen Molly Jensen (D. Moore) eine glückliche Beziehung und auch in seinem Job an der Wallstreet läuft es richtig gut. Doch scheinbar ohne Grund werden die beiden Liebenden voneinander getrennt, als Sam auf offener Straße erschossen wird. Molly steht plötzlich ganz allein da, aber Sam ist noch nicht gegangen. Stets ist er in ihrer Nähe, da er sich nicht mit seinem Tod abfinden kann. Durch Zufall kann er über die Scheinhellseherin Oda Mae Brown (W. Goldberg) den Kontakt zu Molly wiederherstellen und versucht nun, mit ihnen die Hintergründe seines Mordes aufzudecken. Aber als Sam die wahren Gründe und den Drahtzieher des Mordes herausfindet, bleibt ihm nicht mehr viel Zeit. Denn das nächste Opfer soll Molly sein...
Das Motiv des Geistes, der aufgrund unerledigter Angelegenheiten nicht ins Jenseits übertreten kann, ist kulturell tief verwurzelt und wurde immer wieder literarisch aufgegriffen, wie etwa in der Figur von Hamlets Vater, der als Geist erscheint, um nach „Gerechtigkeit“ zu verlangen. Auch im Film wurde dieses Thema mehrfach behandelt, etwa im Mysterythriller „The Sixth Sense“. Interessant ist, dass „Ghost – Nachricht von Sam“ diese Allegorie als Plädoyer für essentielle Beziehungsaspekte sowie den Umgang mit Verlust und Trauer nutzt. Primär geht es in „Ghost-Nachricht von Sam“ um die tiefe Liebe zwischen zwei Menschen. Sam ist, als Banker tätig, wodurch er Teil einer gefühlloseren Welt wird, in der Geld, Profit und das Streben nach Macht dominieren. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum er Mollys „Ich liebe dich“ stets nur mit einem knappen „dito“ beantwortet. Er ist unfähig, ihr seine wahren Gefühle zu offenbaren. Der Film thematisiert unter anderem die Fragilität menschlicher Beziehungen und die unzureichende Kommunikation zwischen Partnern. Sams plötzlicher und unerwarteter Tod raubt ihm zunächst die Möglichkeit, Molly seine Liebe zu zeigen. Molly wiederum stürzt der Verlust ihres Lebensgefährten in tiefe Trauer. Die Töpferszene, in der liebevoll/gemeinsam etwas entsteht, bevor es plötzlich wieder in sich zusammenfällt, ist eine tiefere Allegorie für die Beziehung zwischen Sam und Molly und das, was ihr bevorsteht. Die visuelle Inszenierung dieser Szene, verstärkt durch die emotionale Wucht des Songs „Unchained Melody“ (Righteous Brothers), setzte Maßstäbe und sucht in Sachen Romantik noch heute ihresgleichen. Mitverantwortlich hierfür ist auch die spürbare Chemie zwischen Swayze und Moore. Die dramatischen Aspekte des Films werden von beiden mit einer beispiellosen Sensibilität auf die Leinwand gebracht.
Diese ernste Beziehungsthematik wird von Drehbuchautor Bruce Joel Rubin jedoch in einen übernatürlichen Kontext eingebettet. Zudem wird die emotionale Schwere durch die komödiantische Ebene des Drehbuchs gemildert, die mit dem Auftritt der Filmfigur Oda Mae Brown (Whoopi Goldberg) eingeführt wird. Goldbergs Darstellung einer Trickbetrügerin, die unerwartet genuin-hellseherische Fähigkeiten hat (und wider Willen zum Dienstleister für Geister wird) ist fabelhaft. Zurecht erhielt sie damals für diese Rolle einen Oscar.
Auch die Interaktionen zwischen ihrer trotzig-sarkastischen Figur und dem musikalisch aufdringlichen Sam sind hervorragend. Im Übrigen ist „I'm Henry the 8th, I am“ von Herman's Hermits eine teuflisch geniale Strategie, um eigene Interessen durchzusetzen...
Oda Mae trägt dennoch in jedem Fall den humoristischen Teil der Handlung und verwandelt Sams Reise als Geist in eine, bildlich gesprochen, „Göttliche Komödie“. Zudem durchläuft ihre Figur eine tiefgreifende Wandlung. Sie wird nicht nur zum Sprachrohr für Geister, sondern entwickelt sich auch von ihrer unehrlichen Existenz als Betrügerin hin zu einem selbstlos agierenden Menschen. Diese Entwicklung gipfelt in der Szene, als sie eine große Summe Geld widerwillig und auf Sams Drängen hin Nonnen für eine gute Sache spendet. Das entwendete Geld ist im Übrigen Teil von Sams Plan um seinen Widersachern das Handwerk zu legen und Molly zu retten.
Zusammenfassend ist „ Ghost – Nachricht von Sam“ zweifellos einer der bedeutendsten Filme der 90er Jahre. Der gelungene Genremix aus Fantasythriller, Komödie und romantischem Drama ist zeitlos, ein Verdienst sowohl des vielschichtigen Drehbuchs als auch des phänomenalen Casts, allen voran Patrick Swayze, Demi Moore und die fabelhafte Whoopi Goldberg. Wie schön diese Film-Perle nun endlich in 4K erleben zu können.
Bildqualität
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Anmerkung der Redaktion:
Leider wurde der Redaktion nur eine lose 4K Ultra HD-Scheibe zur Verfügung gestellt, weshalb an dieser Stelle die Bewertung der Full HD-Fassung entfallen muss.
Bild 4k UHD
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„Ghost – Nachricht von Sam“ wurde in einer Auflösung von 3840x2160p auf eine BD-66-GB-Disc gepresst und bietet sowohl HDR10 als auch Dolby Vision bei einem Ansichtsverhältnis von 1.78:1. Das Filmkorn ist überwiegend fein, und das Encoding insgesamt solide, jedoch zeigt die Übertragungsrate erhebliche Schwankungen. Besonders zu Beginn fallen diese stark auf (6 bis 30 Mbps), stabilisieren sich jedoch nach dem Intro auf einem höheren Niveau (35–80 Mbps, durchschnittlich ca. 35 Mbps). Zu Beginn fällt zunächst eine sehr unscharfe Darstellung der Credits auf. Das bessert sich im Verlauf jedoch. Es ist jedoch insgesamt zu beachten, dass das Ausgangsmaterial von „Ghost“ per se nicht immer scharf ist. Der Film verwendet bewusst Weichzeichnereffekte. Dies wird unter anderem durch spezielle Kameralinsen, Defokussierung oder Diffusionsfilter erreicht. Ein Beispiel hierfür ist die Töpferszene, in der hierdurch eine surreal-träumerische Atmosphäre geschaffen wird. In „Ghost“ geht es jedoch auch um die Abgrenzung der profanen Welt zur Welt des Übernatürlichen, die stilistisch durch diffuses, leicht blaugefiltertes helles Licht dargestellt wird. Entsprechend sollte man keine fundamentalen Verbesserungen im Detailgrad erwarten. Dennoch gibt es Szenen, die einen Zugewinn an Schärfe zeigen. Bereits bei 3:50 Minuten beindruckt die Großaufnahme von Sams Hand, die den gefundenen Penny hält. Die vielen feinen Handfältchen und -linien kommen mit geradezu forensischer Präzision zur Geltung. Auch die Textilstruktur von Carls (Tony Goldwyn) Anzug bei ca. 16 Minuten oder das Fell des Katers bei 28:25 Minuten sind feiner denn je dargestellt.
Das Bild insgesamt ist etwas dunkel abgemischt, was zwar zu einem satten Schwarzwert führt, jedoch in dunklen Szenen leichte Detailverluste verursacht. Ein Beispiel dafür ist bei ca. 10 Minuten zu sehen, unmittelbar vor der Töpferszene, als eine Kamerafahrt durch die Wohnung von Sam und Molly führt. Auch in der Szene nach Sams tödlichem Attentat, als er scheinbar aus einem Albtraum erwacht, sind die Details um Patrick Swayzes Gesicht nur schwach erkennbar, besonders bei hellen Umgebungslichtverhältnissen. HDR verbessert die Kontraste dennoch über den gesamten Film betrachtet sichtbar. In der Überfallsszene bei 17:40 Minuten, in der Sam und Molly (warum auch immer) nachts allein in einem Ghettoviertel unterwegs sind, kommen die Fassaden der Häuser am linken Bildrand durch das Mondlicht und die Straßenlaternen kontrastreich zur Geltung. Die Farbwiedergabe ist ebenfalls leicht verbessert, allerdings spielt auch hier das Ausgangsmaterial eine starke Rolle. Während das Jenseits in diffus-hellem, blaugefiltertem Licht erscheint, wirkt die profane Welt durch leicht entsättigte Farben nüchterner. Zudem unterstreichen viele Grautöne in den Straßen Manhattans die Monotonie und Tristesse dieser „realen“ Welt. Ein Beispiel für Entsättigung ist Sams „buntes“ Hemd bei 7:45 Minuten, das trotz erweiterter Farbpalette dezent bleibt. Gelegentlich fallen dennoch intensivere Farben ins Auge, wie der blaue Teppich in Sams Büro bei 6:30 Minuten oder die Darstellung der Farben der amerikanischen Flagge bei 15:40 Minuten.
Zusammenfassend bietet diese 4K-UHD-Veröffentlichung eine in allen Bereichen spürbare, jedoch nicht substanzielle Verbesserung der Bildqualität. Dennoch werden Fans des Films das Upgrade zu schätzen wissen, denn „Ghost – Nachricht von Sam“ hat dennoch bislang nicht besser ausgesehen.
Tonqualität
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Diese Veröffentlichung bietet eine deutsche Dolby-Digital-5.1-Tonspur, während der englische Originalton in Dolby TrueHD 5.1 vorliegt. Die deutsche Tonspur erfüllt die Erwartungen des Genres und wirkt weder besonders räumlich noch außergewöhnlich dynamisch. Die Surroundlautsprecher kommen vor allem für den Soundtrack zum Einsatz, etwa in der Szene, in der der Krankenhauspfleger durch Sam hindurchläuft. Hier ertönt die mystische Filmmusik über alle fünf Lautsprecher. Ähnliches ist es in der darauffolgenden Beerdigungsszene. Gelegentlich gibt es auch direktionale Geräuscheffekte, wie bei 37:48 Minuten: Im Ghettoviertel des Attentäters fährt ein Lastwagen akustisch präzise vom rechten Frontlautsprecher nach links durchs Bild. Weniger überzeugend ist in derselben Szene jedoch die Darstellung der Geräusche der seilspringenden Kinder. Das Auftreffen des Seils auf den Asphalt ist zwar prägnant hörbar dargestellt, jedoch nicht korrekt verortet; der Klang eher aus der aus der vorderen Mitte statt von links. Für eine Dolby-Digital-5.1-Tonspur bietet die Akustik insgesamt jedoch solide Qualität, zeigt jedoch Schwächen in der Dynamik. Zudem sind die Bässe wenig präsent, und der Subwoofer bleibt nahezu ungenutzt. Eine Ausnahme bildet die finale Konfrontation zwischen Sam und Carl bei 115:30 und 116:40 Minuten, in der die Klangkulisse etwas eindrucksvoller ist. Im Vergleich dazu überzeugt die unkomprimierte englische Dolby TrueHD 5.1-Tonspur jedoch durch eine spürbar höhere Dynamik. Besonders in den erwähnten Szenen kommen Schüsse, Soundtrack und Umgebungsgeräusche wesentlich authentischer zur Geltung. Zwar bleibt der Subwoofer auch hier zurückhaltend, dennoch bietet diese Tonspur ein deutlich authentischeres Hörerlebnis (die Dialoge im Übrigen eingeschlossen). Für englischsprachige Zuschauer ist daher dieses Audioformat die eindeutig bessere Wahl.
Zusammenfassend ist der deutsche Dolby-Digital-5.1-Ton von „Ghost – Nachricht von Sam“ weitgehend bekannt. Es fehlt zwar an Dynamik, das ist jedoch für das Genre auch nicht ungewöhnlich. Der englische Dolby TrueHD 5.1-Originalton hebt sich in dieser Hinsicht durch deutlich höhere Qualität ab.
Ausstattung
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Die 4k-Disk, die zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt wurde, bietet bedauerlicherweise keine Extras.
Fazit
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„Ghost – Nachricht von Sam“ ist einer der bedeutendsten Filme der 90er Jahre. Die ikonische Töpferszene wurde unzählige Male zitiert und parodiert.
Der Genre-Mix aus Fantasythriller, Drama und Romantikkomödie ist und bleibt zeitlos. Ein wesentlicher Grund hierfür ist der hervorragende Cast. Swayze und Moore verkörpern die Leidenschaft ihrer Beziehung sowie die Tragik ihres Verlustes mit außergewöhnlicher Sensibilität. Das Highlight ist jedoch die Figur der Oda Mae Brown, gespielt von Whoopi Goldberg, die als Trickbetrügerin beginnt und im Verlauf der Handlung ihre genuinen hellseherischen Fähigkeiten entdeckt, was sie zur Dienstleisterin für zahlreiche umherirrende Geister macht. Die Interaktionen zwischen ihr und Swayze sind zentral für die komödiantische Ebene des Drehbuchs, und Goldberg erhielt nicht zuletzt für diese Rolle einen Oscar.
Die 4K-Version von „Ghost – Nachricht von Sam“ bietet eine im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen verbesserte Bildqualität. Das Bild ist etwas dunkler abgemischt, was zu besseren Schwarzwerten führt, es kommt jedoch auch zu Detailverlusten in dunklen Szenen. Schärfe und Farbtiefe sind insgesamt gesteigert, doch die Verbesserungen sind nicht substantiell. Dennoch hat „Ghost – Nachricht von Sam“ sicher nie besser ausgesehen. Der deutsche Dolby Digital 5.1 Ton ist weitgehend bekannt und etwas zu wenig dynamisch. Zudem mangelt es an Bässen. Der englische 5.1 Dolby Digital TueHD Oritginalton macht das besser.
Zusammenfassend ist „Ghost – Nachricht von Sam“ ein romantischer Klassiker der 90er Jahre, der in 4K eine verbesserter Bildqualität bietet. Auch wenn die Verbesserungen nicht substantiell sind, werden sich Fans dennoch freuen, „Ghost“ in der aktuell besten verfügbaren Qualität genießen zu können.
(Nicolai Härtel)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung QLED (QE65Q9FNA)
Player: Panasonic DP-UB424
AVR: Pioneer VSX-s520D
Front-Lautsprecher: Teufel CL 300 FCR
Center-Lautsprecher: Teufel 300 C
Surround-Lautsprecher: Teufel CL 300 FR
Subwoofer: Teufel US-6110/1