Die Busch Media Group hat sich unter anderem auf die Veröffentlichung von Independent- und Asia-Filmen spezialisisert und bringt in schöner Regelmäßigkeit ungekannte Filmperlen in den Handel, die ansonsten hierzulande vielleicht völlig unter dem Radar bleiben würden. Im Portfolio des Publishers finden sich zahlreiche Schätzchen, auf die Filmsammler sonst verzichten müssten. Ob es sich bei Regisseur Koji Shirashis “Safe Word” ebenfalls um einen kleinen Filmschatz handelt und wie sich die technische Umsetzung der Blu-ray Disc im Test schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Das angehende Pop-Idol Misa wird wegen ihrer energetischen Ausstrahlung von einem SM-Club angeworben, wo man aus ihr eine erstklassige Dominatrix machen will. Unter dem Pseudonym Aian begibt sie sich in die Rolle der Unterwürfigen. Als sie endlich zur Domina aufsteigt, lernt sie eine neue, aufregende Seite an sich kennen. Dabei begleitet sie ein Dokumentarfilm-Team immer HAUTNAH! (Pressetext Busch Media Group)
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass “Safe Word” ein banaler Titel ist, der offenkundig auf die vor einigen Jahren aufkeimende BDSM-Welle aufspringt und simple Unterhaltung für eine entsprechende Zielgruppe liefert. Allerdings ist “Safe Word” viel mehr als ein "Schmuddelfilmchen". Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine gut beobachtete Sozial-Satire, die den Spagat zwischen Drama, Komödie und Erotik spielend meistert und der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. So lassen sich leicht Parallelen zwischen Misas “Fans” und ihr selbst, die bald ihrerseits zum “Fan” ihrer Domina wird und sich völlig aufgibt, um ihrem Idol zu gefallen, ziehen. Misas Verwandlung von der taffen Influencerin zur Domina geht den Weg über das Dasein einer Sklavin, die sich komplett beherrschen lässt, um das zu werden, was sie im Übertragenen Sinne vorher schon für ihre Fans war.
Gleichzeitig ist der Film eine Anklage und sarkastische Beobachtung der Influencerszene und der Sensationsgier der Medien, beziehungsweise dem Wunsch, seinem Idol hautnah verbunden zu sein - in jeder, wirklich JEDER Lebenslage. Inszeniert wurde der Film nämlich als Mockumentary, gaukelt dem Zuschauer also vor, dass es sich um eine Dokumentation wahrer Ereignisse handelt. Das bedeutet natürlich, dass der Regisseur und das Kamerateam immer ganz nah am Geschehen dran sind und alles festhalten, was Misa so widerfährt - auch in ihren intimsten Momenten der Lust und der Selbstaufgabe. Dies als Anklage zu deuten, fällt nicht wirklich schwer, und auch wenn das Ganze mitunter recht locker und stellenweise sogar humoristisch-witzig in Szene gesetzt wurde, bleibt einem doch bei genauerem Nachdenken das Lachen im Halse stecken. Natürlich fehlt es dem Film auch nicht an “nackten Tatsachen”, und zu behaupten, dass es sich hier nicht in gewisser Weise um einen Sexfilm handelt, wäre schlichtweg falsch. Natürlich bekommt der Zuschauer hier sexuelle Handlungen, insbesondere aus dem BDSM-Bereich zu sehen (und hier geht der Film wesentlich deutlicher zur Sache als seinerzeit die “50 Shades Of Grey”-Filme), aber alles bleibt recht geschmackvoll und verhältnismäßig zurückhaltend. Wer also auf einen Porno oder auch nur einen Softporno gehofft hat, der wird sicherlich ein wenig enttäuscht sein.
Bildqualität
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Das Bild liegt im annähernd Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und ist aufgrund der eingesetzten Stilmittel etwas schwierig zu bewerten. So bewegt sich die Schärfe mitunter auf einem Niveau, dass man selbst auf einer DVD verteufeln würde, in anderen Szenen erreicht das Bild Schärfewerte, die sich durchaus sehen lassen können - aber diese Momente sind leider selten. Die Farben sind mitunter sehr knallig und teilweise ein wenig unnatürlich, aber das ist sicherlich zum Teil der Location geschuldet. Der Kontrast schwankt ebenfalls erheblich, ist aber allgemein etwas zu flach eingestellt. Während die Einblendungen der "Kapitel", wenn man so möchte, Tiefschwarz unterlegt sind, ist das Bild allgemein sehr milchig und echtes Schwarz gibt es so gut wie nie zu sehen. Das liegt natürlich zu einem großen Teil daran, dass man dem Zuschauer vorgaukeln möchte, es handle sich um eine Dokumentation, wobei die Optik von Influencer-Youtube-Instagram-Videos angestrebt und auch durchaus erreicht wird. Allerdings schauen die meisten aktuellen Social-Media-Videos deutlich besser aus. Dazu kommt, dass sich immer wieder Kompressionsartefakte bemerkbar machen und Farbübergänge sind fast generell stufig. Auch das mag dem Ausgangsmaterial geschuldet sein, aber unterm Strich macht es das Seherlebnis leider auch nicht besser.
Tonqualität
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Der Ton befindet sich in deutscher Synchronfassung und im japanischen Original jeweils in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln auf der Disc und klingt ebenfalls so wie eine Social-Media-Produktion klingen müsste. Die hinteren Kanäle werden zwar angespielt, allerdings sollte man hier keine großartigen Surroundeffekte erwarten, sondern eher eine Rundumbeschallung mit dem Gesamtgeschehen, insbesondere der Musik. Die deutsche Synchronfassung geht in Ordnung, allerdings sind die deutschen Sprecher mitunter ein wenig übermotiviert, wodurch der Film ein wenig von seinem Realismus verliert. Relativierend sollte man dazusagen, dass die Betonungen im Original ähnlich übertrieben sind – zum Teil, weil diese Art und Weise zum asiatischen Film dazugehört - und somit eine relativ solide Synchronisation geboten wird, die sich qualitativ am Original orientiert.
Ausstattung
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Im Bonussektor finden sich lediglich eine Handvoll Trailer wieder, darunter auch der zum Hauptfilm.
Fazit
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In puncto Bild- und Tonqualität ist "Safe Word" nur schwer zu bewerten, da es sich um eine Mockumentary handelt, die mehr Wert auf Authentizität und Realitätsnähe legt als auf einen cineastischen Look und Sound, und somit sieht der Film eher aus wie ein billiges, altes Youtube-Video und klingt auch entsprechend. Das Bild ist unscharf und milchig, der Ton frontlastig und die Synchronisation unterdurchschnittlich. Das wird mit Sicherheit nicht jedem gefallen, ist aber objektiv betrachtet Richtig, da man hier mutmaßlich exakt diesen Look erreichen wollte. Leider wurde auf Bonusmaterial verzichtet, was die Gesamtwertung zusätzlich nach unten drückt.
Der Film selbst ist KEIN Sexfilmchen im eigentlichen Sinn, sondern eine Satire, welche die Parallelen zwischen Influencern und der BDSM-Szene zieht. Trotzdem gibt es einige explizite Szenen, wobei auf Pornografie natürlich verzichtet wird - immerhin steht hier der Inhalt im Vordergrund. Die Protagonistin gibt sich völlig auf, um ihrem Idol zu gefallen und selbst zum Idol zu werden, dass sie vorher bereits in gewisser Weise war. Das Ganze ist kurzweilig, unterhaltsam und irgendwo auch lehrreich. Aber ja: der geneigte Zuschauer bekommt auch einiges an Schauwerten zu sehen.
(Michael Speier)
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