bewertet am 18.02.2021 um 10:03
#1
Player:
Panasonic DP-UB424
Darstellung:
Panasonic TX65GZW1004
0
10 Mitglieder haben diese Blu-ray:
Diese Blu-ray ist 2x vorgemerkt.
„Persischstunden“ basiert auf der Erzählung „Die Erfindung einer Sprache“ von Michael Kohlhaase und soll wohl auf ähnlichen, wahren Begebenheiten fußen. Gezeigt wird das Lagerleben eines recht kleinen Konzentrationslagers mit relativ wenigen Insassen und einer überschaubaren SS-Wachmannschaft, bezeichnend hierfür ist die Tatsache, dass die Insassen später im Film nach Polen transportiert werden sollen (wohin kann man sich denken…). Die vorherrschenden Gegebenheiten sind jedoch ebenso grausam wie menschenverachtend wie in den bekannten Konzentrations- und Vernichtungslagern. Einer meiner größten Kritikpunkte an diesem Film ist, dass einige dieser Nebenerzählstränge deplatziert sind, mit der Handlung wenig bis gar nichts zu tun haben und wirken, als hätten sie als Füllmaterial gedient, um das Ergebnis auf Spielfilmlänge zu bringen.
Reza wird auf Hinwirken Kochs in der Küche eingesetzt und bringt nun nach seiner Schicht Koch „Farsi“ bei. Um sich die Worte einprägen zu können; schließlich ist das überlebenswichtig; entwickelt Reza die Worte auf Basis von Namen von Lagerinsassen. Als Zuschauer ist man immer dann gefesselt, wenn Reza die Aufdeckung seiner „Tarnung“ droht; und man ist als Zuschauer immer dann etwas erstaunt, wenn Koch sich Reza gegenüber menschlich zeigt; etwas, was dem SS-Mann nicht mal seinen Untergebenen gegenüber gelingt.
Der Film ist trotz der genannten, eher ruhig erzählten Nebenstränge fesselnd, und durch das grandiose Schauspiel des Argentiniers Nahuel Pérez Biscayart kann man mit dem Leid seiner Figur und aller Insassen mitfühlen. Lars Eidinger, den ich eigentlich sehr schätze, hat in „Persischstunden“ einen ab und an auftretenden Hang zum Overacting: mit seinen Wutausbrüchen und den darauffolgenden Arroganz-, aber auch Sentimentalitätsanfällen wirkt er eher manisch-depressiv als authentisch.
Das Bild ist ziemlich gut, bietet allerdings auch nicht Anlass zu Begeisterungsstürmen: die Parameter bewegen sich mit Ausnahme der Schärfe alle im sattgrünen Bereich. Ein paar Mal schleichen sich leichte, aber dennoch gut erkennbare Unschärfen ein. Das Bild gehört zu den sehr guten visuellen Transfers, aber nicht zu den Besten.
Auch den in DTS HD MA vorliegenden Sound fand ich ok. Soweit es der Film zulässt, kann der Track mit sehr ordentlicher Surroundkulisse, mit direktionalen Effekten und ab und an mit guter Dynamik und sattem Bass punkten.
Extras werde ich definitiv nicht ansehen, ich vergebe zunächst mal den Mittelwert. Die Scheibe hat ein Wendecover.
Mein persönliches Fazit: Filme mit historischem Hintergrund sehe ich grundsätzlich recht gerne, und im Gegensatz zu einem Kommentator bin ich der Meinung, dass die deutsche Vergangenheit aus dieser dunklen Epoche immer wieder in Erinnerung gerufen werden muss. Betroffen macht auch „Persischstunden“, allerdings finde ich den Film aus den genannten Gründen minimal weniger gelungen als der Reviewer. 7,5 auf 8 aufgerundete Balken vergäbe ich in einem Review, also werden es 4 in dieser Bewertung.