Die Colorierung
Unsere erste Fachstation wird der Arbeitsplatz von Phil, dem Coloristen besucht. Unter Umständen kann hier auch der Regisseur eines Filmes mit dem Fachmann zusammen den Schnitt und die Farben des Endproduktes bestimmen, zu unserem Termin gab es verständlicherweise einfache und nicht ganz so exklusive Kost. Der Colorist arbeitet alle angelieferten Materialien nach der Digitalisierung für das Zielmedium auf. In einem praktisch vollkommen schwarzen Raum befindet sich ein Proof-Monitor, eine Video-Mischpult und zur Kontrolle auch Beamer und Leinwand. Der Colorist ist letzendlich für den Look des Endproduktes zuständig.
Das digitalisierte Filmmaterial wird Szene für Szene überprüft, bewertet und bei Bedarf – der eigentlich immer besteht – angepasst. Warum man das tun muss, fragen wir uns ziemlich naiv.
Nun, unterschiedliches Filmrohmaterial hat unterschiedliche Eigenschaften, wenn dann noch individuelle Kameramodelle und Sichtwinkel hinzukommen, sieht tatsächlich jeder Filmschnipsel anders aus. Vor allem im Schwarz, Kontrast und Himmelsblau ergeben sich unschöne und auffällige Abweichungen. Ursprünglich war die Aufgabe des Coloristen „nur“ der Abgleich dieser Schwankungen, um dem Zuschauer einen einheitlichen Eindruck zu geben.
Mittlerweile wird aber mit dem Regisseur gezielt und absichtlich die Farbbalance, die Stimmung und Farbsättigung eines Filmes angepasst. So wurden die Matrix Filme mit einem grünlichen gewollten Farbstich versehen, ein Underworld im Gegensatz dazu in blaues Licht „getaucht“. Phil arbeitet in der Regel sehr eng mit dem Regisseur zusammen und vergleicht Szene für Szene, wieder und wieder. Das kann für einen gelungenen Film durchaus mehrere Wochen Arbeit und Abgleich bedeuten.