Texas Chainsaw 3D (Blu-ray 3D) Blu-ray
ReviewIm Jahr 1974 schuf Regisseur Tobe Hooper mit dem
Texas Chain Saw
Massacre einen Meilenstein der Filmgeschichte
und markierte damit die Geburtsstunde des Terror-Kinos. Das
Setting, die Klangcollagen und eine fast schon dokumentarische
Inszenierung des Grauens sollten sich als stilprägend erweisen.
Mehr oder weniger erfolgreiche Nachahmer gibt es bis heute zu Hauf.
Ob des kommerziellen Erfolges folgten natürlich auch mehr oder
weniger direkte Fortsetzungen. Allesamt blieben sie jedoch, teils
deutlich, hinter den Erwartungen zurück. So erinnert man sich nur
ungern an den vierten Teil
Die Rückkehr aus dem
Jahr 1994. Erstaunlich, dass trotz dieses Fehlgriffs aus den
Karrieren von Renée Zellweger und Matthew McConaughey doch noch
etwas geworden ist. Die aktuellste Ausbeutung des Franchises heißt
schlicht
Texas Chainsaw 3D und knüpft unter
Missachtung aller früheren Sequels, Remakes und Prequels direkt an
das legendäre Original an.
Story:
Im letzten Moment entkommt die junge Sally Hardesty (M. Burns) aus
den Fängen der wahnsinnigen Chainsaw-Familie. Im nahegelegenen
Städtchen Newt sprechen sich die Gräueltaten schnell herum, so dass
kurz nach dem Sheriff auch ein nach blutgeifernder Lynch Mob am
Haus der Sawyers aufmarschiert. Die wütende Meute macht mit der
Familie kurzen Prozess. Wer nicht im Kugelhagel stirbt, kommt im
brennenden Haus ums Leben. Nur eine junge Mutter und ihr Baby
entkommen dem Gemetzel. Das kleine Baby wird von einem Ehepaar
adoptiert, das ebenfalls an der Lynchjustiz beteiligt war. Jahre
später bekommt die mittlerweile erwachsene Heather (A. Daddario)
Post von einem Anwalt. Von ihrer leiblichen Großmutter Verna Sawyer
(M. Burns) erbt sie ein stattliches Anwesen im ländlichen Texas.
Mit einigen Freunden macht sie sich auf den Weg, um ihr Erbe
anzutreten. Doch das verwinkelte Haus beherbergt ein tödliches
Geheimnis.
Schon die Anfangssequenz birgt für Fans einige Überraschungen. Für
den Showdown zwischen dem Mob und der Sawyer Familie wurde das
bekannte Farmhaus originalgetreu nachgebaut. Auch einige bekannte
Gesichter aus dem Chainsaw-Universum geben sich ein Stelldichein.
Original Leatherface Gunnar Hansen ist ebenso dabei wie Bill „Chop
Top“ Moseley aus Teil 2. Natürlich in jeweils anderen Rollen. So
spielt Moseley beispielsweise den Koch, der 1974 noch von dem
mittlerweile verstorbenen Jim Siedow dargestellt wurde. Für Fans
sind solche Cameo-Auftritte natürlich eine feine Sache, markieren
sie doch in gewisser Hinsicht einen sauberen Übergang von der alten
zur neuen Generation. Der Hauptteil der Handlung spielt allerdings
in unserer heutigen Gegenwart und stellt die junge Heather in den
Mittelpunkt der blutigen Ereignisse. Um die Chronologie
einigermaßen glaubwürdig aufrecht zu erhalten, ist die gute Heather
allerdings rund 15 Jahre zu jung. Denn von 1974 bis 2013 sind es
nach Adam Riese immerhin schlanke 39 Jahre. Heather ist im Film
allerdings maximal 25. Nun ja, sei es drum. Wer sitzt schon mit
einem Taschenrechner auf der Couch? Trotzdem bleibt ein fader
Beigeschmack, denn im Umkehrschluss scheinen die Produzenten des
Streifens nicht allzu viel auf die Intelligenz ihres Publikums zu
geben.
Leider verhalten sich die Protagonisten des Films auch nicht immer
sonderlich intelligent. Typische Horrorfilm-Fehler gibt es gleich
mehrfach zu bestaunen, weswegen sich der Zuschauer einige Male
unweigerlich die Frage stellt: „Wie dumm kann man eigentlich sein?“
Zugegeben, sicher zu Hause auf seinem Sofa sitzend hat man leicht
reden. Schließlich wird man nicht von einem Irren verfolgt, der
eine Motorsäge schwingt. Ein gewisses Maß an Dummheit ist in
Horrorfilmen aber auch einfach unerlässlich, sonst wäre das
Spektakel bereits nach zehn Minuten vorbei. Doch
Texas
Chainsaw hat auch seine guten Seiten, die den Film vom
Mainstream abheben. So verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse
hier fließend. Moralisch betrachtet taugen weder Leatherface und
seine Sippe, noch die Bewohner von Newt als Sympathieträger. Die
einen sind geisteskranke Massenmörder, die anderen frönen
hemmungslos der Selbstjustiz. Der einzig „normale“ in diesem Reigen
ist der Sheriff, der sich allerdings gegen Ende des Films ebenfalls
moralisch und juristisch disqualifiziert. Die Protagonisten handeln
lediglich nach zwei archaischen Devisen: „Auge um Auge“ und „Blut
ist dicker als Wasser“. Eine Selbstreflektion basierend auf
gesundem Menschenverstand findet zu keiner Zeit statt.
Das schließt die eigentlich als Identifikationsfigur eingeführte
Heather ausdrücklich mit ein. Vor allem sie bewegt sich mit
zunehmender Laufzeit in einem moralischen Dilemma, welches
zugegebenermaßen nicht leicht aufzulösen ist, wenn man sich als
Zuschauer tatsächlich die Mühe macht und sich in Heather hinein
versetzt. Wie würde man selbst entscheiden? Nur zu oft macht der
menschliche Faktor dem moralisch „richtigen“ Handeln einen Strich
durch die Rechnung. Doch auch wer sich nicht auf
moral-philosophische Diskurse einlassen möchte wird mit
Texas Chainsaw gut bedient. Letztlich ist es ein
leidlich spannender und nicht zuletzt blutiger Slasher-Streifen,
der zumindest Freunde des gepflegten Splatters zufrieden stellen
sollte. Die Freigabe der amerikanischen R-rated Fassung „ab 18“ ist
absolut gerechtfertigt, wenn nicht sogar erstaunlich liberal für
deutsche Verhältnisse.
Bildqualität 2D:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
ausgezeichnete Detailzeichnung und Schärfe
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sattes Schwarz
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auch in dunklen Szenen bleiben Details stets sichtbar
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ausgewogene Kontraste
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kein Filmkorn
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natürliche Farben mit leichter Verschiebung ins bräunliche
Spektrum
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keine nennenswerten Bildfehler erkennbar
Texas Chainsaw liefert einen Transfer ohne
besondere Eigenschaften. Das Bild erfüllt durchweg gehobene
Ansprüche und leistet sich keine gravierenden Fehler.
Bildqualität 3D:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
ausgeprägte räumliche Wirkung
-
exzellente Staffelung der Tiefenebenen
-
Helligkeit fällt gegenüber der 2D-Version leicht ab
-
in dunklen Szenen geht die 3D-Wirkung fast komplett
verloren
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einige wenige Pop-Outs
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in einer Szene starkes Crosstalk, man sieht praktisch zwei
Sägeblätter durch die Tür schnetzeln
-
Schärfe und Detailzeichnung bleiben jederzeit auf hohem
Niveau
Der Film wurde nativ in 3D gedreht. Der Transfer liefert bis auf
die genannten Einschränkungen ein überzeugendes Ergebnis.
Hauptsächlich wird auf eine realistische Abbildung der räumlichen
Tiefe Wert gelegt.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD High Resolution Audio 5.1
-
sehr gute Dialogverständlichkeit
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differenziertes Stereopanorama
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direktionale Surroundeffekte werden nur sporadisch
eingestreut
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die hinteren Kanäle werden hauptsächlich dezent atmosphärisch
eingesetzt
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der Subwoofer kommt kaum zum Einsatz
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astreine Dynamik bei Actionszenen und in Schockmomenten
Der deutsche Ton liefert ein durchaus hörenswertes Ergebnis, bleibt
aber alles in allem unspektakulär.
Ausstattung:
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Audiokommentar mit Regisseur John Luessenhop und „Leatherface“
Dan Yeager
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Interviews mit Cast und Crew (12 Stk.)
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Blick hinter die Kulissen (B-Roll, unkommentiert)
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Das Texas Chainsaw Vermächtnis (ca. 7 Min.)
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Der alte Bauernhof (ca. 15 Min.)
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Die Wiederauferstehung der Säge (ca. 9 Min.)
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Besetzungsterror (ca. 12 Min.)
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Leatherface 2013 (ca. 15 Min.)
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Licht, Kamera, Massaker (ca. 12 Min.)
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Es steckt im Fleisch (ca. 8 Min.)
-
u. a.
Die Featurettes greifen jeweils einzelne Aspekte der Produktion auf
und sind in der Summe als ein großes Making-Of anzusehen. An dieser
Stelle bleibt kaum eine Frage unbeantwortet. Das Bonusmaterial
liefert über zwei Stunden interessante Hintergrundinformationen und
liegt komplett in HD vor.
Fazit:
Technisch sortiert sich die vorliegende Blu-ray im oberen
Mittelfeld ein. Bild und Ton lassen nur im Detail einige Mängel
erkennen. Die Extras sind sehr umfangreich und
aussagekräftig.
„The saw is family“. Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden
durch das Chainsaw-Franchise. In
Texas Chainsaw 3D
wird diese Prämisse auf die Spitze getrieben. Gut und Böse lösen
sich auf, es treffen lediglich zwei unverrückbare "Standpunkte“ wie
Güterzüge aufeinander. Inhaltlich wirft der Film einige
interessante moralische Fragestellungen auf, verschont den
geneigten Betrachter aber auch nicht vor Logiklöchern und dämlichen
Fehlentscheidungen des menschlichen Kanonenfutters. Dass dabei
nicht nur die Fetzen fliegen, sondern auch das eine oder andere
Körperteil, dürfte hartgesottene Horrorfans freuen. Zartbesaitete
Gemüter lassen lieber die Finger von diesem rabiaten Schlachtfest.
Die (überlebenden) Hauptdarsteller wurden übrigens gleich für
mehrere Teile verpflichtet. Ob diese tatsächlich realisiert werden,
wird sich zeigen.
Kurzbewertungen:
Story: 6/10
Bild 2D: 9/10
Bild 3D: 8/10
Ton: 7/10
Extras: 8/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Texas Chainsaw
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
Ton: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)