Paranormal Activity 4 - Kinofassung und
Extended Cut Blu-ray ReviewIm Jahr 2007 ist Regisseur und Drehbuchautor Oren Peli mit seinem
No-Budget Gruselthriller
Paranormal Activity eine
kommerzielle Sensation gelungen, wie es sie im Horrorgenre seit dem
legendären
Blair Witch Project nicht mehr gegeben
hat. Und wie bei der Suche nach der Hexe von Blair waren es
verwackelte und verrauschte Bilder einer Handkamera, die die
perfekte Illusion „realistischen“ Horrors erzeugten. Und wenn einem
Einspielergebnis von über 190 Millionen Dollar lediglich
Produktionskosten von 15.000 Dollar entgegenstehen, lassen
Fortsetzungen nicht lange auf sich warten. Doch anders als in den
meisten Fällen konnten auch die Teile 2 und 3 das Niveau des
Vorgängers halten. Nicht nur kreativ, sondern hauptsächlich auch im
Hinblick auf den finanziellen Erfolg. Im Jahr 2012 stand
folgerichtig bereits Teil 4 in den Startlöchern, um den Zuschauern
das Gruseln zu lehren.
Story:
Nachdem im Jahr 2006 Katie und ihr Neffe Hunter auf unerklärliche
Weise spurlos verschwunden sind, sind bereits fünf Jahre vergangen.
Die beiden bleiben wie vom Erdboden verschluckt. Eines Tages ziehen
gegenüber einer amerikanischen Durchschnittsfamilie neue Nachbarn
ein. Der jungen Alex (K. Newton) und ihrem Freund Ben (M. Shively)
fällt besonders der ungefähr 6jährige Robbie auf, der auffallend
häufig in der Nähe herumschleicht. Als Robbies alleinerziehende
Mutter plötzlich ins Krankenhaus muss, nimmt Alex‘ Familie den
Jungen auf, der sich schnell mit ihrem kleinen Bruder Wyatt (A.
Lovecamp) anfreundet. Beide sind fortan unzertrennlich. Doch Alex
ist der seltsame Robbie nicht geheuer. Schnell häufen sich
unheimliche Vorkommnisse. Ben hat daraufhin die Idee, das Haus mit
Kameras zu überwachen. An eine geregelte Nachtruhe ist fortan nicht
mehr zu denken.
Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Drei Teile sind eine runde
Sache. Einleitung, Mittelteil, Schluss. Eine Trilogie biete genug
Raum, um eine Geschichte zu erzählen und lässt sich im Anschluss
gut vermarkten. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Und wenn es gut
läuft, sind am Ende alle zufrieden. Ein vierter Teil bringt diese
natürliche Balance irgendwie immer ins Wanken. Er bekommt schnell
den Ruf eines eigentlich unnötigen Anhängsels. Indiana Jones 4?
Scream 4? Star Wars Episode 1? In der Filmgeschichte gibt es kaum
einen vierten Teil, der seinen Vorgängern auch nur ansatzweise das
Wasser reichen kann. Nun also
Paranormal Activity
4. Zugegeben, die Handlung um Katie und ihren anhänglichen
Hausgeist war nach Teil drei nicht ansatzweise aufgeklärt. Umso
mehr, da Teil 3 die Vorgeschichte um Katies Familie erzählte und
damit als Prequel zu werten ist. Somit hat Teil 4 immerhin den
Vorteil, nicht einer eigentlich bereits abgeschlossenen Handlung
hinterhecheln zu müssen.
Das Ende ist nach wie vor offen und die Handlung müsste eigentlich
nur konsequent weitererzählt werden. Doch selbst diese günstige
Ausgangsposition vermag der Film nicht zu seinem Vorteil zu nutzen.
Denn konzeptionell wird hier nur altbewährtes und mittlerweile
hinlänglich bekanntes aufgetischt: die Überwachungskameras, die
Montage und Vorbereitung der Schockeffekte, die nur marginal
vorhandene Handlung. Vor allem Teil eins bezog seine Spannung aus
den unvorhersehbaren, teils subtilen, teils mit Vehemenz
hereinbrechenden Schockmomenten, die den Zuschauer völlig
überraschend und unvorbereitet trafen. Dieser Überraschungseffekt
ist schon lange verpufft. Da sich an dem Aufbau der Filme bis heute
nichts geändert hat, weiß der aufmerksame Betrachter mittlerweile
ganz genau, wann etwas passiert. Damit hat die Serie ihren größten
Trumpf bereits ausgereizt und verspielt. Bleibt noch die
konsequente Fortführung der Handlung. Hier enttäuscht PA 4 erst
recht auf ganzer Linie. Über dem Kopf des Betrachters formt sich
mit zunehmender Laufzeit ein immer größeres Fragezeichen. Zu
unlogisch sind die Kniffe und Wendungen, die das dünne Drehbuch
bereithält. Denn auch eine Spukgeschichte sollte zumindest
ansatzweise den Gesetzen irdischer Logik folgen. So ist der
Betrachter am Ende keinen Deut schlauer als zuvor. Weitere Teile
sind in jedem Fall zu befürchten.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung
1080p
-
jede eingesetzte Heimkamera erzeugt ein anderes Bild
-
in seinen besten Momenten ist der Transfer extrem scharf und gut
durchzeichnet bis in den Bildhintergrund hinein
-
solider Schwarzwert
-
keine originären Transferfehler feststellbar
Wie bei den Vorgängern, so lässt sich auch die Bildqualität des
vierten Teils nur schwer bewerten. Zu unterschiedlich sind die
Eigenschaften der einzelnen Kameras, die das Haus überwachen. Da es
sich hierbei um eine bewusste, stilistische Entscheidung handelt,
ist diese Tatsache nicht negativ auszulegen. Einen lupenreinen
HD-Transfer sollte man jedenfalls nicht erwarten.
Tonqualität:
-
Deutsch Dolby Digital 5.1
-
die Dialogverständlichkeit ist zu jedem Zeitpunkt
gewährleistet
-
wenige direktionale Surroundeffekte
-
gute Dynamik bei einigen Schreckmomenten
-
Subwoofer wird auch nur in diesen Momenten gefordert
Der deutsche Ton ist solide und erfüllt seinen Zweck. In einzelnen
Szenen offenbart sich eine gute Dynamik, die bei entsprechendem
Lautstärkepegel das Herz kurz aussetzen lässt. Darüber hinaus ist
die Tonspur solide, ohne in irgendeiner Form Bestwerte zu
erreichen.
Ausstattung:
Die entfernten Szenen hätte man nicht wiederfinden müssen. Sie
wurden völlig zu Recht aus dem Film entfernt.
Fazit:
Auf technischer Seite sollte man keine Höhenflüge erwarten. Das
Bild passt sich der Qualität der jeweiligen Kamera an, die gerade
im Einsatz ist. Die Spannbreite reicht von hervorragend bis knapp
über VHS-Niveau. Der Ton erfüllt in den wichtigen Momenten seinen
Zweck, bleibt darüber hinaus aber ohne erwähnenswerte
Eigenschaften. Ebenso wenig erwähnenswert ist das
Bonusmaterial.
Spätestens jetzt wird deutlich, dass
Paranormal Activity seinen
ursprünglichen Reiz verloren hat. Zu vorhersehbar und damit nur
leidlich erschreckend sind die Schockmomente, durch die sich die
Filmserie bis dahin auszeichnete. Der Zenit ist einfach
überschritten. Weitere Fortsetzungen, die es ohne Zweifel geben
wird, sollten aus der starren Formel ausbrechen und neue Wege
beschreiten. Sicher, durch die traditionell geringen
Produktionskosten könnte die Serie auch in der gegenwärtigen Form
wohl ewig weiterlaufen. Aus kreativer Sicht ist der Drops
spätestens jetzt gelutscht. Im Land der Remakes und Reboots hätte
keine Serie eine grundlegende Sanierung nötiger.
Kurzbewertungen:
Story: 5/10
Bild: 7/10
Ton: 7/10
Extras: 2/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 5/10
Die Kaufempfehlung der Paranormal
Activity 4 - Kinofassung und Extended Cut Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX81, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)