Geschrieben: 27 Sep 2015 01:20
Erscheinungsjahr 2015 Länge 121 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Baltasar Kormákur
Drehbuch William Nicholson,
Simon Beaufoy
Besetzung
Jason Clarke: Rob Hall
Josh Brolin: Beck Weathers
John Hawkes: Doug Hansen
Robin Wright: Peach Weathers
Emily Watson: Helen Wilton
Keira Knightley: Jan Arnold
Sam Worthington: Guy Cotter
Jake Gyllenhaal: Scott Fischer
Bild:
Schöne Farben wechseln sich ab mit dunkleren Aufnahmen im Schnee.
Wenn die Crew oben auf dem Berg ist gibt es dort oben wenig Licht
und das Bild ist schon ziemlich dunkel, überhaupt dominiert im Film
natürliches Licht- jedenfalls hat es für mich den Eindruck. 3D
passt sehr gut wird leider nicht durchweg gut genutzt.
Ton:
Der wenig gute Soundtrack kommt nur selten zum Einsatz die meiste
Zeit hört man das rauschen des Windes, der kommt aber ganz
gut.
Kritik:
Sir Edmund Hillarys Augen
Was Edmund Hillary 1953 ehrfürchtig erblickte, als er den höchsten
Berg der Erde bestieg und von ihm hinunter sah, bleibt dem
Zuschauer verborgen. Genau wie das Gefühl, dass ihn überkommen
haben muss am Fuße des Everest als er zu ihm hinauf sah. Durch
seine Augen konnte freilich nur er sehen, doch wie es ausgesehen
haben muss dort oben hätte kein Geheimnis bleiben müssen. Es bleibt
aber eins, denn Regisseur (Baltasar Kormakur) gelingt es nur in den
seltensten Fällen den Zuschauer mit zu nehmen auf das Dach der
Welt. Meist bleibt die Kamera nah auf den Gesichtern seiner
Bergkraxler, nur selten kann man durch ihre Augen sehen und sehen
was sie sehen. Schade denn es hätte viel zu sehen gegeben dort oben
wo jeder Schritt der schwerste ist.
Das Eis schmilzt, aber nur auf der Oberfläche
Kormakur verpasst es, seinem Bergsteigerausflug, denn mehr ist es
auch nicht, die richtige Ausrüstung bis hinauf auf den Gipfel mit
zu geben. Everest ist weder anprangernd, noch tut er weh, noch kann
er das Eis an der Oberfläche seiner vielen Charaktere freilegen.
Und sie bleiben weiß Everest ohne jeden Farbklecks, Die
Nacherzählung realer Ereignisse, die sich 1996 am Mount Everest
ereignet haben, bei denen 8 Menschen ihr Leben am Berg ließen,
angeführt von Rob Hall (Jason Clarke) und Scott Fischer (Jake
Gyllenhaal). Wäre der ideale Ort um den Tourismus auf dem Berg
anzuprangern. Stattdessen bleibt dieser beklagenswerte Umstand,
wodurch jährlich eine Handvoll Amateure ihr Leben verlieren, nur
eine kurze Randnotiz im fertigen Film. Niemand hält dabei anklagend
den Finger in die Wunde. Niemand bezieht Stellung oder stellt die
Frage nach dem Sinn oder der Situation. Alles was unangenehm ist
bleibt Ausgeklammert . Die Gelegenheit verstreicht
kommentarlos.
Eisig wird´s nicht nur am Basislager sondern auch wenn es um
Figurenentwicklung und deren Darstellung geht. Was unter der
Eisschicht liegt interessiert den Regisseur nicht, dabei wäre dies
unabdingbar um Mitgefühl zu entwickeln für seine Figuren. Richtig
unsympathisch wirken sie aber auch nicht oder hassenswert. Sie
wirken fast wie Omega Wesen. Glatgeschliffen, weder das eine noch
das andere. Dabei bieten die Charaktere, wenn man sie enteisen
würde so viel Tiefe, die man nur herausarbeiten muss. In Szenen wie
dem gemeinsamen Speiß und Trank im gemütlichen Basiszelt, als der
mitgereiste Journalist Krakauer (Michael Kelly) die ultimative
essentielle Frage stellt verschenkt man so viel. Krakauer will
wissen, warum jeder einzelne im Raum, auf den Mount Everest wolle.
Der für den Film notwendige Hillary Stepp, wird gnadenlos in den
Sand gefahren und man erfährt nichts weiter als ein Zitat, dass auf
Wikipedia in seiner Grundform schon Edmund Hillary von sich
gab.
„Man muss kein fantastischer Held sein, um bestimmte Dinge zu
erreichen – um erfolgreich zu sein. Man kann ein normaler Kerl
sein, der ausreichend motiviert ist, um schwierige Ziele zu
meistern.“
Was zur Grundausstattung jedes guten Weltraumfilms gehört und ein
einfacher Kniff ist um die Figuren besser kennen zu lernen,
``Gemeinsam am Essenstisch´´ wird hier frostig und lieblos
abgearbeitet. Die Motivation jedes einzelnen, die ja Zweifellos das
sein musste, wird verhüllt und nicht weiter erwähnt.
Kalte Körper und kalte Gefühle
Erfahrbar sollte der höllische Trip auf den Mount Everest für den
Zuschauer sein. Erfahrbar in dem Sinne, dass er ein Gefühl für die
Höhe und die Unbedeutsamkeit des Menschen in der Natur entwickelt.
Bergsteiger, die auf der Höhe einer 747 auf Berge klettern, müssen
sich erstmal 2 Wochen an diese Höhe gewöhnen und eine gewisse Zeit
akklimatisieren. Dem Zuschauer hätte dies auch gut getan indem er
visuell beindruckende Bilder geliefert bekommen hätte doch leider
beschränken sich die beindruckende Bilder, die zudem noch im wie
dafür geschaffenen 3D gedreht wurden, auf eine einzige Szene. Als
sich eine Lawine löst. Alle 3D Effekte werden am Anfang der
Besteigung gezeigt, sehen schick aus aber zu weilen hat man im
Finale des Films das Gefühl, man befände sich beim Hillary Stepp im
Studio oder in einem geschlossenen Raum. Zu keiner Zeit schwabbt
dem Zuschauer das Gefühl von Höhe oder der unabwendbaren Gefahr ins
Gemüt. Als ob Regisseur Kormakur ein persönliches Problem mit den
Reglern hätte. Immer wenn man das Gefühl hat, der Film könne einen
packen ist es auch schon wieder vorüber, immer wenn Kormakur von
den Schicksalen der wartenden Familien erzählt und man versucht
sich in jene hinein zu fühlen wird abgeblendet und zur nächsten
Szene weiter geeilt.
Der Everest. Der Berg der Berge, Tour de Force. Superlativen werden
einem zu ihm wohl nie ausgehen, aber wo ist der Schmerz im Film? Wo
tut es beim Hinsehen weh? Wo kriegt man ein Gefühl dafür wie
verrückt man sein muss um auf den höchsten Berg der Erde zu
klettern? Everest ist gefühlt eher ein Sachbuch das beschreibt aber
nicht fühlen lässt. Das nüchtern, Tag für Tag abarbeitet aber immer
mit Sicherheitsabstand. Das nichts übertreibt oder das Gefahr läuft
das Eis weißer zu machen als es ist. Dabei bietet doch gerade das
Medium Film, die Möglichkeit den Zuschauer in eine Welt zu
entführen, die die wenigstens mit den eigenen Augen jemals sehen
werden. Dafür sind im Film so viele Charaktere vertreten durch
deren Augen man einen fantastischen Blick gehabt hätte. Leider
sieht man den Film über nur so gut wie mit den Augen des
Schneeblinden Beck Weathers (Josh Brolin).
Menschen die leise sterben..
Am Anfang des Films werden wir gemeinsam mit der Bergsteiger Crew
darauf hingewiesen, dass das eigentliche Problem am Bergsteigen
nicht der Aufstieg sondern der Abstieg ist. Der Körper stirbt auf
der gefährlichen Höhe von 8000 Metern, all das was hier angedeutet
wird, was noch kommen soll sieht im Film dann meist so aus.
Erschöpfte Körper- Unachtsamkeit beim Schlafen- Rutsch ins Nichts-
Tod. Keine Musik, die einsetzt keine lange Trauer, wenn einer
stirbt ist er einfach weg. Was sicherlich im wahren Leben auch so
ist wirkt im Film einfach komisch und wieder seltsam nüchtern, wie
in einem Sachbuch eben das nüchtern Dinge festhält und nicht wie
aus einem Tagebuch eines entstellten Überlebenden, der wirklich
dort war.