Hatte die DVD letzte Woche aus der Videothek geliehen und ich
glaub, ich hab da doch etwas anderes erwartet.
Im Zuge der letzten Rache-Actionthriller hab ich dann doch ziemlich
ratlos und überwältigt vor dem TV gesessen, da ich hier mit etwas
völlig Anderem konfrontiert wurde. Grandios, was neben den richtig
gut agierenden Schauspielern, auch das Drehbuch und die Umsetzung
hier leistet, was eben für jene Ratlosigkeit gesorgt hat. So
unterschiedlich der Umgang mit dem Geschehenen für die vorwiegend 3
Familienmitglieder (Eltern, Tochter) auch ist, man ist zu jeder
Zeit ganz nah bei Ihnen und ihre Positionen/ihr Handeln sind
absolut nachvollziehbar.
Das Ende hat mir pers. dann auch "den Rest gegeben". Halte mich
zwar für sensibel, aber nicht sonderlich nah am Wasser gebaut. Die
Ausnahme bestätigt wohl die Regel, was mir dieser Film sehr
deutlich gezeigt hat. :sad:
Sollte Deine Aussage "Das Ende geht gar nicht" in diese Richtung
abzielen (hab ich zumindest so verstanden), bin ich zu 100% bei
Dir. Ist es eher kritisch gemeint, könnte ich das pers. nicht
nachvollziehen.
Das Internet ist hier zwar das/ein nicht unwichtiges Medium, aber
worauf der Film mMn aufmerksam machen will ist wohl, sich wieder
allgemein mehr für seine Mitmenschen zu sensibilisieren. In einer
Welt, wo sich zunehmend jeder selbst der Nächste ist, vorwiegend
aus seiner eig. Interpretation heraus auch agiert, statt wirklich
zuzuhören und versuchen zu verstehen, ist dies notwendiger denn je
und aufgrund vorliegender Tatsachen noch umso mehr &
wichtiger.
SPOILER! Inhalt
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Der Vater selbst, sein Arbeitskollege, wie
auch die Mitschüler der Tochter (abgesehen von der Freundin) machen
das, wie ich finde, sehr deutlich. Dem gegenüber stehen die Mutter,
ihre Freundin und die Psychologin auf eigentlich erstmal ziemlich
verlorenem Posten. Sind letztendlich aber genau Jene, die sie
gewissermaßen "auffangen". Erst ein Suizidversuch bringt den Vater
(als unmittelbar Betroffenem) dazu, sich emotional zu öffnen und
wirklich einen Dialog zu zu suchen.
Wie der Täter vermittelt wird -Familienvater, Lehrer- erscheind
sicherlich krank, spiegelt aber vermutlich leider auch die Realität
wider, wenn man derart schreckliche Meldungen aus den Nachrichten
verfolgt. Der eigenbrödlerische "Schmierlappen" mit Brille und
rübergekämmten Haar (wie auch z.B. in "In meinem Himmel") ist da
wohl nur 1 Facette und zudem einem "Klischee" entsprechend. So hart
und eigentlich unverhältnismäßig es auch ist, in Verbindung mit dem
Thema von Klischees zu sprechen.
Das gewählte Ende ist so m.E. überaus wichtig. Nicht nur aus dem
von Dir genannten Grund. Die Überführung des Täters würde zum Einen
zu einer gewissen Genugtuung des Zuschauers führen
(Gerechtigkeitsgefühl) und der Film wäre in Folge dessen wohl
verhältnismäßig schnell und unangebracht auch emotional abgehakt.
Das Auseinandersetzen und Nachwirken erhält so ein wichtiges
deutlich intensiveres Gewicht. Zum Anderen geht es eben um jene
"zerstörte Welt", die auch mit einer Überführung des Täters nicht
wieder "geflickt" wird. Und genau diesen (Vermittlungs-)Anspruch
des Regisseurs vermute ich hier und kommt auch mir aller Wucht bei
mir an.
Wenn man noch bedenkt, was der Regisseur vorher gemacht hat
(Hauptrolle i.d. Sitcom "Friends", erste Regiearbeit Komödie "Run,
Fatboy, Run"), umso anerkennender seine Leistung, diesem Thema auch
die angemessene filmische Tiefe zu verleihen.
Da ist sein persönliches Engagement für Mißbrauchsopfer sicherlich
hilfreich, aber das muß man dennoch erstmal auch so beeindruckend
und nachhaltig vermitteln können.
In meinen Augen ein
ganz starker Film, den man
sicherlich nicht oft anschauen kann, aber dessen Wirkung und Tiefe
umso eindringlicher ist! :thumb: