Die fantasievollen und depressiven Kunst-Bilder hat Lars von Trier
zu Beginn auch schon bei seinem guten
Antichrist ähnlich
präsentiert. Wer auf so was steht, wird also gleich mal bedient.
Der Film geht dann etwas verspähtet auch richtig los und wir sehen
eine Hochzeit, die sich nun eine Stunde hinzieht, zwar ist nicht
jeder glücklich, insbesondere die Schwiegermutter zeigt, dass sie
Hochzeiten nicht mag und die Braut wirkt stark depressiv, aber
richtig unterhaltsam ist es nicht, immerhin gelingt es die
Charaktere dabei vorzustellen. Kirsten Dunst schaut hier stetig
depressiv drein, dass passt immerhin zu ihrem Filmcharakter, also
ist sie nicht fehlbesetzt, aber Sympathie baut sich zu ihr nicht
auf und die Optik hat sie ersichtlich bei der Spider-Man Trilogie
liegen gelassen, denn sie schaut hier ganz schön verbraucht aus.
Charlotte Gainsbourg (Antichrist) macht nicht nur optisch den
besseren Eindruck, obwohl sie älter ist, sondern wirkt auch viel
sympathischer und sie verleiht dem Geschehen dann im weiteren
Verlauf die nötige Tiefe. Seine erste Rolle hat hier der ganz
knuffige Cameron Spurr, der aber nur einen Schutzcharakter spielt
und sonst nicht gefordert wird. Das der kommende Ehemann bei seiner
Ansprache während der Hochzeit meint, seine Frau (Kirsten Dunst)
hat sonst immer das sagen, passt überhaupt nicht, denn sie ist
während des ganzen Films ruhig und stark in sich gekehrt, wie soll
sie da Ansprachen halten? Man ist nach 66 Minuten jedenfalls
pappesatt und dies hatte ich bei noch keinem Film eines Lars von
Trier, die ich größten Teils großartig finde. Es wird dann der
2.Teil des Films per Schrift eingeläutet, der es immerhin dann
schafft endlich mal Interesse aufzubauen und Charlotte Gainsbourg
übernimmt nun die Hauptrolle, wo sie wirklich überzeugt und den
Film aufwertet. Es geht nun um den Meteor „Melancolica“ der auf die
Erde stürzen könnte, ob das passiert, daran baut sich das Geschehen
auf, man erfährt es einfach nicht richtig, es wird für die
Zuschauer jedenfalls doch zunehmend interessant. Es werden
Charakterverhalten gezeigt, woran man erkennen kann, was eigentlich
vorgeht. Seltsam ist eine Szene wo jemand tot im Pferdestall
gefunden wird, aber dieser einfach vergessen wird, dass kann man
sich genau so wenig erklären wie 2 Autos die plötzlich nicht
anspringen. Bei vielen Teen-Horrorfilmen gibt es das Klischee, dass
ein Auto nicht anspringt, wenn man dringend fliehen muss, aber dass
es hier gleich 2 Autos sind, ist zu unglaubwürdig. So sind die
Autos doch nicht etwa wegen dem herannahenden Meteor defekt?
Immerhin ist die 2. Hälfte durchaus unterhaltsam und verstörend und
der Schlusspunkt liefert dann auch die Provokation und verleitet
durchaus zum Nachdenken. Wenn man die erste Hälfte mächtig gekürzt
hätte und davon nur 25 Minuten präsentieren würde, dann wäre die
Spielzeit angemessen, dem recht dünnen Ablauf gerecht zu
werden.
Die Provokation welche Lars von Trier in Cannes ausgelöst hat, ist
mal nicht seinem Film Melancolica zu verdanken, der ist bis auf das
Finale sehr leicht konsumierbar. Verstörend und packend ist er
später trotzdem noch, nur halt insgesamt nicht gelungen.
4/10