Herr der Ringe (Extended)
Blu-ray-Review
Story 10
Bild 9
Ton 7
Extras 10
Gesamt 9
Peter Jacksons Mammut-Verfilmung von J. R. R. Tolkiens
Herr
der Ringe Trilogie zählt nur zehn Jahre nach dem Kinostart
des ersten Teiles,
Die Gefährten, bereits zu den
Klassikern des Fantasy-Films. Nachdem 2010 die Kinofassungen auf
Blu-ray erschienen, veröffentlicht Warner anno 2011 die bei Fans
geschätzten Extended Versions. Jene ergänzen die Filme um
zusätzliche Szenen und nähern sich Tolkiens Vorlagen stärker an.
Endlich versucht Warner, trotz Grünstich und Tonproblemen, die
beliebte Filmreihe würdig in deutsche Heimkinos zu bringen.
Story
Die Gefährten
Grossansicht
In
die Gefährten gerät der Hobbit Frodo (E. Wood)
in den Besitz des „einen“ Rings. Der Ring steht für ein mächtiges
Artefakt, das die gesamte Welt von Mittelerde ins Verderben stürzen
könnte, sollte es in die Hände des dunklen Herrschers Sauron
fallen. Frodo und der Zauberer Gandalf (I. McKellen) erkennen diese
Gefahr und brechen gemeinsam mit Frodos bestem Freund Sam (S.
Astin) sowie den beiden Tunichtguten Merry (D. Monaghan) und Pippin
(B. Boyd) auf, um das Schicksal des Rings zu entscheiden. Hilfe
finden sie durch den Waldläufer Aragorn (V. Mortensen), den Krieger
Boromir (S. Bean), dem Elben Legolas (O. Bloom) und den grimmigen
Zwerg Gimli (J. Rhys-Davies). Als Gemeinschaft des Ringes
entschließen sie sich, den Ring zu zerstören, indem sie ihn im
Schicksalsberg ins Feuer des Vulkans übergeben. Doch Saurons
Häscher, angeführt durch den Hexer Saruman (C. Lee), liegen während
des Weges stets auf der Lauer.
Die zwei Türme
Grossansicht
Boromir und Gandalf sind gefallen und die Gemeinschaft des Ringes
ist zerschlagen. Frodo und Sam müssen sich allein zum
Schicksalsberg kämpfen. Unerwartet treffen sie auf die verschlagene
Kreatur Gollum (A. Serkins), die vor langer Zeit im Besitz des
„einen“ Rings war und danach strebt, ihren Schatz zurück zu
erobern. Doch Frodo und Sam überwältigen das Wesen und lassen sich
von Gollum durch das feindliche Gebiet Mordors zum Schicksalsberg
führen. Währendessen reisen Aragorn, Gimli und Legolas auf der
Suche nach den von Orks entführten Merry und Pippin in das
Königreich Rohans, das von Sarumans Heer bedroht wird. Das
Schicksal der getrennten Gefährten läuft schließlich unerwartet
zusammen, als Frodo und Sam Faramir (D. Wenham), dem Bruder
Boromirs, begegnen.
Die Rückkehr des Königs
Grossansicht
Nach der Schlacht gegen Sarumans Armee wird klar, dass die Völker
Mittelerdes nur eine Chance gegen Sauron haben, wenn sie ihre
Kräfte vereinen. Gondor, regiert von Denethor (J. Noble), dem
Truchsess und Vater Boromirs, wird zum Zentrum der Entscheidungen.
Das Schicksal Mittelerdes hängt davon ab, ob Aragorn, Gimli,
Legolas und die geretteten Merry und Pippin Saurons dunkle
Heerscharen dort aufhalten können. Währendessen marschieren die
physisch, wie psychisch geschwächten Frodo und Sam weiter auf die
Feuer des Schicksalsberges zu. Gollum versucht die ausgelaugten
Hobbits gegeneinander aufzubringen, um erneut in den Besitz des
„einen“ Rings zu gelangen. Jetzt hängt die Zerstörung des Rings am
seidenen Faden, denn Frodo verliert, beeinflusst von der dunklen
Magie des „einen“ Rings, immer stärker den Bezug zur
Realität.
Insgesamt hat Regisseur Peter Jackson fast sieben
Jahre an der Verfilmung der
Herr-der-Ringe-Saga
gearbeitet. Über ein Jahr dauerten allein die Dreharbeiten für die
drei nacheinander gefilmten Teile in Neuseeland. Mehr als 1.700
Mitarbeiter erschufen Tolkiens Mittelerde für die Leinwand. Und
damit nicht genug: Gerade jetzt werkelt Jackson mithilfe großer
Teile der alten Besetzung am Prequel der Trilogie – Der kleine
Hobbit. Was Jackson geschaffen hat, zählt unbestritten zu den
Sternstunden der Filmgeschichte: Aus Tolkiens überbordenden Sublots
und ausschweifenden Hintergrundgeschichten kreierte Jackson eine
gradlinige in der Spannung den Büchern überlegene Filmadaption.
Jackson machte nicht den Fehler, alle Details der Literaturvorlage
in die Filme zu quetschen, was trotz insgesamt fast zwölf Stunden
Laufzeit niemals gelungen wäre, sondern konzentrierte sich auf
Plot-relevantes Material.
Grossansicht
Wo er die Dramatik vorantreiben konnte, erlaubte er sich die
nötigen Freiheiten, die aber stets der Atmosphäre der Buchvorlage
entsprachen. Klar: Vereinzelt rümpfte ein Fan die Nase, der Tom
Bombadil vermisste oder die aufgeblasene Romanze zwischen Aragorn
und der Elbenschönheit Arwen als überflüssig empfand. Doch am Ende
lieben nicht nur fast alle Fans der Bücher, sondern auch alle Fans
guter Filme, Jacksons Trilogie. Die Begeisterung für die,
nachträglich auf DVD veröffentlichten und nun erstmals auf Blu-ray
erhältlichen Extended Versionen fiel noch größer aus, da diese
viele Szenen in die Filme integrieren, die Tolkien-Fans in den
Kinoversionen vermisst hatten. Trotz der Tatsache, dass jeder der
drei Filme in seiner Extended Version fast vier Stunden Spielzeit
auf die Waage bringt, vergeht die Zeit wie im Flug und der Fluss
der Filme ist den Kinofassungen bei Weitem überlegen.
Grossansicht
Von der bis in die Nebenrollen perfekten Besetzung, aus der
besonders Ian McKellen als Gandalf und Viggo Mortensen als Aragorn
herausstechen, über die aufwändigen Landschaftsaufnahmen bis hin
zur perfekten Verzahnung der einzelnen Filme, die eigentlich für
ein zwölf Stunden langes Gesamtwerk stehen: Man kann Jacksons
Arbeit, die bis heute aktuelle Kino-Blockbuster, wie Harry Potter
oder sogar TV-Serien wie Game of Thrones beeinflusst, kaum hoch
genug loben. Mit seiner Herr-der-Ringe-Trilogie entfachte er die
Liebe des Publikums zum Eskapismus derart, wie es wohl zuvor nur
George Lucas mit seiner Star-Wars-Reihe gelungen war. Dennoch
plagen die Herr-der-Ringe-Trilogie kleine Schwächen: Die
Freundschaft zwischen Legolas und Gimli, die im Buch über
emotionale Tiefe verfügt, verkommt in Jacksons Adaption
größtenteils zum reinen Stichwortgeben für One-Liner.
Grossansicht
Auch Faramir, im Buch ein edler Krieger, der im Gegensatz zu seinem
Bruder nie durch den Ring in Versuchung gerät, mutiert im Film zu
einem dramaturgisch wesentlich schwächeren Charakter. Im Gesamtbild
sind dies allerdings nur kleine Patzer, die selbst der
hartgesottenste Fan der Bücher verzeiht, wenn er mit silbrigen
Augen am Ende von
Die Rückkehr des Königs die
Credits vorbeiziehen sieht. Ob man Fantasy nun mag oder nicht:
Jacksons Herr-der-Ringe-Trilogie muss man gesehen haben: Die
Inszenierung ist unerreicht und nie zuvor erwachte eine fiktionale
Welt derart detailgetreu zum Leben. Wer sich nur ansatzweise als
Filmkenner bezeichnet, kommt an
Die Gefährten,
Die Zwei Türme und
Die Rückkehr des
Königs nicht vorbei, die in ihren Extended Versionen mit
der Höchstnote zu belohnen sind.
Bildqualität
Technik: Videocodec MPEG4-AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p Online herrschte im Vorfeld Rummel um die Bildqualität der
Herr-der-Ringe-Saga: So hat man den ersten Teil einem Remastering
unterzogen und parallel an Farbabstimmung sowie Helligkeit und
Kontrast gedreht. Im Ergebnis verfügt
Die
Gefährten jetzt über einen leichten Grünstich, der
Videophile in Rage versetzte: Grüne Nebel, verfärbter Schnee und
Gandalf mit Limonenscheiben zwischen den Barthaaren, all das
meinten Screenshot-Detektive schon zu erkennen.
Grossansicht
Viele vermuteten anfangs, es handele sich um einen Fehler Warners,
doch Jackson hat bestätigt, dass der Effekt auf den Blu-rays
gewollt ist. Im bewegten Bild ist die Wirkung kaum festzustellen
und der Eindruck ist sehr ausgewogen. Im Vergleich zur Kinofassung
hat sich die Qualität unbestritten deutlich verbessert. Einzig, die
durch Peter Jackson eigens geforderte „Verdunklung“ des Bildes
macht sich negativ bemerkbar: In einigen Szenen verschluckt das
Schwarz Details, die in der Kinofassung noch sichtbar waren.
Ansonsten ist der Detailgrad hervorragend und die Optik durch das
dezente Filmkorn organisch.
Die Gefährten ist,
entgegen der Kontroverse im Extended Cut, endlich ein gelungener
Encode, an dem jeder Filmfan seine Freude haben darf.
Die zwei Türme und
Die Rückkehr des
Königs basieren im Gegensatz zu
Die
Gefährten auf den gleichen Mastern, die schon für die
Kinofassungen zum Einsatz kamen. Das bedeutet zum einen, dass der
Detailgrad des neuen Masters von
Die Gefährten
nicht ganz erreicht wird, heißt zum anderen aber auch, dass die
Farbgebung natürlicher wirkt und auch die Schwarzwerte in beiden
Sequels besser ausfallen. Hiervon profitieren besonders die
Hautfarben und dunkle Bildbereiche. Während
Die Zwei
Türme insgesamt von allen drei Filmen nun am schwächsten
aussieht, schließt Teil 3 an die Bildqualität des ersten Teils an –
vermutlich, da das Master aktueller als das von
Die Zwei
Türme ist und bereits bei den Kinofassungen die beste
Qualität bot. Gondor, bzw. die Stadt Minas Tirith strotzen vor
Details und lediglich die angegrauten CGI-Effekte in Mordor
verraten das Alter des Filmes. Leider hat Warner teilweise DNR
eingesetzt, was besonders bei Nahaufnahmen negativ auffällt. Bei
der Kompression, alle drei Filme wurden auf jeweils zwei Disks
verteilt, erlaubt man sich keine Blöße: Keinerlei digitale
Anomalien wie Artefakte, Banding oder Blockbildung sind
auszumachen.
Grossansicht
Fazit: Die Herr der Ringe
Trilogie ist in den Extended Versionen bildtechnisch nicht
perfekt, den Kinofassungen dank des Remasters des ersten Teils aber
definitiv überlegen. Die Referenzqualität, welche diese
Meilensteine des Fantasy-Genres, ja der Filmgeschichte an sich
verdient hätten, erreicht man zwar nicht ganz, ist aber zumindest
nahe dran.
Tonqualität
Technik: Deutsch (DTS HD-Master Audio 6.1), Englisch (DTS-HD Master
Audio 6.1) In der Erstauflage der Herr-der-Ringe-Extended-Versions
lagen beim deutschen Ton mehrere Fehler vor: Zum einen war die Spur
bei allen drei Filmen einen Halbton zu tief. Außerdem gab es in
Die Rückkehr des Königs auf der zweiten Disk ab
der Spielzeit von etwa 57 Minuten eine zweiminütige Passage, in der
die dt. Tonspur asynchron zum Bild verlief. Warner bietet Käufern
der Erstauflage aus diesem Grund einen kostenlosen
Umtauschservice.
Grossansicht
Mittlerweile liegt eine korrigierte Fassung vor, auf der diese
Bewertung basiert. Der deutsche HD-Ton ist immer noch eine kleine
Enttäuschung: Er klingt nur unwesentlich besser als die
Dolby-Digital-Ex-5.1-Spuren der Kinofassungen und ist nicht mit
besseren HD-Auswertungen, für die etwa Sony bekannt ist, zu
vergleichen. Auch wenn der von vielen erhoffte Quantensprung durch
den verlustfreien Ton ausbleibt, ist die Abmischung aber gelungen:
Die Dialogverständlichkeit ist exzellent und selbst wenn der
Subwoofer zum Einsatz kommt, gehen die Stimmen der Synchronsprecher
nicht unter. An dieser Stelle ist die ausgezeichnete
Synchronisation an sich zu loben, für die der verantwortliche
Regisseur und Sprecher Gollums, Andreas Fröhlich, 2003 mit dem
Deutschen Preis für Synchron ausgezeichnet wurde.
Auch Howard Shores herausragender Soundtrack überflutet die
Szenerie und spielt sich in den richtigen Augenblicken in den
Vordergrund, seien es die angsteinflößenden Trommeln in der
Schlacht um Helms Klamm oder stillere Augenblicke wie die Szenen
zwischen Frodo und Sam. Dynamik und Räumlichkeit sind für eine
HD-Spur dagegen im Deutschen nur Mittelmaß, wie der Vergleich mit
der englischen Spur beweist: Der Originalton klingt kristallklar
und zieht Mittelerde quasi direkt ins Wohnzimmer. Selbst kleinste
Effekte sind perfekt ortbar und man hört bei allen drei Filmen die
Richtung jedes Elbenpfeils heraus. Warner liefert mit dem
Originalton eine Referenzleistung ab. Der deutsche, korrigierte Ton
ist auch gelungen, doch die verlustfreie Aufbereitung bleibt eine
Enttäuschung auf hohem Niveau, da der Originalton vor Augen, bzw.
vor Ohren führt, was möglich gewesen wäre.
Ausstattung
Leider hat Warner uns die Specials der Blu-ray-Box nicht zu
Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Das Extrapaket enthält
allerdings keinerlei neuen Inhalte und ist identisch zur Neuauflage
der Trilogie auf DVD von 2007 – jene fügte dem üppigen Extrapaket
Dokumentationen Costa Botes hinzu, der hinter den Kulissen bei
allen drei Teilen vor Ort war. Alle Extras liegen in SD vor und
sind auf neun DVDs untergebracht.
Fazit
Grossansicht
Warners korrigierte Fassung der Herr-der-Ringe-Spielfilm-Trilogie
überzeugt endlich auch technisch: Die Bildqualität lässt Fanherzen
höher schlagen und das Bild bei
Die Gefährten
übertrifft, trotz kontroverser Veränderungen, die Veröffentlichung
der Kinofassung um Längen. Auch der, vormals durch Macken geplagte,
deutsche HD-Ton ist der Jackson-Trilogie jetzt würdig, kann
allerdings nicht mit der englischen Originalspur mithalten. Zur
Abrundung gibt es das wohl üppigste Extrapaket aller Zeiten,
welches Warner uns allerdings vorenthielt. Peter Jackson schafft
für das Fantasy-Genre mit der Herr-der-Ringe-Trilogie das, was
George Lucas für die Science-Fiction-Sparte mit Star Wars erreicht
hat: Er liefert eine nahezu perfekte Filmreihe ab, an der sich in
nachfolgenden Jahrzehnten jegliche Vertreter des Genres messen
lassen müssen. Die Herr-der-Ringe-Reihe kombiniert eine großartige
Geschichte voller dreidimensionaler Charaktere mit atemberaubender
Regie-, Kamera- und Special-Effects-Arbeit. Die Extended-Versionen
sind für Fans die einzig wahre Art, diese zeitlosen Klassiker zu
genießen und gehören in jede gut sortierte Filmsammlung.
(anw)
Kaufempfehlung9 von 10
Die Kaufempfehlung der Der Herr der Ringe - Trilogie Blu-ray wird
anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der
Story berechnet.
Testgeräte
Panasonic TX-P65VT30E
Onkyo TX SR 606
Heco Victa 5.1 Komplett-Set
Panasonic DMP-BDT310EG