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Zitat von pygospa
Ich finde es toll für alle Menschen die nicht in den Genuss von
O-Ton kommen können - ich kann es ja auch ausschließlich im
Englischen, dass man die Filme in Deutschland trotzdem angenehm
schauen kann - sonst bleib mir auch so mancher französischer,
italienischer oder asiatischer Film versperrt.
Ich weiss, Deutschland hat eine Synchron-Tradition. Aber in der
Schweiz liefen die Filme bis vor etwa zehn Jahren fast
ausschliesslich englisch mit deutschen Untertiteln im Kino
(lediglich manche Nachmittags-Vorstellungen für Kinder liefen in
der Synchronfassung und wenige Kinos auf dem Land haben deutsche
Versionen gezeigt).
Aber im Normalfall liefen Filme in der Originalfassung (egal ob es
nun ein amerikanischer, italienischer oder französischer Film war).
Und da waren die Kinos immer sehr gut besucht – niemand hat
deswegen einen Film nicht geschaut.
Erst in den letzten Jahren hat sich der Trend eingeschlichen, dass
es immer mehr Vorstellungen mit Synchronfassungen gibt und vor etwa
vier, fünf Jahren haben die grossen Schweizer Kinoketten erstmals
mehr Tickets für Synchron-Vorstellungen als für solche mit
Originalton und UT verkauft.
Diese Tendenz ist wohl einfach eine Folge unserer reizüberfluteten
Gesellschaft. Heute will sich kaum mehr jemand wirklich in Ruhe
hinsetzen, um einen Film in voller Konzentration zu schauen – viele
Leute "schauen" einen Film im TV, während sie auf dem Tablet im
Internet surfen und gleichzeitig per Whatsapp chatten. Und vom
Sprechen während dem Film will ich mal gar nicht erst
anfangen...
Bei mir im Wohnzimmer-Kino z.B. wird nicht gesprochen! :) Wenn
jemand etwas sagen will, drücke ich Pause, dann kann man drüber
sprechen und anschliessend wieder weiterschauen.
Was ich damit sagen will: Mit Originalton und deutschen Untertiteln
wird niemand daran gehindert, einen Film zu schauen – es ist nur
eine Frage der Bequemlichkeit. Am Anfang muss man sich sehr an die
Untertitel gewöhnen, aber mit der Zeit liest man sie ganz
automatisch, ohne es zu merken und über die Jahre ist man immer
weniger auf die Untertitel angewiesen und wirft nur noch einen
kurzen Blick darauf, wenn man mal eine Passage nicht verstanden
hat.
Wenn ich einen asiatischen Film schaue, merke ich natürlich auch,
dass es gleich deutlich anstrengender ist als bei einem englischen
oder französischen Film, weil ich dann viel mehr lesen muss. Aber
wenn es nicht gerade ein extrem dialog-lastiges dreistündiges
Polit-Drama ist, geht das schon, solange man sich etwas
konzentriert.
Wie schon gesagt, es soll mich niemand falsch verstehen. Ich will
niemandem die Synchron-Fassungen wegnehmen – ich befürchte halt
nur, dass es irgendwann nur noch Synchronfassungen im Kino gibt
oder dass irgendwann vielleicht aus Kostengründen nichtmal mehr
Untertitel produziert werden, weil die Hörgeschädigten ein zu
kleiner Nischenmarkt sind und sonst niemand mehr Untertitel haben
will.
Ausserdem will ich jedem Synchronseher die Originalfassungen
schmackhaft machen. Am Anfang muss man sich daran gewöhnen, aber
wenn man ein Jahr lang konsequent nur Originalton mit UT schaut,
bemerkt man die UT fast nicht mehr. Das verspreche ich!