Hellraiser - Uncut (Limited Mediabook Edition)
Blu-ray ReviewDie 1980er Jahre waren nicht nur das Jahrzehnt der Dauerwellen und
Schulterpolster. In dieser Zeit erblickten noch ganz andere
Scheußlichkeiten das Licht der Welt. So entwickelte sich etwa die
Traumfabrik kurzzeitig in eine Alptraumfabrik und versetzte das
Kinopublikum mit einer Vielzahl von Horrorfilmen in Angst und
Schrecken. Einige dieser Filme, die sich teilweise zu schier
endlosen Filmserien auswuchsen, werden heute, rund 30 Jahre später,
immer noch kultisch verehrt. Zu allererst ist in diesem
Zusammenhang natürlich die A Nightmare on Elm Street Serie zu
nennen, die mit dem irren Traumkiller Freddy Krüger die Horrorikone
schlechthin etablierte. Gegenüber derartigem alptraumhaften Klamauk
dürfte sich eine weitere Ikone des Horrors regelrecht „vernagelt“
zeigen. Denn Clive Barkers
Hellraiser aus dem Jahr
1987 geht einen völlig anderen Weg. Das vorliegende Review bezieht
sich auf die finale Kaufversion des ungekürzten Films.
Story:
Nach vielen Jahren kehrt Larry Cotton (A. Robinson) mit seiner Frau
Julia (C. Higgins) in das lange Zeit leerstehende Haus seiner
verstorbenen Mutter zurück. Schnell stellen die beiden jedoch fest,
dass das Haus in dieser Zeit nicht unbewohnt war. In einigen
Hinterlassenschaften erkennt Larry seinen Bruder Frank wieder, der
offenbar erst kürzlich hier Unterschlupf gesucht hatte. Doch fehlt
von Frank nun jede Spur. Kaum mit Larrys Bruder konfrontiert,
erinnert sich Julia an eine leidenschaftliche Affäre, die sie kurz
vor ihrer Hochzeit mit dem attraktiven Herumtreiber hatte, dem sie
immer noch nachtrauert. Während des Einzugs in das
heruntergekommene Haus, zieht sich Larry eine klaffende Wunde an
der Hand zu. Auf dem Dachboden findet er seine in Gedanken
versunkene Frau, die ihm die Wunde versorgt. Unbemerkt von den
beiden wird das herabtropfende Blut vollständig vom Boden
aufgesaugt. Mit erschreckenden Konsequenzen.
Literaturverfilmungen sind nichts Ungewöhnliches. Sehr wohl
ungewöhnlich ist jedoch die Tatsache, dass der Autor sein eigenes
Buch verfilmt. Der damals 35jährige britische Schriftsteller Clive
Barker erhielt diese Gelegenheit und inszenierte seinen Roman
The Hellbound Heart für die große Leinwand. Das Ergebnis
unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Horrorfilmen jener
Zeit. Denn
Hellraiser richtet sich nicht nur auf
Grund seiner blutigen Schockeffekte an ein volljähriges Publikum.
Auch thematisch zielt der Film eher auf erwachsene Zuschauer, die
sich mit kreischenden Teenagern vielleicht eher weniger
identifizieren können. So kristallisiert sich die unerfüllte Affäre
zwischen Frank und Larrys Ehefrau als Katalysator der folgenden
Ereignisse heraus. Denn Julia ist dem Bruder ihres Mannes geradezu
sexuell hörig und nach dem ersten Schrecken bereit, ihm mit allen
Mitteln zu seiner früheren (vollständigen) Gestalt zu
verhelfen.
Diese Dreiecksgeschichte wird von den Akteuren glaubwürdig und in
gewisser Weise sogar nachvollziehbar vermittelt. Clare Higgins gibt
die im weiteren Verlauf immer diabolischer handelnde Femme Fatale
mit sichtbarem Vergnügen. Andrew Robinson, bekannt als der Scorpio
Killer aus
Dirty
Harry und als zwielichtiger Cardassianer Garak
aus
Star Trek - Deep Space Nine, überzeugt in
seiner Doppelrolle freilich eher gegen Ende, wenn er seinen
psychopathischen Bruder verkörpert. Die eigentlichen
Hauptdarsteller des Films sind natürlich die Zenobiten, asketische
Dämonen (oder Engel?) des Todes, direkt aus der Hölle. Ihr
sadomasochistisches Aussehen sucht bis heute im Horrorgenre seines
Gleichen. Besonders ihren Anführer Pinhead (D. Bradley) umgibt eine
erhabene Aura des Schreckens, um die ihn so mancher Filmbösewicht
beneiden dürfte.
Nicht umsonst ist er bis heute einer der bekanntesten
(Nagel)Gesichter des Horrorfilms. Die knapp 25 Jahre sind
allerdings nicht spurlos an
Hellraiser
vorübergegangen. Clive Barkers Inszenierung erscheint gemessen an
heutigen Sehgewohnheiten recht träge und altbacken. Auch die
Effekte überzeugen nicht durchgängig. Besonders der
„Skorpion-Dämon“ erscheint doch eher der Augsburger Puppenkiste
entsprungen und vermag daher auch nicht sonderlich zu schrecken.
Das Drehbuch offenbart darüber hinaus einige Logiklöcher, die
allerdings noch zu verschmerzen sind.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1,
Auflösung 1080p
Es scheint schon eine große Herausforderung zu sein, Filmen aus den
80ern eine HD gerechte Umsetzung angedeihen zu lassen. Kaum ein
Film aus diesem Jahrzehnt erfüllt in dieser Beziehung gehobene
Ansprüche. Auch
Hellraiser bildet da keine
Ausnahme. Gegenüber vergleichbaren Filmen aus dieser Zeit, wie zum
Beispiel dem ebenfalls kürzlich veröffentlichten
The Quiet
Earth, macht
Hellraiser aber
noch eine recht gute Figur.
Grobe Mängel sind nicht auszumachen. Die allgemeine Schärfe ist
akzeptabel, ohne allerdings zu irgendeiner Zeit Spitzenwerte zu
erreichen. Schwache Kontrastwerte verhindern einen plastischen
Eindruck des Bildes. Die Farben sind relativ kräftig mit einem
leichten Hang ins rötliche. In dunklen Bildbereichen fällt Rauschen
ins Auge, das jedoch nicht übermäßig stört. Dadurch werden
allerdings einige Details verschluckt. Es sind keine
Verschmutzungen des Masters zu erkennen. Besser hat
Hellraiser ohne Zweifel nie ausgesehen, echtes
HD-Feeling kommt aber nicht auf.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Die deutsche Tonspur stellt eine positive Überraschung dar. Von
Beginn an überzeugt der Ton durch eine gute Dynamik. In
dramatischen Szenen entwickelt der Ton eine erstaunliche
Lautstärke, die allerdings recht schrill klingt, da tiefe
Frequenzen kaum angesprochen werden. Der Subwoofer bleibt die
meiste Zeit ohne Beschäftigung. Die hinteren Kanäle werden
ebenfalls in das Geschehen mit eingebunden und erzeugen eine gute,
allerdings diffuse Räumlichkeit. Am deutlichsten verrät sich das
Alter des Films an den Dialogen, die flach und wenig nuanciert
klingen. Über die gesamt Laufzeit ist ein leises
Hintergrundrauschen zu vernehmen. Die einstmals geschnittenen
Szenen wurden nicht nachsynchronisiert, sondern lediglich deutsch
untertitelt.
Ausstattung:
Für einen Kultfilm dieses Kalibers enttäuschen die Extras
vollständig. Eine 6minütige Featurette liefert keine substantiellen
Informationen. Die vier Interviews wiederholen zum größten Teil
zuvor in der Featurette gezeigtes. 12 TV-Spots und der deutsche
Trailer schließen die nennenswerten filmbezogenen Extras ab. Das
5minütige Interview mit Doug Bradley entstand nach den Dreharbeiten
zum fünften Teil der Serie „Inferno“. Kinowelt veröffentlicht die
ungekürzte Version des Films in zwei unterschiedlichen Mediabooks.
Die schwarze und die weiße Version sind jeweils auf 3.000 Stück
limitiert. Viel zuviel, um wirklich als Sammlerstück durchzugehen.
Das 8seitige Booklet im Inneren hat lediglich Alibicharakter und
liefert keine interessanten Hintergrundinformationen. Dafür ist der
Hellraiser Schriftzug auf der Front geprägt.
Fazit:
Auf der technischen Seite gibt es keinen Grund zur Klage. Unter
Berücksichtigung des Alters und des Budgets des Films sind sowohl
Bild, als auch Ton gelungen. Echtes HD-Feeling kommt freilich nicht
auf. Die Ausstattung gestaltet sich wenig informativ. Das Mediabook
macht lediglich äußerlich etwas her.
Hellraiser war in seinem Genre ohne Zweifel
stilprägend und unterscheidet sich thematisch und inszenatorisch
wohltuend von ähnlich gelagerten Zeitgenossen. Inhaltlich richtet
sich der Film eher an ein erwachsenes Publikum. Kopflos durch den
Wald rennende Teenager sucht man hier jedenfalls vergeblich.
Trotzdem nagt der Zahn der Zeit gelegentlich auch an veritablen
Kultfilmen. Dazu gehört leider auch
Hellraiser,
der in vielerlei Hinsicht heute altbacken wirkt. Das ändert jedoch
nichts an seiner dichten Atmosphäre, gelungen Splattereffekten und
einem nicht zu unterschätzenden Pinhead-Bonus, der
Hellraiser nach wie vor über die große Masse
uninspirierter Horrorfilme moderner Prägung erhebt.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 6/10
Ton: 7/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Hellraiser
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)