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Snow White And The Huntsman ist von Beginn an
interessant, auf die Charakter geht man allerdings kaum ein, es
kommt schnell zur ersten Ritterschlacht, immerhin sind die
Darsteller doch ordentlich besetzt um etwas mit ihnen anfangen zu
können, dazu sind es die sehr überzeugenden Outfits die hier
ansprechen. Charlize Theron (Hancock, The Road, Young Adult)
beweist wie schon zuletzt in Young Adult, dass sie nicht den
glatten modernen Hollywooddurchschnitt widerspiegelt und als böse
Königin auch derb Aggressionen rauslassen kann, sie ist bis auf
ihrer deutlich sichtbaren Tuschkastenschminke (im Mittelalter?)
eine gute Besetzung, allgemein hat sie es in Hollywood nach ganz
oben geschafft, demnächst ist sie auch in „Prometheus“ gleich
wieder zu sehen.
Fragen kommen im Film aber einige auf, da das Drehbuch Aussetzer
hat. Was hat es z.B. mit dem weißen Pferd auf sich, was plötzlich
verlassen umhersteht und auf die Prinzessin wartet, damit sie
fliehen kann. Die Fantasy-Kreaturen sehen gut aus, insbesondere ein
Troll weis einzuheizen. Der Schlafzimmerblick von Kristen Stewart
ist stetig präsent, egal ob den Jäger, den Waldgeist oder den Troll
zu bezirzen, ihr gelingt es im Stehgreif. Vor allem bei dem wilden
Troll ist das vollkommen unerklärlich. Die Zwerge sind hier nicht
etwa quitschbunte Gartendekoration, sondern Halunken die sich
verdreckt in den Wäldern verschanzen. Die große stärke des Films
ist die Kulisse, die stetig düster (vor allem bis zur Filmmitte)
und atmosphärisch ist, ohne in zu viel CGI Künstlichkeit zu
driften, hier fühlt man sich bei Lagerfeuerstimmung durchaus wohl.
Mehr Charaktertiefe wäre vor allem aber bei den Zwergen angebracht
gewesen, deswegen ein Ableben einen vollkommen kalt lässt, dabei
kann Stewart noch so auf die Trändüsen drücken, es kommt bei dem
erwachsenen Zuschauer nicht rüber. Das inhaltlich verplemperte
2.Drittel, hätte neben atmosphärische Momente die Geschichte mehr
auf die Protagonisten zuspitzen sollen. Schnulziges Geknutsche alla
Twilight ist vorhanden, wo Kristen Stewart besonders ihre
schauspielerische Stärke voll ausspielen kann um zahlreiche Männer
den Kopf zu verdrehen, anhand ihres Schlafzimmerblicks. Am meisten
habe ich im Vergleich zu der Grimm Geschichte vermisst, dass die
Königin hier nicht den Spiegel befragt und die Antwort bekommt,
dass es noch eine Frau gibt die schöner ist als sie und dass sie in
den Wäldern lebt, dass hat ja den großen Reiz des Märchens
ausgemacht und die Beweggründe der Königin erklärt, Schneewittchen
zu meucheln. Allgemein hat man das Gefühl, dass noch eine ganze
Stunde Erklärungsstoff fehlt, wie die Kampffähigkeiten von Kristen
Stewart in der Schlacht, die hier nur genau so leicht angedeutet
werden wie bei Jennifer Lawrence in Tribute von Panem zuletzt und
die man als geistig erwachsener Mensch überhaupt nicht ernst nehmen
kann. Nach dem guten ersten Drittel, dass noch stark an Grimms
Schneewittchen erinnert, bedient sich der Film bis zum Schluss nur
noch an den sehr bekannten Strukturen aus Herr der Ringe und Robin
Hood, dass fällt denke ich mal jedem auf, ab dem 2.Drittel ist der
Film eigentlich keine Schneewittchenverfilmung mehr.
Es hätte aber schlimmer kommen können. Immerhin kann man hier über
die oberflächliche Charakterabwicklung lachen, es entstehen sogar
teilweise aus der Künstlichkeit heraus emotionale Szenen, wo der
bis dato unbekannte Regisseur vielleicht sogar was drauf hat, denn
das löcherige Drehbuch war schon eine schwere Herausforderung das
Ganze noch halbwegs vernünftig bis zum Schluss zu verpacken.
Langeweile kommt trotz der nicht gerade knappen Spielzeit immerhin
keine auf. Trotz aller Schwächen ist Snow White and the Huntsman
also einer der besten großen Blockbuster des Kinojahres 2012,
natürlich auch auf die junge Hollywoodgeneration abgestimmt. Die
Geschichte ist weitaus interessanter und komplexer als bei Marvel's
The Avengers, Battleship, John Carter, Zorn der Titanen oder
Tribute von Panem zuletzt und auch wenn noch der ein oder andere
Hammer in diesem Jahr wartet, Hollywood setzt zumindest bei den
ganz großen Produktionen längst nur noch auf Optik und Effekte, die
hier zumindest mal nicht den kompletten Inhalt überlappen. Freilich
ist der Film nur eine abgewandelte Form von Grimms Schneewittchen,
es kommt aber der Geschichte zumindest von der düsteren Optik her
trotzdem noch näher als „Der Gestiefelte Kater“ zuletzt, der auch
im Vergleich zur Grimm Geschichte total verhauen wurde. Hier werden
sich Grimm Kenner wiederfinden, aber nicht verlieben und
Fantasyfans mit Geschmacksrichtung Düster, ganz sicher bedient. Der
Film ist ein Tick besser als Twilight! Der Vergleich mit Twilight
ist absolut angebracht, wenn ein folgender Dialog zu Kristen
Stewart direkt vor der finalen Schlacht fällt: „Du bist
verführerisch mit Rüstung“ (als ob es nichts anderes gebe in der
Situation, um den großen Kampf im Herr der Ringe Stil einzuleiten)
und Kristen Stewart dabei nur den Schlafzimmerblick aufsetzt, statt
in der Situation irgendwas zu antworten.