Es war einmal in Amerika Blu-ray
Review
Den meisten Filmfans dürfte der italienische
Regisseur Sergio Leone durch seine wegweisenden Western bekannt
sein. Mit seiner
Dollar-Trilogie revolutionierte
und revitalisierte er das bis dahin von Hollywoodproduktionen
beherrschte Genre und verhalf nebenbei auch noch einem bis dahin
völlig unbekannten, jungen Schauspieler zu Weltruhm: Clint
Eastwood, welcher die Hauptrollen in
Für eine Handvoll
Dollar (1964),
Für ein paar Dollar mehr
(1965) und
Zwei glorreiche Halunken (1966)
spielte und durch die Verkörperung des Namenlosen Outlaws zur
Filmikone wurde.
Doch Leone zeichnet sich noch für eine weitere Trilogie
verantwortlich, die ihn endgültig in den Regieolymp katapultieren
und für immer unsterblich machen sollte. Mit
Spiel mir das
Lied vom Tod (1968) schuf er das ultimative Westernepos,
mit dem der Mundharmonika spielende Charles Bronson zum Star wurde.
Todesmelodie (1971) und das nun auf Blu-ray
vorliegende epische Gangsterdrama
Es war einmal in
Amerika von 1983 komplettieren Leones
„Amerika-Trilogie“.
Story:
In den 1920er Jahren wächst der jugendliche David Aaronson (R.
DeNiro/S. Tiler), der von jedermann nur „Noodles“ genannt wird, im
jüdischen Viertel von New York auf. Gemeinsam mit seinen Freunden
Max (J. Woods/R. Jacobs), Patsy (J. Hayden), Cockeye (W. Forsythe)
und dem kleinen Dominic (N. Moazezi) halten sich die Straßenjungs
mit kleinen Gaunereien über Wasser oder helfen Alkoholschmugglern
bei ihrer Arbeit. Doch nicht immer läuft alles glatt. Wegen einer
tödlichen Auseinandersetzung mit einem Rivalen wandert Noddles für
10 Jahre ins Gefängnis.
Nach seiner Entlassung hat sich die ehemalige Straßengang zu einer
erfolgreichen Gangsterbande entwickelt, die nun auch vor brutalen
Überfällen und Auftragsmorden nicht zurückschreckt. Noodles bester
Freund Max entwickelt zusehends größenwahnsinnige Züge, plant er
doch, die wie eine Festung gesicherte Federal Reserve Bank zu
überfallen. Diesen zum Scheitern verurteilten Plan kann Noodles
nicht mittragen und trifft einen verzweifelten Entschluss.
Für den auf dem Buch „The Hoods“ von Harry Grey basierenden Film,
zieht Sergio Leone noch einmal alle Register seines Könnens und
liefert abermals ein absolutes Meisterwerk ab. Sowohl inhaltlich,
als auch formal gehört
Es war einmal in Amerika
zweifellos zu den besten Filmen aller Zeiten. Das auf verschiedene
Zeitebenen angesiedelte Werk entwirft in elegischen,
ausschweifenden Bildern eine epische Geschichte, die sich über 40
Jahre erstreckt. Dabei macht es Leone seinen Zuschauern nicht
leicht. Die verschiedenen Handlungsstränge verlaufen nicht immer
linear, sondern erschließen sich erst im Nachhinein. Schon die
Anfangssequenz lässt den Betrachter vorerst ratlos und schockiert
zurück, denn auch mit schonungsloser Gewalt geizt der Film
nicht.
Als Leitmotiv zeigt das Epos Menschen, die zwischen Freundschaft,
Gier, Moral und Gewalt hin- und hergerissen sind und ihren Weg
durch dieses Dickicht erst finden müssen. Strahlende Helden sucht
man hier, wie in allen Filmen Leones, vergeblich. Grautöne
bestimmen die moralische Farbpalette. Trotz einer Laufzeit von 229
Minuten wird der Film zu keiner Zeit langweilig, sondern fordert
durch seinen verschachtelten Aufbau vielmehr vom Zuschauer volle
Aufmerksamkeit, ist aber gleichzeitig weit davon entfernt,
„anstrengend“ im negativen Sinn zu sein. Gebannt verfolgt man die
Höhen und Tiefen in Noodles Leben und das seiner Freunde.
Robert DeNiro in der Hauptrolle liefert hier einmal mehr eine
großartige Leistung ab. Auch James Woods, der den Film bis heute
als Höhepunkt seiner Karriere ansieht, fällt dagegen ebenfalls in
keiner Weise ab. Die erst 14jährige Jennifer Connelly sieht man
hier sogar in ihrer ersten Filmrolle. Nicht unerwähnt darf
natürlich auch die großartige Filmmusik von Ennio Morricone
bleiben. Viele der Stücke waren zum Zeitpunkt der Produktion schon
geschrieben, so dass die Musik bereits während der eigentlichen
Drehaufnahmen zugespielt werden konnte, um die Atmosphäre am Set zu
erhöhen. Da es der amerikanische Verleih versäumte, die nötigen
Papiere einzureichen, blieb Morricone eine Nominierung bei der
Oscarverleihung allerdings versagt. Schade, gilt doch sein Score zu
Es war einmal in Amerika vielen als sein bester
überhaupt.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1,
Auflösung 1080p
Auch einem der besten Filme aller Zeiten gönnt Warner keine
angemessene Aufbereitung des Filmmaterials. Man fragt sich manchmal
wirklich, welche Leute in den Konzernzentralen hier die
Entscheidungen treffen. Filmfreunde scheinen es jedenfalls nicht zu
sein, anders ist dieser neuerliche Schlag ins Gesicht nicht zu
erklären. Fehlende Grundschärfe, unscharfe, teils milchige
Close-ups, von einer Detailzeichnung in irgendeiner Form ganz zu
schweigen: der vorliegende Transfer ist schlicht und einfach nicht
HD-würdig. Abgerundet wird das Desaster von einem schwachen
Schwarzwert, Rauschen in dunklen Bildbereichen und fehlender
Plastizität. Lediglich einige Totalen der belebten Straßen von New
York lassen ein wenig Tiefenschärfe erkennen und erinnern für kurze
Zeit daran, dass hier tatsächlich eine Blu-ray im Player
rotiert.
Tonqualität:
Technik: Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio
5.1
Wer der Ansicht ist, dass es nach dieser Bildbewertung nicht mehr
schlimmer werden kann, sieht sich getäuscht. Die vorliegende,
deutsche Tonspur repräsentiert den letzten Sargnagel zu dieser
Veröffentlichung. Über die komplette Laufzeit von 229 Minuten zeigt
der Verstärker zwar nimmermüde Dolby Digital 5.1 an, tatsächlich zu
hören bekommt man allerdings lediglich 2.0 Ton.
Surroundeffekte sind ebenso wenig vorhanden wie auch nur der
kleinste Ansatz einer diffusen Räumlichkeit. Selbst während der
zahlreichen Szenen in den überfüllten New Yorker Straßen, bleiben
die Satelliten beharrlich stumm. Dynamik? Subwoofer? Fehlanzeige.
Die frontlastige Abmischung liefert immerhin zu jeder Zeit klar
verständliche Dialoge.
Ausstattung:
Das Zusatzmaterial besteht aus einem Audiokommentar des
amerikanischen Filmkritikers, Journalisten, Autors und
Dokumentarfilmers Richard Schickel. Darüber hinaus wird die ca.
20minütige Dokumentation „Es war einmal: Sergio Leone“ aus dem Jahr
1999 geboten, die einige Hintergründe über die Entstehung des Films
liefert und zahlreiche Beteiligte zu Wort kommen lässt. Abgerundet
werden die Extras vom US-Kinotrailer. Alle Beiträge liegen in
Standard Definition vor.
Fazit:
Mit der hier gebotenen technischen Umsetzung werden von Warner
mühelos selbst die niedrigsten Erwartungen nochmals unterboten. Der
Release des Leone Klassikers in dieser Bild- und Tonqualität ist
als zynisch zu bewerten. Das mag bei „unwichtigeren“ Filmen in
Einzelfällen durchgehen, nicht aber bei einem Meilenstein wie
diesem. Immerhin haben es einige wenige Extras auf die Blu-ray
geschafft.
Sergio Leone erzählt mit
Es war einmal in Amerika
eine anspruchsvolle Geschichte, die diesen Namen, im Gegensatz zu
vielen aktuellen, so genannten Hollywood Blockbustern, auch
tatsächlich verdient. Wer bereit ist, sich für gut dreieinhalb
Stunden auf ein elegisches, episches Gangsterdrama einzulassen, der
wird ein Meisterwerk entdecken, das seinen Platz in der
Filmgeschichte für immer sicher hat.
Es ist Leones letzter Film, sein Opus Magnum, an dem er 12 Jahre
seines Lebens gearbeitet hat und an dem sechs Drehbuchautoren,
inklusive Leone selbst, beteiligt waren.
Es war einmal in
Amerika ist ein monumentaler Abgesang auf den
amerikanischen Traum, der über den Abspann hinaus noch lange
nachwirkt.
Kurzbewertung:
Story: 10/10
Bild: 5/10
Ton: 4/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)