Review Avatar Extended CE
237 Millionen Dollar Produktionskosten, 150 Millionen Dollar
Marketingausgaben, ein weltweites Einspielergebnis von 2,7
Milliarden Dollar (!) und drei gewonnene Oscars bei neun
Nominierungen: James Camerons
Avatar ist ein
Blockbuster der Superlative, der nebenbei noch für den Durchbruch
der 3D-Technologie im Kino gesorgt hat. Auch wenn man im Heimkino
weiterhin auf 3D verzichten muss (die 3D-Scheibe wird bei einigen
Panasonic-Produkten als exklusive Beigabe mitgeliefert),
veröffentlicht Fox jetzt immerhin eine Collector’s Edition auf
Blu-ray, die neben dem erweiterten Film in zwei Versionen auch
einige Stunden Bonusmaterial bietet.
Story:
Nach dem Tod seines Zwillingsbruders erhält der
Querschnittsgelähmte Ex-Soldat Jake Sully (S. Worthington) das
Angebot, die Mission seines Bruders fortzuführen: Er soll auf dem
fernen Planeten Pandora einen speziell für seinen Bruder
gezüchteten
Avatar steuern: einen ferngesteuerten
Körper, der wie ein Bewohner des auf dem Planeten einheimischen
Volkes der Na’vi aussieht. Jake erhält den Auftrag, das fremde Volk
auszuspionieren, damit der Invasionsplan der Menschen (mit der
Absicht, wertvolle Rohstoffe abbauen zu können) auf die Heimstätte
der Na’vi Erfolg haben kann. Als er aber mehr und mehr Gefühle für
die Einheimische Na’vi-Prinzessin Neytiri (Z. Saldana) entwickelt,
beginnt er, an den Plänen der Menschen zu zweifeln und seine eigene
Spezies zu verraten…
Zugegeben, so ganz neu ist die grundsätzliche Geschichte von
Avatar nicht: Wer „Pocahontas“ kennt, wird im
Verlauf des Films das eine oder andere Mal deutliche Parallelen
erkennen. Dabei ist der Story-Verlauf selbst eher Überraschungsarm:
Vieles passiert genauso wie man es erwarten kann, die
Gesamtstruktur der Handlung ist von recht schlichter Natur. Zu
Recht ist bei den Oscars die Nominierung für das beste Drehbuch
ausgeblieben. Die schlichte und wenig innovative Story mit leichtem
Öko-Touch kann man kritisieren, allerdings steht bei
Avatar nicht das „Was“, sondern ganz klar das
„Wie“ im Vordergrund, und hier muss man James Cameron attestieren:
Die Umsetzung des Stoffes ist hervorragend geglückt, die Handlung
wird bei
Avatar auf perfekte Art und Weise
erzählt. Dabei ist das Setting des Films atemberaubend: Pandora ist
eine lebendige, wunderschöne Welt, in die man mühelos eintauchen
und in der man sich verlieren kann.
Die computergenerierten Spezialeffekte sind dabei herausragend und
bringen das, was man von einem Kinofilm in der Kategorie digitale
Effekte erwarten kann, um Jahre voran. Man weiß als Zuschauer
natürlich, dass das hier Gezeigte nicht „echt“ sein kann – aber
dennoch hat man immer wieder das Gefühl, dass dieser fremde Planet
tatsächlich so aussehen könnte. Was hat der Film darüber hinaus
noch zu bieten? Unter anderem ordentliche Schauspielerleistungen,
phänomenale Momentaufnahmen und vor allem richtig starke Action,
wobei es James Cameron einmal mehr schafft, die Messlatte für
aufwendig gefilmte Actionsequenzen ein Stück weiter nach oben zu
setzten. Erstaunlicherweise funktionieren auch die emotionalen
Momente des Films, die zwar einige Male in Gefahr stehen, zu sehr
zu „verkitschen“, aber immer rechtzeitig die Kurve kriegen und
niemals ins Lächerliche abdriften.
Avatar nimmt den Zuschauer an die Hand und führt
ihn auf eine faszinierende Reise in diese fremde Welt, wobei das
Erzähltempo durchgehend hoch ist, was dafür sorgt, dass die Zeit
wie im Flug vergeht. Längen sucht man bei
Avatar
auch bei der erweiterten Fassung des Films vergebens. Die neuen
Szenen ergänzen
Avatar hervorragend und passen
sich wunderbar in das Gesamtwerk ein. Der Zuschauer sieht noch
wesentlich mehr vom faszinierenden Planten „Pandora“ und einige
Szenen (besonders von Segourney Weaver) bringen sogar die
Charakterentwicklung spürbar noch vorne. Auch die veränderte
Anfangssequenz, die im „Extended Collector’s Cut“ enthalten ist und
diesen von der „Erweiterten Kinofassung 2010“ unterscheidet, ist
ziemlich interessant. Die hier erstmals ausführlich gezeigte
Zukunftsvision der Erde erinnert visuell stark an Filme wie „Blade
Runner“. Kurz gesagt: Wer die ursprüngliche Kinofassung mochte,
wird auch den „Extended Cut“ lieben.
Bildqualität:
Die wichtigste Frage ist: Hat sich im Vergleich zur Erstlauflage im
Bezug auf das Bild irgendetwas verändert? Tatsächlich ist wegen der
höheren Laufzeit die Kompressionsrate etwas niedriger, allerdings
ist mit dieser theoretische Unterschied in der Praxis zu keinem
Zeitpunkt sichtbar – in einigen Szenen wirkt das Bild der
Neuauflage sogar noch minimal detaillierter. Ansonsten bleibt alles
beim Alten: Das Ansichtsverhältnis des AVC-kodierten Films beträgt
immer noch 1.78:1 (16:9), die Auflösung beträgt 1920x1080p.
Wie bereits von der Erstauflage bekannt, ist das Bild so dermaßen
plastisch und hat eine so überragende Tiefenwirkung, dass man immer
wieder das Gefühl hat, ein beinahe dreidimensionales Bild zu sehen.
Dabei ist die Schärfe konstant auf allerhöchstem Niveau und die
Detailzeichnung ist so extrem beeindruckend, dass man aus dem
Staunen nicht mehr herauskommt – Pandora ist mit seinen vielen
Details unglaublich faszinierend. Der Kontrast ist perfekt, die
Farbgebung ist phantastisch: Das Bild ist richtig farbenfroh,
beinahe jede Einstellung von Pandora ist ein buntes Kunstwerk, das
den Zuschauer schwer beeindruckt zurücklässt. Das Bild leistet sich
über die gesamte Laufzeit des Films keine einzige Schwäche und die
Kompression arbeitet perfekt. Wie auch schon die
Erstveröffentlichung ist auch die „Collector‘s Edition Blu-ray“ von
Avatar ein bildtechnischer Meilenstein und darf
als „Referenz“ bezeichnet werden. Wenn es darum geht, seinen
Freunden die visuellen Vorteile des HD-Mediums Blu-ray näher zu
bringen, führt fast kein Weg an
Avatar
vorbei.
Tonqualität:
Im Vergleich zur Erstauflage muss der deutsche Kunde beim Ton
Abstriche machen: Obwohl als Tonformat für die deutsche 5.1-Spur
wieder DTS gewählt wurde, ist diese bei der Extended Edition aus
Platzgründen, lediglich mit der halben Bitrate (768Kbps) erstellt
worden. Im direkten Vergleich mit der deutschen Tonspur der
Erstauflage, hört man aber praktisch keinen Unterschied, dafür
klingt der englische HD-Ton immer noch minimal detaillierter und
dynamischer als die deutsche Variante.
Diese Einschränkung ändert also nichts daran, dass
Avatar immer noch einer der akustisch besten
Veröffentlichungen überhaupt ist. Kristallklare, perfekt auf alle
Surround-Lautsprecher verteilte Effektgeräusche sorgen für ein
raumfüllendes, lebhaftes und stellenweise brachiales Hörerlebnis
der Extraklasse. Die Dynamik erreicht dabei besonders in den
Actionsequenzen Referenzniveau, wobei der präzis dosierte, extrem
druckvolle Bass, die Wände ein ums andere Mal zum Wackeln bringt.
Bei
Avatar gibt es Wow-Erlebnisse für die Ohren im
Minutentakt, wobei auch die ruhigeren Momente klanglich nicht
abfallen (leisere Effektgeräusche sind sorgsam in das Klangbild
eingefügt) und die Dialoge immer sehr gut verständlich sind.
Hervorragend ist auch die atmosphärische Musikuntermalung, die
stets die richtige Lautstärke hat und ihren Teil zum ausgesprochen
räumlichen Hörerlebnis beiträgt. Insgesamt lässt sich festhalten:
die Tonspur der
Avatar Blu-ray ist extrem
spektakulär und klingt brillant, der Höchstnote steht aber immer
noch das verlustbehaftete Kompressionsverfahren im Weg. Dennoch
klingt auch die „halbierte“ deutsche Tonspur besser als 99% aller
anderen Blu-rays.
Ausstattung:
Musste die Erstauflage noch ohne Extras auskommen, liefert Fox die
Collector’s Edition mit jeder Menge Zusatzmaterial aus. Sehr schön
ist unter anderem die Möglichkeit, sich die zusätzlichen Szenen der
beiden erweiterten Fassungen einzeln anzusehen. Darüber hinaus
befinden sich auf der zweiten Blu-ray viele weitere nicht
verwendete Szenen, die sich teilweise noch im „Rohzustand“ befinden
und überwiegend sehenswert sind (ca. 68 Minuten). Wirklich toll ist
in jedem Fall das Making-Of „Capturing Avatar“ (99 Minuten), das in
vier Teilen praktisch jede Facette der Produktion abdeckt und fast
alle Beteiligten zu Wort kommen lässt – absolut empfehlenswert!
Ebenfalls auf Disc 2 befinden sich dann noch jede Menge weiteres
Bonusmaterial (Gesamtlaufzeit ca. 85 Minuten), die ebenfalls
überwiegend interessant sind.
Wer danach noch nicht genug hat, sollte sich Disk 3 ins Laufwerk
legen: Dort findet sich unter anderem ein ziemlich gelungenes
Feature, dass es erlaubt, die Drehaufnahmen mit der Rohfassung,
bzw. der Endfassung zu vergleichen – dafür stehen insgesamt 17
Szenen zur Verfügung. Insgesamt weitere 16 Making-Of-Clips (85
Minuten) sind ebenfalls mit auf der Scheibe, die allerdings
teilweise mit dem Haupt-Making-Of auf Disc 2 deckungsgleich sind.
Natürlich dürfen auch die Trailer und eine Bildergalerie (über 600
detaillierte Bilder!) nicht fehlen und sogar das Drehbuch ist
vorhanden und kann per Knopfdruck durchgeblättert werden. Über
einen BD-Live-Zugang lassen sich außerdem weitere Features abrufen.
Die schiere Fülle an qualitativ hochwertigem, ausschließlich in HD
vorliegendem Material sorgt für die verdiente Höchstwertung in der
Kategorie „Ausstattung“.
Fazit:
In Bezug auf das Bild und den Ton, unterscheidet sich die
Extended Collector’s Edition praktisch nicht von
der Erstauflage von
Avatar: Das Bild ist immer
noch klare Referenz, der leider verlustbehaftete deutsche DTS-Ton
klingt - obwohl die Bitrate halbiert wurde - nach wie vor wirklich
toll. Besser geht es technisch gesehen kaum, zumal 20th Century Fox
im Bezug auf die Extras kräftig nachgelegt hat: Stundenlanges,
extrem informatives und unterhaltsames Bonusmaterial in HD sorgen
auch in dieser Kategorie für die Höchstnote.
Wer
Avatar bereits in der Kinofassung mochte, wird
auch die erweiterte Kinofassung und den Extended Cut lieben: Die
neuen Szenen fügen sich hervorragend in den Film, der dadurch noch
ein Stück „runder“ wirkt.
Avatar ist nach wie vor
ein episches, spektakuläres Action-Spektakel, das den Zuschauer in
eine fremde Welt entführt und bis zum Abspann fesselt. (jos)
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Bewertung:
Story: 9/10
Bild: 10/10
Ton: 9/10
Ausstattung: 10/10
Fazit: 10/10
Kaufempfehlung:
9 von 10
Die Kaufempfehlung wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.
Testgeräte:
Beamer: Epson EMP-TW 2000
Blu-ray Player: Sony Playstation 3
AV-Receiver: Onkyo 608
Boxensystem: Teufel System 5 THX Select