Regisseur Joss Whedon, der anhand der Teen
TV-Serien Buffy - Im Bann der Dämonen und Angel - Jäger der
Finsternis den Twilight Boom schon vorwegnahm, legt mit
Serenity - Flucht in neue
Welten ein aus meiner Sicht, trotz der sehr guten Kritiken,
fürchterliches Kinodebüt hin. Der Film floppte an den Kinokassen
und Regisseur Joss Whedon war dann erstmal lange weg vom Fenster.
Erstaunlich das er nun Jahre später mit The Avengers den ersten
großen Sommer-Blockbuster 2012 erschaffen durfte. Gehen Hollywood
die Regisseure aus? Die imbd preist den Film bereits mit einer 9/10
an (Der Film wurde allerdings, bevor er überhaupt in den Kinos war,
dort noch höher bewertet!). Es ist somit einer der besten Filme
aller Zeiten und hat auch den herausragenden Genrekollege The Dark
Knight (8.9/10) aktuell knapp vom Thron gekickt. Zak Penn (Der
unglaubliche Hulk, Electra) ist auch nicht gerade für Top
Drehbücher bekannt, meine Erwartungshaltung war aufgrund der Macher
sehr niedrig.
Ein Bösewicht wird über ein Energiestrahl aus dem All auf die Erde
direkt in ein wissenschaftliches Labor befördert. Fragt besser
nicht wieso oder Hintergründe diesbezüglich, die gibt es hier im
ganzen Film nie. Zumindest benötigt man sie nicht, um das
Schaffwerk im Großen und Ganzen zu verstehen, wirklich denken wird
nämlich nie verlangt. Die Actionszenen sind reichlich vertreten und
schauen sehr gut aus, mit das Beste was aktuell gibt, auch wenn es
im Verlauf schon wieder überladen wirkt. Inhaltlich wird nur
Minimalkost geboten, weil das Actiongeknalle aber so zu überzeugen
weis, stört es niemanden des modernen Kinogängers, der hier
Actiongekloppe sehen will. Im ersten Drittel bis sogar zum
Mittelteil des Films werden die Charaktere vorgestellt, der Humor
blitzt immer mal wieder auf, einige male wirklich witzig. Das
Highlight ist sicherlich, wenn ein Computerspezialist statt seiner
Arbeit nachzugehen, heimlich Computerspiele zockt, was total
überspitzt erscheint und den größten Lacher des Films erzeugt. Mehr
Story als die meisten anderen Actionblockbuster aus diesem Jahr hat
der Film aber auch nicht vorzuweisen, bewegt sich von der Spannung
her gegen Null und emotional unter Null. Keineswegs kommt The
Avengers an den The Dark Knight heran und auch mit Iron Man kann
sich die Geschichte ganz sicher nicht Messen. Sogar der sehr
durchwachsene Thor war zuletzt inhaltlich besser erzählt und nicht
nur auf Actiongekloppe aus. Die Geschichte ist hier jedenfalls
flach, es gibt keine Hintergründe warum jemand so handelt, weder
auf der guten noch auf der bösen Seite. Die Witzigkeit wird nach
dem ersten Drittel komplett verschwinden, nur am Ende liefert Hulk
noch 2-3 Szenen mit Situationskomik. Die echten Darsteller sind
allerdings durchweg blass, nur Iron Man Robert Downey Jr. bewegt
sich von der Ausdrucksstärke her noch im Durchschnittsbereich,
Sympathieträger gibt es aber keine. Was wiederum sehr ansprechen
kann sind die Kostüme und auch der Hulk an sich, da sind wir aber
wieder bei der Optik, die hier Bombe ist.
Das Drehbuch ist so dünn wie Espenlaub und die über 2 Stunden
Spielzeit sind deswegen zu viel um nicht doch einige Durststrecken
und Nickerchen zu offenbaren, was der Humor nur in der Anfangsphase
kaschieren kann, anschließend fällt er nämlich ganz aus,
diesbezüglich auf den ganzen Film betrachtet also unrund. Es ist
hier möglich einige Male wegzudösen, ohne das der Film irgendwie
vorankommt. Es reicht sogar aus die ersten Minuten und den Schluss
des Films zu sehen, um zu wissen was geschehen ist.
Zum Schluss ist The Avengers doch bloß ein seelenloses
Haudraufbolzen für den Mainstream von Heute geworden, der mit
seinen Humor cooler sein will als er tatsächlich ist. Das Einzige
was diese sauteuren, modernen 3D-Trashfilme liefern ist ein
Adrenalinkick wie es das im Kino zuvor nicht gegeben hat, man
könnte sie also auch mit Drogenjunkies vergleichen, die immer mehr
von dem Stoff brauchen, ohne dabei noch klar denken zu können.
Allerdings haben wir es hier nicht mit Randgruppen zu tun, die im
freien der Bahnhofsviertel übernachten. Es ist viel schlimmer, die
Masse, die sich die Kinotickets leisten können, dröhnen sich
hiermit zu. Herz steckt in The Avengers keins drin, selbst die
Guten (Avengers) sind nur zerstörerische Maschinen und
unterscheiden sich von den Bösewichten seelisch nicht.
Im Kino könnte die Effektmaschine wahrscheinliche eine Infektion
verursachen, ein Kick von dem man immer mehr benötigt. In zwei oder
drei Jahren ist der Film ganz sicher wieder in die Vergessenheit
geraten, wenn es bessere Effektmonster gibt. Auf eine teure 3D
taugliche Heimkinoanlage ist The Avengers für einmaligen Genuss,
mit viel Bier oder Drogen womöglich besser als „A-Bombe“ oder
„Coke“.