Ich muss gestehen, nie einen Bondroman gelesen zu haben. :(
Liebesgrüße aus Moskau
Ein Jahr nach dem Überraschungserfolg von 'James Bond jagt Dr.No'
wurde der nächste Bondfilm, Liebesgrüße aus Moskau veröffentlicht.
Sean Connery spielte wieder einmal den Agenten mit der Lizenz zum
töten, während Terence Young erneut auf dem Regiestuhl platz nahm.
Weitere im Film wichtige Figuren wurden von Daniela Bianchi, Pedro
Armendáriz, Lotte Lenya & Robert Shaw gespielt.
Eine sowjetische Dechiffriermaschine soll von der
Verbrecherorganisation Phantom (Spectre im Original) gestohlen
werden, um dann wieder an die Russen verkauft zu werden. Bei dieser
profitablen Aktion will Kronsteen, Stratege der Organisation auch
den britischen Agenten James Bond aus dem Weg räumen und somit den
Tod von Spectre-Mitglied Dr.No rächen.
Die Pre-Title-Sequence war spannend, weil der Zuschauer mitten ins
Geschehen geworfen wird und gar nicht so recht weiß, was auf ihn zu
kommt. Sie ist sicherlich nicht überragend, dennoch sehr
atmosphärisch und stark gefilmt.
Für einen Film der während des Drehs mit sehr vielen Problemen wie
etwa den beinahe Tod des Regisseurs durch einen Helikopterabsturz
oder Verletzungen der Darsteller zu kämpfen hatte, war das Resultat
absolut zufriedenstellend. Es musste wohl vieles umgeschrieben
werden, was aber nicht negativ ins Gewicht fällt. Der Film bietet
so auch noch eine Menge Unterhaltung. Im Vergleich zum
'abenteuerlichen' Vorgänger ist der zweite Leinwandauftritt von
James Bond deutlich mehr auf eine reine Agentengeschichte
ausgelegt, was nicht weiter schlimm ist und sogar recht angenehm.
Dadurch wirkt der Film aber viel ernster und nicht so spaßig wie
Dr. No, weil dieser ja auch deutlich mehr Abenteuerelemente
enthielt. Der Film bietet einige Interessante Aspekte und wirkt
stellenweise extrem ruhig. Oftmals zu ruhig für meinen Geschmack.
Er wurde oft ausgebremst und war dadurch gefühlt etwas langatmig,
wenngleich er auch gut unterhalten hat. Die Geschichte war
interessant, die Darsteller gut und auch die Actionenszenen hatten
es in sich.
Die actionreichen Höhepunkte waren eine gut gefilmte
Verfolgungsjagd auf dem Wasser, ein Kampf von Bond gegen einen
Helikopter und die Schießerei in einem Zigeunerdorf. Auch die
Kämpfe waren sehr ordentlich anzusehen und unterhaltsam. Als
Fießling im Film macht Robert Shaw eine verdammt gute Figur,
genauso aber auch Lotte Lenya als 'Nummer 3', Rosa Klebb. Vor allem
erwähnenswert sind die gemeinsamen Szenen von Shaw & Connery.
Das ist großartig gespielt und inszeniert. Erst recht auch die
unausweiliche Konfrontation, die beinahe den eigentlichen
Action-Höhepunkt des Films darstellt. Stark gefilmt, toll
geschnitten und choreografiert.
Die tollen Locations in Serbien, der Türkei und Italien lassen
wieder einmal Urlaubsfeeling aufkommen. Die ständigen Ortswechsel
machen das Ganze sehr abwechslungsreich und interessant. Man hat
jedes Land perfekt eingefangen und schafft es da sogar den
Vorgänger noch zu übertreffen. (Dieser hatte ja schon wundervolle
Drehorte) Auch sonst ist die Kameraarbeit von Ted Moore äußerst
gelungen, der die schönen Drehorte perfekt eingefangen hat. Ebenso
lobenswert ist die Regie von Young, der trotz vieler Probleme
während des Drehs einen starken Film gemacht hat, der bei vielen
sogar als einer der besten Bonds aller Zeiten angesehen wird. Was
mir halt oft negativ auffiel, sind die kleinen Längen die sich
gerade im Mittelteil des Films verstecken. Diese sind aber
sicherlich auch durch den schwierigen Entstehungsprozess
entstanden, deshalb sehe ich das nicht so eng.
Der Titelsong von Matt Monro ist ein wahrer Genuss für das
Hörorgan. Ein klassischer, romantischer 60er Jahre Song der
zumindest mir einen Ohrwurm verpasst hat. Auch John Barrys Score,
der sich im Laufe des Films immer wieder sehr in den Vordergrund
'spielt' ist verdammt fantastisch und einer der Gründe dafür, das
Bond auch heute noch beliebt und bekannt ist. Sicherlich zählen
noch viele andere Faktoren dazu, aber die Filme sind untrennbar von
Barrys Musik, das wird sicherlich jeder Bondfan bestätigen
können.
Mit Liebesgrüße aus Moskau ist ein weiterer, großartiger Film
entstanden, dessen Qualität aufgrund einiger Längen aber nicht die
des Vorgängers erreicht. Es ist äußerst schade, dass der Film sich
selber so oft ausbremst, sonst wäre die Punktzahl am Ende
vielleicht noch höher ausgefallen. (shame on you, Probleme beim
Dreh!) Die Darsteller sind alle samt großartig aufgelegt und
Connery ist einfach die Idealbesetzung für Bond. Soundtrack,
Kameraarbeit und Drehorte fügen sich perfekt ein und machen den
Film zu dem was er ist, ein starkes Stück Kino.
8/10