Komme gerade aus der Vorpremiere und bin ehrlich geflasht. So hat
mich schon lange kein Film mehr ergriffen!
Hatte bei einigen der allzu positiven Kritiken gedacht, dass da
sicher genauso übertrieben wird wie beim Verriß von BvS letztes
Jahr, aber nein, wirklich nicht. Gal Gadot IST Wonder Woman. Sie
bringt diesen unschuldigen Idealismus derart ehrlich rüber, absolut
phantastisch! Denn das ist es, Idealismus und nicht unbedingt
Naivität, wie ihr das von eingen bescheinigt wurde.
Aber was ist der Film eigentlich?
Er ist eine doppelte Fish-out-of-the-Water-Komödie, ohne ins
lächerliche abzudriften, zu albern zu werden, oder Witze um des
Witzes willen zu reißen.
Er ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die Dianas Weg zur
gestandenen Frau zeigt. Sie lernt den gesamten Film über und die
Lektionen werden bis zum Ende immer schwieriger! Am Ende kommt sie
an einen Scheideweg, bei dem zwei verschiedene Entscheidungen
möglich und auch absolut nachvollziehbar und logisch wären. Sie
wählt ihren eigenen Weg, der ganz ihrer Persönlichkeit entspricht
und zeigt, dass sie seit ihrem Weggang aus der Heimat wohl mehr
gelernt hat, als ihr bis dahin beigebracht wurde.
Er ist auch ein Antikriegsfilm, auch wenn er natürlich kein "Soldat
James Ryan", oder dergleichen ist. Der Film hat in dieser Phase
eine sehr berührende Seite, die nicht durch unnötige Witze
gebrochen, oder durch Onliner garniert wird. Er läßt die Bilder auf
einen wirken, ohne viel im Detail zu zeigen, aber durch Dianas
Augen, ihre Reaktionen fühlt man jedesmal mit. Und ja, ich gebe zu,
dass mich der Film derart gepackt hat, dass ich an zwei Stellen
heulend im Kinosessel saß.
Er ist auch eine Comicverfilmung und im Gegesatz zu vielen anderen
Comicverfilmungen nimmt sie ihre Charaktere und Helden sehr ernst.
Zwar kam ich durch Marvel zu diesem Genre und ich werde im MCU auch
immer gut unterhalten, aber das bessere Universum ist für mich seit
BvS letztes Jahr das DCEU. Es ist mMn echter, berührender und
transportiert neben der actionlastigen Handlung auch noch
verschiedene Themen, die dem Ganzen eine zusätzliche Tiefe geben
und so ist das bei Wonder Woman auch. Man profitiert auch aus der
Sicht dieser Frau auf die Welt, auch wenn es nur eine fiktionale
Superheldin ist.
Was soll ich sonst noch sagen? Der Soundtrack passt super. Der
läuft bei mir auch schon seit ein paar Wochen in meinem CD-Player
hoch und runter. Die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine ist
wirklich super, was ich nicht geglaubt hätte, weil ich Chris Pines
Schauspiel eigentlich nicht so sehr mag. Die Nebencharaktere sind
auch sehr gut besetzt, da kann man nicht meckern und man hat den
Bezug zu BvS sehr schön hinbekommen, auch ohne Post-Credit-Szene
und ohne ein Batman-Cameo einzubauen.
Sie rettet zwar irgendwie schon die Welt, aber ihre Queste kommt
nicht so rüber. Sie wirkt eigentlich recht klein und sehr
persönlich. Daher ist die Zerstörungsorgie des Endkampfes auch
nicht so groß wie das noch bei MoS war und das tut dem Film gut. Es
ist ein sehr persönlicher und intimer Film und das ist gut so, den
man spührt das!
Der Film ist auch nicht ganz so geradelinig, wie man glaubt und
auch der Antagonist hat mir sehr gut gefallen. Der Fokus liegt zwar
ganz auf Diana und der Antagonist hat auch kaum Screentime, aber
seine Motive sind absolut nachvollziehbar, was ihn nicht einfach
nur zu einem bösen Bösewicht macht. Das hat DC auch sehr viel
besser hibekommen als Marvel, mMn.
Viele meinten, dass Wonder Woman das DCEU retten würde, aber das
stimmt nicht. Das DCEU muss nämlich nicht gerettet werden, aber
Wonder Woman zeigt die Qualität des DCEU auf. Der Film hält mit
einem intensiven Spotlight auf die positiven Aspekte des DCEU! Denn
im Gegesatz zu anderen, nimmt das DCEU seine Helden Ernst und daher
hat jeder Held seine eigene Atmosphäre und Wonder Woman ist der
Hoffnungsstrahl, der durch die Dunkelheit bricht.
MoS war die Geschichte eines Aliens mit gottgleichen Kräften, der
bei einem konservativen Ehepaar auf dem Land aufwächst. Es wurde
gezeigt, dass er anders war als alle anderen, dass seine Kräfte
befremdlich wirkten und entsprechend beeinflusste das auch Clark
Kent. Das war für mich das erste mal, dass die Origin-Story
Supermans konsequent ernst genommen wurde. Das ist natürlich düster
und muss dies auch sein. Es ist der Anfang einer Entwicklung, die
im Laufe des DCEU sicherlich zu dem strahlenden Superman führen
wird, den viele im MoS vermisst haben.
Und genauso wie Bruce Wayne in BvS der gefrustete Rächer der
Gerechtigkeit ist, der plötzlich mit einem gottgleichen Wesen
konfrontiert wird, das seinen bisherigen, harten, verlustreichen
und mit vielen Opfern verbundenen Weg ad absurdum führt, haben wir
in Diana Prince eine Heldin, die
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abseits der Menscheit, in einem Pardies
aufgezogen wurde, die viele Dinge gelernt hat, die zwar wahr waren,
jedoch ideologisch gefärbt. Die sich befreit, die Realität erkennt,
für sich annimmt und beschließt trotzdem nicht ihren Idealismus zu
verlieren. Natürlich hat ein solcher Film eine völlig andere
Atmosphäre und passt trotzdem wunderbar in dieses Universum. Es ist
ein flammendes Statement für die Liebe und das ohne kitschige
Love-Story und ohne diese wunderbare Eigenschaft auf sexuelles zu
reduzieren. So gesehen ist das mMn auch ein sehr philosophischer
Film.
Ich bin gespannt, wie das Zusammentreffen all dieser Charaktere in
Justice League sein wird.
Sicherlich ist der Film nicht perfekt, aber er macht sehr sehr
viele Dinge richtig. Er verspüht einen wunderbaren Charme, ist auf
positive Weise altmodisch, packt einen, berührt einen und läßt den
Zuschauer sich in Wonder Woman verlieben, nicht weil sie so schön
ist, sondern weil ihre Einstellung und ihr Blick auf die Realitäten
unserer Welt ist, wie sie ist.
Ich vergebe 10/10 Kugeln Vanille-Eis!
Herzliche Grüße
Arieve
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