Zitat:
Zitat von TrondeAkjason
Man sollte halt schon bedenken das TOS Mitte der 60ziger Jahre
gedreht wurde - die "Ansprüche" die man damals zu so einer Serie
hatte, sind andere als man sie heute hat, ebenso bei den Filmen.
Man tut sich ganz sicher keinen Gefallen seine Erwartungen lockere
50 Jahre "runterzustufen", nur damit man sagen kann "Ach - damals
war das doch auch nich so toll";).
Hm, schraubt man seine Erwartungen runter, wenn man sich den
ursprung ansieht? Wenn man sich anscheut was Gene Roddenberry,
sicherlich auch gebremst durch das Fernsehstudio, unter "Star Trek"
verstanden hat, was seine Vision war?
Wir sprechen nicht von dem Look, oder den oftmals dünnen Plots,
sondern vom Geist, den die Serie atmete. Es ging um eine kulturell
gemischte Crew, die auf ihrer Reise durchs Weltall Abenteuer
erlebt. Dabei wurde einerseits eine Zukunftsgesellschaft
eingeführt, die Wert auf Toleranz, Nachhaltigkeit,
Selbstbestimmung, Gewaltarmut und Frieden legte. Trotzdem gab es
Action, Konflikte und Spannung.
Es ging vor allem auch um das Verhältnis der Crew untereinander,
besonders des Triumvirat Kirk/Spock/Bones (bzw. Pille).
Mag sein, dass TNG mit den manchmal eher philosophischeren Ansätzen
und Politischen/Sozialkritischeren Themen insgesamt eher
Roddenberrys Vorstellung entsprach, zumindest des "alten"
Roddenberry, aber auch da kam man nicht ohne Action aus und lange
nicht jede Folge war philosophisch.
Schauen wir uns die Kinofilme an, so ist klar, dass man hier dem
Massengeschmack entgegenkommen mußte. Schließlich sollte bei einer
Millioneninvestition auch was bei rauskommen und nicht nur ein Film
für Hardcorefans werden. Und ehrlich gesagt liebe ich die
Kinofilme, besonders die der alten Crew, trotz all der Schankungen
in Story und Qualität.
Schauen wir uns mal die "guten" an: STII, STVI (und meinethalben
auch STVIII mit der TNG-Crew) waren sehr ausgewogen in Humor und
Action, es gab Logiklöcher und nette Szenen um der Szene und/oder
gewisser Anspielungen willen. Es ging um die Chemie innerhalb der
Crew, um Freundschaft und um Kirk den Draufgänger, Spock seinen
Freund mit der ambivalenten Beziehung zu Emotionen und um Pille und
seine ständigen liebevoll-sarkastischen Frotzeleien in Richtung
Spock. Und natürlich um die Liebe zur Enterprise die alle vereinte,
kombiniert mit teilweise unterschwelliger Sozialkritik als
Komponente die einen hauch von Tiefgang andeutete.
Zitat:
Zitat von TrondeAkjason
Für mich ist das Franchise nicht "wiedererweckt" - für mich ist es
quasi nie weitergegangen. Ich kann Star Trek 11 nicht ernsthaft als
Star Trek ansehen.
Was haben wir bei STXI und STXII? Atmen sie den Geist von Star
Trek, oder sind sie nur SF-Filme mit dem Star Trek Etikett?
Für mich ist es ganz klar Star Trek, denn für mich haben sie alle
zumindest zu einem guten Teil die Star Trek DNA.
Wir haben die alte Crew wieder, aber man darf nicht erwarten, dass
die Charaktere an die über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft der
alten Crew anknüpft, denn wir sehen hier wie sie sich erst kennen
lernen. Trotzdem sieht man die Charaktere langsam in diese
bekannten und geliebten Verhaltensmuster hineinwachsen. ich habe
STXI und STXII in Doppelnacht gesehen und habe mich tieruisch
gefreut wie stringent die Entwicklung hier doch ist. Man knüpft
hier auch sehr schön an die Tradition der letzten TOS-Kinofilme an,
die nicht nur alles Augenmerk auf das Triumvirat legen, sondern
auch der übrigen Crew ihre guten Szenen zubilligen. Die Chemie
unter der Crew ist also imho ziemlich 1:1 wie man das in den alten
TOS-Kinofilmen geliebt hat, bzw. entwickelt sich rasant
dorthin.
Es gibt überall massig Anspielungen und Details, die auf die Serie
und die alten Filme verweisen, als Fan sollte man also jede Menge
vertrautes finden. Man ist also im bekannten Universum, das
allerdings bei STXI in einigem noch nicht ganz so anfühlt, was kein
Wunder ist, denn wir sind ja eigentlich in einer Zeit vor der
TOS-Serie. In STXII fühlte es sich für mich schon wesentlich
vertrauter an.
Wir haben auch die Liebe zur Enterprise, denn die Kamerafahrten um
das Raumschiff umschmeicheln die Enterprise, die sich für mich für
die Zeit, die technisch zwischen TOS und heute vergangen ist,
erstaunlich Retro ansieht, anders als zB bei ser Serie Enterprise.
Wir haben richtig tiefe Blicke in die Enterprise selbst und endlich
ist der Maschinenraum und andere Räumlichkeiten mal richtig groß
und ausladend, wie ich das bei einem Schiff dieser klasse auch
erwarte. "Brauereisetting" und "Kläranlagendesign" hin oder her.
man sieht die Innereien der "Grand Dame" und da sehe ich jede Menge
Liebe zu Details. Die Liebe des Triumvirats zum Schiff ist noch
nicht so ausgeprägt, bis auf Scotti in STXII, aber kein Wunder,
denn die 5-Jahresmission die Crew und Schiff zusammenschweißte
kommt ja erst noch.
Und sonst? STXI war ein kleiner Film, der zeigt, wie ein
unangepasster Kirk viel zu schnell an ein Kommando kommt. Er zeigt
einen Draufgänger, der Krik ja auch immer war, der ungestüm tut was
er tun möchte und dabei in Konflikt mit den logischen Denker Spock
kommt. Sicher war da noch nicht so sehr viel von den Prinzipien der
Sternenflotte zu sehen, Kirk war sich ihrer Wichtigkeit ja nicht
bewusst, heißblütig wie er war. In STXII lernt er in diesem Punkt
sehr viel dazu, wird langsam zu dem Kirk, den wir kennen, überhaupt
machen die (Haupt-)Charaktere eine schön stringente Entwicklung
innerhalb von STXI und STXII durch, werden langsam zu den uns
bekannten und geliebten Figuren.
War STXI noch das Duell Heißsporn gegen Heißsporn ist STXII
wesentlich besser. Man sieht einen gegner, dessen Motive man
verstehen kann, der nicht einfach nur böse ist, sondern man
versteht ihn, trotzdem ist er verschlagen und unberechenbar. Das
Hauptmotiv der Sternenflotte "Gewaltvermeidung" und
"Nichteinmischung" wird sehr schön zentral in den Mittelpunkt
gestellt und die alte Tradition der (um nicht zu spoilern)
"speziellen" Sternenflotten-Admiräle wird fortgeführt.
man hat jede Menge Action, aber auch jede Menge Charakterzeichnung,
man ist ganz klar erkennbar (für mich) im ST-Universum und wo man
zB beim Gegner auf TOS zurückgreift ist man auch kanonisch (wenn
auch in alternativer Zeitlinie).
Auch Sozialkritik findet statt, indem die Frage bleuchtet wird ob
es besser ist Rache und Gewalt zu üben, oder seine Emotionen in
gewissen Momenten zurückzuschrauben und überlegt nach etnischen
Prinzipien zu agieren. Eine Frage, die sich in Anbetracht der
aktuellen Weltsituation sowohl im kleinen (zB Fall Johnny) ala auch
im Großen stellt (Umgang mit mutmaßlichen Terroristen). Witzig,
dass es neben der Aktualität damit auch um die ureigensten
Sternenflotten-Prinzipien vs. nur zu Menschlicher Neigungen
geht.
So gesehen steht STXI und STXII für mich ganz klar und deutlich in
der Tradition von TOS und den TOS-Filmen und atmet Star Trek.
Daher frage ich mich und hoffe Du kannst es vielleicht beantworten:
Was ist für euch Kritiker da draußen an STXI und besonders STXII
nicht Star Trek? Beide Filme sind nicht perfekt und haben
Logiklöcher und man hätte vieles besser machen können, aber genau
das war bei den alten ST-Filmen auch so. Was stört euch alle also
so sehr?
Ich habe machmal das dumpfe gefühl, dass einige Star Trek irgendwie
auf TNG reduzieren, einer Serie, mit der ich zB nie so richtig warm
geworden bin (Die TNG Filme fand ich dann besser).
Lebe lange und in Frieden
Arieve
Herzliche Grüße
Arieve
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