Zitat:
Zitat von Matthias Klein
Hi,
ich fand und finde das Bild bekommt mit Motion Plus einen absolut
künstlichen Effekt.
Evtl. bin ich zu alt für einen solchen Bildeindruck...hmpf.
Mit freundlichem Gruß
Matthias Klein
Es ist nicht nur Empfinden, sondern Fakt, das eine
Zwischenbildrechnung je nach Setting, Qualität der Algorythmen und
Implementierung das Bild mehr oder weniger künstlich
verfremdet.
Das ist auch keine Absicht, sondern resultiert in
Unzulänglichkeiten der für Frame
Interpolation/Zwischenbildrechnungen verwendeten Algorythmen.
Der Fernseher versteht nicht, was er da gerade anzeigt, darum kann
er nicht erkennen, was das für Objekte sind, die sich bewegen und
was der Hintergrund ist.
Folglich arbeiten diese Rechenverfahren immer mit
Kontrastunterschieden, an denen solche Objektkanten vermutet
werden.
Aber je nach Beleuchtung oder Bewegungsphase werden dabei mal ein
paar Pixel dem stehenden Hintergrund, und dann wieder dem bewegten
Objekt zugeordnet.
Entsprechend ist die Silhouette von bewegten Objekten nie so ganz
scharf, es entsteht eine Art Aura um die Objekte.
Das hebt die Objekte etwas vom Hintergrund ab, sie erscheinen etwas
dreidimensional.
Je nach Qualität und Settings dieser Verfahren sieht das noch
halbwegs gut aus, meistens ist es aber so ausgeprägt, dass der
Hintergrund sehr statisch und nur die Objekte so richtig dynamisch
aussehen.
Das sieht dann aus wie bei einer Studioaufnahme im Fernsehen, wo
Schauspieler vor stehenden Kulissen agieren, deshalb wird dieser
Effekt auch Soap-Opera-Effekt genannt.
Ist also eher ein unerwünschter Nebeneffekt, eine künstliche
Verfremdung aktueller Zwischenbildrechnungen, die man im Bezug auf
eine bessere Bewegungsschärfe bei Hold Type Displays, wie LCD
nunmal benötigt.
Man kann zwar die Zwischenbildrechnung deaktivieren, oder die
Einstellung auf "Low" stellen, um den Verfremdungseffekt gering
ausfallen zu lassen, darunter leidet dann aber wieder die
Bewegungsschärfe und die Motion Resolution bei LCD.
LCD's arbeiten nicht mehr, wie CRT/Röhre oder Plasma mit
Dunkelphasen, bis auf sehr wenige Ausnahmen mit speziellen
Backlight Techniken.
Das Bild wird bei einem LCD gehalten, bis das nächste Bild
aufgebaut wird, es folgt also Bild auf Bild, Bild wird gehalten,
neues Bild, Bild wird gehalten, neues Bild, u.s.w..
Das bereitet unseren Augen aber bei schnellen Positionswechseln,
bei schnellen Bewegungen Probleme, die Bildinformation von Bild A
ist noch auf unserer Netzhaut, wenn Bild B kommt.
Das führt dann zu wahrnehmungsbedingten Blur Effekten, zu
Bewegungsunschärfen, bei grossen Diagonalen ausgeprägter, als bei
sehr kleinen.
Das bekämpft man dann bei LCD, je nach Qualität und Settings der
Zwischenbildechnung recht erfolgreich mit einer
Zwischenbildrechnung, mit Frameeinschub, die den Augen wieder mehr
Informationen über die Positionswechsel, die Bewegungsrichtung auf
dem Bildschirm gibt, allerdings um den Preis des erwähnten
unerwünschten Soap-Opera-Effekt.
Bei Plasma, Röhre und auch OLED ist man im Bezug auf
Bewegungsschärfe nicht auf eine Zwischenbildrechnung angewiesen, da
alle drei Technolgien mit Dunkelphasen nach jedem Bild/Frame
arbeiten.
Es gibt also keine Irritationen für unsere Augen bei schnellen
Bewegungen, da die Bildinformation des vorherigen Frames durch die
Dunkelphase gelöscht wird, bevor das nächste Bild aufgebaut
wird.
Der zweite unerwünschte Nebenffekt einer Zwischenbildrechnung ist
da subtiler und tritt primär bei 24p Zuspielung auf.
Bei 24p ist es so, das die zeitliche Auflösung der Aufnahme, eben
24fps, nicht in allen Szenen für einen komplett flüssigen
Bildeindruck ausreicht.
Bei schnellen vertikalen Schwenks sieht man dann gelegentlich
Judder, durch die Aufnahmetechnik bedingte kleine Ruckler, auch
nativer Judder genannt.
Das ist der zweite Aspekt einer Zwischenbildrechnung, die Dejudder
Funktion, das Erreichen eines flüssigeren Bewegungsablaufes durch
künstlichen Frameeinschub.
Man errechnet künstlich neue Frames und erhöht somit die zeitliche
Auflösung, was den nativen Judder grösstenteils eliminiert.
Die Objekte wirken dann aber oft viel gleichmäßiger und glatter,
als man das vom Kino mit seinen 24 Bildern pro Sekunde gewohnt
ist.
Der Film sieht nicht mehr so aus, wie man es gewohnt ist vom Kino,
sondern wirkt eher wie eine Videoaufnahme, deshalb nennt man diesen
Effekt auch Video Look.
Diese Effekte sind eigentlich unerwünscht, kommen aber unweigerlich
durch die heutigen Berechnungsverfahren zustande.
Der Video Look betrifft sowohl LCD, als auch Plasma, wenn man bei
24p mit Zwischenbildrechnungen arbeitet, Ausprägung ist auch immer
abhängig von der Qualität einer Zwischenbildrechnung und vorallem
von den Settings.
Mit Einstellungen auf Low ist es weniger ausgeprägt, auf Max sehr
viel stärker.
Der Soap Effekt betrifft dagegen eigentlich nur LCD, da man bei
einem Plasma auch ohne Zwischenbildrechnung eine sehr hohe
Bewegungsschärfe und Motion Resolution erreicht.
Über Zweiteres (Video Look) kann man sicherlich streiten, das ist
dann letztendlich Geschmackssache und eine Frage der Prioritäten,
mir persönlich reicht eine sehr saubere 24p Verarbeitung, so das es
keine Ruckler durch die reine interne Verarbeitung gibt, mit
gelegentlichem nativen, durch die Aufnahmeechnik bedingten Judder
kann ich mich eher anfreunden, als mit einem über den kompletten
Film veränderten Look.
Andere haben es aber lieber sehr smooth und nehmen dafür
Veränderungen in dem Look eines 24p Films in Kauf.
Ersteres, der Soap Effekt, ist in meinen Augen aber eine
Geschmacksverirrung und wird fälschlicherweise mit echter
Tiefenwirkung, Plastizität verwechselt, lässt das Bild sehr
künstlich aussehen, da es sich letztendlich um Unzulänglichkeiten
aktueller Berechnungsverfahren handelt, wie weiter oben schon
erklärt.
Einen natürlichen dreidimesionalen Effekt, eine echte Tiefenwirkung
erreicht man nur durch massiven nativen Kontrast und einen sehr
tiefen Schwarzwert.