Hab's in den letzten Wochen durchgespielt und bin eigentlich ganz
zufrieden. Man muss sicherlich einige Macken akzeptieren, was aber
auch etwas Charme hat. Die Zeiten des auf Hochglanz polierten
Powerhouses sind wohl endgültig vorbei. Man merkt dem Spiel den
langwierigen und schwierigen Produktionsweg deutlich an. Viele
Elemente wollen nicht zum Rest passen und wirken gar drangepappt.
Als wenn sie aus einem früheren Entwicklungsstadium stammen,
welches man aber verworfen hatte, aber man die reingesteckte Arbeit
doch nicht komplett wegwerfen wollte.
Es lebt hauptsächlich von seiner großen Spielwelt, wo man wieder
nicht weiß was man als nächstes machen soll (und man immer zuerst
die Hauptquest hintenanstellt). Die Qualität der Nebenquests ist
dabei nicht wirklich hoch, dank einer Vielzahl an unterschiedlichen
Aufgaben fällt das nicht sonderlich ins Gewicht. Dungeons säubern,
Jagdaufträge erledigen, Waffen sammeln und upgraden, Hobbies
nachgehen, das Auto tunen, Botengänge erledigen... das hält schon
ganz ordentlich bei Laune. Seit dem Patch kann man sich auch mit
dem Auto komplett frei in der Spielwelt bewegen, was dem
Freiheitsgefühl sehr zuträglich ist (habe das Spiel vor dem Release
des Patches begonnen).
Beim Kampfsystem bin ich eher zwiegespalten: Es geht zwar ganz gut
von der Hand und sieht auch optisch spektakulär aus, aber so
richtig Geschick ist nicht von Nöten, da man mehr auf Waffenauswahl
und Positioning Acht geben muss. Dadurch ist es nicht mehr
sonderlich fordernd noch taktisch, sodass man schon den Vorwurf der
Casualisierung anbringen kann. Mich persönlich störte dabei am
meisten, wie schlecht Magie eingebunden ist. Als wenn sie erst am
Ende gemerkt hätten, dass Elementzauber auch in ein
Final
Fantasy gehört und man diesen Aspekt erst nachträglich ins
Spiel integriert hätte. Das Magie jetzt eine Ressource ist, die man
in der Spielwelt einsammeln muss kann ich vielleicht noch
verschmerzen. Dass aber die Anwendung immer an den Umweg über das
Menü gekoppelt ist, halte ich für einen groben Spieldesign-Fehler.
Mit der Einfuhr eines Echtzeit-Kampfsystems wollen sie ein
schnelles und dynamisches Spielgefühl erzeugen, was aber durch das
ständige Herstellen & Ausrüsten eines entsprechenden Zaubers
wieder ausgebremst wird. Oftmals rennt man in einen Encounter,
scannt den Gegner auf Schwächen (warum wird das für jeden Gegnertyp
nicht gespeichert und muss jedes mal neu geschehen?), ruft dann das
Menü auf um den entsprechen Zauber für sich und seinen Magier
auszurüsten. Das fühlte sich einfach nicht richtig an. Da
entschädigen auch gewisse Freiheiten bei der Herstellung und
Kombinierbarkeit von Elementen und Zusatznutzen nicht
ausreichend.
Wenn man kein grundsätzliches Problem mit J-RPGs hat, dann ist die
Geschichte auch ganz okay. Dabei ist nicht mal die Handlung das
Positive, sondern das Gruppengefühl. Zwar wiederholen sich die
Gesprächsfetzen sehr schnell, aber einem wachsen die Partymember
schon irgendwann ans Herz. Die eigentliche Handlung überzeugt da
weniger: Es ist das bekannte Sammelsurium von Mythen und Göttern,
was mittlerweile nur noch ausgelutscht ist. Man muss halt wirklich
Fan dieser Themen sein, damit einen das noch bei Laune hält.
Dazukommt natürlich der bekannte Schmalz & Kitsch, den so ein
J-RPG mit sich bringt. Auf jeden Fall sollte man nicht auf die
deutsche Synchro zurückgreifen. Ich hab gelegentlich zwischen
deutsch und englisch geswitched und mir fiel auf, dass besonders
der Wortwitz im deutschen nahezu komplett verloren ging und meist
durch irgendwas Belangloses ersetzt wurde. Die haben wohl bei der
Übersetzung den Text nur grob überflogen um den Inhalt zumindest
sinngemäß zu erhalten (ich kann mir durchaus vorstellen, dass die
dt. Synchro wieder nur auf Grundlage der englischen angefertigt
wurde). Das Niveau der englischen Sprecher war auch einen Tick
besser, wenn man aber auch hier nicht von gut sprechen kann.
Dann gibt es auch Spielemente, die nicht so geglückt sind. Zum
Einen passen die Stealthpassagen nicht so richtig rein und machen
auch keinen Spaß. Ich hab mich dabei ertapp, dass ich eher darauf
geschissen hab und gleich die Konfrontation gesucht habe. Das
berühmt-berüchtigte Kapitel 13 wurde mittlerweile per Patch
entschäft, sodass man den Part deutlich angenehmer spielen kann.
Die Struktur des Spiels wirkt auch etwas unausgegoren. War das
Problem bei Teil XIII noch, dass sich die Spielwelt erst sehr spät
öffnet, ist es hier genau umgekehrt. Aber einem gewissen
Fortschritt in der Story wird das Leveldesign in schlauchigere Wege
gelenkt, vermutlich um der Story mehr Fokus zu geben. Man kann zwar
an jedem Speicherpunkt wieder zurück in die offene Spielwelt, aber
reißt einen dieses Hin & Her auch komplett raus. Ab einem
gewissen Zeitpunkt senkt sich der Spielspaß jedenfalls, das
Durchschnetzeln durch enge Korridore und die mittelmäßige Story
können nur bedingt bei Laune halten. Ich war jedenfalls froh, dass
es auch nicht länger ging. Epische Momente sind auch nur sehr
spärlich gesät. Hauptsächlich treten sie beim Beschwören der
Astrals auf. Das Problem an diesen ist, dass das Spiel diktiert,
wann man diese einsetzen darf. Dafür müssen ein paar Parameter
erfüllt werden, wie z.B. eine bestimmte Position auf Karte,
niedrige HP oder eine bestimmte Dauer eines Gefechts. Dadurch wird
dem Spiel noch ein weiteres bekanntes Spielelement entnommen,
welches man eher zufällig einsetzen kann. Die Idee mit den Hobbies
ist ganz nett, wenn auch das Angeln nicht sonderlich gut
implentiert wurde. Da war mir die Belohnung nicht ausreichend genug
um da viel Zeit zu investieren. Die Idee mit dem Fotografen ist
hingegen super, sodass man am Ende des Spiel nochmal viele
ausgewählte Momente Revue passieren kann.
Das Design der Figuren, Monster und der Spielwelt ist natürlich
immer Geschmacksache, aber muss man schon die Detailverliebtheit
anerkennen. Es gibt keinen Charakter, der einen normalen
Haarschnitt oder Outfit trägt, da ist jeder Hosenträger und jede
Rüsche komplett durchdesignt. Das bedeutet zwar den typischen
Japano-Zuckerguss, ist aber auch nicht inkonsistent. Ich mochte
zumindest das Kombinieren von uns bekannter Elementen (die Autos
sind realen Modellen nachemfunden) und Sci-Fi Technologie
(Raumschiffe, Waffen usw.).
Unterm Strich ist FFXV immer noch ein gutes Spiel, was aber unter
der Erwartungshaltung leidet, die der Name mit sich bringt. An die
Glanzzeiten von Teil VII oder X reicht es natürlich nicht heran,
weil sowohl Story als auch einige Spielinhalte wie mühselig
zusammengeklöppelt wirken. An andere Stelle muss man aber auch
sagen, dass Square-Enix auch sehr produktiv in den Jahren waren.
Die Spielwelt ist riesig, ist gibt viel zu entdecken und selbst
unspektakuläre Elemente wie Zelten & Kochen sind mit Liebe zum
Detail umgesetzt wurden.
(7/10)