DC hat es auf vielen Ebenen schwerer als Marvel.
- Marvel war zuerst und hat, wie ihr ja schon sagtet, das Genre
quasi geprägt. Durch die Wiederholung vieler Elemente ist eine
Blaupause entstanden, welche die Erwartungen an eine
Comicverfilmung geformt hat.
- Marvels Zielgruppe ist eindeutig die Masse. So sind Marvelfilme,
einfach gesagt, Fantasy-Blockbuster, wie es sie schon seit Jahren
gibt. Locker leichte Unterhaltung, ohne zu großen Anspruch, wobei
nach der Gewöhnungsphase hier die Schraube langsam etwas angezogen
wird. So spricht man den Gelegenheitskinogänger an, der sich
einfach mal leicht von einem Feelgood-Movie unterhalten lassen
möchte. So spricht man Kinder an, denen man familientaugliche
Helden näherbringt. So spricht man aber auch die Comic-Nerds an,
die "ihre" Helden endlich mal auf der großen Leinwand sehen und das
mainstreamige eben mehr oder weniger dafür in kauf nehmen.
- Marvel hat bis auf wenige Ausnahmen die unbekannteren Helden.
Wer, außer die Experten, kannte vorher schon Iron-Man, Black Widow,
Hawkeye, Ant-Man, die Guardians of the Galaxy, etc. Außer Hulk, den
Cap und vielleicht noch Thor waren fast alle Helden unbekannt und
so konnte man, nachdem man erste Erfolge eingefahren hatte, ohne
irgendwelche Erwartungen der Kinogänger zu fürchten loslegen.
Selbst Thor und den Cap kannten viele fast nur dem Namen
nach.
- Marvel hat die stringenteren Helden, soweit ich das als
Nichtkenner der Comics sagen kann. Wenn Marvel-Helden sich
verändern, dann sind es meist nicht die selben Personen, die im
Anzug stecken. Also tritt man auch selten den Comic-Fans auf die
Füße, weil die Trefferquote einer Inkarnation sehr groß ist.
Wie ist das bei DC?
- DC will sich abheben und schließt in Ton und Atmosphäre etwas
mehr an die erfolgreichen Nolan-Filme an. Leider spielen sie jedoch
in einem anderen Universum und so profitieren sie nicht vom
Nolan-Bonus. Sie werden daher immer mit dem etablierten,
allgegenwärtigen Marvel-Franchise verglichen und kommen daher
ungewohnt, sperrig und anders rüber. Man sollte meinen, dass die
Kritiker das als positiv empfinden würden, aber anscheinend trifft
eher das Gegenteil zu. Vielleicht liegt es daran, dass DC versucht
den Rückstand auf Marvel aufzuholen, indem man die Filme gleich
nicht nur durch allgemeine Andeutungen und Mid- bzw.
Endcredit-Szenen verzahnt, sondern im Film selber, wie bei einer
Binge-watching-Serie. So sind die Filme zwar auch in sich
abgeschlossen, aber bilden sichtbar nur eine Episode, weil jede
Menge Dinge, Szenen und offensichtliche Andeutungen bewusst nicht
aufgelöst werden. Das sollte zwar zur Diskussion und zu
Spekulationen anregen, was ich persönlich sehr mag, aber auf viele
scheint es eher verstörend, unausgegoren und zerstückelt zu
wirken.
- Die DC-Filme sind nicht wirklich massentauglich. Es ist zwar
alles drin was zu einem Blockbuster gehört und eigentlich sind es
ja auch Blockbuster, aber durch den düsteren Ton und die
Erzählweise, die zwingend ein aktives Mitdenken voraussetzt, sind
die Filme nicht so leicht verdaulich. Man kann eben nicht mal eben
in den Film gehen um hinterher heiter und beschwingt rauszukommen.
Die Schauwerte für den Mainstream sind da, aber man wird gefordert,
man muss aufpassen. Die Dialoge und optische Details sind für das
Verstehen der Story und der Motivationen extrem wichtig. Da fallen
schon mal jede Menge der Mainstreamzuschauer durchs Raster. Daneben
sind die Filme eben auch düster und brachialer, was Kinder nicht so
sehr anspricht, was wieder an der Zielgruppe nagt.
- DC hat zwar die bekannteren Helden, aber dieser Vorteil ist auch
ein großer Nachteil. Jeder, egal ob Comic-Nerd oder nicht, meint
die Helden zu kennen, genau zu wissen wie sie sind und zu sein
haben. Das baut automatisch gewisse Erwartungen auf, denn ein
festes Bild dieser Helden hat sich bereits sehr stark eingebrannt.
Jetzt kann aber kein Film die millionen unterschiedlichen
Erwartungen der Leute treffen. Dem gegenüber sind die Kinogänger
aber oft auch nicht so offen, einen Film einfach so wie er ist auf
sich wirken zu lassen. Dafür sind die Vorstellungen in den Köpfen
halt zu groß und zu geprägt. Das ist der Nachteil, wenn jeder die
Personen kennt, oder glaubt zu kennen.
- Die DC-Helden haben sich je nach Phase im Laufe der Jahrzehnte
extrem verändert, wurden an den jeweiligen Zeitgeist angepasst.
Leute, welche die Comics noch von früher kennen, werden also einen
ganz anderen Helden erwarten wie Leute, welche die jetzigen Serien
kennen. Selbst Kenner mögen ihre Helden in gewissen Phasen nicht,
bevorzugen "ihre" Inkarnation des Helden, obwohl es immer die selbe
Person ist. Da sich DC auf die dunkleren Geschichten und
Charakterphasen ihrer Helden festgelegt hat, sind insbesondere bei
der Darstellung von Superman viele einfach raus, obwohl gerade sie
als Comic-Fans von den DC-Filmen besonders angesprochen werden
sollen. Schließlich landen wohl viele Einstellungen in den Filmen,
die 1:1 aus dem betreffenden Comics übernommen werden, von den
vielen vielen Easter-Eggs ganz zu schweigen. Selbst bei Batman wird
hier ja schon fast schon "gestritten", ob die Darstellung den
Comics entspricht und wenn ja welcher Phase.
- Das führt jetzt zu einem weiteren Punkt, mit dem Marvel zwar
auch, aber nicht so sehr zu kämpfen hat: Die Filme werden zu sehr
mit den augenscheinlich zugrundeliegenden Vorlagen verglichen. Das
ist das selbe Problem wie bei Buchverfilmungen, wenn auch nicht
ganz so krass.
DC hat sich eben entschlossen nach den Nolan-Batman-Filmen erst mal
Superman in die Kinos zu bringen, mit einem wie ich finde genial
realistischen, grüblerisch-düsteren Ansatz. Endlich mal ein
Superman, der nicht einfach nur der edle Strahlemann ist, den man
so zu kennen glaubt. Das war filmtechnisch ein super Ansatz, weil
man so eine Charkterentwicklung über eine Anzahl Filme hin zu dem
Charakter, wie man ihn kennt und liebt machen kann. Leider ging das
in die Hose, weil anscheinend insbesondere die Kritiker, aber auch
viele andere Zuschauer, das nicht verstanden haben. Das war so
einfach nicht "ihr" Superman und damit war das Urteil gefallen.
Dazu kam noch, dass in Zeiten von Terror und Zerstörung ein "edler"
Superman, durch den, wenn auch indirekt, viele Menschen bei der
Zerstörung einer Großstadt sterben, für viele nicht in den
politsich korrekten Zeitgeist passt. Auch hier hat man nicht
bedacht, dass gerade diese Tatsache als Verknüpfung für den nächten
Teil der DCEU-Filme gedacht war und genau das thematisieren sollte.
MoS war der erste Teil einer Kinofilm-Serie. In sich abgeschlossen,
aber doch direkt verknüpft, was ich genial finde und besser als die
anfangs losen Verknüpfungen von Marvel, aber es bietet eben leider
auch große Angriffsflächen für Kritiker.
Dumm, dass sich die Kritiker jetzt anscheinend auf DC eingeschossen
haben und sich die negative Meinung bei vielen im Kopf verfestigt
hat. Man verknüpft jetzt erst mal DC mit negativen Dingen, was die
Mundpropaganda beeinflusst und es einfach auch "In" macht auf DC
draufzuhauen. Ich hoffe DC kommt aus dieser Situation recht schnell
raus und zwar ohne ihr imho wirklich sehr gutes Konzept zu sehr zu
verändern. Ich schau mir sehr gerne auch leichtere Kost wie bei
Marvel an, die DC-Fiolme gefallen mir aber bisher besser, weil sie
mich einfach mehr fordern, auch zu Diskussionen mit anderen
Filmfans anregen und so einen Mehrwert bieten.
Dann hat auch das Studio noch panisch reagiert, hat in laufende
Prozesse eingegriffen und sichtbar verändert und damit leider nur
noch mehr verschlimmbessert. Das war halt doof, weil sich ja schon
einige Filme in einem recht weit fortgeschrittenen Stadium in der
Produktion befanden. Das wird hoffentlich bei den kommenden Filmen,
die ja noch mehr oder weniger in der Planungsphase sind, besser
werden, einfach weil man es ihnen nicht mehr so ansehen wird. Da
wäre etwas mehr Vertrauen der Studiobosse in die Vision ihrer
Regisseure besser, weil uns das sicher den Ultimate Cut von BvS
schon in den Kinos gebracht hätte und Suicide Squad wäre vielleicht
auch ein etwas in sich stimmigerer Film, zumindest nach allem was
man hört. Ich werde ihn mir nächste Woche jedenfalls anschauen und
mit eine eigene Meinung bilden.
Ein neuer Superman-Solofilm (Puh, nochmal die Kurve bekommen), wäre
da mittelfristig ein guter Ansatz, weil Superman bis dahin von
seiner Charakterentwicklung eher dem Bild entsprechen wird, das
viele von Superman im Kopf haben.
Herzliche Grüße
Arieve
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