Zitat:
Zitat von Crunkey
Mich persönlich konnte der Film absolut nicht packen . Der
stringente rote Faden hat mir gefehlt und der Film wurde von Minute
zu Minute unglaubwürdiger und belangloser. Grandiose Schauspieler
und eine superbe Kameraarbeit machen leider noch keinen guten Film,
wie Sicario für mich bewiesen hat . Eine der größten Enttäuschungen
in diesem Jahr, bei der ich mich durch die letzten 30 Minuten
durchquälen musste . Der Film hat 2-3 intensive und innovative
Szenen , die für mich den Schnitt auf immerhin knapp unter
Durchschnitt angehoben haben .
4/10
Jetzt bin ich überrascht. Für mich heute schon einer DER Thriller
2016, zum Einen durch die wieder überragende Regie- und
Kameraarbeit unter der brillianten, künstlerischen Führung von
Denis Villeneuve, zum Anderen weil das Thema "Drogenkartelle" - was
wirklich SEHR ausgelutscht ist inzwischen - hier auf eine neue
Weise aufgearbeitet wird insofern, als dass man bis kurz vor Ende
nicht weiß, worauf der Film eigentlich hinarbeitet und wer
eigentlich "Gut" und wer "Böse" ist. Sicherlich ist das letzte
Drittel des Films mit der Tendenz zum Klischee behaftet, aber unter
dem Strich hat Villeneuve trotzdem die Konsequenz und Stringenz
seiner
Erzählung beibehalten, unter Beibehaltung
des Fokus "massentauglicher Umsatzbringer". Ein Drahtseilakt, der
nur sehr wenigen gelingt.
Da ich völlig unvorbereitet an den Film herangegangen bin, war ich
umso überraschter, wie mit geradezu chirurgischer Präzision die
Protagonistin - Emily Blunt in für mein Empfinden ihrer besten
Rolle - von innen heraus seziert wird. Das mag vielleicht ein
Kritikpunkt sein, dass man diesbezüglich ihren Charakter mit seiner
innerlich fortschreitenden Zerrissenheit noch etwas tiefgehender
hätte betrachten können. Aber unter dem Strich gibt es so viele
hochgradig interessante
Charaktere in dem Film,
dass ich Villeneuve als Zuschauer das Zugeständnis machen muss:
mehr war nicht drin. Denn auch den "einsamen Wolf" del Toro fand
ich großartig, ebenso Josh Bolins abgewichsten Charakter, aber auch
den mexikanischen Polizisten Silvio und dessen Sohn, deren
Geschichte herzberührend sind.
Von der
inszenatorischen Seite haben mich
wiederholt die Totalen auf die Landschaften der US-mexikanischen
Borderlands fasziniert, natürlich die finale Schlacht mit ihren
IR-simulierenden, egoperspektivischen Aufnahmen sowie die relativ
zu Beginn durchgeführte Überführung eines Gefangenen, deren Pacing
fast ins Virtuose gehen; das alles untermalt vom zwar subtilen,
dafür aber umso kraftvolleren
OST vom Komponisten
mit dem denkwürdigen Namen Jóhann Jóhannsson.
Man merkt, denke ich, dass mich die Erstsichtung regelrecht
umgepustet hat. Ich bin umso gespannter, ob all diese sehr
positiven Eindrücke einer Zweitsichtung standhalten wird, dann im
O-Ton. Bis dahin gibts von mir erst mal
09/10
Punkten. :thumb:
Als wir das Feuer
erfunden haben, haben die Menschen damit auch eine Weile Mist
gebaut. Aber irgendwann haben wir den Feuerlöscher erfunden
(Stephen Hawking 2015)
„Erst kommt der Ruin
der Staatshaushalte durch die Politik, dann kommen die
Erfüllungsgehilfen in den Zentralbanken, und am Ende steht das
Ende der bürgerlichen Freiheiten.“
(Roland Tichy, Vorsitzender der
Ludwig-Erhard-Stiftung)