So gestern wie geplant ebenfalls im Kino gewesen. Schade das der
Film hier im Kino relativ wenig Beachtung findet, aber ich denke
aktuell ist Deutschland für amerikanisches Heldenkino aufgrund der
politischen Lage schwer zu begeistern.
Wer Kriegsfilme mit realistischen Anstrich und WW2 Setting mag, für
den ist dieser Film hier nach dem Eastwood Doppel vor 10 Jahren
endlich mal wieder ein richtig lohnenswerter Film.
Mel Gibson als Regisseur zu verplfichten war ein genialer
Schachzug, denn seine bluthaltigen Inszenierungen machen die Szenen
auf dem Schlachtfeld zu einem wahren Rausch und wohl auch zum
härtesten in punkto Gewaltdarstellung in Gefechten seit der Landung
in der Normandie in Saving Private Ryan. Allerdings wirkt die
Gewalt trotz all der Härte von zerfetzten Menschen nie aufgesetzt,
sondern immer bemüht einfach nur darzustellen wie schonungslos ein
Krieg verläuft. Akustisch und visuell fühlt man sich mittendrin im
Geschehen und ich habe lange keinen Kriegsfilm mehr gesehen, wo ich
in den Kämpfen so mitfiebern konnte.
Wer jetzt aber ein reines Schlachtfest erwartet wird eventuell
trotzdem enttäuscht sein, denn Hacksaw Ridge erzählt eine
Geschichte. Eine Geschichte die so unglaublich klingt, das man
denkt hier geht die Fantasie mit Hollywood durch. Desmond Doss, der
den Dienst an der Waffe verweigert, will trotzdem seinem Land
dienen und tritt der Army bei. Dort wird er während der Ausbildung
schikaniert und fast vors Kriegsgericht gestellt. Im
Pazifikkonflikt mit Japan vor Okinawa wird er dann für seine
Kameraden zum Helden und das ohne einen einzigen Schuss abzufeuern.
Zwar ist der Film kein lupenreiner Antikriegsfilm, da der Krieg
selber nicht kritisch hinterfragt wird, aber die Titelfigur ist
schon etwas Besonderes und hebt den Film vom Rest ab. Etwas Pathos
gibt es natürlich trotzdem, was ich aber nicht schlimm finde. Ob
jedes Event so 1:1 stattgefunden hat (Handgranate wegkicken) wage
ich auch zu bezweifeln, aber zu Legenden (im Sinne von
kriegshelden) gehört ja immer auch, das Sie etwas größer erscheinen
als Sie wirklich waren. Das schmälert die Leistung von Desmond Doss
kein Bisschen.
Was mich am meisten überrascht hat ist Andrew Garfield. Ich konnte
diesen schlacksigen Typen eigentlich nie leiden,allerdings passt er
perfekt auf die Figur Doss und macht seine Sache darstellerisch
wirklich überzeugend.
Auch Vince Vaughn, den ich in Komödien eigentlich nie sonderlich
mag, macht als Drill Sergeant eine durchaus gute Figur. Hugo
Weaving überzeugt wie immer.
Mel Gibson zeigt einmal mehr, das er sein Handwerk versteht und
durch intensive Bilder nach wie vor begeistern kann. Bin auf sein
nächstes Regieprojekt und vor allem wie sich Nolan DUNKIRK im
direkten Vergleich schlagen wird, die Latte liegt jedenfall
schonmal sehr hoch.
9/10