Japanische Liebespositionen
Story 3
Bild 6
Ton 7
Extras 0
Gesamt 4
Auf der Blu-ray Japanische Liebespositionen verspricht der Vertrieb
Tiberius Film, in rund 65 Minuten Spielzeit die Geheimnisse der
Geishas zu enthüllen. “Mit Humor, Lebensfreude, Sinnlichkeit” soll
der Zuschauer die Welt der Liebe entdecken. Die Altersfreigabe “Ab
16 Jahren” deutet aber schon an, dass es nicht allzu deftig zur
Sache geht. Wir sind gespannt, ob so manch westliche Menschen ihr
Liebesleben vielleicht mithilfe dieser Blu-ray aufpeppen
könnten.
Story
Japanische Liebespositionen will das Liebesleben westlicher Frauen
und Männer mit östlichen Geheimnissen der Liebeskunst auf Trab
bringen. Dazu beruft man sich auf die „Geheimnisse“ der Geishas und
deren Techniken zur optimalen Befriedigung ihrer Kunden. Davon
sollen beide Geschlechter etwas haben. Es hätte viele Wege gegeben,
auch mit einer Altersfreigabe „Ab 16 Jahren“, eine erotische
Blu-ray für Paare und Singles zu veröffentlichen, die sich
Anregungen für ein erfüllteres Liebesleben holen möchten. Gerade
Japan bietet ausreichend idyllische Schauplätze, die für verträumte
Szenen und eine romantische Stimmung hätten sorgen können.
Kombiniert mit einer neutralen, vielleicht leicht verspielten
Erzählweise, könnte man sich eine Mischung aus Dokumentation und
Unterhaltung vorstellen, die beim Genuss im Schlafzimmer praktische
Anregungen liefert, für die sich niemand schämen muss. Leider ist
Japanische Liebespositionen von einer zugleich stilvollen wie
informativen Produktion weit entfernt. Die Gründe dafür sind
vielfältig.
Die Misere fängt schon damit an, dass bereits die einzigen beiden
Darsteller optisch weniger ansehnlich sind, als in manchem
Amateur-Porno. Eine unglückliche Kameraführung, die aus
unerfindlichen Gründen gern mal den Fokus auf Besenreißer an einem
Männer-Po legt, tut ihr Übriges, um Ästhetik zu einem Fremdwort
werden zu lassen. Nun, dass bei der vorliegenden Altersfreigabe
kein tatsächlicher Sex stattfinden würde, war klar. Das muss kein
Hindernis sein, wenn man die Liebespositionen in aller Ruhe und mit
etwas romantischer Anleitung durchgeführt hätte. Stattdessen hört
man wildes, künstliches Gestöhne der gezeigten Dame und sieht einen
gelangweilten Mann, wie er beim Trockensex konfus umher rammelt.
Als Ergebnis dürfte gerade bei Paaren beim gemeinsamen Ansehen im
Bett eher unfreiwilliges Gelächter als knisternde Erotik das
Ergebnis sein. Als Schauplatz dienen schlecht ausgeleuchtete
Zimmer, in denen einzelne Stellungen vorgeführt werden. Dazu gibt
ein Erzähler jeweils eine trockene Erklärung ab, die in der Regel
wenig informativ bleibt. Zudem kratzt man sich bei den gezeigten
Stellungen am Kopf – denn so geheimnisvoll, wie der Erzähler
weismachen will, sind gängige Positionen wie „A Tergo“ oder die
„Missionarsstellung“ gewiss nicht.
Was bleibt, ist eine krude Mischung aus künstlichem Gestöhne und
Gezappel, trockenen Erläuterungen und größtenteils altbekannten
Stellungen, die weder spezifisch asiatisch noch besonders
inspirierend wirken.
Bildqualität
Rasch erkennt man, dass beim Filmen der Sex-Szenen zu den einzelnen
Stellungen wohl vor allem unter Zeitdruck gearbeitet wurde: Die
Ausleuchtung ist sehr ungleichmäßig und die Kontraste recht
übersteigert. Zugleich ist ein starker Gelbstich erkennbar und in
Nahaufnahmen mehrt sich teilweise digitales Rauschen. Einblendungen
von Gemälden oder Aufnahmen mit natürlichem Tageslicht versprühen
aber solides HD-Feeling, wie es typisch für Produktionen mit
günstigen, digitalen Kameras ist. Insgesamt sieht das Bild sehr
nach einer günstig produzierten Dokumentation aus und bewegt sich
mit durchschnittlichem Detailgrad und ordentlicher Schärfe im
soliden Mittelfeld.
Tonqualität
Man kann sich über den Unterhaltungswert des verkrampften Gestöhnes
oder der trockenen Erzähler streiten – die technische Qualität ist
völlig in Ordnung. Sowohl japanische als auch deutsche Tonspur
liegt verlustfrei in Stereo vor. Im Zentrum stehen jeweils die
Erzählstimmen. Weitere Dialoge fehlen im Grunde, sieht man vom
pseudo-erregten Geraune der Protagonisten ab. Weitere
Umgebungsgeräusche sind meist nicht auszumachen, im schnörkellosen
Mix aber auch nicht gewünscht. Auf Musik verzichtet man bis auf
wenige Einspieler, etwa zu den Bezeichnungen der Stellungen.
Ausstattung
Leider fehlt Extramaterial auf dieser Blu-ray völlig.
Fazit
Was das Bild betrifft, zeigt sich Japanische Liebespositionen als
solide Doku in HD, die ganz offensichtlich mit wenig Zeit und Geld
produziert wurde. Auch die deutsche Tonspur ist sehr ordentlich und
stellt die recht nüchternen Erzähler ins Zentrum. Dieses
schnörkellose Vorgehen ist absolut angemessen, da man größtenteils
auf Musik verzichtet und es im Hintergrund nur eher unfreiwillig
komisches Fake-Stöhnen der Darsteller zu hören gibt. Bonusmaterial
fehlt auf dieser Blu-ray völlig, so dass wirklich nur der Hauptfilm
mit 65 Minuten Spielzeit verbleibt. Romantisches Liebesspiel unter
Kirschblüten-Bäumen, im Hintergrund ein künstlicher Wasserfall,
dazu umringen Lotusblumen ein Paar, das zwischendurch mit
authentischer Zuneigung zueinander seine Vorlieben und Stellungen
erklärt. Es gäbe viele Wege, eine Dokumentation über Japanische
Liebespositionen sowohl informativ als auch anregend zu gestalten.
Stattdessen hat man zwei Darsteller mittleren Alters in ein
schlecht ausgeleuchtetes Zimmer verfrachtet, die Frau zum lauten
Rumstöhnen animiert und dem Mann wildes Rumgerammel nahe gelegt.
Bei dieser Billig-Produktion spielen sowohl Erotik-Faktor als auch
Informationsgehalt leider fast permanent auf äußerst niedrigem
Niveau. Für einen eher witzigen Abend hat diese Blu-ray zwar
einiges an unfreiwilligem Comedy-Faktor zu bieten, ernsthafte
Inspirationen oder zumindest stilvolle Inszenierung sieht aber
völlig anders aus. (anw)