Da werde ich jetzt auch mal meine paar Groschen dazugeben. Ich
versuche mich eigentlich so gut wie möglich aus den Flamewars
rauszuhalten, weil mich das dann auch persönlich anfrisst und ich
im Real Life davon schlechte Laune kriege. Grundsätzlich ist der
hier beschriebene Verhalten eher typisch für das Medium als für den
Inhalt. Ob wir nun über Filme, Klodeckel oder
Pandabärenpflegemittel diskutieren, das Muster ist immer das
gleiche. Wurde hier schon hinreichend beschrieben. Nachdem ich ganz
persönlich Sucker Punch für eine der größten Verschwendungen meiner
Lebenszeit hielt, bin ich noch ein bisschen in die Kunstdiskussion
eingestiegen, nachdem das ganze sich aber auf dem Vorwurf
eingepegelt hätte, dass ich den Film einfach nicht verstanden
hatte, habe ich die Diskussion dann auch verlassen.
Ich denke, dass jeder Film erst einmal ein Gesamterlebnis
darstellt, das dem Zuschauer in variierender Intensität gefallen
oder missfallen kann. Dabei können so viele Elemente eine Rolle
spielen. Ich fand zum Beispiel Love & Other Drugs relativ
ermüdend, andererseits lief Anne Hathaway die ganze Zeit nackig
durchs Bild. Wie gut oder schlecht ist der Film nun? Der schon
erwähnte Contact hat mich auch total geflasht. Ich war innerhalb
von zwei Wochen drei mal im Kino! Mich hat dabei die Parallele vom
Glauben (Faith) zwischen Ellie und Palmer fasziniert. Das war für
mich die Essenz des Film, dass sie als Skeptikerin (Carl Sagan läßt
grüßen) am Ende auch ein Erlebnis hat, das andere nur glauben
können. Und dass es hier ausgerechnet Palmer ist, der (an sie)
glaubt. Trotzdem er hier noch als Schönling unterwegs ist, aus
meiner Sicht eine der besten Rollen von McConaughey.
Wenn man sich wie im Interstellar Thread schon die Köpfe
einschlägt, bevor der Film überhaupt läuft, weiß ich auch nicht
weiter. Selbst der beste Regisseur kann auch mal einen Abgrund
tiefen Flop liefern und wer weiß, vielleicht gelingt ja sogar Uwe
Boll mal ein Glücksgriff. Aber die Argumentation, Nolans Filme sind
alle genial (was ja noch ein ganz anderes Thema ist), also MUSS
Interstellar auch genial sein, ist doch nicht besonders
Zielführend. Man kann sich bestimmt darüber austauschen, wie
deutlich ein geschultes Auge CGI Effekte hat identifizieren können,
bzw. wie sehr sie auffielen. Gut, mit ein bißchen gesundem
Menschenverstand kann man sich ausmalen, dass in den Filmen
natürlich nicht ganze Städte in die Luft gejagt werden, es sich
also um Tricktechnik handeln muss (dazu empfehle ich die Making Ofs
von Independence Day), und das ist heute meist CGI. Aber auch wenn
ich das sehe, heißt das nicht, dass es mich notwendigerweise stört
oder deshalb den Film abwertet. Ich ganz persönlich sehe lieber
einen technisch mittelmäßigen Film mit guter Story und guten
Schauspielern als einen glattgebügelten Actionkracher, wo ich schon
auf dem Heimweg vergessen habe, wie die Hauptrolle eigentlich
hieß.
Wenn auch Soderberghs Solaris sehr langatmig war, so hat mich hier
doch die Gesamtstimmung des Films (wie ich finde eine der großen
Stärken von Soderbergh) und auch die Art der Kameraführung
fasziniert. Wenn Schauspieler wirklich Emotionen zeigen und
erzeugen können, so dass man sie Ihnen tatsächlich abnimmt und in
dem Moment vergisst, dass es "nur" ein Film ist, das kann auch aus
banalen Filmen für mich den Grund ausmachen, sie als BD ins Regal
zu stellen. Wenn ich mich also entscheide, den Film "gut" oder
"weniger gut" zu finden, dann hat das gar nichts damit zu tun, wie
andere ihn finden "müssen". Ich glaube nicht, dass es "must haves"
gibt. Ich bin z.B. ein großer Fan von 2001, aber ich glaube nicht,
dass er jedem gefällt oder gefallen muss, oder das "man" in sogar
auf jeden Fall gesehen haben muss. Filmerisch waren die Hitchcocks
Meilensteine ihrer Zeit. Wenn man sich heute Analysen zu z.B. North
by Northwest anguckt werden filmische Techniken besprochen, die es
heute in keinem der Blockbuster mehr gibt. Die meisten der Filme,
die bei uns am Stammtisch besprochen und getauscht werden, triefen
in Blut und Horror. So überhaupt nicht mein Genre. Das ist dann
also mein beschränkter Horizont.
Wenn es um Kunst geht können wir uns fragen, was wollte der
Künstler damit ausdrücken. Oder wir können uns fragen, wie das
Kunstwerk auf uns selbst wirkt. (Natürlich kann das Wissen um des
Künstlers Intention den Eindruck auf uns noch deutlich verändern.)
Beim Film kommt es mir persönlich darauf an, wie er auf mich
gewirkt hat. Und darüber kann man dann auch nicht wirklich
diskutieren. Wir können darüber sprechen, was mir gefiel und was
nicht. Aber ich muss niemanden überzeugen, meine Meinung
anzunehmen. Schon gar nicht über einen Film.
Und hier liegt die Crux: Das Bedürfnis so einiger immer der/die
tollste und beste zu sein und keine andere Meinung neben sich zu
dulden (wurde hier auch schon erörtert). Es gibt bestimmt genug
Themen, bei denen ich kompromisslos wäre, aber Filme? Sollen sie
doch haufenweise Splatter und Folterfilme drehen. Ich muss sie mir
ja nicht angucken. Und vor allem muss ich mich dann auch nicht in
Threads herumtreiben, wo andere diese Filme diskutieren. Klar kann
ich mich da hinstellen und behaupten, wie vermeintlich "krank" doch
alle sein müssen, die sowas gucken. Und mich dann freuen, dass ich
es denen mal so richtig gezeigt habe. Ganz toll. Wie hießen soch
diese niedlichen Riesen aus Skandinavien? Ach ja, Trolle....