Bin auch etwas enttäuscht gewesen. Sicherlich bietet das reduzierte
Szenario einen gewissen Reiz und er hatte auch tolle Ideen, daraus
spannende Momente zu kreieren. Dennoch hat man trotz geringer
Laufzeit von nicht mal 90 min. gewisse Längen gespürt, sodass sich
das Konzept für einen Langfilm nicht komplett trägt.
Dazu hat er mit dem Story Twist seinen bis dato besten Mehrwert
komplett aus dem Spiel genommen:
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Durch die Enthüllung, dass der Blinde in
Wirklichkeit ein Psychopath ist, wird wieder eine klares
Gut-gegen-Böse-Verhältnis geschaffen, sodass dem Zuschauer
vorgeschrieben wird, wem er mitfiebern soll. Es wäre spannend
gewesen, wenn man zum einen den Kids die Daumen drückt, aber auf
der anderen Seiten auch Mitleid mit dem Blinden hätte, weil er nur
das letzte Bisschen beschützt, was ihm geblieben ist. Da wurde
zwecks einer simplen Schwarz-Weiß-Moral wieder viel Potential auf
der Strecke gelassen.
Das rüttelt natürlich nichts an Stephen Langs toller Performance,
der hier endlich mal einen vernünftigen Antagonisten fernab
irgendwelcher Ticks und Verhaltensstörungen abgibt. Obwohl er durch
seine Stimme etwas gebrechlich wirkt, ist er dank seiner Physis ein
respekteinflössender Gegner, weshalb man als Zuschauer auch nie das
Gefühl hat, die Kids wären zu zweit in einem direkten Duell im
Vorteil.
Besonders positiv ist mir die Einführung des Szenarios aufgefallen:
Durch die anfänglichen langen Kamerafahrten durch die Flure im Haus
wird dem Zuschauer ein guter Überblick über die Architektur
gegeben, sodass wir selber ein Gefühl für Distanz, Raumstruktur und
Örtlichkeit bekommen. Das wird immer noch in zu wenig Filmen
beherzigt, sodass man als Zuschauer kein Gespür dafür hat, ob
hinter der nächsten Ecke bereits die ersehnte Freiheit liegt oder
die Hatz erst richtig knifflig wird.
Dennoch merkte man an, dass so manches Verhalten darauf
zurückzuführen war, die Spannung am Leben zu halten. Man fragte
sich schon öfters, ob es wirklich so schwierig ist, aus dem Haus zu
entkommen. So verraten sich die Opfer im entscheidenden Moment zu
oft durch ein Geräusch, um das Szenario künstlich am Leben zu
halten. Sicherlich wäre ansonsten der Spuk zu schell vorbei
gewesen, aber eventuell hätte sich da ein größeres und
verzweigteres Haus als besser geeignetes Szenario angeboten.
Die packende Inszenierung und die simple, aber tolle
Ausgangssituation heben ihn dennoch über den Genredurchschnitt:
Gerade durch die Soundkulisse ertappt man sich stellenweise selber,
wie man dem Atmen anhält. Aus Slashern ist man ja gewohnt, das der
Killer gegenüber seinen Opfern für gewöhnlich mehr Übersicht über
das Areal hat, sodass diese Spiegelung eine nette Abwechslung zu
gewohnten Genre-Klischees ist. Dadurch können Täter und Fliehende
auf engsten Raum verweilen ohne das es zu einer Kontrontation
kommen muss. Alvarez gelingt es, aus diesen Szenen das Maximum an
Spannung herauszuholen, nur leider nutzt sich dieser Effekt trotz
mehrfacher Variationen ab, sodass ihm nach hinten raus etwas die
Spannung abhanden kommt. Den letzten Akt hätte ich persönlich nicht
mehr gebraucht.
(6/10)