X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (2014)
3D
Story 10
Bild 9
Bild 3D 9
Ton 9
Ausstatung 5
Gesamt 8
Bryan Singer verließ das X-Men-Franchise 2003 mit dem unter Fans
beliebtesten Teil der Reihe “X-Men 2”. Nachdem Brett Rattner die
Serie 2006 mit dem dritten Teil “X-Men: Der letzte Widerstand”
kreativ gegen die Wand fuhr, half erst Matthew Vaughn (“Kick-Ass”)
fünf Jahre später dem Mutanten-Team mit dem Prequel “X-Men: Erste
Entscheidung” seinen guten Ruf wieder zu erlangen. “X-Men: Zukunft
ist Vergangenheit” vereint alte Haudegen wie Hugh Jackman mit neuen
Gesichtern wie Michael Fassbender. Kann Singer die ursprünglich
durch ihn geschaffene Saga filigran zusammenführen oder ist ein
konfuser Murks das Ergebnis?
Story
In einer apokalyptischen Zukunft sind sowohl Menschen als auch
Mutanten nahezu ausgerottet. Ein gnadenloser Krieg hat die Erde
verwüstet. Die Kontrolle über die Einöde obliegt den übelsten
Überbleibseln der Menschheit sowie den künstlichen Sentinels.
Letztere bringen alle Lebewesen mit Mutanten-DNS zur Strecke. Um
die Zerstörung zu verhindern, bevor sie geschieht, ergreifen
Professor X (P. Stewart) und Magneto (I. McKellen) den letzten
Strohhalm: Wolverine reist in der Zeit zurück, damit die beiden
ungleichen Männer ihre Kräfte in den 1970ern einsetzen, um zu
verhindern, dass das Sentinel-Programm jemals verwirklicht
wird.
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ist eine Antithese zu Marvels The
Avengers. Wo Letzterer Charakterzeichnung und Story zugunsten von
Onelinern über Bord warf, um zu einer Art Superhelden-Parodie zu
mutieren, führt Bryan Singer im Team-Up der alten und neuen
Fanlieblinge aus der-X-Men-Reihe die Glaubwürdigkeit in ein Genre
zurück, das er selbst 2000 mit X-Men prägte. Im Gegensatz zu
Marvels Verfilmungen, die in erster Linie auf Slapstick und
CGI-Gepolter setzen, konzentriert sich X-Men: Zukunft ist
Vergangenheit auf seine Charaktere und deren Kampf gegen das
Schicksal – und die eigene Natur. Damit bleibt Singer nicht nur
seinem eigenen Ansatz treu, sondern führt auch Vaughns Vorgänger
perfekt weiter. Das Drehbuch aus der Feder Simon Kinbergs umgeht
die Logiklücken anderer Zeitreisefilme und verliert trotz der
Vielzahl an Cameos und Verneigungen vor den anderen X-Men-Filmen
nie den Plot aus den Augen.
Denkwürdige Momente hagelt es bereits ab den ersten Minuten, in
denen man entgeistert miterlebt, wie einige Mutanten in der Zukunft
das Zeitliche segnen. Stets stimmt die Mischung aus Drama, Action
und Humor. Letzterer steckt nicht nur in den nie aufgesetzten
Onelinern, die Hugh Jackman in seiner Paraderolle als Wolverine zum
Besten geben darf, sondern auch in einem längeren Auftritt von
Quicksilver. Evan Peters legt in der Rolle des Speedsters eine
Vorstellung hin, die Aaron Johnson, welcher in den Marvel-Filmen
eine alternative Variante des Charakters spielt, ins Schwitzen
bringen dürfte. Im Ergebnis ist X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
sowohl der bisher beste X-Men-Film als auch eine der
empfehlenswertesten Comicverfilmungen der letzten Dekade. Wer hätte
gedacht, dass das Studio Fox sowie Regisseur Bryan Singer und sein
Team Marvel selbst ein Lehrstück darbieten würden, wie man
gezeichnete Helden ernst nimmt und trotzdem den Spaß im Auge
behält.
Bildqualität
extrem hoher Detailgrad in Nahaufnahmen (Jackmans
Bartstoppeln)
Greenscreen-Szenen in der Zukunft etwas weicher
leichtes, digitales Rauschen in manchen Aufnahmen
bereits in 2D enorme Plastizität
Der neueste X-Men-Film schrammt in HD nur knapp an der Referenznote
vorbei. So gibt es kleinere Mankos bei dunklen Aufnahmen, die zu
digitalem Rauschen neigen. Zudem sind gerade die CGI- und
Greenscreen-Szenen weicher als der Rest des Films. Dafür ist die
Durchzeichnung ansonsten auf höchstem Level und auch die Kontrast-
und Schwarzwerte halten alle Versprechen, die der Film als moderner
Blockbuster gibt.
Bild 3D
exzellente Tiefenwirkung und Ebenendifferenzierung
dezente Pop-Out-Effekte (Quicksilver im Pentagon)
keinerlei Qualitätseinbußen im Vergleich zur 2D-Version
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ist eine native 3D-Produktion, was
man dem Film auch ansieht. Das Bild offenbart eine enorme,
natürliche Tiefe, so dass selbst Dialogszenen erstaunlich
dreidimensional rüberkommen. Selbst viele, kleinere Pop-Out-Effekte
hat man integriert – wie in der Zeitlupensequenz im Pentagon zu
sehen ist. Gegenüber dem 2D-Bild gibt es keinerlei
Qualitätseinbußen, so dass die 3D-Version absolut empfehlenswert
ist.
Tonqualität
John Ottmans Soundtrack verbindet neue und alte Themen
präzise Wiedergabe feiner, räumlicher Details
(Sentinel-Angriff)
glasklare Dialogwiedergabe (Stimmen im Deutschen dominant)
druckvolle Bässe in Action-Sequenzen
Die deutsche Abmischung kommt sehr kräftig daher. Zum Glück setzt
man bei der DTS-Spur nicht nur auf reinen Wumms, sondern
differenziert auch zwischen den Kanälen ausreichend. Gut zu hören
in den Anfangsszenen in der Zukunft oder beim späteren
Sentinel-Angriff. Dennoch sind die Stimmen jederzeit klar zu
verstehen – in der deutschen Spur aber natürlich noch etwas
dominanter als im englischen 7.1-Mix.
Ausstattung
Beim Extrapaket (komplett in HD) fallen vor allem die rund fünf
Minuten geschnittenen Szenen auf. Sie deuten weitere Handlungsfäden
an, wie etwa eine Beziehung zwischen Wolverine und Storm.
Spannenderweise sind ausgerechnet die geschnittenen Aufnahmen mit
Anna Paquin alias Rogue nicht vorhanden – jene spart Fox sich
offenbar für den angekündigten Extended Cut auf. Weiterhin finden
sich noch einige verpatzte Aufnahmen, zwei Kurz-Dokus über alte und
neue Mutanten (insgesamt 22 Min.) sowie ein Beitrag über die
Beziehung von Xavier und Erik auf der Blu-ray. In etwa neun Minuten
geht man noch auf die Entstehung der Sentinels ein. Trailer zum
Film sowie eine Bildergalerie ergänzen das leider knapp bemessene
Bonusmaterial.
Fazit
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit überzeugt sowohl in 2D als auch in
3D mit einem technisch hervorragenden Bild. Detailgrad und Schärfe
bewegen sich größtenteils auf Referenzniveau. Deutsche und
englische Tonspuren sind ebenfalls auf der Höhe der Zeit und
wissen, wann dramatisch-dezente Stimmung oder krachende Bässe
gefordert sind. Nur das Bonusmaterial könnte umfangreicher sein.
Vermutlich spart sich Fox hier das Beste für den 2015 auf den Markt
kommenden Extended Cut auf. Wer nach Kalauern wie Iron Man 3 oder
dem an Videospiele erinnernden The Amazing Spider-Man 2 Abwechslung
benötigt, findet sie in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit. Nicht
nur, dass der Film dreidimensionale Charaktere mit
nachvollziehbaren Entscheidungen und Persönlichkeiten darstellt,
der metaphorische Unterbau erinnert an reale, gesellschaftliche
Probleme. Trotzdem bleibt Zeit für den einen oder anderen Spruch
Cameos oder Anspielungen auf vergangene Filme. Summa summarum
liefert Bryan Singer eine Comic-Verfilmung ab, die den bisher
besten Teil der Reihe X-Men 2 übertrifft. Wer bei dieser Blu-ray
nicht zugreift, wartet entweder noch auf den Extended Cut oder will
erst die vorherigen X-Men-Filme nachholen. Alle anderen genießen
eine der besten Superhelden-Verfilmungen der letzten Jahre.
(anw)
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