So, jetzt hab ich es auch geschafft. In 2D und mit deutscher
Synchro.
Generell fühlt er sich komplett anders an wie BvS, was auch kein
Wunder ist, denn er ist weniger intensiv und hat trotz aller
vorhandener Düsternis einen leichteren Ton und er ist sehr viel
geradeliniger. Man merkt eben, dass er die Charaktere der Squad
einführen soll und eben einen "kleinen" Auftrag zum aufwärmen und
zum Teambuilding und das ist dem Film auch gut gelungen, für meinen
Geschmack.
Ich kann eine ganze Menge der hier so harsch kritisierten Dinge
durchaus verstehen, finde sie im Film aber lange nicht so schlimm
wie hier oftmals gesagt wird. Der Film ist lange nicht perfekt,
aber er macht durchaus Spaß, wenn man sich auf ihn einlassen kann
und die erste halbe Stunde übersteht, die imho alles dafür tut,
dass man nicht in den Film abtauchen kann.
Aber der Reihe nach:
Die erste halbe Stunde gehört der Vorstellung der Charaktere was
sehr legitim und teilweise auch sehr gelungen ist. Nur das WIE ist
derart schlimm, dass ich zunächst absolut nicht in den Film kam.
Die Idee, die Vorstellungsrunde über die Akteneinträge zu machen
hört sich erst mal super an. Aber man merkt dem Film sehr stark an,
dass diese Idee erst kam, als der Film schon fertig war und man
versucht hat alles so zu schneiden, dass es aussieht als wäre es
von Anfang an so geplant gewesen. Es ist aber keine Vorstellung,
wenn man lediglich kleine Mosaik-Stücken hingeworfen bekommt, die
lediglich schreien sollen "Da, Friss! Das ist der Charakter!". Man
hat wahrlich gemerkt, dass da noch so viel mehr Material war, das
weggelassen wurde. Man hätte den Anfang völlig anders schneiden
müssen. Nicht im Belle Reev anfangen, sondern mit einer der
Hauptcharktere wie z.B. Deathshot oder Harley Quinn, die einen in
den Film reinzieht! Überhaupt werden diese Rückblenden sehr gehetzt
und ultrakurz gezeigt. Warum hat man sich nicht mehr Zeit für sie
genommen?
Deathshot hat noch den stringentesten Part der Einführung bekommen,
aber da hätte man auch nicht viel weglassen können. Bei Harleys
Part merkte man am schnerzlichsten die fehlenden Szenen. Für den
komplexen und spannenden Background war das einfach viel zu wenig!
Es muss auch nicht wirklich jeder eine große Rückblende bekommen,
das war schon OK, aber El Diabolos Story z.B. war kurz und intensiv
und hat alles super Erklärt. Katanas Story war verschenkt, sie als
Charkter hat aber auch nicht gestört. Killer Krocks Story wurde
kurz und knackig erzählt und da sie recht einfach war, hat das auch
gereicht, ähnlich wie bei Captain Boomerang. Die beiden hatten
nicht den Fokus, da war das dann auch OK. Nur die Art und Weise wie
man das gemacht hat, hat einen nicht so richtig in den Film kommen
lassen.
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Slipknots schneller Abgang war imho auch OK,
aber er hättemehr Wirkung gehabt, wenn man mehr darauf
hingearbeitet hätte die Zuschauer glauben zu machen er wäre
wichtiger für den Film.
Nachdem die Vorstellung vorbei war, wurde der Filmfluss bedeutend
besser und man konnte den Film endlich genießen. Harley Quinn war
genial! In jeder Szene ud ja, nicht alle ihre Sprüche waren witzig,
aber das war imho absicht. Sie sollte eben nervig rüberkommen und
das tat es auch. Erstaunlicherweise nahm man ihr das aber als
Zuschauer nie übel. Ihr Charisma machte das wett und das macht ihre
ambivalente Rolle auch so genial, finde ich!
Der Jocker passte soweit auch wenn er ein völlig anderer Charakter
war als der aus den Nolan-Filmen, was aber OK ist. Er war mehr
Krimineller Psycho- und Soziopath und weniger genialer Anarchist
und Taktiker wie bei Nolan. Kann man durchaus machen. Und
Deathshot? Naja, das war eben Will Smith, wie er immer ist. Er
hatte aber wieder sehr viel Charisma und so fand ich ihn auch gut
in der Rolle, denn sie passte zu ihm.
Super war auch Waller, denn das war eigentlich ihr Film, es war
ihre Story. Es geht darum, dass sie eigentlich das versucht was
Batman auch möchte, eine Truppe Metawesen, die im Zweifel die Welt
retten kann. Nur geht sie zynischer an die Sache ran. Sie setzt
weniger auf Vertrauen und Freundschaft (wohl auch seine Lehre aus
seiner zunächst falschen Einschätzung von Superman in BvS), sondern
auf Zwang und gefühlskalte Kontrolle und Berechnung.
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Nach dem Tod Supermans sieht sie die Chance
ihr Baby, das Projekt Task Force X, endlich zu realisieren. Dumm
nur, dass sie zwar Infos über Metawesen hat, jedoch nur eines, bzw.
zwei, unter ihrerer Kontrolle ist. Sie darf aber die Gunst der
Stunde nicht vertreichen lassen, denn das ist ihre Chance! Sie
füllt ihre Taskforce dann eben noch mit anderem Abschaum auf, der
nützlich sein könnte. Auch wenn eine durchgeknallte Psychologin mit
einem Baseballschläger und ein Bankräuber jetzt nicht so
strategisch passend für solch eine Taskforce sind. Man sieht ihre
Verzweifling daran, dass sie mit der Demonstration der Enchantress
den einzigen Trumpf ausspielt, den sie eigentlich hat, denn sie
weiß wohl auch noch nichts von El Diabolos wahrer Power. Auch die
überhastete Zusammenführung und Slipknot als Last-Minute-Kandidat
zeigt, dass sie eigentlich noch lange nicht fertig mit der Task
Force X war, aber eben unbedingt jetzt damit rauskommen musste. Es
wirkt eben alles nicht ganz so geplant, wie Projekte die mit Heißer
Nadel gestrickt wurden eben so sind. Das fand ich sehr gut und
realistisch dargestellt.
Was war jetzt aber mit dem "Die pösesten der Pösen!"? Naja, im
Original heißt es ja "The worst of the worst" und für mich hat das
eher den Beigeschmack von "Absoluter Abschaum!" und das passt
wiederum sehr gut auf diese Truppe!
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Ich bin sehr froh, dass es nicht die
Ansammlung Egoistischer, Abartiger, Nihilistischer, Brutaler,
Abgebrühter Krimineller ist, die einige wohl erwartet haben. Das
hatte ich bei Ayers "Sabotage" und habe es gehasst, weil ich keinen
Charakter hatte, den ich irgendwie auch nur ein bisschen mochte,
was den Film sinnlos und unbefriedigend machte. Und mal ehrlich,
wenn man die "ungesunde" Beziehung zwischen dem Joker und Harley
wirklich realistisch darstellen wollte, würden die meisten
schockiert und angewiedert, vielleicht sogar erschüttert
rauskommen. Das wäre dann ein Psychodrama, das derart an die Nieren
geht, dass es unendlich weh täte. Das passt nicht ins DCEU, bei
aller Düsterness und Erdung! Da haben wir lieber einen Haufen
Abschaum, der bei allem Schlechten doch irgendwo etwas sympatisch
ist und dem Zuschauer einen Anker bietet. Der Auftragskiller, der
allen weiß machen will, dass er gefühlskalt und berechnend ist,
aber weiß, dass seine Tochter ihn Lügen straft und sie seine
Schwachstelle ist. Zuletzt gibt er das ja auch vor sich selber zu
und nimmt das an. Das ist auch durchaus Realistisch. Es geht hier
nicht um Monster, hier ist nicht schwarz/weiß. Jeder Mörder kann
auch ein liebender Vater sein und wenn ihn dieses wenige Gute
zuletzt rettet, dann bewegt das den Zuschauer. Ähnlich wie das
feurige Gangmitglied, das nachdem er unbeherrscht das tötet, was er
liebt, über die Religiosität seiner von ihm getöteten Frau lernt
seinen moralischen Kompass neu auszurichten. Dann ist da noch der,
der ausschaut wie ein Monster und daher auch so behandelt wurde bis
er sich auch so verhielt. Und der Rest? Boomerang ist einfach nur
ein proletarischer Assi, der froh ist Anschluss zu finden und
Harley ist die tragische Verrückte, die unter ihrem Wahnsinn
sympatissch ist und ob ihrer Obsession und ihrer Hörigkeit zum
Jocker einen dicken Mitleidsbonus hat. Alles für sich genommen
interessante Charaktere, mehr oder weniger gut und tief
ausgearbeitet, aber vom Standpunkt der wertenden Gesellschaft eben
wirklich Böse und Abschaum! Ja, das passt schon so!
Dann haben wir noch die Antagonisten.
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Neben Waller, die mir als zynische, herzlose
Karrierefrau sehr gut gefallen hat, sind da noch die Metawesen
Enchantress und ihr Bruder. Anscheinend lebten sie insbesondere zu
Zeiten der Inkas/Azteken, wurden zunächst dort als Götter verehrt
und wurden dann in irgendwelche Gefäße verbannt. Obwohl der Bruder
der mächtigere von beiden zu sein scheint, tut er alles für seine
Schwester, ohne Diskussion. Das ist interessant und wird leider
nicht wirklich beleuchtet. Sonst waren es eben typische
Bond-Bösewichte, mit der gleichen Intension und dem gleichen
flachen Unterbau. Hier hätte man sich durchaus etwas
intelligenteres ausdenken können wie "Ich will die Welt beherrschen
und die Menschen vernichten, weil sie mich nicht mehr anbeten
wollen!". Dieses Motiv war ebensowenig nachzuvollziehen wie ihre
seltsame "Vernichtungs-Maschine", aber das selbe hatten wir auch
schon dieses Jahr bei "X Men Apocalypse",also beschwere ich mich
nicht wirklich. Man hätte jedoch sehr gut Potential für etwas
wesentlich besseres gehabt und das ist schade. Ich weiß nicht, ob
da auch was der Schere zum Opfer gefallen ist, aber die Charktere
hätten da sehr viel mehr hergegeben. Was den Film zugegebenermassen
auch länger gemacht hätte, aber das hätte mich nicht gestört, im
Gegenteil.
Ansonsten kann ich nicht Meckern. Auch das langsame Zusammenwachsen
der Truppe wird sehr schön nebenbei gezeigt, durch viele Details
und Anspielungen. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen, auch wenn
ich weiß, dass andere damit Probleme hatten. Auch die Tatsache,
dass einige Personen auf wundersame Weise noch am Leben waren, ist
jetzt filmtechnisch nicht so etwas neues, dass es mich derart groß
gestört hätte.
Ich hoffe jedoch inständig, dass sich einiges noch durch einen
Extended Cut glättet und rundet (z.B. auch die Barszene) und
insbesondere, dass das schlimme erste Viertel neu geschnitten wird.
Auch die unfertig gespielten Songs sind mir sauer aufgestoßen. Man
hat gemerkt, dass da eine Trailerfirma dran rumgeschnippelt hat!
Mit mehr Unterfütterung und vielleicht wie bei BvS ne halte Stunde
mehr Material an den richtigen Stellen wäre das echt was noch viel
besseres draus geworden. Der Film würde imho noch mehr von solch
einem Cut profitieren als BvS.
Ja, und wie gesagt mehr von Harleys Backgroundstory hätte ich auch
gerne. Das bedeutet auch mehr Joker, wobei mir seine Screentime
sehr ausgewogen vorkam, angesichts dessen, dass er nur Nebenfigur
war.
Ein Wort noch zur Synchro: Die Stimme des Joker schien mir an
manchen Stellen künstlich bearbeitet worden zu sein, ähnlich der
"Batman-Stimme" im Gegensatz zu der von Bruce Wayne. Das hat doch
gestört! Wenn die Stimme normal kam, war für mich alles OK. Und
Anne Helm kann auch Harley Quinn, das hätte ich jetzt nicht
gedacht, super Arbeit von meiner Lieblingsstimme! :)
Alles in Allem würde ich eine 7,5-8 von 10 geben und das meine ich
jetzt sehr wohlwollend, denn insgesamt hat mir der Film gefallen.
Herzliche Grüße
Arieve
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