Zitat von VincentVinyl
Noah (2014) 3D
Story 8
Bild 10
Bild 3D 8
Ton 8
Boni 6
Gesamt 8
Darren Aronofskys Noah beruht auf dem biblischen Buch Genesis,
nimmt die Erzählung aber mehr als lose Inspiration. Demnach könnte
die neue Blu-ray 3D aus dem Hause Paramount auch für weniger
bibelfeste Zuschauer ein spannendes Abenteuer sein. Zumal mit
Russel Crowe (Gladiator), Emma Watson (Harry Potter) und Anthony
Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) eine Star-Besetzung lockt. Ob
sowohl Film, als auch HD-Umsetzung halten, was das Marketing des
Studios verspricht, prüfen wir in unserem Review.
Story
Noah (R. Crowe) lebt mit seiner Frau Naameh (J. Connelly) und
seinen drei Söhnen ein beschauliches Leben. Alles ändert sich, als
ihn Visionen von einer großen Flut überkommen. Sein Großvater
Methusalem (A. Hopkins) weist Noah schließlich den Weg: Er soll
eine Arche bauen und zugleich das Ende der alten, sowie den Beginn
einer neuen Welt einläuten.
Aronofsky legt mit Noah nicht etwa eine gottesfürchtige Verfilmung
der biblischen Geschichte vor, sondern eine freie Interpretation,
welche sich an einem modernen Publikum orientiert. Während Noah in
der Bibel als weiser, frommer Mann charakterisiert wird, erhält er
in diesem Film weitaus mehr Facetten. So stellt Crowe Noah als
entschlossenen und teilweise grimmigen Mann dar, der sich damit
abfinden kann, die Welt untergehen zu sehen, während er mit seiner
Familie und den Tieren in der Arche flüchtet. Klar, dass einem
Blockbuster aus dem Jahr 2014 allerdings der Zorn Gottes nicht als
Bedrohung genügt. So hält Ray Winstone in der Rolle des Tubal-Kain
als Antagonist her, welcher die Arche für seine Zwecke beanspruchen
will. Tubal-Kain ist zwar in der Tat eine Figur aus der Bibel,
nämlich ein Nachfahre Kains, seine Rolle wird aber stark verändert.
Auch der Plot um die steinernen Engel, die Noah schützen, ist
freien Ergänzungen durch Aronofsky geschuldet. Letzten Endes
führten diese Modifikationen dazu, dass Noah vor Kinostart sowohl
unter Christen als auch Atheisten und Agnostikern umstritten war.
Die einen wähnten hinter Noah eine Verunglimpfung der Bibel, die
anderen einen religiösen Werbespot in Spielfilmlänge. Am Ende
trifft keines von beidem zu. Noah ist in erster Linie dramatische
Unterhaltung, die man als Fantasy betrachten sollte. Beispielsweise
macht Noahs Charakterisierung im Film als harter Kerl Sinn.
Immerhin lässt dieser Mann den Rest der Menschheit in den Fluten
ertrinken. Teilweise wirkt Crowes Noah wie besessen, und dass der
materialistische Tubal-Kain ihm seinen durch Visionen geleiteten
Glauben vorwirft, erscheint nachvollziehbar. So ist die Sintflut
für Noah der Beginn einer besseren Welt. Für Tubal-Kai hingegen
besteht darin das Ende seiner Macht.
Abgesehen von der Story an sich überzeugt Noah durch die
schauspielerischen Leistungen von Crowe, Winstone, Watson und Co.
Unter Aronofskys Regie entsteht eine düstere Atmosphäre mit viel
Bildgewalt. Dass die Tiere dabei komplett aus dem Rechner stammen,
fällt zwar auf, schmälert aber nicht die metaphorische Wucht der
Szenen. Letzten Endes ist Noah somit als episches Drama mit
interessanten Denkanstößen eine Empfehlung wert – egal ob man
gläubig ist oder nicht.
Bildqualität
Noah weist die für digitale Kinoproduktionen hochwertige Schärfe
auf und lässt sich auch beim Detailgrad alles andere als lumpen.
Die groben Hautporen in Russell Crowes gealtertem Gesicht sind
perfekt zu erkennen. Was die Farbgebung angeht, dominiert ein
bewusst entsättigter, dreckiger Look, der die düstere Atmosphäre
des Epos unterstreicht. Dabei spielen dann natürlich die
Schwarzwerte aufgrund zahlreicher, verregneter Nachtszenen eine
große Rolle. Auch hier erlaubt sich Noah keinerlei Schwächen und
findet die richtige Balance zwischen Tiefschwarz und perfekter
Detailzeichnung in dunklen Bildbereichen. Da auch die Kompression
im Hintergrund bleibt, gibt es an Paramounts Transfer schlichtweg
keine Makel, so dass man angesichts des beeindruckenden HD-Bildes
die Höchstnote zücken darf.
Bild 3D
Bei Noah handelt es sich um eine Konvertierung und keine native
3D-Produktion. Paramount hat es bei einer dezenten Umwandlung
belassen, die auf Pop-Outs verzichtet und stattdessen eine solide
Tiefenwirkung mit viel Dreidimensionalität erzeugt. Tatsächlich ist
die Trennung der einzelnen Bildebenen überraschend gelungen. Leider
saufen beim 3D-Bild im Gegensatz zum 2D-Pendant jedoch in dunklen
Bildbereichen ab und zu Details ab, was der zusätzlichen Abdunklung
geschuldet sein dürfte. Auf unserem Test-Equipment neigte diese
Konvertierung zudem in vereinzelten Szenen, speziell denen mit
vielen CGI-Objekten (wie dem Einzug des Getiers in die Arche), zu
leichtem Ghosting. Ansonsten erhält sich Noah die Qualitäten der
2D-Version und kann mit leichtem Punktabzug immer noch in 3D
überzeugen.
Tonqualität
Noahs deutsche Tonspur liegt in Dolby Digital 5.1 vor, während man
dem Originalton eine verlustfreie Codierung in DTS-HD Master Audio
7.1 spendiert hat. Allgemein erzeugt die deutsche Spur eine recht
breite Bühne und bindet für den Regen, die einsetzende Überflutung
oder aber das Gewusel der Tiere sehr starke Surround-Effekte ein.
Im Zentrum stehen jedoch die deutschen Synchronsprecher, deren
Dialoge immer über dem restlichen Mix thronen. Die Musik von Clint
Mansell, dargeboten durch die renommierten Streicher des Kronos
Quartet, breitet sich über die gesamte Bühne aus und tut ihr
übriges, um den Zuschauer in das Geschehen zu ziehen. Allerdings
dürfte im Bassbereich etwas mehr Druck hinter den Wassermassen der
Sintflut stecken. Letzteres weiß der englische Mix zu leisten, der
auf absolutem Referenzniveau agiert.
Ausstattung
Noah 3D ist auch als Steelbook mit exklusiver Bonus-Disk und
zusätzlichen Extras erhältlich. Leider hat uns Paramount für das
Review lediglich die Standard-Version überlassen. In dieser Form
sind die Boni etwas mager. Mit insgesamt einer Stunde Spielzeit in
HD beschäftigen sich drei Beiträge mit dem Drehort Island, der
Konstruktion des Arche-Sets sowie der Arbeit mit den
Spezialeffekten und dem Wasser im Film. Tatsächlich sind die
Beiträge zwar durchaus informativ, doch die zusätzliche Blu-ray des
Steelbooks beweist ja, dass auch bei der Standard-Fassung mehr
hätte drin sein können.
Fazit
Noah punktet mit einem referenzwürdigen 2D-Bild, das seiner
digitalen Herkunft mit perfekter Schärfe und Durchzeichnung alle
Ehre erweist. Das konvertierte 3D macht ebenfalls Spaß, lässt
spektakuläre Schauwerte in Form von Pop-Out-Effekten jedoch
vermissen. Zumal die Abdunklung für leichten Detailverlust sorgt.
Der deutschen Tonspur fehlt es zwar etwas an Wucht, sie überzeugt
aber in Räumlichkeit und Dialogverständlichkeit. Damit reicht es
für einen tollen Gesamteindruck, welchen die exzellente, englische
Spur abermals toppt. Das volle Extrapaket bleibt leider dem
Steelbook mit Bonus-Disk vorbehalten, so dass die reguläre Blu-ray
eher im Mittelfeld landet. Noah ist in erster Linie kein religiöser
Film, sondern ein Epos, das durch die Bibel inspiriert wurde.
Regisseur Aronofsky entfernt sich weit von der Quelle und zieht
daraus zugleich die größte Stärke des Films. Egal ob man also
gläubiger Christ ist oder sich als Agnostiker, Atheist oder
Angehöriger anderer Religionen versteht, Noah lässt sich
schlichtweg als guter, in sich stimmiger Film genießen. (anw)