Superman wird variiert, das stimmt. Das ist im Grunde bei allen
Comichelden der Fall. An sich finde ich das auch nicht schlimm,
solange man die Grundessenz des Charakters beibehält: Batman etwa
sollte nicht bei Sonnenschein im bunten Kostüm mit
Keep-Smiling-Attitüde Gummibärchen an Kinder verteilen. Der Flash
verliert nicht plötzlich ein Rennen gegen ne Schildkröte weil er
ständig zu viel kifft. Und Spider-Man ist nicht auf einmal ein
reicher Playboy, der jeden Tag ein anderes Model an der Angel
hat.
Das alles ist überspitzt, aber in MOS hat der gezeigte "Superman"
einfach nichts mehr mit dem ikonischen Charakter zu tun. Er ist
aufgrund seiner Kindheit verkorkst und dauergrimmig oder
melancholisch, er walzt ohne erkennbare Sorgen Unschuldige platt
und lässt allgemein Menschen sterben, er hat überhaupt nichts
heldenhaftes oder sympathisches. Wie ich schon geschrieben habe,
ist er eher ne Mischung aus Batman und Rohrschach im Film - von der
Persönlichkeit her.
Es ist die eine Sache einen Charakter auf eine bestimmte Weise zu
interpretieren - wie es etwa Burton und Nolan jeweils mit Batman
gemacht haben. Es ist eine andere Sache einen Charakter so zu
verdrehen und verzerren, dass er vollkommen seine Essenz
verliert.
MOS war für mich definitiv die schlechteste Comicverfilmung der
letzten Jahre, da ich einfach furchtbar fand, wie man Superman hier
zugrunde gerichtet hat. Es kam mir fast vor als würden Goyer und
Snyder die Figur hassen und hatten Bock ihn mal so richtig durch
den Fleischwolf zu drehen, um einen Antihelden daraus zu
machen.
So ist es sicher nicht gewesen und es gibt ja ganz offensichtlich
auch viele Leute, denen der Film gefallen hat - die Lager scheinen
sich ja ziemlich zu teilen. Aber zumindest ich konnte mit dem Film
wirklich Null anfangen. Die Fortsetzung sehe ich mir einzig und
allein aus dem Grund an, weil ich gespannt bin, was man nun aus
Batman macht.