Ich habe mir jetzt doch noch Man of Steel angesehen – recht
spontan. Nun kann ich also mitreden bevor die Blu-ray
rauskommt.
Wäre Zack Snyder ein Autor, könnte man ihn als jemanden vorstellen,
der nur in Großbuchstaben schreibt und belanglose Aussagen in
ellenlange Schachtelsätze verpackt. Ähnlich wie bei Sucker Punch
setzt Snyder auf eine vertrackte Erzählstruktur mit vielen
Zeitsprüngen. Ich empfand das als sehr anstrengend und für die
Handlung in keinster Weise zielführend. Wollte man damit die
triviale Handlung verschleiern? Denn was hier auf passiert,
rechtfertigt die gestreckte Spielzeit von über 2 Stunden beileibe
nicht.
Schon der Anfang sorgte bei mir für Zähneknirschen: Nun muss also
auch Jor-El zum Action-Helden werden. Snyder hat sich desöfteren
Avatar angesehen und lässt auch Supermans-Vater auf einem
fliegenden Drachen durch die Lüfte sausen. Leider übernimmt Snyder
dabei nicht Camerons Kamerarbeit, denn diese Wackelorgien gehen auf
keine Kuhhaut – ich war jeweils froh, wenn die Action-Szenen vorbei
waren und man endlich mal wieder erkannte, was da eigentlich vor
sich geht.
Insgesamt fand ich die Optik schrecklich: Leblos und steril
beschreibt es am besten. Der visuell komplett unterkühlte Stil
verschmilzt mit Zimmers Krach-Soundtrack und dem permanenten
Overacting aller Darsteller zu einem einzigen Schrei. Jeder Dialog
trieft vor Pathos und Melodrama. Snyder kann nichts außer extrem
laut. Wo ich vorher den Vergleich zu einem Autor bemüht habe, sage
ich es jetzt mal mit dem Vergleich zu einem Musiker: In Man of
Steel haut man einmal auf die Trommel, schlägt einen megalauten
Akkord auf der Gitarre an und hält diesen Ton die gesamten 140
Minuten. Man of Steel ist komplett ohne Dynamik: Es gibt permanent
nur Krach. Ein anstrengender Film, der sich wie eine reine
Lärmorgie ohne Melodie anfühlt. Warum zum Teufel müssen etwa alle
Schauspieler die kleinsten Gesten so ausreizen, als würde eine
Augenbewegung das Ende der Welt einläuten? Jede Handlung und jede
Geste ist dermaßen überbetont, dass das Zuschauen keinen Spaß mehr
macht. Das gesamte Treiben nimmt sich dermaßen ernst, macht jeden
Fingerzeig zur bedeutungsschwangeren Enthüllung, dass oft eine
unfreiwillige Komik entsteht. Hier ist nichts leise oder subtil –
alles feuert aus den vollen Kanonenrohren.
Ausgerechnet die Situationen, die eigentlich hätten beeindrucken
sollen, verkommen allerdings zu Nebensächlichkeiten:
SPOILER! Inhalt
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Die Welt erfährt, dass es Aliens gibt – das
wird scheinbar mit nem Achselzucken hingenommen. Superman liefert
sich dem Militär aus und zeigt sich erstmals der Öffentlichkeit –
das Normalste von der Welt.
Das einzige was nun für mich Sinn macht, ist, dass der nächste Film
das Aufeinandertreffen von Batman und Superman sein soll und sich
an Millers Dark Knight Returns orientier. Snyder zeigt in MOS schon
jetzt den Superman, wie ihn auch Miller dargestellt hat: Dumm,
arrogant, rücksichtslos und proletenhaft walzt er platt was ihm in
die Quere kommt ohne nachzudenken. Ein Held? Wohl kaum, ein
Dampfhammer, der draufhaut und sonst nichts kann. In MOS gibt es
keine Helden – nur diejengen die böse sind und die, die etwas
weniger böse sind. Der ganze Film ist ein dunkler, kalter, lebloser
Brocken. Der Charakter, der hier das Superman-Emblem trägt, ist
jemand ohne Moral. Ein Mann der tötet, wenn es passt, der
Unschuldige in Gefahr bringt und Städte zerstört, wenn er zornig
ist. Ein wehleidiges Kind, das dann über die eigenen Taten kurz
errötet, aber danach befremdlich grinst - ein Psychopath.
Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass der Film so extrem
abschreckend geworden ist. Insgesamt war ich teilweise regelrecht
schockiert was man aus Superman gemacht hat: einen Schurken in
einer leblosen Welt. Als Zuschauer war ich erleichtert, als ich aus
der freudlosen Welt von MOS wieder entlassen wurde.
Punktemäßig würde ich 4 / 10 geben – aber nur weil ich den Film
nicht noch schlechter bewerten möchte als Sucker Punch. Sonst
könnte es auch gut ne 3/10 sein. Für mich ist MOS ein
schrecklicher, unästhetischer, geradezu abstoßender Film, der alles
verkörpert, was bei aktuellen Blockbustern schief läuft.
Letztes Jahr war ich ja von Avengers sehr enttäuscht - obwohl ich
Avengers nicht besonders mochte, sehe ich ihn aber noch zwei Ebenen
über MOS. Hier fand ich teilweise wirklich ekelhaft wie sehr man
den Superman-Mythos pervertiert hat.