Heute habe ich den Film endlich auch sehen können. Nach den
teilweise doch sehr kritischen Kommentaren hier habe ich eigentlich
einen albernen Film voller Sprüche und ohne Story erwartet, der
deutlich hinter dem tollen Teil 1 abkackt.
Bekommen habe ich genau das Gegenteil!
Ein Charakter getriebener Film voll wunderbarer Gruppendynamik, bei
dem das vorher vom Regisseur angekündigte Hauptthema "Familie" aus
allen Poren tritt. Gerade das sorgte dafür, dass der Film an
einigen Stellen ziemlich emotional wurde und so einen ausgewogenen
Gegenpol zum Humor des Film bildete. Klar, wurde das Filmtempo
dadurch auch etwas herausgenommen, was einem meiner Begleiter als
"Längen" empfand, für mich jedoch machte das den Film doch noch
eine ganze Spur besser als Teil 1.
Natürlich lag der Fokus auf einigen ausgesuchten Hauptcharakteren,
aber jeder, auch die Neuen, hatten ihre Szenen, in denen sie
glänzen konnten, auch solche "Nebenfiguren" wie Nebular oder
Mantis. Ich fühlte mich an vielen Stellen des Film an eine
wunderbare, aber sehr viel humorvollere Variante der "alten" Star
Trek Filme erinnert. Zumal auch einige der dort schon
abgefrühstückten Themen interessanterweise aufgegriffen wurden und,
das soll für einen alten Trekkie wie mich was heißen, teilweise mit
besserer Umsetzung.
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Gerade die "Ego"-Story hatte was von Star Trek
V, vom Thema her, dabei wurde dieses Thema bei GotG2 um einiges
besser dargestellt und umgesetzt. Bei den Kritiken zu den Star Trek
Filmen liest man öfter, dass man positiv anmerkt, dass alle
Personen der Enterprise-Hauptcrew ihre Szenen haben. Bei GotG2 hab
ich dagegen öfter gelesen, dass einige Charaktere verschenkt wären,
was für mein persönliches Gefühl Quatsch ist.
Und die für einige nicht vorhandenen Story war für meine Begriffe
präsenter und besser als die Jagt nach dem McGuffin von Teil 1. Man
hat natürlich keinen geradlinigen Plot, eher eine Art Roadmovie und
das Motiv Freundschaft, Zusammenhalt und Familie wird durch die
Unterschiedlichen Charakteredes Film aus sehr unterschiedlichen
Perspektiven behandelt. Man kann, wenn man das will, also sogar
noch etwas für sich persönlich, sein Umfald und Leben, mitnehmen.
Das ist zwar keine zweite Metaebene, aber so etwas wie Tiefgang ist
das für mich schon.
Groot ist klarerweise der absolute Show-Stealer, aber alle Personen
der Guardians, die ja in unterschiedlicher Zusammensetzung
auftreten, machen Spaß. Niemand hat mich irgendwie genervt und auch
ein Drax bleibt innerhalb seines Charakters absolut
stringent.
Der Film bekommt für mich etwas hin, was ich als eines der
schwierigsten Dinge empfinde die es gibt: Die Balance zwischen
Humor und Ernsthaftigkeit. Der Film steckt voller urkomischer
Momente, die in einer Komödie schnell in albernen Klamauk abdriften
würden. Doch sie waren für mich alle durchaus "realistisch" im
Kontext der Filmwelt und konterkarierten in keinster Weise die
Ernsthaftigkeit der Handlung. Ich bin bei sowas normalerweise sehr
empfindlich und finde deshalb viele Komödien blöd, daher bin ich
von GotG2 sehr positiv überrascht.
Was man dem Film ankreiden könnte, was jedoch auch schon bei Teil 1
so war, ist die quietschbunte und sehr augenscheinliche CGI-Optik.
Da jedoch fremde Welten und unbekannte Galaxien dargesttellt
werden, war das für mich in Ordnung. Außerdem ist das ja auch eine
heitere Comicverfilmung, da passt das schon.
Da das einige negativ erwähnt haben, habe ich verstärkt darauf
geachtet und fand
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den küntlich verjüngten Kurt Russel äußerst
gut dargestellt. Ich habe ehrlich nicht gemerkt, dass man da
digital nachgeolfen hat, auch wenn klar ist, dass man das gemacht
haben muss.
Ein Gimmik, aber auch etwas verschenkt war für mich
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Sylvester Stallone. Aber wenn er in Zukunft
noch eine größere Rolle spielen soll, war das zumindest eine schöne
Einführung des Charakters.
Im Gegensatz zu vielen ähnlich gestrickten Filmen vorher, habe ich
diesmal den Twist auch nicht vorhergesehen. Und nochmal, von den
angeschnittenen Themen war sehr viel Star Trek Genetik im Film, was
ich äußerst gelungen fand!
Ach ja, der Soundtrack! Diesmal waren im Gegensatz zum ersten Teil
weniger "Gassenhauer", sondern mehr nachdenkliche Nummern im
Angebot. Für mich passte das wunderbar zur nachdenklicheren
Stimmung im Film, also auch hier im gegensatz zu vielen Anderen
hier Daumen hoch! Auch, dass die Musik noch mehr Bestandteil der
eigentlichen Story war, auch von den Liedtexten her, passte für
mich als Musikliebheber sehr gut.
Sorry für diese Hurra-Rezension. Ich komme mir echt schon fast als
Marvel-Fanboy vor, aber das bin ich immer noch nicht, auch wenn ihr
es vielleicht nicht glauben werdet..
Ich vergebe 9 von 10 ferngesteuerten Pfeilen.
Herzliche Grüße
Arieve
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