ls Mary Shelley im Jahr 1818 den Roman „Frankenstein“ anonym
veröffentlichte, hatte das Buch rasch zahlreiche begeisterte Leser.
Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass bereits 1910 die erste
Filmadaption die Geschichte im bewegten Bild zeigte. Mit den Jahren
sollten noch zahlreiche weitere Verfilmungen folgen, wobei gerade
Boris Karloff oder Robert De Niro den am meisten bleibenden
Eindruck hinterlassen haben. Bei manchen Verfilmungen wird die
künstlerische Freiheit dann so weit ausgereizt, dass bis auf
minimale Gemeinsamkeiten von der ursprünglichen Geschichte so gut
wie nichts übrig geblieben ist.
I, Frankenstein
gehört zu dieser Sorte und erscheint nun über Splendid auf
Blu-ray.
Story
Nachdem Victor Frankenstein seine Kreatur geschaffen und ihm den
Namen Adam (A. Eckhart) gegeben hat, bleibt der Erfolg nicht von
langer Dauer. Denn das vermeintliche Monster flieht und streift
über 200 Jahre lang durch die Lande. Eines Tages wird er dabei von
einigen Dämonen angegriffen, kann diese jedoch abwehren. Dabei
wurde er von zwei Gargoyles beobachtet, die ihn zu ihrer Königin
Leonore (M. Otto) bringen. Diese ahnt noch nicht, dass der düstere
Dämonen-Prinz Naberius (B. Nighy) auf der Suche nach Adam ist, um
zusammen mit der ahnungslosen Wissenschaftlerin Terra Wade (Y.
Strahovski) ebenfalls Tote zum Leben zu erwecken.
Kevin Grevioux dürfte manch einem auch als Drehbuchautor einiger
Underworld Filme bekannt sein. In diesem Fall ist er ebenso der
geistige Vater des Comics
I, Frankenstein. Die
Produktionsfirma Lakeshore Entertainment bekam sogleich ein fertig
geschriebenes Drehbuch dazu vorgelegt. Doch an den Kinokassen
entwickelte sich die Adaption zu einem Flop und spielte bei einem
Budget von 65 Millionen US-Dollar lediglich etwas mehr als 71
Millionen US-Dollar wieder ein. Kein Wunder, denn die Kritiken
waren nahezu verheerend. Ein Verriss folgte dem nächsten. Positive
Worte waren bestenfalls Ausnahmeerscheinungen. Dabei ist die
Grundidee in Form eines Mash-Ups, das Frankensteins Monster,
Dämonen und Gargoyles zusammenschmeißt, nicht schlecht. Das hat
bereits bei Van Helsing zwar ebenfalls einige üble Kritiken
eingebracht, dort stimmte aber immerhin die Bilanz. Das Problem bei
I, Frankenstein ist jedoch nicht der Figuren-Mix,
sondern vielmehr mangelhafte bis nicht vorhandene
Charakterzeichnung, die bei entsprechendem Actionspektakel und
einer durchgehend logischen Handlung noch zu verschmerzen wäre. Da
aber doch recht häufig Logiklöcher auftauchen und konstruierte
Darstellungen ebenfalls nicht von der Hand zu weisen sind, lässt
sich diese Comic Verfilmung bestenfalls in die Kategorie „Hirn
abschalten und Film ab“ einstufen. Unter dieser Prämisse macht das
Gesehene auch wirklich Spaß, da sich Regisseur und Co-Autor Stuart
Beattie (Tomorrow, When the War Began) nicht mit langweiligen
Dialogen aufhält, sondern stets Vollgas gibt, so dass dennoch
solide Unterhaltung geboten wird.
Neben Hauptdarsteller Aaron Eckhart (
The Dark Knight) wurde der Cast mit
Yvonne Strahovski (
Dexter), Miranda Otto
(
Der Herr der Ringe – Die Zwei
Türme), Bill Nighy (
Underworld Filmreihe) und Jai
Courtney (Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben) mehr oder
minder prominent besetzt. Im Rahmen des Möglichen spielen sie ihre
Figuren recht glaubhaft und nicht zu überzogen, so dass wenigstens
diesbezüglich kein weiteres Manko hingenommen werden muss.
Bildqualität
Das Bild ist bis auf wenige Ausnahmen wirklich ein Hingucker.
Gerade in puncto Schärfe gibt es so gut wie nichts zu beanstanden,
da sich sowohl Kantenschärfe als auch Detailgrad auf einem sehr
hohen Niveau befinden. Weichere Abschnitte fallen nur sehr selten
und nicht sonderlich negativ auf. Die kühlen, dunklen Farben sind
dennoch sehr natürlich bei leicht erhöhtem Kontrast. Dieser zeigt
jedoch keine offensichtlichen Mängel. Dafür ist der Schwarzwert
schön kräftig und satt, wobei die Durchzeichnung auch in dunklen
Szenen keine Konturen oder Details verschluckt. Kompressionsspuren
sind nicht aufgefallen. Somit liegt ein hervorragender Bildtransfer
vor, der die Erwartungen auf eine aktuelle Blu-ray Veröffentlichung
voll und ganz erfüllt.
Tonqualität
Der Ton liegt sowohl in Deutsch als auch in Englisch in DTS HD
Master Audio 7.1 vor und ist obendrein 11.1 DTS Neo:X optimiert, so
dass Besitzer entsprechender Anlagen ein umfangreiches
Surroundfeeling erleben dürfen. Zahlreiche direktionale, aber auch
diffuse Effekte gibt es auf alle Fälle zuhauf, so dass eine nahezu
konstante Räumlichkeit aufkommt. Darüber hinaus werden etliche
außerordentlich starke und tiefe Bässe geboten, die den Zuschauer
beim Nachbarn unbeliebt machen dürften. Das ist auch schon das
einzige Problem, denn die Abmischung ist außergewöhnlich kräftig
ausgefallen, so dass die Dynamik in ihrem Umfang etwas
eingeschränkt wurde. Die Balance bleibt aber dennoch recht
ausgewogen, so dass auch die Dialoge stets klar verständlich
bleiben.
Ausstattung
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Audiokommentar von Regisseur Stuart Beattie
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Audiokommentar von Gary Lucchesi, Richard S. Wright, James
McQuaide und Kevin Grevioux
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Interviews:
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Aaron Eckhart (HD; 3:10 Min.)
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Yvonne Strahovski (HD; 4:04 Min.)
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Miranda Otto (HD; 3:21 Min.)
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Bill Nighy (HD; 2:45 Min.)
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Jai Courtney (HD; 2:08 Min.)
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Kevin Grevioux (HD; 1:42 Min.)
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I, Frankenstein auf der Comic-Con (HD; 3:07 Min.)
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I, Frankenstein: Genesis (Motion Comic)
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Kapitel 1: Adam (HD; 1:56 Min.)
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Kapitel 2: Leonore (HD; 1.55 Min.)
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Kapitel 3: Naberius (HD; 2:05 Min.)
Beim Bonusmaterial wird eine Vielzahl an unterschiedlichen
Beiträgen geboten, die zahlreiche verschiedene Einblicke in diese
Produktion gewähren. Neben 2 Audiokommentaren gibt es darüber
hinaus zwei aufschlussreiche Featurettes, insgesamt 6 Interviews
mit den Darstellern sowie dem Comicautor, eine Berichterstattung
von der Comic Con sowie ein 3-teiliges Motion Comic. Eine
Trailershow sowie ein Wendecover dürfen da natürlich nicht
fehlen.
Fazit
Technisch befindet sich die vorliegende Blu-ray auf herausragendem
Niveau. Das Bild besticht durch eine wunderbar präzise Schärfe und
eine kräftige, kühle Farbdarstellung. Der Ton punktet vor allem
durch eine sehr aktive Surroundkulisse, sowie außerordentlich
kräftige Bässe, was aber auf Kosten der Dynamik geht. Extras sind
zahlreich vorhanden und gewähren einen tiefen Einblick in die
Produktion des Films. Die Story zu
I, Frankenstein
hat Potential, das aber leider verschenkt wurde. Immerhin bietet
Regisseur und Co-Autor Stuart Beattie ein ordentliches Action- und
Effektspektakel, das dennoch für solide Unterhaltung sorgt und
trotz der zahlreichen Mankos einen Blick wert ist. (sah)
Story 5
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 7
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1