Die Geschichte der
47 Ronin ist ein japanisches
Heldenepos, das sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts ereignete. Zum
damaligen Zeitpunkt haben 47 herrenlose Samurai (die durch den Tod
ihres Herrn zum Ronin werden) ihre außerordentliche Treue bewiesen
und in spektakulär aufwändiger Weise dessen Tod gerächt. Durch
diese beispielhafte Tat gehört dieses Ereignis zu den
Nationalmythen Japans, das bereits vielfach in unterschiedlichen
Formen erzählt wurde. Da wundert es beinahe schon, dass Hollywood
erst jetzt mit einem entsprechenden Film an den Start geht, der
mittlerweile ebenfalls auf dem hochauflösenden Medium
vorliegt.
Story
Kai (K. Reeves), halb Japaner, halb Brite schließt sich im Japan
des frühen 18. Jahrhunderts dem Samurai Ōishi (H. Sanada) und
seiner Gruppe an, um gegen den fiesen Fürsten Kira (T. Asano)
vorzugehen. Der hat Kais Geliebte Mika (K. Shibasaki) entführt, um
sie zu heiraten. Dazu hat er ihren Vater hintergangen, so dass
dieser den Freitod wählte. Zusammen wollen Kai und die
47
Ronin sowohl den Tod ihres Meisters rächen als auch Mika
befreien, doch Kira ist mit allen Wassern gewaschen. Ihm steht
neben einem übermächtigen Samurai die Hexe Mizuki zur Seite, die
ihren Herren rund um die Uhr beschützen und so einen Racheakt
nahezu unmöglich werden lassen.
Bereits 1962 hatte Hiroshi Inagaki die Geschichte unter demselben
Namen veröffentlicht. Auch 1994 folgte eine weitere Adaption des
Stoffes. Doch bis dato hat sich noch niemand daran gewagt, dieses
Thema derart respektlos und wahrheitsverzerrend zu verfilmen wie
der Spielfilm Neuling Carl Erik Rinsch, der bis dahin Werbeclips
produzierte. Das Hauptproblem bei
47 Ronin ist
einfach die Tatsache, dass die Geschichte einmal komplett
ver-Hollywood-isiert wurde. Da taucht mit dem Krieger Kai (gespielt
von Matrix-Star Keanu Reeves) eine neue Figur auf, die den
eigentlichen Protagonisten die Show stiehlt und fast schon zu
Nebendarstellern verkommen lässt. Dazu kommen etliche weitere
Elemente, die laut der Original-Überlieferung überhaupt nicht
stattgefunden haben, wie etwa die Entführung der Tochter. Das dazu
noch plötzlich eine Hexe mit fiesen Machenschaften auf den Plan
gerufen wird, sprengt jedoch den Rahmen des Zumutbaren. Immerhin:
Den Schluss der Geschichte hat man originalgetreu belassen;
wenigstens etwas.
Ein Thema, das fest in der japanischen Geschichte verwurzelt ist,
ein Helden-Epos von bedeutsamer Größe derart abzuwandeln, kommt
schon fast einer Verunglimpfung gleich. Dabei hat man sich bei der
Produktion ordentlich Mühe gegeben. Das Budget wird zwischen 175
bis 225 Millionen US-Dollar geschätzt. Bei den Dreharbeiten wurden
die meisten Szenen sowohl in Englisch als auch in Japanisch
gedreht. Dazu gesellen sich spektakuläre Actionszenen sowie
aufwändig inszenierte Kulissen und malerische Landschaften, die
wenigsten dem Auge positive Schauwerte offenbaren. Das reicht
allerdings beileibe nicht aus, um das Drehbuch von Chris Morgan
(
Fast & Furious 6) und Hossein
Amini (
Snow White and the Huntsman) wieder
auszugleichen. Zugute halten muss man aber auf alle Fälle die sehr
gute schauspielerische Leistung, die ein klein wenig das oben
genannte große Manko wieder wettmacht – aber nur ein wenig. Gerade
Hiroyuki Sanada (
Last Samurai) als Ōishi Kuranosuke
oder Tadanobu Asano (
Thor: The Dark Kingdom), Rinko
Kikuchi (Pacific Rim) und sogar Keanu Reeves liefern eine sehr gute
und glaubwürdige Leistung ab. Bei einem geschätzten Verlust von
zirka 150 Millionen US-Dollar, gilt die Produktion als bis dato
größter Flop aller Zeiten.
Bildqualität
Das 2D Bild ist nahezu, bis auf einige wenige Beeinträchtigungen,
einwandfrei. Sowohl Schärfe als auch Detailgrad befinden sich auf
einem sehr hohen Niveau und geben die meisten Details ohne
nennenswerte Qualitätseinbußen wieder. Nur selten sind einige
weichere Abschnitte zu erkennen. Die Farben besitzen einen erdigen
Grundton, der aber dennoch natürlich erscheint und eine gute
Sättigung bietet. Der Kontrast ist minimal erhöht. Der Schwarzwert
ist kräftig und neigt nur in sehr wenigen Momenten dazu, einige
kleinere Details im Dunkel zu verschlucken. Kompressionspuren sind
nicht aufgefallen.
Bild 3D
Die gute Nachricht beim nativ gedrehten 3D Bild vorweg: Sowohl
Schärfe, Detailwiedergabe und Farben sind ohne jegliche
Beeinträchtigungen und werden auch erweitert, um eine Dimension
natürlich und klar wiederzugegeben. Jedoch zeigen sich die Mankos
eher beim essentiellen Teil dieser Darstellungsart: Der
Räumlichkeit: Zum einen sind Pop-Outs nur extrem selten zu
verzeichnen, was aber nicht unbedingt ausschlaggebend dafür ist,
dass die 3D Darstellung nicht optimal ausgefallen ist.
Schwerwiegender ist hingegen die verbesserungsfähige Tiefenwirkung.
Zwar sind recht häufig exzellente Ebenen-Staffelungen zu erkennen,
die eine enorme Tiefe wiedergeben, aber leider sind doch hin und
wieder recht flache Darstellungen vorhanden, welche eine
durchgehende realistisch wirkende Räumlichkeit verhindern. Immerhin
ist das 3D Bild frei von jeglichen Störungen.
Tonqualität
Dem Ton kommt es sehr zugute, dass der Film zahlreiche
Actionsequenzen bereithält. Dadurch machen sich sehr oft die
direktional sehr gut aufgelösten Surroundeffekte bemerkbar, die in
einer weiträumigen Surroundkulisse wiedergegeben werden. Darüber
hinaus darf der Subwoofer oft tiefe aber stets saubere Bässe aus
seiner Membran entlocken, auch wenn der Tieftonbereich noch gerne
etwas tiefreichender sein könnte. Die Abmischung klingt stets
natürlich bei guter Dynamik, die im englischen Original jedoch
etwas umfangreicher ausgefallen ist. Die Balance ist sehr
ausgewogen und gibt sämtliche akustischen Elemente, wie Effekte,
den Score und die Dialoge stets transparent wieder.
Ausstattung
3D Disc:
2D Disc:
-
Unveröffentlichte Szenen: (HD; 7:42 min.)
-
Mika bedauert ihre Liebe zu Kai
-
Mika will Fürst Kira vergiften
-
Oishi will Kai dem Holländischen Kapitän abkaufen
-
Isogai wird von der Hexe Verzaubert
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Die Legende wird wiedererweckt (HD; 6:44 min.)
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Keanu & Kai (HD; 4:00 min.)
-
Raserei in Stahl: Die Kämpfe der 47 Ronin (HD; 5:54
min.)
-
Mythen, Magie & Monster: Die Effekte von 47 Ronin (HD; 7:35
min.)
Exklusive 3D Extras gibt es keine. Bei der 2D Disc wurde ebenfalls
nur auf Sparflamme gekocht. Neben vier entfernten Szenen, gibt es
lediglich noch vier Featurettes, die die Originalgeschichte
erzählen, sich mit den Special Effekts befassen, die Stunts näher
durchleuchten sowie etwas näher auf den fiktiven Charakter Kai
eingehen. Zusammen ergibt das eine Spielzeit von gut einer halben
Stunde. Immerhin liegen sämtliche Beiträge komplett in HD
vor.
Fazit
In technischer Hinsicht gibt es kaum etwas zu beklagen. Das 3D Bild
könnte zwar noch konsequenter sein und weitaus mehr Tiefe besitzen,
aber insgesamt ist das Bild (auch in 2D) schön scharf bei einer
stimmigen Farbwiedergabe. Der Ton bietet zahlreiche Surroundeffekte
und kräftige Bässe, bleibt dabei aber stets transparent. Am
Bonusmaterial wurde leider gespart, so dass nur recht wenige
zusätzliche Informationen zum Film enthalten sind. Die Umsetzung
von
47 Ronin ist recht fragwürdig ausgefallen
dabei genauso realistisch, als wenn in Zero Dark Thirty Drachen und
Orks vorgekommen wären. Lediglich die wirklich gute
schauspielerische Leistung und die sauber inszenierten
Actionsequenzen sind eine Sichtung wert. Von einem Blindkauf ist
daher abzuraten. (sah)
Story 4
Bild 2D 9
Bild 3D 7
Tonqualität 9
Ausstattung 4
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1