Verschwörungstheorien gibt es schon seit Jahrtausenden, doch noch
nie gab es so viele wie in der heutigen Zeit, was auch an der
wachsenden Globalisierung liegt. Da kommen zu jedem einschneidenden
Ereignis zwangsweise entsprechende konspirative Thesen auf, die bei
manchen mal mehr, mal weniger Zweifel am Grund für eine Ursache
auslösen. Sei es die Mondlandung, das Attentat auf John F. Kennedy
oder auch der Unfall von Lady Diana, alternative Sichtweisen gibt
es en masse. Wikileaks oder Whistleblower wie Edward Snowden
schüren dabei natürlich die Glut an Verschwörungstheorien. Das
Thema hat Regisseur Richard Donner (
Lethal Weapon Filmreihe) nach einem
Drehbuch von Brian Helgeland (
L.A. Confidential) im Jahr 1997
aufgegriffen und daraus den Film
Fletchers
Visionen entstehen lassen, der nun auf Blu-ray
erscheint.
Story
Jerry Fletcher (M. Gibson) ist einfach nur ein freundlicher
Taxifahrer, der eine starke Faszination für Verschwörungstheorien
hegt, und dabei seine Meinungen und Ansichten gerne unter seinen
Fahrgästen verbreitet. Nach einem Zwischenfall hat es ihm die
hübsche Anwältin Alice (J. Roberts) angetan, die sich ungefragt
seine wilden Theorien anhören muss. Eines Tages wird Jerry
tatsächlich von einer geheimnisvollen Einheit entführt und
gefoltert, kann aber fliehen. Anfangs noch skeptisch, verhärten
sich jedoch die Verdachtsfälle, so dass auch Alice sich
mittlerweile eingestehen muss, dass ihr heimlicher Verehrer mit
seinen Aussagen wohl Recht hatte. Welche seiner zahlreichen
Verschwörungstheorien hat aber seine Entführer auf den Plan
gerufen?
Den Einstand zur Charakterzeichnung des Protagonisten Jerry hätte
Mel Gibson (Braveheart) nicht besser darstellen können. In seiner
Improvisation lässt er die Rock Band Grateful Dead zu britischen
Geheimagenten werden oder stellt die These auf, dass alle
bisherigen Nobelpreisträger von der Regierung dazu gezwungen
wurden, Samenspenden abzugeben. Einfach herrlich.
Dennoch ist
Fletchers Visionen keine
Meisterleistung Helgelands, wie beispielweise seine ein Jahr später
folgende Oscar prämierte Meisterleistung zu L.A. Confidential.
Einige leichte Handlungsschwächen sind nicht von der Hand zu
weisen, wie der eine oder andere klischeebeladene Spruch oder auch
nicht näher erläuterte Hintergründe zu Jerrys Figur, wobei diese
dennoch eine wunderbare Charakterzeichnung erfährt – Gibson sei
Dank! Donner hat aus allem das bestmögliche herausgeholt, so dass
der Film leichte Logiklücken sowohl durch eine entsprechend
herausragende schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller, der
einen oder anderen überraschenden Wendung, sowie teils spektakulär
inszenierter Action wettmacht. Allerdings: Die im Film beschriebene
Verschwörungstheorie ist kein Hirngespinst des Drehbuchschreibers
oder ein genial improvisierter Geistesblitz von Hauptdarsteller Mel
Gibson, sondern wurde eine Zeitlang tatsächlich von der
amerikanischen Regierung so praktiziert.
Neben Gibson zeigt auch Julia Roberts (
Erin Brockovich), dass sie eine
sehr gute Schauspielerin ist. Leider hat die Skriptvorlage für ihre
Rolle nicht viel Möglichkeit hergegeben, um so zu brillieren wie
Gibson oder beispielsweise auch Patrick Stewart (
X-Men Filmreihe), der den
Antagonisten Dr. Jonas hervorragend darstellt. Mit dem von Cylk
Cozart (
16 Blocks) gespielten Agent Lowry
gesellt sich noch ein weiterer undurchschaubarer Charakter zum Plot
hinzu, der dem Film zusätzliche Dynamik verleiht. Wobei auch
Donners Cousin Steve Kahan (der Captain aus
Lethal Weapon) in einer kleinen
Nebenrolle nicht fehlen darf.
Bildqualität
Fans des Films, die bislang mit der grottigen DVD vorlieb nehmen
mussten, dürfen nun endlich aufatmen und ein Upgrade wagen.
Zwischen der DVD und der Blu-ray liegen Welten und das
selbstverständlich im positiven Sinn. Der HD Transfer hat sich
definitiv gelohnt. Das macht sich zum einen bei der um Längen
besseren Schärfe und dem ebenso höheren Detailgrad bemerkbar, die
nun eine wesentlich feinere Kantenschärfe bietet. Nicht nur in
Nahaufnahmen, sondern auch in den Totalen werden nun wesentlich
mehr Details sichtbar. Obendrein erscheint auch der Kontrast
bedeutend optimaler, auch wenn er nach wie vor leicht erhöht ist,
was in vereinzelten Fällen schwache Durchzeichnungsprobleme mit
sich bringt, wie z.B. in der Szene mit Alice und ihrem Chef vor
Jerrys erstem Besuch. Sowohl ihr Jacket als auch die Uniformen der
Polizisten werden nicht durchgehend optimal wiedergegeben. Die
Farben sind dennoch stets natürlich bei starker Sättigung, der
Schwarzwert ist tief und kräftig. Kompressionsspuren sind nicht
einmal ansatzweise vorhanden.
Tonqualität
Auch beim Ton ist ein minimaler Schritt nach vorne festzustellen.
Im Vergleich zur DVD erscheint die Dynamik ein klein wenig
umfangreicher, zumindest was die deutsche Synchronisation betrifft,
während das englische Original in DTS HD MA 5.1 da
selbstverständlich einen wesentlich besseren Eindruck hinterlässt
und obendrein auch natürlicher klingt. Zumindest schlägt sich die
deutsche Dolby Digital Spur (640 kbps) auch recht wacker. Die
Surroundeffekte sind klar aufgelöst und sorgen zusammen mit dem
(teils gewöhnungsbedürftigen) Score von Carter Burwell (Fargo) für
eine angenehme Räumlichkeit. Gerade die Szene in der Jerry und
Alice sein Zimmer verlassen, sei dafür als Beispiel genannt. Hin
und wieder darf auch der Subwoofer einige angenehme,
unaufdringliche Bässe aus seiner Membran zaubern. Die Balance ist
stets ausgewogen und lässt sämtliche Elemente, wie beispielsweise
die Dialoge, ohne Probleme klar differenzierbar erklingen.
Ausstattung
Bonusmaterial ist keines vorhanden, was jedoch keine große
Enttäuschung darstellt, da bereits die DVD sowie auch die US-Import
Fassung bisher mit keinerlei zusätzlichen Beiträgen aufwarten.
Schade ist es natürlich, denn ein Thema wie in
Fletchers
Visionen schreit ja förmlich nach persönlichen Ansichten
von Cast & Crew zu dem Thema oder ggf. einer entsprechenden
Doku. Auf ein Wendecover wurde, wie bei Warner üblich, ebenso
verzichtet.
Fazit
Endlich kann die bisherige DVD-Veröffentlichung durch eine
gelungene Blu-ray ersetzt werden. Gerade das Bild rechtfertigt
dabei ein Upgrade, da vor allem Schärfe und Kontrast die
deutlichsten Pluspunkte darstellen. Der Ton zeigt bei der deutschen
Synchronisation nur eine minimale Steigerung, bietet aber eine
ausgewogene Abmischung mit guten Surroundeffekten und angenehmen
Bässen. Bonusmaterial glänzt durch Abwesenheit. Der Film selbst
stößt auf geteilte Meinungen. Während die einen den Film vor allem
auch wegen der herausragenden schauspielerischen Leistungen von Mel
Gibson und Julia Roberts loben, kritisieren andere die teils
konventionelle, mitunter klischeebeladene Geschichte. So oder so
hat Regisseur Richard Donner mit
Fletchers
Visionen einen spannenden und unterhaltsamen
Verschwörungsthriller abgeliefert, der nicht nur für Anhänger der
Darsteller oder des Themas interessant sein dürfte. (sah)
Story 8
Bildqualität 8
Tonqualität 7
Ausstattung 0
Gesamt * 5
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1