The Bay (2012) Blu-ray
ReviewDie Nachrichten sind voll von Horrormeldungen über ökologische
Katastrophen. Eine Ölpest hier, gerodeter Urwald dort,
Luftverschmutzung, vergiftete Gewässer…die Liste ließe sich
beliebig verlängern. Es sieht ganz danach aus, als wären dem
Menschen die Naturkatastrophen, die er nicht selbst verursacht,
noch nicht genug. Spätestens seit dem Beginn der Industrialisierung
gehen wir nicht gerade zimperlich mit unserem Lebensraum um. Und
eine Besserung ist nicht in Sicht. Man merkt es ja schon an der
eigenen Reaktion, wenn einmal mehr über eine schlimme
Umweltkatastrophe berichtet wird: „Oh, das ist aber
schlimm…nächstes Thema.“ Gleichgültigkeit macht sich breit. Solange
es einen nicht selbst betrifft, sich die Probleme in einem
entfernten Winkel der Welt abspielen, bringt unsere heile Welt so
schnell nichts ins Wanken. Nicht anders denken die Bewohner des
kleinen Küstenstädtchens Claridge im US-Bundesstaat Maryland. Bis
zum 4. Juli 2009.
Story:
Es ist Unabhängigkeitstag, es ist Sommer und es
herrscht Volksfeststimmung in dem idyllischen Ferienort an der
Ostküste der Vereinigten Staaten. Die Menschen sind zu tausenden
auf den Straßen unterwegs. Krabben Wettessen, Zuckerwatte für die
Kleinen, das Leben könnte kaum unbeschwerter sein. Doch die
allgemeine Ausgelassenheit erfährt ein jähes Ende, als in der Stadt
vermehrt eine mysteriöse Krankheit auftritt. Blasiger Ausschlag auf
der Haut und blutiges Erbrechen sind nur die äußeren Symptome einer
Epidemie, die sich rasend schnell unter der Bevölkerung ausbreitet.
Schnell sind die Krankenhäuser überfüllt, verstörte Kranke irren
jammernd und schreiend durch die Straßen. Niemand weiß, was hier
gerade passiert. Die Seuchenschutzbehörde ist ratlos, schnelle
Hilfe nicht zu erwarten. Ein fröhlicher Sommertag entwickelt sich
binnen Stunden in eine unaufhaltsame Apokalypse.
Spätestens seit Oren Peli die Kinozuschauer mit
Paranormal Activity zu Tode
erschreckt hat, sind Filme, die augenscheinlich auf „echtem“
Found-Footage-Material basieren en vogue. Denn nichts ist
erschreckender als die Realität. Das dachte sich auch Regisseur und
Produzent Barry Levinson (u. a.
Rain Man,
Good Morning
Vietnam,
Bugsy) als er darüber sinnierte,
wie man den Menschen die schrecklichen Ausmaße der allgemeinen
Umweltverschmutzung begreiflich machen könnte. Dokumentationen über
dieses Thema gibt es bereits genug, eine echte Wirkung erzielen sie
wenn überhaupt nur kurzzeitig. Schnell erkannte Levinson das Genre
des Found-Footage Horrors als das geeignete Mittel, um seine
Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen. Dabei hält sich der
Filmemacher tatsächlich so nah wie möglich an der Realität. Die
Rede ist im Fall von
The Bay tatsächlich von 90%
wissenschaftlich fundierten Fakten und 10% Fiktion. Sieht man sich
den nur knapp 85minütigen Schocker an, glaubt man diese Verteilung
sofort. Levinson gelingt es durch einen effektiven Zusammenschnitt
aus Material privater Digicams, Überwachungskameras oder
Handykameras ein Mosaik des Grauens zusammen zu setzen, das
niemanden kalt lassen dürfte. Auf klassische Filmszenen wird
komplett verzichtet. Zeitweise kommentiert wird das Material von
der Reporterin Donna (Kether Donohue), die am besagten 4. Juli im
Auftrag eines lokalen Fernsehsenders in der Stadt war, um über die
Feierlichkeiten zu berichten.
Trotz des Dokumentarstils folgt die Handlung einigen Charakteren
besonders ausführlich, etwa dem Chefarzt des örtlichen
Krankenhauses, einem Pärchen mit Baby, besagter Reporterin Donna
mit ihrem Kameramann oder zwei Streifenpolizisten. Dadurch werden
dem Zuschauer einige Identifikationsfiguren an die Hand gegeben, so
dass das Gezeigte nicht in Beliebigkeit abdriftet. Den
Schauspielern wurde in ihren Szenen genügend Raum für eigene
Improvisationen gelassen. Ein weiterer geschickter Schachzug, der
die Glaubwürdigkeit des Films zusätzlich steigert. Durch die
eingeschränkten Blickwinkel der einzelnen Kameras, die gerade „vor
Ort“ sind, wird man als Zuschauer nur noch intensiver in die
Handlung hineingezogen. Wie so oft ist es das, was nicht oder nur
unvollständig gezeigt wird, das den größten Nervenkitzel erzeugt.
Trotz dieser bewussten Einschränkungen kommen auch Horrorfans auf
ihre Kosten, die es gerne blutig mögen. Zart besaitete Gemüter
seien dagegen gewarnt. Einige Szenen sind echt eklig!
Bildqualität:
Eine Bewertung des Bildmaterials nach gängigen Kriterien ist im
Fall von
The Bay natürlich schwierig. Da sich der
Film aus unterschiedlichem Quellmaterial zusammensetzt, schwankt
auch die Bildqualität enorm. Szenen, die offensichtlich mit
privaten Digicams aufgenommen wurden, liefern noch das beste
Ergebnis. Hier ist das Bild ansprechend scharf und gut
durchzeichnet. Am anderen Ende der Skala liegen dagegen verrauschte
Aufnahmen von Überwachungskameras, die das Grauen an verschiedenen
Punkten der Stadt aufzeichnen. Einen lupenreinen HD-Transfer sollte
man hier also keinesfalls erwarten. Dieser wurde bewusst dem
Found-Footage Charakter des Films geopfert.
Tonqualität:
Im Gegensatz zum Bild präsentiert sich die Tonspur ganz und gar
nicht minimalistisch. Spätestens hier zeigt sich, dass
The
Bay kein No-Budget Amateurfilm wie einst „Paranormal
Activity“ ist, sondern eine professionell inszenierte
Hollywoodproduktion. Die Soundkulisse wird extrem effektiv dazu
genutzt Spannung aufzubauen. Dramatische Szenen werden von einem
verstörenden, nervenaufreibenden Soundtrack begleitet, der einem
das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ebenso gezielt werden
direktionale Surroundeffekte eingesetzt, die sich exakt ortbar auf
die einzelnen Lautsprecher verteilen. Die ausgeprägte Dynamik
offenbart sich hauptsächlich in den geschickt platzierten
Schockmomenten. Die Sprachverständlichkeit ist jederzeit gegeben.
Lediglich auf übermäßigen Tiefbasseinsatz muss man
verzichten.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial ist recht überschaubar. Das 11-minütige Feature
und der Audiokommentar mit dem Regisseur geben allerdings einige
wissenswerte Fakten über die Produktion preis. Vor allem stellt man
nach den beklemmenden 85 Minuten erleichtert fest, dass man gerade
doch „nur“ einen Film gesehen hat.
Fazit:
Bezüglich der Bildqualität müssen eindeutig Abstriche gemacht
werden. Dafür ist das Material der einzelnen Quellen einfach zu
unterschiedlich. Natürlich unterstreicht dieses Stilmittel den
gelungenen Dokumentarcharakter des Films. Dagegen liefert die
Tonspur ein in jeder Hinsicht zeitgemäßes Ergebnis. Mit akustischen
Mitteln wird hier gehörig an der Spannungsschraube gedreht. Die
Extras sind leider recht spärlich ausgefallen.
Mit
The Bay liefert Barry Levinson einen enorm
spannenden Found-Footage Thriller ab, der wohl niemanden kalt
lassen dürfte. Kann man spukende Dämonen wie im Fall von
Paranormal Activity noch recht
locker als fiktiven Nonsens weglächeln, bleibt einem das
überhebliche Grinsen hier ziemlich schnell im Hals stecken.
Spätestens beim nächsten Badeurlaub am vermeintlich idyllischen
Strand oder See sollte man sich die Frage stellen, in welcher Brühe
man hier eigentlich seine Bahnen zieht. Geheimtipp!
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 7/10
Ton: 9/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der The Bay
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
Ton: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)