Geschrieben: 07 Feb 2014 07:12

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Leatherface (2017)
(Limited Digipak Edition)
Bedankte sich 15 mal.
So, zurück aus dem Kino und mehr als begeistert, jawohl.
Vorweg, uns allen ist bewusst welchen Status unser geliebtes
Robocop Original genießt, auch zurecht wie ich finde.
Diesen Brachialbatzen aus übertriebener Gewalktexesse und
satirischen Seitenhieben, hat zu der damaligen Zeit (und natürlich
auch ungeschönt zu der schlechteren heutigen) bestens funktioniert.
Alleine der atmosphärische Charme und die für seine Zeit guten
Effekte (Sowohl die Stop-Motion als auch Gore FX), trugen mitunter
zum hohen Wohlfühlfaktor des Films bei.
Und zurecht darf man im Falle eines Remakes, oder sollte ich besser
den passenden Begriff "Neuinterpretation" wählen, skeptisch sein;
zumal die Messlatte des Originals astronomisch hoch
erscheint.
Und anstatt genau da den Versuch zu starten, in diesem Segment
erneut anzusetzen macht Jose Padilha das einzig richtige und
schlägt eine andere Kurskorrektur ein, ohne aber die Existenz des
Originals in gewissen Fragmenten zu verleugnen.
Ok, man muss fairerweise ganz klar sagen, dass dem Film irgendwo
schon etwas die Seele fehlt, die das Original definitiv inne hatte.
Das ganz dicke Plus sind in dem Falle ganz klar die dem hohen
Budget geschuldeten guten Effekte und natürlich den Protagonisten.
Wenn Robocop gleich gegen mehrere ED 209 oder auch Roboter in einer
abgelegenen Lagerhalle (Trainingssequenz) kämpft, so ist das schon
sehr amtlich inszeniert.
Michael Keaton als Omnicorp Oberhaupt Sellars brilliert hier
bestens aufgelegt und Jackie Earle Haley, als integranter
Ausbilder, der sein Roboterportfolio schürt und in Form bringt,
überzeugt und gibt auch einen Onliner in Richtung Original, in
etwas anderer Form (I´ll by that for a Dollar )
Samuel L. Jackson als schonungsloser Lobbyist einer
Nachrichtensendung, verteilt derweil nette Gesellschaftskritische
Seitenhiebe und agiert wie immer souverän.
An Mr. ROBOCOP himself musste ich mich hingegen erst gewöhnen, da
die Mimik und das Schauspiel des anfangs etwas zu lapidar wirkenden
Joel Kinnaman mich erst später begeistern konnte. Es fehlt ihm so
ein bisschen der Kumpeltyp, den ein Peter Weller halt in meinen
Augen zu Beginn an schon hatte.
Hauptbindeglied ist hier seine Frau, die überzeugend von Abbie
Cornish verkörpert wird. Und das nutz Padilha auch für seine
Interpretation des neue Robocops: Er setzt hier schon etwas mehr
auf die emotionale Ebene und versucht die Menschlichkeit und die
Emotionen, die in der Maschine Alex Murphy stecken, durch den Film
zu tragen, was ihm auch in großen Teilen des Films gelingt, allen
voran im Mittelteil, als Alex wieder zu sich selbst findet und die
Prioritätenliste für sich neu setzt.
Was aber schade ist und ich am Original so liebte, das waren die
"Bad Guys", die eben der korrupten Omnicorps-Chefetage hörig waren.
Ein Clarence Boddicker fehlt hier ebenso wie ein Emil Antonowski.
Stattdessen gibt's hier mehr oder weniger einige Alibi Bösewichter,
die von einem gewissen Antoine Vallon angeführt werden, für mich
aber zu wenig in Erscheinung getreten sind und somit kein
Bindeglied im direkten Vergleich zum Original bilden, wenn auch der
Verweis als solcher zu erkennen ist.
Michael Keaton und auch Samuel L. Jackson sind perfekte
Abreißbilder heutiger Politiker und passen echt gut ins Bild,
während ein brillant agierender Gary Oldman als Wissenschaftler mit
guter Seele, der nur gutes tun will, in den Strudel der Intrigen
einfach reingerissen wird und schon irgendwo eine unfreiwillige
Opferrolle einnimmt. Er ist aber einer der großen Sympathieträger
hier, ganz klar.
ROBOCOP selbst erntete für sein neues, primär schwarzes Outfit ja
nicht nur positives Lob. Zwar kommt auch zu Anfang des Films seine
Rüstung in den Ursprungsfarben in etwas aufgemotzter Form zum
tragen, jedoch dominiert die schwarze Rüstung.
Und was soll ich sagen? Ich hatte auch größte Zweifel, nachdem ich
die ersten Bilder damals sah…aber….ENTWARUNG. Das Teil sieht im
Film richtig gut aus und wirkt mächtig edel, echt wahr. Generell
sieht der Robocop der Neuzeit richtig edel aus.
Das gilt auch für den Rest des robotischen Portfolio der OCP. Die
neuen ED 209 sehen atemberaubend aus und sind echte Hingucker. Auch
die damit verbundenen CGI´s sind absolute klasse. Gerade zu Beginn
des Films, wo einige diesen Typus durch die Stadt streifen und dann
in ein Gefecht verwickelt werden, echt ansehnlich.
Sicher, Robocop anno 2014 ist mächtig aufgeblasen und total auf
Hochglanz getrimmt. Aber, die 2 Stunden sind zu keiner Zeit
langweilig und es gibt ständig was zu entdecken und passieren tut
eigentlich immer was. Die Kämpfe und die gesamte Action sind
einwandfrei inszeniert und die etwas wacklige Kameraführung in den
Feuergefechten unterstreichen den "wir sind mitten im Geschehen"-
Effekt wunderbar. Ich hatte zwar einen soliden Film erwartet, wurde
aber dann belohnt, dass dieser dann doch besser war, als zunächst
angenommen. Der Score ist in der Titelsequenz ans Original
angelehnt und auch der Rest passt stimmungsmäßig.
Ob die FSK 12 jetzt gerechtfertigt ist möchte ich nicht beurteilen.
Jedoch muss man sagen, dass es schon etwas merkwürdig anmutet, wenn
ein ED 209 zu Beginn ein Kind mal eben im "OFF" wegschießt. Auch
wenn kein Blut fließt, einige Shootouts haben es dennoch in
sich.
Ich muss den Film noch sacken lassen und werde den sicher noch ein
2tes mal im Kino sehen und werde dann mal eine Wertung in Zahlen
abgeben. Aber, es hat sich heute echt gelohnt und ich freue mich
schon jetzt wie Bolle auf die Bluray.
In diesel Sinne, "Your move, Creep".