So unterschiedlich können Geschmäcker sein...
Im Gegensatz zu allen Unkern hier, finde ich den Film überaus fesselnd und in jeder technischen Hinsicht absolut gelungen. Beim erste Teil motzten alle, dass man keine Aliens zu Gesicht bekam, was im Übrigen noch nicht einmal den Tatsachen entspricht. Für eine Mini-Independent-Produktion war "Monsters" einfach grandios. Gute Story, haushohe Atmosphäre und vieles, was man zwischen den Zeilen entdecken konnte. Und bitte Leute, daran schließt die Fortsetzung nahtlos an. Die Monster sind noch immer friedliche Gesellen, es sei denn, sie werden bedroht, eingesperrt oder angegriffen. Der Mensch ist auch im zweiten Teil das wahre Monster, hat in den vergangenen zehn Jahren nichts gelernt - im Gegensatz zu den Aliens, die sich in dieser kurzen Zeitspanne perfekt an alle Lebensräume angepasst haben - und macht alles platt, was nicht aussieht (und denkt), wie er selbst. Dazu gehören dann eben auch andere Hautfarben, andere Glaubensrichtungen, andere Wertevorstellungen. Alles Fremde erzeugt Argwohn, Argwohn schürt Angst und Angst eskaliert in Gewalt. Die aktuellen Bilder, der um ihr Leben flüchtenden Familien aus den Kriegsgebieten in Syrien, Afghanistan, Irak oder Eritrea rückt das Monster Mensch in den Mittelpunkt. Und damit meine ich nicht nur die Kriegstreiber in deren Heimatländern, sondern auch den braunen Scheißhaufen an NS-Genossen hier in unserem Land und den geistig entgleisten Sympathisanten am Straßenrand, wenn hocherhobenen Arms der Untergang des deutschen Vaterlandes prophezeit wird.
Ohne seinen guten Anspruch des ersten Teils einzubüßen, setzt Teil zwei nun noch eine, ach was, drei ganze Schippen obendrauf. Technisch ist am neuen Werk kaum etwas auszusetzen. Das Bild ist tadellos, der Sound brachial und von toller Filmmusik begleitet. Die Gewaltschraube hat immens angezogen und die Verlegung der Handlung in eine öde Wüstenregion Vorderasiens ist ein grandioser Schachzug. Der Film versucht gar nicht erst vorzugaukeln, dass die USA lediglich als Friedensengel und Unterstützungspaten in die Region einfallen. Von Anfang an ist klar, dass die GIs und logischerweise auch deren Entsender, den primitiven Ureinwohnern nichts zutrauen. Wie schön, dass man diese also beim Beseitigen der Monster, als Kollateralschäden gleich mit an die Himmelspforten pusten kann. Ich für meinen Teil war die komplette Filmlänge über gefesselt. Der Film hat mich überrascht, begeistert, erbost, schockiert, fasziniert,... Selten sehe ich mir unmittelbar im Anschluss die Extras an, geschweige denn springe ich noch einmal an bestimmte Passagen zurück. Bei "Dark Continent" habe ich sogar beides getan und trotz Überlänge freiwillig auf meinen wertvollen Schlaf verzichtet. Ich weiß, ich stehe mit meiner Meinung derzeit mutterseelen allein aber das macht mir absolut nichts aus, da ich mich ohnehin nicht als Lemming sehe. Warum soll ich mir bitte "Mission Impossible 19" oder "Fast & Furious 27" antun, wenn ich als Alternative doch so interessantes Kino geboten bekommen. Aber gut, ich habe mich eh schon fragen lassen müssen, was in meinem Kopf verkehrt läuft, weil ich bei der Aufzählung meiner Lieblingsfilme "Gladiator", "300" und "Titanic" in einem Atemzug nenne...
bewertet am 12.09.15 um 02:21